Es gibt Dinge die sind in Clubs allgegenwärtig. Plattenspieler von Technics, Kopfhörer von Sennheiser und Mixer von Pioneer. Nicht zu vergessen natürlich die Player der CDJ-Reihe, deren neues Spitzenmodell der CDJ-2000 NXS2 ist.
Wann war eigentlich der Zeitpunkt, an dem sich PIONEER mit seinen CD-Playern durchgesetzt hat? Ich kann mich noch an Doppel-CD-Player von DENON erinnern sowie an die CDJ-100. Die mit dem eingebauten Flangereffekt.
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Nächste Bilder in meiner persönlichen Rückblende sind CDJ-1000MK3. Und auf einmal - so um 2009 - stand überall der CDJ-2000, der in einer späteren Version den Zusatz NXS bekam. Nun bekommt der Zusatz einen Zusatz: CDJ-2000 NXS2. Umwälzende Neuerungen sind folglich nicht zu erwarten, dafür etliche Verbesserungen. Ich lege in diesem Review den Schwerpunkt auf diese, die Grundfunktionen eines CDJ-Players sollten allgemein bekannt sein.
CDJ-2000 NXS2 - Was ist neu?
Beginnen wir beim Gewicht, welches mit 5,7kg ein Kilo über dem Vorgänger liegt. Bei den Abmessungen sind leichte Zuwächse in der Tiefe (von 40,57cm auf 41,45cm) und der Höhe (von 10,65cm auf 11,32cm) zu verzeichnen. Die Breite bleibt mit 32cm gleich zum CDJ-2000 NXS.
Der Bereich um das Jogwheel wirkt jetzt etwas edler, es wird der Eindruck von gebürstetem Aluminium vermittelt. Zudem gibt es am Jogwheel eine Beleuchtung des Randes, welcher beim Abspielen blinkt. Der Schriftzug "Pioneer DJ" weist auf die geänderten Eigentumsverhältnisse der Marke hin.
Touchsdisplay
Auffälligste Änderung ist das größere Display. Das misst nun 7" in der Diagonal. Macht knapp 2,2cm Zugewinn. Mehr Platz = bessere Übersicht. Die wird auch gebraucht, denn das Display des CDJ-2000 NXS2 ist touchsensitiv. Neben der Anzeige von Informationen zum Track, dient es auch der Navigation, der Suche oder für direkte Preformanceaktionen. Neben der monochromen Darstellung der Waveform ist jetzt auch eine farbige Anzeige möglich. Sowas bieten DJ-Programm seit Jahren, der NXS2 schließt bei diesem Feature auf.
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Die Sorge, dass schwitzende Finger Operationen auf dem Display unmöglich machen, widerlegt ein Test in obigem Video. Selbst darüber geträufeltes Wasser behindert die Einsatzfähigkeit nicht. Sollte man freilich nicht nachmachen!
Needle Search & Countdown, Beatjump
Der Touch-Stripe des Vorgängers ist verschwunden, die damit verbundenen Features lassen sich aber beim CDJ-2000 NXS2 direkt über das Display ausführen. Und das weit komfortabler. So gibt es im unteren Bereich der Anzeige eine Waveformübersicht des gesamten Tracks. Durch Berührung kann zur gewählten Stelle im Titel navigiert werden. Sinnvollerweise sollte der Player dabei nicht spielen, muss er auch nicht. Denn, um die Position bei einem gerade laufenden Titel zu ändern, gibt es die Funktion Beatjump. Damit springt man einen Beat (derzeit der einzige verfügbare Wert) nach vorn oder zurück - ohne, dass die Wiedergabe hörbar unterbrochen wird. An dieser Stelle macht sich gute Vorarbeit bemerkbar. Stichworte: Grid und Quantisierung - mehr dazu später.
Eine beim CDJ neue Funktion ist Needle Countdown. Wählt man einen Punkt in der Waveform, etwa vor einem Drop, werden die bis dahin abzuspielenden Bars (= Takte) angezeigt und im Countdown runtergezählt. Das dürfte insbesondere denen nützen, die einen Track nicht genau kennen und die dennoch auf den Punkt mixen möchten.
Phase Meter
Bei der manuellen Synchronisation zweier (vernetzter) Player leistet ein Phase Meter Hilfe. Das visualisiert Abweichungen. Beim NXS2 ist ein neues Layout dazugekommen. An dieser Stelle wird auch der Needle Countdown angezeigt.
QWERTY-Tastatur
PIONEER hat den Unterschied zwischen zwei Hauptgruppen von DJs erkannt und bedient beide. Die einen bereiten Playlisten und eine begrenzte Tracks vor, die anderen agieren spontan mit Unmengen an Musik. Und dafür ist eine Suchfunktion essentiell. Die On-Screen-QWERTY-Tastatur ist eines der neuen Features, welche eine Suche oder auch die Eingabe von Informationen wesentlich erleichtern. Es dürfte niemand die Einzeleingabe über den Touchstripe vermissen, welche der Vorgänger bot.
Track Filter und Shortcut
Kurzer Abstecher nach rechts. Rechts vom Display. Der Bereich um den Encoder wurde neu arrangiert. Um den Drehregler sind vier Tasten angeordnet. Die oberen zwei (Back, Tag Track / Remove) gab es bereits beim alten NXS. Neu ist der "Shortcut". Damit wird der Browser-Modus (Track, Playlist,Search) aufgerufen oder die persönlichen Settings, die man via USB/SD auf andere Player exportieren kann.
Weiterhin gibt es einen Track Filter. Auch der hilft beim schnellen Finden von Songs. So lassen sich BPM-Bereich, Keys oder auch individuell vergebene Tags anwählen, nach denen passenden Songs gesucht und angezeigt werden. Absolut hilfreiche Funktion, entsprechende Vorarbeit in Rekordbox vorausgesetzt.
Hot Cues und Loops
Neu gestaltet wurde ebenfalls die Sektion der Hot Cues, links vom Display. Vier Buttons in zwei Bänken belegbar, macht in Summe acht Cue-Punkte. Je nach Vorgabe über Rekordbox werden unterschiedliche Hintergrundfarben angezeigt. Natürlich kann man an dieser Stelle auch on the fly Cues festlegen oder löschen. In diesem Zusammenhang erweisen sich ausgebaute Quantisierungswerte als sinnvoll. Bisher stand 1 Beat fest, nun können auch 1/2, 1/4 oder 1/8 eingestellt werden.
Die hart gehenden Taster sind nicht so mein Fall, ich mag Soft-Buttons. Aber auch da hat PIONEER mitgedacht, denn das NXS2-Besteck kann um einen DDJ-SP1 erweitert werden. Darauf komme ich noch zurück.
Die Steuerung von Loops ist zwischen physischen Elementen und Touchscreen aufgeteilt. Zum einen haben wir einen Loop-Mode im Display, mit dem man Auto-Loops setzen kann. Zum anderen gibt es diverse Knöpfe für manuelle Loops und für gespeicherte Loops sowie den neuen Loop Cutter. Mit dem lassen sich Loops von 4 bzw. 8 Beats Länge aufzeichnen und auf einfachste Art verkürzen.
Slip Reverse und Slip Mode
Es hieß mal Black Sabbath verbreiten Satansbotschaften. Zu hören, wenn die Platte rückwärts läuft. Das könnte man mit einem CDJ schön testen, beim NXS2 sogar mit einem neuen Slip Reverse. Im Prinzip eine Kombination des Slip Mode mit dem Rückwärtslauf. Slip Mode, das ist der, der das gleiche bei Loops oder dem Antriggern von Cue-Punkten macht: nach Beendigung der Aktion (Loop, Reverse, Cue-Triggern) wird an der Stelle die Wiedergabe fortgesetzt , an der der Song ohne die Aktion wäre. Der Song läuft also im Prinzip im Hintergrund durchgehend und unhörbar weiter.
Die Medien
Was spielt der CDJ-2000 NXS2 ab und wie klingt er? Die Kategorisierung als Mediaplayer liefert eine erste Antwort. Zuerst wäre da das ursprüngliche Medium, die CD oder DVD. Die dürfte heutzutage allerdings nur noch im Fall eines Ausfalls sonstiger Medien (also als Backup) zum Einsatz kommen. Hauptsächlich werden derzeit USB-Devices oder SD-Karten eingesetzt. Auf denen werden nicht nur Tracks, sondern auch Playlisten oder individuelle Einstellungen zum Player hinterlegt. Nebenbei, der USB-Port blink beim NXS2, wobei man die Farbe individuell bestimmen kann.
Nun kommen natürlich wieder die Härtefälle mit ihren Millionen von Songs auf TB-Festplatten. PIONEER gibt keine wirkliche Begrenzung einer USB-Quelle vor. Man sollte allerdings die Ordner- und Dateistruktur im Auge behalten. So sind 8 Ordnerebnen erlaubt, dazu bis 10.000 Ordner mit wiederum 10.000 Dateien. Zumindest interpretiere ich die Aussagen des Manuals in dem Sinne. Ein Ordner mit 11.000 Tracks = Probleme möglich, 80 Ordner mit je 1000 Tracks = kein Problem. USB-Hubs können nicht verwendet werden.
Dann ist da noch die Formatierung. FAT16, FAT32 und HFS+ werden unterstützt, NTFS fällt raus. Bei den Karten sind SD-Cards bis 2GB zulässig, SDHC bis 32GB.
Zusätzlich kann man den NXS2 auch über ein Smartphone oder einen ins Netzwerk eingebundenen Rechner mit Musik beschicken. Voraussetzung ist, dass darauf Rekordbox bzw. die Rekordbox-App läuft. Auch eine Nutzung des CDJ-2000 NXS2 als DJ-Controller ist möglich. Plug`n Play funktioniert derzeit nur in Kombination mit PIONEERs eigener Software Rekordbox, Serato ist (noch?) nicht möglich. Traktor DJ oder VDJ könnten theoretisch gemappt werden, denn der NXS2 fungiert auch als MIDI-Controller.
Kommen wir zu den Formaten und da ist besonders der neue FLAC-Support erwähnenswert. Zudem erweitert ALAC (Apple Lossless Audio) die Liste der abspielbaren Dateiformate. Interessant war für mich der Verweis auf Urheberrechte im Manual. "Rekordbox beschränkt die Wiedergabe ... ". Das klingt nach einem Autoradio vor zwanzig Jahren, meint aber wohl, dass DRM-geschützte Dateien auf dem CDJ-2000 NXS2 nicht laufen.
Der Klang
https://youtu.be/A8UFK3wH39w
Da gibt das Papier einiges her. Neuer 32bit D/A-Wandler von Asahi Kasei, 24bit /96khz Soundkarte, verbesserte Klangverarbeitung - und so weiter, und so fort. Als Mann der Praxis überzeugt mich ein Video mehr, in dem "Unparteiische" einfach mal ein Setup aus Vinyl und XONE:92 mit den neuen NXS2-Geräten vergleichen. Fazit: Man ist überrascht. Positiv, denn da war dieser Vorbehalt, den auch ich aus alten PIONEER-Tagen kenne. Ich maße mir über meine zimmerlauten KRK-Boxen kein Urteil an, im Netz ist aber eine Begeisterung über den Klang festzustellen.
Die Anschlüsse
Kommen wir zu den Anschlüssen. Ausgegeben wird analog auf Cinch oder digital auf S/PDIF. Weggefallen ist der Anschluss für den Faderstart. Diese Funktion läuft nun komplett über eine Netzwerkverbindung zwischen Player(n) und Mixer. Den entsprechenden Port findet man an der Rückseite des NXS2, dazu einen USB-Port zur Verbindung mit einem Rechner (z.B. beim Einsatz als Controller). Bezüglich der Netzwerkbuchse werden in einigen Foren Klagelieder gesungen. Neben vermeintlich billiger Ausführung wird deren direkte Verlötung auf der Hauptplatine kritisiert.
CDJ-2000 NXS2 und DDJ-SP1
Der DDJ-SP1 ist ein Sidecontroller von PIONEER, der sich besonders unter Serato-Usern Beliebtheit erfreut. Ich nutze den z.B. um Loops zu setzen, Cues anzufahren oder Effekte zu regeln. PIONEER wirbt mit einer Kompatibilität zwischen den Geräten der NXS2-Serie und dem kleinen Controller. Doch wie wird der angeschlossen? Am rückseitigen USB? Über Netzwerk? Am Rechner? Alles scheinbar ausgeschlossen, Manual und selbst das allwissende Google haben keine Anleitung dazu.
Die Lösung ist so einfach, dass ich mich anfänglich gar nicht getraut habe sie umzusetzen. Ich bin mir nicht sicher, ob das so richtig ist, ich finde das auch absolut unüblich - aber es funktioniert. Der DDJ-SP1 kommt nämlich an den USB-Port, an dem sonst der USB-Stick angeschlossen wird. Einmal verbunden, kann man damit z.B. die Cues antriggern. Auffällig sind drei Dinge: 1) die Musik muss in dem Fall natürlich von einer anderen Quelle (SD, Rekordbox, CD oder vernetzter Player) kommen. 2) der SP1 zeigt auf seinen Pads keine Hintergrundfarben an, eventuelle Farbcodierungen sind also obsolet. Und 3) Nutzt man den CDJ als Controller für Rekordbox DJ, hängt man den SP1 an den USB-Port des Rechners.
Rekordbox / Vorbereitung
Der Software Rekordbox kommt eine Doppelfunktion zu. In der kostenlosen Version dient dieses Programm der Vorbereitung und dem Trackmanagement. In einem Browser mit Player lassen sich Titel für den Einsatz optimieren. Zunächst werden die Songs analysiert. Das beinhaltet eine Waveformdarstellung oder auch die Ermittlung der Tonart (Keys). Anschließend lassen sich bei einem Track die Cue-Punkte vorbereiten. Man kann diesen eine Farbe zuweisen und eine Beschreibung hinzufügen. An dieser Stelle vergibt man auch die Tags, die später auf dem CDJ-2000 NXS2 für ein besseres Auffinden derTitel sorgen. Remember: Track Filter.
Wie in ähnlicher Software üblich können in Rekordbox Playlisten erstellt werden. Diese werden auf ein zugewiesenes Medium(z.B. USB-Stick) exportiert. Der Vorgang dauert einige Zeit, im Anschluss findet man aber den Inhalt der Playlist vollständig - also inkl. Musik-Files und Cue-Punkten - auf dem Stick wieder. Sobald der Stick im USB-Port des Players ist, lädt dieser alle Daten und die abgespeicherten Elemente stehen sofort zur Verfügung.
In einer weiteren Instanz (Kosten 139 Euro) fungiert Rekordbox als vollwertige DJ-Software mit bis zu vier Decks. Nennt sich dann Rekordbox DJ. Wie erwähnt kann der CDJ-2000 NXS2 diese als Controller steuern. Die Soundausgabe erfolgt über das Audio-Interface des NXS2, möglich ist auch die parallele Wiedergabe von Musik über USB-Device, SD-Card oder CD.
Wie gehabt ...
sind die Grundfunktionen des neuen Players. Das Jogwheel bleibt in Größe und bei den Einstellmöglichkeiten gleich. Ebenso der Pitch und die Transportbuttons. Das gewohnte und erprobte Handling bleibt unverändert, es wird jedoch wesentlich komfortabler. Player und Mixer können über einen handelsüblichen Router vernetzt werden.
Preis
Gibt man CDJ-2000 NXS2 bei Google ein, erscheint als erster Vorschlag: Preis. Der liegt bei 2299 Euro (z.B. Musikhaus Thomann) und somit fast 600 Euro über seinem Vorgänger. Ob die Verbesserungen der neuen Version den Aufschlag rechtfertigen, muss jeder selbst entscheiden. Normalerweise hätte ich angemerkt, dass für Clubs und Profis der monetäre Aspekt eine untergeordnete Rolle spielt. PIONEER durchkreuzt dieses Argument und teasert mit der CDJ-Tour1 Edition eine weitere Version "für den professionellen Einsatz" an. Hervorstechendes Merkmal ist ein aufmontiertes Display, was ein integriertes Rekordbox vermuten lassen könnte. Könnte: Konjunktiv 2, da es von den Tour1 bisher nur Prototypen und keinerlei offizielle Informationen gibt.
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