Der Softwarehersteller Algoriddim bietet neben seiner innovativen DJ-Software djay Pro auch das Analyse- und Mixvorbereitungsprogramm Neural Mix Pro an. Das KI-gestützte Tool wird ausschließlich für macOS angeboten und soll DJs, Musiker:innen und Producer:innen das kreative Arbeiten vereinfachen. Was die Software zu bieten hat und ob sich die Anschaffung lohnt, klären wir in diesem Test.
Quick Facts
- Tempo- und Tonartanalyse
- Stems Separation
- Export von Loops und modifizierte Songs
- Batchexport von Playlisten
- Spezialtool für DJs und Producer:innen
Was ist Neural Mix Pro?
Neural Mix Pro ist ein eigenständiges Produkt des Herstellers Algoriddim, das für spezielle Aufgaben im Studio oder zur Vorbereitung und Unterstützung von DJ-Sets gedacht ist. Das Programm hat eine schlanke Bedienstruktur und kann auf verschiedene Songkollektionen zugreifen. Neural Mix Pro analysiert das Tempo und die Tonart von Tracks und zerlegt Songs in einzelne Parts (Stems).
Umfangreiche Exportmöglichkeiten erlauben eine Verwendung der Songs in einer Produktions-/DJ-Software oder einem Mediaplayer. Algoriddim offeriert das Produkt exklusiv für macOS und vertreibt es über den Mac App Store, die Vollversion kostet 59,99 Euro, eine kostenlose Testversion mit eingeschränktem Funktionsumfang ist ebenfalls verfügbar.
Neural Mix Pro in der Praxis
Um Neural Mix Pro testen zu können, haben wir die Software in der Version 2.0.2 auf einem MacMini M1 mit 16 GB RAM und macOS 14.6.1 installiert. Als Systemvoraussetzung wird macOS 10.15 genannt, es wird keine spezielle Audiohardware benötigt und da es auch keine Unterstützung für Controller gibt, erfolgt die Bedienung über Computertastatur und Maus.
Das Programmfenster ist zweigeteilt. In der unteren (ausblendbaren) Hälfte wird die Songsammlung angezeigt, in der oberen Hälfte der zu bearbeitende Song als Wellenform. Neural Mix Pro kann auf Playlisten, Interpreten, Alben und Genres der macOS-eigenen Musikanwendung oder alternativ auf beliebige Systemordner zugreifen.
Songanalyse mit Neural Mix Pro
Um einen Song zu bearbeiten, muss dieser in den Wellenformbereich des Programms gezogen werden. In den Voreinstellungen lässt sich festlegen, ob der Song nach dieser Aktion direkt abgespielt und die gewählten Mix-Regler zurückgesetzt werden sollen. Die automatisch ablaufende Songanalyse ermittelt Tempo und Tonart eines Songs und kommt auch mit Temposchwankungen zurecht.
Das dabei gesetzte Beatgrid kann bei Bedarf manuell korrigiert werden, was in unserem Test aber nur selten notwendig war. Um eventuelle Korrekturen zu erleichtern, hätten wir uns eine Zoomfunktion für die Wellenform gewünscht. Das Tempo kann sehr einfach halbiert oder verdoppelt und der Downbeat neu gesetzt werden. Sollten diese Eingriffe nicht ausreichen, kann das Tempo auch über einen Tap-Button bestimmt werden.
Parallel zur Analyse von Tempo und Tonart zerlegt die Software die Songs in die vier Stems Drums, Bass, Harmonic und Vocals. Neural Mix Pro liefert hier eine wirklich überzeugende Klangqualität, die einzelnen Parts sind sauber voneinander getrennt.
Natürlich hört man immer noch einen Unterschied zu den einzelnen Aufnahmespuren einer Studioproduktion, aber wenn man sich an die stark mit Klangfragmenten durchsetzten Stems erinnert, die viele Programme zu Beginn der Stems-Separation-Ära boten, kann man schon von nahezu perfekten Ergebnissen sprechen.
Auf unserem Testsystem wurden beide Vorgänge (Analyse/Stems) nahezu in Echtzeit durchgeführt, entscheidend hierfür ist die Leistungsfähigkeit des Computersystems.
Tempo- und Tonartmodifikationen
Mit Neural Mix Pro können Tempo und Tonart unabhängig voneinander verändert werden. Das Tempo lässt sich dabei um bis zu 75 Prozent beschleunigen oder verlangsamen. Alternativ oder auch parallel dazu kann die Tonart individuell gewählt werden. Hier können die Anpassungen um eine Oktave nach oben oder unten erfolgen, die entsprechend resultierende Tonart wird dabei eingeblendet. Für beide Funktionen verwendet die Software die sehr gut klingenden Elastique Pro V3 Algorithmen von Zplane.
Exportoptionen bei Neural Mix Pro
Neural Mix Pro erlaubt das Verändern der Geschwindigkeit, der Tonart sowie das Ein- und Ausblenden von Stems in Kombination mit dem Setzen von Loops in Echtzeit. Richtig spannend wird es aber erst durch die vielfältigen Exportmöglichkeiten, mit denen sich sehr einfach kreative Bausteine wie A Capella, Instrumentals etc. für Studioproduktionen, Remixe, Mashups oder DJ-Sets generieren lassen. Die exportierten Files können in eine DAW oder DJ-Software importiert oder natürlich auch für den Live-Einsatz auf einen mobilen Datenträger kopiert werden.
Neural Mix Pro kann komplette Songs mit geändertem Tempo oder geänderter Tonart als AAC- oder WAV-Dateien exportieren. Dazu lässt sich im Exportfenster ein Zieltempo und/oder eine Zieltonart wählen. Parallel dazu bietet die Software die Möglichkeit, Songs während dieses Vorgangs zu quantisieren (Quantize Track). So können Songs mit Temposchwankungen “geradegerückt” und anschließend einfacher für Remixe, aber auch zum Auflegen verwendet werden. Die neueste Version von Neural Mix Pro bietet im Bereich der Songsammlung einen zusätzlichen Export-Button, mit dem komplette Playlisten exportiert werden können.
Auf diese Weise lassen sich ganze Songstapel auf einmal bearbeiten und bequem speichern. In der von uns getesteten Version von Neural Mix Pro führte allerdings ein Bug dazu, dass die Transponierungseinstellungen etwas durcheinander gerieten und einige Werte gar nicht auswählbar waren. Der Support ist informiert, sodass wir mit einer baldigen Fehlerbehebung rechnen.
Möchte man Neural Mix Pro für den Export von Stems verwenden, stehen auch hier zahlreiche Optionen zur Verfügung. Das Exportfenster bietet die Möglichkeit, Instrumental- und Vocal-Stems getrennt auszugeben, aber auch Kombinationen aus Bass & Harmonic & Vocal-Spuren etc.. Bei Bedarf kann man die Lautstärke der einzelnen Stems individuell anpassen und das Speichern mit verschiedenen Suffixen oder Prefixen veranlassen, um eine einfache Weiterverwendung zu ermöglichen.
Gut gefallen hat uns hier, dass man komplette Songs, aber auch nur speziell gesetzte Loops exportieren kann und so genau die gewünschten Parts für eine Remix-Produktion oder ein DJ-Set erhält. Die Dauer des Exportvorgangs hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Je nach Umfang der Bearbeitung und Anzahl der Stems dauerte er auf unserem Testsystem für einen ca. vierminütigen Song zwischen acht und dreißig Sekunden.
Neural Mix Pro: Alternativen
Fazit
Neural Mix Pro ist ein sehr einfach nutzbares und praktisches Tool, mit dem sich Tempo- und Tonartänderungen bequem durchführen lassen. Das Programm separiert zudem Songs in Stems und liefert dabei eine hervorragende Klangqualität. Dank der vielfältigen Exportmöglichkeiten lassen sich mit dem exklusiv für macOS angebotenen Tool ganze Songs modifizieren oder auch nur spezielle Loops, als kreative Bausteine für Remixe, Mashups und vieles mehr erzeugen. Neural Mix Pro kann sowohl einzelne Songs als auch komplette Playlisten bearbeiten und ist ein empfehlenswertes Werkzeug für Studioproduktionen und DJ-Sets, das mit 59,99 Euro auch nicht zu teuer ist.
Pro
Einfache Bedienung
Gut klingende Tempo- und Tonartveränderungen
Quantisierungsfunktion für Songs mit Temposchwankungen
Sehr gut klingende Stems
Export von Loops
Kontra
Keine Zoomfunktion zum Setzen von Beatgrids
Preis:
59€
Weitere Informationen gibt es auf der Website von Algoriddim.
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