Vor wenigen Tagen ist Evangelos Odysseas Papathanassiou, besser bekannt als Vangelis im Alter von 79 Jahren gestorben. Deshalb wollen wir seine Musik einmal Revue passieren lassen. Wir schauen uns an, was den Griechen mit Miles Davis verbindet und betrachten seinen Blade Runner Blues einmal näher.
Blade Runner Blues und Noir-Klänge aus der Zukunft
Der Blade Runner Soundtrack dürfte neben Conquest of Paradise zu Vangelis größten Werken gehören. Der 'Blade Runner Blues' ist eines der Stücke, die noch einmal aus dem Score herausstechen und führen uns aus dem von Ridley Scott erschaffenen Zukunftsszenario im Jahr 2019 zurück in das Jahr 1957. Da nämlich schüttelte Miles Davis bei einem Aufenthalt in Paris mal eben den Soundtrack zu 'Ascenseur pour l’échafaud (Fahrstuhl zum Schafott)' aus dem Ärmel und machte damit nicht nur eindringlich klar, dass ab jetzt die Phase des Modalen Jazz begonnen hat, sondern formte auch das tonale Erscheinungsbild für Noir Filme.
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Das Trope der einsamen Trompete (wahlweise auch Saxophon) begleitet von nun an das Genre und wird unter anderem von Jerry Goldsmith in Chinatown und später von Bernard Herrmann in Taxi Driver (mit Zitaten von Miles Davis 'Flamenco Sketches') meisterhaft weitergeführt. Für die Figur des einsamen Detective Deckard, der sich durch die verregnete und düstere Großstadt schlägt, holte Vangelis also folgerichtig diese Klänge wieder aus dem Regal und hüllt seinen Yamaha-CS80 in Whiskey und Rauch. Sein Harmonica Lead-Patch weckt Erinnerungen an Davis hauchigen Ton und breitet sich über das Bett aus fis-Moll aus. Gelegentliche scheint durch das Dickicht ein D-Dur und lässt Deckards romantische Hoffnungen aufblühen. Doch die düstere fis-Blues Skala legt sich bleischwer über alles Licht.
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Im Blade Runner Blues finden wir aber ganz gewiss nicht nur Miles Davis, sondern auch Vangelis selbst. Zwei Jahre bevor der Grieche den Sci-Fi Klassiker vertonte, veröffentlichte er 'Opera Sauvage'. Der Soundtrack für die gleichnamige Naturdoku enthält unter anderem das 12-minütige 'Rêve'. Hört man beide Stücke hintereinander weg, werden die Ähnlichkeiten deutlich. Vangelis entfaltet hier auf dem Rhodes-Piano eine ähnliche Noir-Romantik, diesmal in d-Moll. Der Blues wird zunächst etwas spärlicher eingesetzt als bei Blade Runner, dafür kommt aber mehr komplexere Jazz-Harmonik zum Tragen. Synthie-Leads und Pads schweben frei durch den Mix, begleiten mal für ein kurzes Stück die Melodie, oder bewegen sich konträr zum Rhodes und entwickeln wieder eigene Motive. Gegen Ende setzen synthetische Percussions ein und 'Rêve' verschiebt sich für ein paar Minuten fast vollständig zum Blues. Das Rhodes steigert sich in einen treibenden Groove und klassische Blues-Riffs kommen zum Einsatz. Vangelis bestes Stück? Vermutlich schon, wenn da nicht auch noch 'La petit fille de la mer' wäre.
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