Man hatte schon länger darüber gesprochen, dass Pioneer einen Plattenspieler herausbringen würde. Auf der Musikmesse 2014 war es dann endlich soweit. Auf dem Pioneer Stand in Halle 5.1 konnte man einen Turntable in einem Glaskasten betrachten, der auf den ersten Blick einem Technics 1210er sehr nahe kam. Ohne jegliche Produktauskunft seitens Pioneer wurde man aber dazu gezwungen Vermutungen über Preis, Lieferzeit und dem eigentlichen Produktnamen aufzustellen (Eine tolle Marketingstrategie?). Auf dem Prototypen selbst wurde der Produktname mit einem Stück schwarzen Klebeband versteckt. Anhand der Anschlussseite, des Tonarms und letztendlich der Bedienoberfläche konnte man aber schon recht deutlich erkennen, welche Features zu erwarten sein könnten und das sieht eher nach Standard aus.
Aber was steckt drin?
Die Ausstattung des (wir nennen ihn jetzt mal) DJT-1000, ist sehr rudimentär. D.h. es gibt keine Besonderheiten, wie z.B. ein USB-Interface, geschweige denn eine MIDI-Funktionalität. Stattdessen gibt es nur Phono-Ausgänge, die üblichen Geschwindigkeitstasten für 33 und 45 U/min. und einen verstellbaren Pitchbereich. Der Plattenteller ist ein wenig im Gehäuse versenkt und die Plattentellerbeleuchtung ähnelt der eines 1210ers. Wenn man den Gerüchten Glauben schenken darf, dann ist der "DJT-1000" ein OEM-Plattenspieler aus Taiwan, der Merkmale der Firma Hanpin trägt. Abgesehen vom Pioneer Logo und vielleicht der Start-Stop-Taste wäre dieser Turntable dann keine Eigenentwicklung, sondern einer von vielen gebrandeten Plattenspielern, die es aktuell von diversen Marken gibt. Über Haptik, Gewicht und Antriebsstärke lies sich auf der Musikmesse leider nichts herausfinden. Zu mindest verrät die Oberfläche, dass es bei diesem Aussteller kein einstellbares Drehmoment gibt.
Und was steckt dahinter?
Man kann leider nur vage Vermutungen aufstellen, wenn es keine klare Aussage von Pioneer gibt. Fakt ist, dass Niemand so recht weiß, wo die Reise mit Vinyl hingeht. Vinyl hat zu viel Kultcharakter, als das es aussterben würde und wenn man die aktuellen Vinyl-Verkaufszahlen beobachtet, scheint es eine wahre Renaissance zu geben. Parallel dazu sind DVS-DJs immer noch sehr weit verbreitet, so dass Turntables benötigt werden. Aktuell hat fast jeder Equipment-Hersteller mindestens einen Plattenspieler im Sortiment. Reloop hat z.B. zur BPM, letzten Jahres, zwei neue Modelle vorgestellt und DJ Tech arbeitet zur Zeit ebenfalls an einem neuen Plattenspieler. Und das ist noch nicht alles. Denn es gibt weitere Hersteller, die an neuen Plattenspieler-Projekten arbeiten. Und nach dem langsamen Verschwinden der Technics 1210er ist es also nicht abwegig, dass Pioneer die Produktpalette um eine Kategorie erweitert, die weiterhin Potentiale aufweist. Für eine Marke, die mit CD-Playern und Mischpulten jahrelang die Clubs beherrscht hat, wäre es doch sinnvoll auch hier etwas anbieten zu können. Und wer weiß, wo das ganze vielleicht noch hinführt?
- Als Hardware-Partner von Serato könnten zukünftig auch weitere Turntable-Modelle mit DVS-Interface oder MIDI-Funktionalität erscheinen. Letzteres wäre sogar ein recht einfacher Schritt, da der Reloop RP-8000 scheinbar vom gleichen Hersteller kommt.
- Das Ganze könnte man sich aber auch mit Mixvibes vorstellen. Pioneers Recordbox kommt aus dem Hause Mixvibes und könnte in Zukunft zu einem DVS aufgebohrt werden. Schon jetzt ist die Anbindung mit Cross vorhanden. Es lassen sich auch hier eine Menge Möglichkeiten stricken.
Bezüglich DJ-OEM-Produkte
Auch wenn es vielleicht im obigen Text so rüber kommt und das Image von OEM-Produkten im DJ-Bereich jahrelang den Stempel "Minderwertige Asia-Kopie" trug, so hat sich auch hier eine Menge zum Guten gewendet. Die Qualität von OEM-Produkten hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert und kann sich vielen Produktbereichen gegen Eigenentwicklungen durchaus behaupten.
Was denkt ihr über den Pioneer Plattenspieler? Ist es ein smarter, strategischer Schachzug oder nur eine Modeerscheinung, weil "Analog" gerade das Ed Hardy T-Shirt im Recording- und DJ-Bereich ist?
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