Pioneer-DJ-Controller wurden in den letzten Jahren meistens mit der Software Traktor Pro oder Serato DJ ausgeliefert. Ab sofort bietet der japanische Hersteller eine eigenständige Komplettlösung an, die aus der Software Rekordbox DJ und dem DDJ-RX besteht. Sehen wir hier ein neues Dreamteam?
Viele von euch kennen sicherlich die Software Rekordbox, mit der Songs für das DJing aufbereitet und in Playlisten gepackt werden können. Diese Software hat Pioneer DJ jetzt zu einem kompletten Auflegeprogramm aufgebohrt. Ich habe mir diese Umsetzung für euch angeschaut.
DDJ-RX
Pioneer DJ hat mittlerweile eine recht beachtliche Auswahl an Controllern im Portfolio, die meistens durch Buchstabenkürzel ihre Zugehörigkeit zu einer bestimmten Software signalisieren. Die neu ins Leben gerufene Serie trägt die Bezeichnung „DDJ-R“ und besteht aktuell aus den Modellen DDJ-RZ und DDJ-RX. Beide Controller sind allerdings keine komplette Neuentwicklung, sondern basieren auf den Serato-Modellen DDJ-SZ und SX. Pioneer DJ hat mir den DDJ-RX zum Testen geschickt, der 66 x 35 x 35 Zentimetern misst und mit 6 Kilo eigentlich noch recht gut zu transportieren ist. Der Controller bietet zwei identisch ausgestattete Decks, die vier Softwaredecks steuern können.
Die Decks sind mit beleuchteten Tastern und Pads ausgestattet, mit denen ihr die Transportfunktionen aber auch viele kreative Funktionen steuern könnt. Zum Anschieben und Abbremsen von Tracks und für Mixtricks gibt es illuminierte Jogwheels mit einem Durchmesser von circa 15 Zentimetern. Klassische Pitchfader mit einem Regelweg von 10 Zentimetern dienen für absolute Tempoveränderungen. Oberhalb der Jogwheels lassen sich die Beat- und Release-Effekte mit Tastern und Drehregler kontrollieren.
Zwischen den beiden Decks befindet sich der Mixerbereich, der Kanalfader, einen Crossfader und EQ-Potis bietet und sich mit oder ohne Computerkontakt nutzen lässt.
Der DDJ-RX beherbergt eine Soundkarte, die Signale mit 24 Bit und 44,1 Kilohertz wandelt und zwei Eingänge und vier Ausgänge zu bieten hat. Um den Controller mit externen Signalen kombinieren zu können, findet ihr auf dessen Rückseite Cinch-Eingangsbuchsen für vier Line-Pegelquellen, zwei Plattenspieler und zwei Mikros.
Das Masterausgangssignal lässt sich über XLR- und Cinchbuchsen an eine PA ausgeben und das Monitorsignal via Klinkenbuchsen.
Zur Kontaktaufnahme mit einem Mac oder Windows-PC gibt es eine USB-Buchse. Die Vorderseite des Pioneer-DJ-Geräts beherbergt die Anschlüsse und Steuerungen für die Kopfhörer und die Quellenwahlschalter der Mischpultkanäle.
Software
Pioneer DJ startet mit Rekordbox DJ eine eigene Softwarelösung, die ähnliche wie Serato DJ, die Controllerauswahl vorgibt. Ebenfalls gleich ist an dieser Umsetzung, dass die Controllerbelegungen vom Hersteller vorgenommen werden und sich das System sehr einfach und schnell in Betrieb nehmen lässt. Ihr könnt die Songs mit dem Controller in die Decks der Software laden und manuell oder automatisch angleichen. Die Analyse der Songs erfolgte in meinem Test bei geraden Elektrobeats genau so treffsicher wie bei Dubstep- und Drum’n’Bass-Tracks. Bis zu vier Decks lassen sich in Rekordbox DJ darstellen und ihr könnt dabei zwischen einer horizontalen oder vertikalen Wellenformenanordnung wählen.
Kreatives Auflegen
Die Kombination aus Hard- und Software bietet neben dem „gewöhnlichen“ Mixen von Songs auch viele kreative Funktionen. So könnt ihr mit den schnell und direkt reagierenden Jogwheels richtig gut scratchen oder Backspins ausführen.
Hinzukommt, dass sich das Cut-Lag des Crossfaders auf 0,5 Millimeter einstellen lässt. Insgesamt kann ich dem Controller eine sehr gute Verarbeitung attestieren und niedrige Latenzzeiten. Die meisten kreativen Betätigungsfelder bieten die Pads in den Decks. Mit diesen lassen sich Cue-Punkte speichern und triggern, Pad-Effekte und die Slicer-Funktion aktivieren und der Sampler bedienen. Die Pad-Effekte sind konfigurierbar und setzen sich unter anderem aus Delay, Filter, Hall und Bitcrusher zusammen. Mit der Slicer-Funktion könnt ihr eure Tracks rhythmisch zerpflücken.
Der Sampler lässt sich auf verschiedene Weise nutzen und beispielsweise mit Samples aus eurer Samplelibrary bestücken. Alternativ könnt ihr aber auch Samples direkt mit der Loop- oder Slicer-Funktion aus euren Tracks extrahieren und diese in eure Sets einfließen lassen. Obendrauf gibt es auch noch einen Sequenzer, mit dem ihr selbst gespielte Samplesequenzen aufnehmen und wiedergeben könnt.
Externe Zuspieler
Die analogen Anschlüsse des DDJ-RX erlauben eine sehr einfache Setup-Erweiterung. Wenn ihr das System im mobilen DJ-Betrieb nutzen möchtet, könnt ihr CD-Player, Plattenspieler und Mikrofone anschließen und mit den digitalen Songs aus Rekordbox DJ mixen. Das ganze funktioniert auch ohne Anschluss eines Computers. Euch steht dann ein kompletter Vierkanalmixer zur Verfügung, der neben EQs auch vier Effekte beherbergt. Zur Bearbeitung der Songs steht ein Filter, ein Bitcruhser und ein Pitchshifter zur Verfügung. Zusätzlich gibt es noch einen Noisegenerator, mit dem ihr Breaks oder Songüberleitungen modellieren könnt. Die Klangqualität des Pioneer-DJ-Geräts und der Effekte konnten in allen Einsatzbereichen überzeugen.
Fazit
Meiner Meinung nach ist Pioneer DJ der Schritt in die Eigenständigkeit gut gelungen, da das Gesamtpaket aus Hard- und Software rund wirkt. Das System ist sehr gut aufeinander abgestimmt und bietet viele kreative Betätigungsfelder. Die Unterschiede zu den Systemen von Native Instruments und Serato liegen im Detail und betreffen vor allen Dingen die kreativen Funktionen (z.B. Stems, Remix-Decks). Eine DVS-Erweiterung und zusätzliche Effekte für Rekordbox DJ sind allerdings auch schon angekündigt worden, wodurch sich die Produkte noch weiter annähern. Empfehlen kann ich den DDJ-RX ambitionierten Anwendern, die privat aber auch in Clubs unterwegs sind und mobilen DJs, die ein flexibles Setup benötigen.
Hersteller: Pioneer DJ
Preis: 1049 Euro
Getestete Softwareversion: Rekordbox DJ 4.0.5
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Alternativen
Native Instruments Traktor Kontrol S8
1199 Euro
1784 Euro
2 Kommentare zu "Test: Pioneer DJ DDJ-RX & Rekordbox DJ – das neue Dreamteam?"
Hi Alex,
sorry da kann ich leider auch nicht weiterhelfen. Version 5 bekommt man wohl noch, aber 4 nicht.
Beste Grüße
Boris
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Hallo! Ich besitze den DDJ-RX und bin voll und ganz zufrieden mit dem Controller. Vor allem, weil ich schon einige Controller und auch Mixer von Pioneer aber auch von anderen Herstellern getestet habe und immer wieder feststellen muss, dass der RX wirklich super ist! Eine Frage aber an Euch: Ich hatte mal gestartet mit der rekordbox Version 4 auf macOS, habe dann auf V5 und aktuell auf die V6 von rekordbox upgegraded. Jetzt würde ich zu gerne mal wieder die Version 4 (am liebsten die Latest Version 4) nutzen, da sie auch graphisch perfekt auf den RX zugeschnitten war. Leider gibt es diese Version nirgendwo mehr im Netz zum Downloaden und Pioneer selbst bietet es auch nicht mehr an (offiziell nicht und inoffiziell sowieso nicht). Gibt es eine Möglichkeit über Euch an die Version 4-Installationsdatei zu kommen? Besten Dank im Voraus und viele Grüße, Alex
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