Die Niederlande sind neben Windmühlen, Tulpen und Fahrradfahrern auch für ihr langlebiges und vielfältiges Nachtleben bekannt, das von Touristen genau so geliebt wird wie von Einheimischen. Ab Mai diesen Jahres werden sich die Regeln des Feiern Gehens für Besucher:Innen allerdings ändern. Besonders jüngere Partygänger werden davon betroffen sein.
In Amsterdam ging es los, nun ziehen Clubs im ganzen Land mit verschärfen Partyregeln nach, zumindest, wenn es um das Mindestalter geht. Dieses soll von 18 auf 21 Jahre erhöht werden, wie die niederländische Zeitung Nieuwe Rotterdamsche Courant (NRC) berichtet. Die Isolation durch die Pandemie hat jüngeren Partygängern das Sammeln von Erfahrungen im Nachtleben unmöglich gemacht. Nun greifen viele dazu über, diese Lücke in exzessiver Manier zu schließen - mit Vollrausch, Vandalismus und Verstoß allgemeiner moral codes beim Feiern gehen.
Vor allem 18- und 19-Jährige fallen negativ auf, Schlägereien und Vandalismus in Folge von übermäßigem Alkoholkonsum waren bei ihnen im Jahr 2022 besonders häufig. Als Folge dessen seien immer weniger Stammgäste zu Veranstaltungen erschienen. Dabei profitieren Clubs gerade von Besucher:Innen aus höheren Altersklassen, da diese im Schnitt mehr Geld ausgeben würden.
Nicht nur Veranstelter:Innen sehen sich gezwungen, mit härteren Regeln durchzugreifen. In Städten wie Amsterdam werden Besucher:Innen ab Mai mit einer ganzen Reihe neuer Vorschriften zum Verhalten im öffentlichen Raum konfrontiert. Darunter fallen frühere Schließungszeiten von Bars, Kneipen und Sexbetrieben sowie das stellenweise Verbot von Kiffen in der Öffentlichkeit - ja, auch Coffeeshops sind davon betroffen. Diese Regelungen zielen auf Touristen und sollen Anwohner schützen.
Einzig unverändert bleibt die Regelung für den Alkoholverkauf. Der ist in Geschäften, Spirituosenläden und Cafés an Wochenenden schon jetzt ab 16 Uhr untersagt. Das soll zunächst fortgesetzt werden, heißt es von der Stadtverwaltung.
Wie sinnvoll es ist, durch fehlende Erfahrung entstandene Probleme mit Verboten zu bekämpfen, bleibt abzuwarten. Vor allem Studierende beschweren sich darüber, die nach der Pandemie wieder gewonnene Freiheit des Feiern Gehens wieder abgeben zu müssen. Selbst schuld oder Opfer der Umstände? Anderorts scheint es ja auch zu klappen - in Wien zum Beispiel liegt das Mindestalter teilweise bei 16 Jahren.
1 Kommentare zu "Niederlande: Neues Mindestalter für Clubgänger ab Mai 2023"
Ich sehe darin einen allgemeinen Trend in der westlichen Welt zur Infantilisierung junger Erwachsener - bereits seit einigen Jahren werden z. B. in meiner Stadt (Köln) Personen unter 21 Jahren in die meisten Spielhallen nicht mehr hinein gelassen, obwohl das Jugendschutzgesetz die Anwesenheit in Spielhallen nur bis zum vollendeten 18. Lebensjahr verbietet. Im rechtspopulistisch-autoritären Milieu greifen zunehmend Forderungen um sich, die Volljährigkeit an wirtschaftliche Selbständigkeit, sprich Vollzeit-Normalarbeitsverhältnis zu koppeln, so dass sowohl Studenten also auch (junge - an einen Entzug der Volljährigkeit bereits Erwachsener infolge Arbeitslosigkeit ist wohl (noch!) nicht gedacht...) Arbeitslose fortan rechtlich als Minderjährige zu behandeln wären - dazu passt ja auch die Regelung der Hartz-IV-Gesetzgebung, jungen Menschen ohne Arbeitsplatz bis zum 25. Geburtstag de facto den Auszug aus dem Elternhaus zu verwehren. Die Altersgrenze von 25 Jahren spielt auch bei der Diskussion um die Teillegalisierung von Cannabis eine Rolle, man beruft sich dabei auf Erkenntnisse der Hirnforschung, deren zufolge die Hirnreifung erst mit 25 Jahren (nach manchen Studien gar erst mit 30 Jahren) voll abgeschlossen sei und folglich 18 Jahre ein deutlich zu junges Alter für gesundheitlich verantwortbaren Cannabiskonsum sei. Im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation lag das Mündigkeitsalter bei eben diesen 25 Jahren, in der klassischen athenischen Demokratie wurden die vollen Bürgerrechte sogar erst mit 30 Jahren erreicht... ist das die Zukunft?!?
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