Was kann der S4, was andere nicht können? Im zweiten Teil unseres Tests wollen wir einen genaueren Blick auf die Features werfen.
Sowohl Controller als auch Software sind Neuentwicklungen, die jedoch populäre Vörgänger als Ausgangsbasis besitzen. Im Programm finden sich nahezu alle bekannten Traktor Pro Features wieder, die durch einige neue Funktionen ergänzt wurden.
S4 bietet bis zu vier Decks, die über einen intern emulierten Software-Mixer zusammengeführt werden. Während die "Haupt"decks A & B ausschließlich als normale Track-Abspiel-Decks verwendet werden können, lassen sich Deck C & D wahlweise (und unabhängig voneinander) als Track-Deck, Sample-Deck oder mit externen Signalquellen über Live-Input nutzen. Pro Sample-Deck stehen einem dann vier Sample-Slots zur Verfügung, die man entweder mit vorgefertigten Samples (bis max. 48 Sekunden Länge pro Slot) füttern kann, oder aber Samples im laufenden Betrieb vom entsprechenden "Masterdeck" (Deck A bei Sampledeck C und Deck B bei Sampledeck D) als Loop oder One-Shot aufgenommen werden können. Jeder Sampleslot ist mit einem Lautstärkeregler und Filter (bipolar) ausgestattet, deren Werte sich (z.B. per Mouse) zwar separat regeln lassen, dies aber im Default-Mapping für den S4-Controller einheitlich für das gesamte Deck geschieht, sprich alle vier Slots gleichzeitig. Im Track-Deck Modus stehen die von Traktor (Pro) gewohnten Loop-, Cue- und Beatjump-Optionen in unveränderter Weise zur Wahl, sowie man für die automatische Geschwindigkeitsanpassung entweder eines der Decks oder das Masterclock-Panel als taktangebende Kraft angeben kann, auf der sich dann die Syncsklaven einpendeln.
Beim Mixer blieb auf den ersten Blick erst mal alles beim Alten. Dessen Veränderung ist hauptsächlich in den Voreinstellungen zu finden, und zwar in Form des nicht mehr existenten Xone EQ-Typs.
Gänzlich neu ist der Loop-Recorder in der Master-Sektion. Dieser nimmt Loops der Längen 4, 8, 16 oder 32 Beats von der gewünschten Quelle auf. Der Loop-Ursprung läßt sich wählen zwischen Master-Signal, aktiviertem Cue-Button pro Deck oder auch einer externen Quelle über Aux (z.B. ein Mikrofon). Der Clou: ein hier aufgezeichnetes Sample kann per Drag&Drop in einen freien Sampleslot von Deck C oder D adaptiert werden. Eine weitere Besonderheit ist der dort befindliche Wet/Dry Regler, mit dem nicht nur die Sample-Lautstärke bestimmt wird, sondern der auf 100% Wet dann auch nur noch das Sample durch läßt, während die Decks komplett verstummen.
Für die 28 Effekte stehen zwei bzw. vier FX-Slots bereit, die wie schon im "Vorgänger" als Kette (Group = 3 Effekte hintereinander) oder Solo (Single = 1 Effekt mit erweiterter Parametereinstellung) betrieben werden können. Jedes Deck kann ohne Einschränkung jeder Effekteinheit zugeordnet werden, zumindest theoretisch. Denn bei vier Einheiten ist das Default-Mapping vom S4 so konzipiert, dass sich die Decks jeweils nur einer einzigen vorbestimmten Unit zu- oder abschalten lassen. Per Mouseklick ist die Zuordnung allerdings möglich und wird auch anstandslos übernommen (analog zu Volume und Filter der Sample-Slots; siehe oben).
Im Browser bzw. in den Playlisten sind in der ersten Spalte zwei neue Symbole zu finden, die die damit bestückten Tracks als Loopsample bzw. One-Shot markieren. Dies geschieht über das Kontextmenü und kann jederzeit geändert werden. Dies gibt nicht nur optisch die Info, um welche Art Sample es sich handelt, sondern stellt beim Laden des Samples in einen Slot diesen auch gleich auf den richtigen Modus um.
Neben den genannten neuen Features und Änderungen wurde unter der Haube ebenfalls einiges geschraubt, was man meist erst nach einem Blick in die Preferences entdeckt. Der Audio-Modus ist fix auf Internal gestellt und läßt sich nicht ändern. Dies macht bei der Verwendung des S4-Controllers durchaus Sinn, da dieser nur den Master-Ausgang besitzt. Da sich jedoch auch andere Soundkarten einstellen lassen, die für eine externe Verwendung geeignet wären (z.B. Audio 8 DJ), muss man trotzdem immer den internen Software-Mixer nutzen - egal ob nun mit dem S4 oder mit einem anderen Controller.
Während für Deck A & B insgesamt fünf Deck-Layouts zur Verfügung stehen (Small, Full, Micro, Advanced & S4 View), lassen sich die anderen beiden im gemischten Modus (1 x Track-Deck & 1 x Sample-Deck) nur als Small oder Micro darstellen. Erst wenn beide Decks auf Track-Modus gestellt sind, stehen die gleichen 5 Anzeigen zur Verfügung wie bei A & B. Dies ist insofern von Nachteil, da im Falle von 3 "normal" genutzten und einem Sample-Deck das untere Track-Deck nur sporadische Informationen zeigt. Eine gezoomte Wellenform und die beiden unteren Zeilen des Deck-Headers fehlen dann.
In der Dateiverwaltung kann für Samples ein separates Verzeichnis angegeben werden, in dem dann live mitgeschnittenes Material der Sampleslots mit Tracknamen und Von-Bis Zeit verewigt wird, also z.B." Artist-Title (20.6s - 28.4s)".
Neu ist auch der Reiter "Traktor Kontrol S4", in dem sich alle möglichen Hardware-Settings des Controllers vornehmen lassen. X1-User kennen dies bereits aus Traktor (Scratch) Pro /Duo. Dort sind auch die Kalibrierungsmöglichkeiten des Controllers zu finden, mit denen sich Fader, Encoder und Jogwheels auslesen und abstimmen lassen.
Fazit Teil 2:
In der Software trifft man viele alte Bekannte, aber auch neue Freunde bzw. solche, über deren Freundschaft erst noch entschieden werden muss. Die Sample-Option bietet durchaus ein kreatives Sprungbrett, solange man auf der glatten Oberfläche nicht schon vorher ausrutscht und der Fall über die Treppe geht, über die man hochgekommen ist. Anders gesagt: in meinen Augen ist der Controller noch nicht wirklich optimal in die Software eingebunden bzw. gibt es in Bezug auf das Mapping einfach zu wenige Einstellmöglichkeiten. Hier bleibt einem dann wirklich nur, sich die Belegung komplett selbst zu erstellen. Die Routing-Einschränkung bei vier Effekteinheiten ist mir gänzlich unverständlich, vor allem weil dadurch alleine schon vier Buttons auf dem Controller ungenutzt (= ohne Funktion) bleiben.
In einem der Testläufe hat sich Traktor Pro S4 komplett verabschiedet, ohne dass es einen erkennbaren Grund dafür gab und auch ohne ein Crashlog zu hinterlassen. Ansonsten läuft die Software aber stabil und durchaus performant, selbst ein Ab- und Anstecken des Controllers im laufenden Betrieb sorgt lediglich für ein Stoppen der Wiedergabe und nach dem erneuten Verbinden geht es weiter wie gehabt.
Man sollte NI auch die Chance und Möglichkeit für Nachbesserungen geben und abwarten, welche Änderungen und Verbesserungen in naher Zukunft durch Software-Updates bereitgestellt werden. Denn die S4-Fangemeinde ist schon jetzt nicht gerade klein, wodurch der Input an Vorschlägen und eventuellen Fehlern in Richtung NI gewährleistet sein dürfte.
Im nächsten Teil unseres Reviews nehmen wir den Controller unter die Lupe und werden in einem Demo-Video zeigen, wie Soft- und Hardware zusammenarbeiten.
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