Der polnische Hersteller überrascht mit dem Polyend Synth. Der polyphone Synthesizer ist multitimbral, besitzt acht verschiedene Engines und setzt auf ein relativ außergewöhnliches Grid-System.
Polyend ist vor allem für seine Grooveboxen bekannt und war vor ein paar Jahren maßgeblich an dem kleinen Tracker-Revival beteiligt. Schnell, halbwegs intuitiv und komplett in the box lautet das Motto des polnischen Herstellers. Und damit haben sie durchaus Fans gewonnen. Das neueste Gerät schlägt in eine etwas andere Kerbe, ist aber trotzdem unverkennbar Polyend.
Keine Groovebox, kein Tracker, sondern ein Synthesizer. Unter dem schlichten Namen Polyend Synth wurde ein achtstimmig polyphoner multi-engine Synthesizer veröffentlicht, der im klassischen Polyend Look daherkommt. Ein schlichtes schwarzes Gehäuse, ein kleiner Bildschirm für die Menüführung und die Parameterübersicht, ein paar Encoder und Buttons und natürlich ein Grid. Das ist für einen reinen Synthesizer eine seltsame Wahl, ist aber das Hauptkonzept des Polyend Synth.
Polyend Synth: Der Influencer-Synthesizer mit Followern
Das Grid wird in drei verschiedene Bereiche (die jeweils selbst gestaltet werden können) geteilt, von dem jeder mit einem eigenen Sound belegt werden kann. Jeder dieser Bereiche ist dann ein eigenes Timbre mit eigenem 64 Step-Sequencer, Arpeggiator und Sound-Parametern. Die einzelnen Synths können im Chord-Mode gespielt werden, wodurch man mit einzelnen Buttons verschiedene Akkorde von Dreiklängen bis komplexeren Chord-Extensions spielen kann. So weit noch sehr verständlich gibt es aber noch einen weiteren Kniff. Ist einer der drei Synthies im Chord-Mode, können die beiden anderen Engines als Follower deklariert werden. Laut Polyend verfolgen die beiden Follower dann die Bewegungen der Hauptengine und passen sich den gespielten Akkorden an. So soll alles in Harmonie bleiben. Sogar dann, wenn man mit den Akkorden mal den diatonischen Rahmen sprengt oder Tonartenwechsel vollzieht. Das klingt einerseits super spannend, andererseits kommen bei mir sehr viel Fragen auf.
Wie entscheiden die beiden Follower anhand eines gespielten Akkords, welche Töne sie selbst ansteuern? Polyend schreibt, dass die Follower sicherstellen, dass die Bass- und Melodie-Linien immer in Harmonie bleiben. Das wiederum wäre sehr schnell sehr langweilig, wenn beispielsweise der Bass immer den Grundton mitverfolgt. Vielleicht wird aber auch auf Grundlage des Akkords eine Skala generiert, nach der man dann die Follower spielen kann. Ein bisschen wie man es aus der Jazz-Improvisation kennt, wenn jeder Akkord für sich genommen wird und man aus einem Pool an Skalen darüber spielt. So ganz erschließt sich das Konzept jedenfalls nicht, wenn man es liest. Umso gespannter sind wir darauf, den Polyend Synth im Einsatz zu erleben.
UPDATE: Es scheint die letztere Variante zu sein. Sobald ein Akkord gespielt wird, werden für die anderen beiden Engines passende Skalen generiert nach denen man dann spielen kann. Halte ich auf der Hauptengine beispielsweise einen simplen C-Dur Dreiklang werden die anderen beiden Engines eine C-Dur Tonleiter erzeugen. Bleibt trotzdem die Frage, welche Skalen bei komplexere Akkorden generiert werden.
Sounds werden mit acht verschiedenen Synth-Engines erstellt, von denen man ein paar bereits von Polyend kennt. PHZ ist von dem klassischen CZ-101 inspiriert, ACD deutet bereits auf Acid hin und orientiert sich am SH-101, während VAP an den Prophet 6 erinnern soll. PMD (Physical Modeling) greift auch Nachbildungen organischer Sounds zurück und GRAIN ist selbsterklärend Granularsynthese. WAVS und WTFM runden den Polyend Synth dann mit Wavetable und FM ab. Zusätzlich gibt es noch interne Effekte wie Chorus, Phase und Tape-Delay.
Der Polyend Synth ist ab sofort für 499,- Euro erhältlich. Weitere Informationen findet ihr hier.
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