Kritik gibt es am Auftritt des Magdeburger Tekk-Labels 'Strezzkidz' im Berliner SEZ-Club. Mehrere Künstler des Labels sind in der Vergangenheit mit Nazi-Symbolen aufgefallen. Erst durch ein Posting auf Social Media kam es zu einer Reaktion der Beteiligten.
In der elektronischen Feierszene in Berlin herrscht in der Regel das Motto: Nein zu Rassismus, Diskriminierung und Sexismus. Ganz so genau wurde das scheinbar nicht von den Veranstalter:innen des SEZ-Clubs genommen. Seitdem die Partylocation im September 2022 ihren Standort wechselte - der Club ist jetzt in einer ikonischen Ruine des ehemaligen Ost-Erlebnisbads beheimatet - war das Magdeburger Label 'Strezzkidz' viermal zu Gast. Dabei ist schon seit längerem bekannt, dass Mitglieder von "Strezzkidz" ihre rechte Gesinnung offen zur Schau stellen. Bereits 2021 wurden zwei Mitglieder des Labels vom Leipziger Distant-Festival ausgeladen, nachdem sie auf Bildern mit Nazi-Symbolen gesichtet wurden.
Dabei geht es um zwei Tekk-Produzenten: Christian Hundt aka Hunnel (oben rechts im Bild) und Alex Walter aka Zahni. Die Veranstalter:innen des Festivals wussten anfangs nichts über die politische Gesinnung. "Wir haben im Vorfeld leider nicht bemerkt, aus welchen Hintergründen die gebuchten Personen kommen. Als Konsequenz werden die betreffenden Artists selbstverständlich abgesagt“, erklärte das Festivals damals.
Eindeutige Symbole, keine Konsequenzen
Bei einem Spiegelselfie von Hunnel war auf dem Spiegelrand eine Liebeserklärung zu erkennen: "I ♥ HTLR". Auf einem anderen Bild sieht man seine Katze, die unter einem Hakenkreuz liegt. Ein weiteres Bild zeigt ebenfalls eine Katze, die dieses mal auf eine Reichsflagge herabblickt. Auf dem Profil von Zahni, dem größten Act des Labels, wurde ebenfalls Nazi-Symbolik gefunden. Auf einem Urlaubsfoto trägt der Produzent eine schwarz-weiß-rote Badehose (die Farben der Reichsflagge). Bei einem DJ-Foto sieht man eine Nazi-Fahne im Hintergrund (siehe Titelbild) und in seinem Merch-Shop verkaufte er Sticker mit dem Handzeichen von Aryan Brotherhood (Anm.: Aryan Brotherhood ist eine neonazistische Gang aus den USA). Laut der Instagram-Seite 'gerade.denken' gibt es mit 'DJ Haimkind' ein drittes Mitglied, welches ebenfalls mit einer Badehose in Reichsfarben aufgefallen ist.
Trotz der Ausladung vom Festival ging die Musik-Karriere der beiden munter weiter. Seit September 2022 war Hunnel zweimal und Zahni einmal im Berliner SEZ-Club am Start. Hunnel spielte zuletzt am 20. Januar in Berlin, weshalb der Fall noch einmal aufgegriffen wurde. Die Kanäle 'gerade.denken' und 'North East Antifa Berlin' verfolgten die Aktionen der Produzenten und warnten den SEZ-Club laut eigener Aussage im Vorhinein. Da die Betreiber:innen des Clubs die Vorwürfe allerdings nicht ernst genommen haben, wurde das Thema am Tag der bevorstehenden Klubnacht in die Öffentlichkeit getragen. "Wir dürfen nicht zulassen, dass sich mitten in Berlin rechte Strukturen etablieren, indem sich rechte Labels in Showcases präsentieren können und wünschen uns eine stabile Antwort der Szene!", steht in dem Posting.
Reaktionen von SEZ-Club und Label sind enttäuschend
Nachdem das Thema durch den Instagram-Post neue Aufmerksam erhalten hatte, meldeten sich der Club mit einem Statement zu Wort. Demnach werde keinerlei "Gewalt und Rassimus" geduldet und jeder sei "herzlich willkommen, der friedlich Feiern möchte". "Techno stand schon immer für eine tolerante Gemeinschaft und auch wir als Klub, der dieser Musik ein Zuhause gibt, steht dafür!", heißt es weiter. Das Facebook-Posting wurde erst drei Tage nach dem Event abgesetzt. Die Club-Betreiber:innen wussten allerdings bereits vor der letzten Party am 20. Januar, mit welchen Artists sie hier zu tun haben.
Strezzkidz ist in der Hardtekk-Szene ein bekanntes Label und hat auf Facebook über 75.000 Follower. Entsprechend wurde eine Reaktion erwartet. Das halbgare Statement strotzt allerdings nicht wirklich vor Überzeugung - trotz Buzzwords wie "Toleranz" und "Akzeptanz". In der Stellungnahme zeigte sich das Label "geschockt" von den Bildern von Hunnel. Sie hätten keine "rechtsextremen Anzeichen" erkennen können und "ihn über die Jahre als Mensch schätzen gelernt". Mit den eindeutigen Fotos wurde allerdings eine "rote Linie überschritten". Angeblich wurde die Zusammenarbeit deshalb schon vor Wochen beendet. "Deswegen haben wir nach einer persönlichen Aussprache die Zusammenarbeit mit Hunnel bereits vor einigen Wochen beendet." Wieso Hunnel am 20. Januar, also drei Tage vor dem Statement, mit der 'Strezzkidz'-Crew in Berlin aufgelegt hat, kann das Label nicht beantworten.
Im letzten Absatz der Statements wird dann auch noch kurz Stellung zu den anderen beschuldigten Artists genommen. "Zu unseren anderen Acts stehen wir zu 100% solange sie unsere hier beschriebenen roten Linien nicht überschreiten." Einer der definierten roten Linien ist allerdings "Verherrlichung, Tragen und zur Schaustellung von Nazisymbolen".
Weitere Details zu diesem Fall gibt es in einem Artikel von Belltower News.
1 Kommentare zu "Nazi-Symbole: Aufregung um Berliner-Clubnacht von Hardtekk-Label"
Zur Übernahme des Artikels aus dem "belltowernews" welches von der Amadeu Antonio Stiftung betrieben wird habe ich eine Frage: Wie steht die Redaktion von dj-lab.de zur Stasi aus der DDR? Immerhin ist die Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung eine Ex-Stasi Mitarbeiterin.
Hinterlasse eine Antwort
Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.