RANE SL2 Alternative von DENON
Vergleichbar mit dem DENON DS1: RANE SL2

RANE SL2 Alternative von DENON

Archiv. 18. März 2016 | / 5,0

Geschrieben von:
Olaf Hornuf

Ohne zertifiziertes Interface funktioniert SERATO DJ noch immer nicht. Aber es muss nicht unbedingt von RANE sein. Das DS1 von DENON tut es auch. Und das billiger.

 

Trotz all der CD-Player und Controller da draußen, behaupten sich digitale Vinylsysteme noch immer. Nicht verwunderlich, kombinieren mit Schallplatten gesteuerte MP3s doch das Beste aus digitaler und analoger Welt. Die beliebteste DVS-Software kommt aus Neuseeland und heißt SERATO. Ursprünglich mit dem Zusatz "Scratch Live", inzwischen mit angehangenem "DJ". Um SERATO DJ mit Plattenspielern (oder CD-Playern) zu betreiben, benötigt man spezielle Hardware. Über Jahre kam diese ausschließlich vom amerikanischen Hersteller RANE. Je nach Ausstattung kosten deren Soundinterfaces zwischen 500 Euro und 900 Euro. Mit der kleinsten Version: RANE SL2 lassen sich zwei Decks in der Software steuern. Das entspricht einem klassischen DJ-Setup. Oftmals ist dieser Funktionsumfang völlig ausreichend, zumal Cue-Punkte, Loops, Sample oder Effekte unabhängig von der Anzahl der Decks zur Verfügung stehen. Hier setzt auch das preiswertere DS1 von DENON an.

RANE SL2 Alternative: DENON DS1

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Mit 369 Euro ist das DS1 von DENON im Kaufpreis moderater, als das vergleichbare Paket von RANE. Billiger konnte man SERATO DJ bisher nicht als DVS nutzen. Die technischen Daten lesen sich ebenfalls gut, mit 24bit und 96kHz verfügt das DS1 sogar über eine höhere Samplerate als SL2. Ein Klangvergleich soll uns später zeigen, ob und wie sich dieser Fakt niederschlägt.

Erster Eindruck

Rane SL2 Alternative Lieferumfang

Die Verpackung ist hochwertig. Scheinbar lernen hier immer mehr Hersteller von Apple. Mitgeliefert wird das Interface (= Soundkarte), eine Anleitung zum Download der Software, ein USB- sowie vier schlichte Cinchkabel, ein mehrsprachiger Quickstart-Guide und die Steuermedien. Dabei handelt es sich um ein Paar Controll-CD und zwei 12" Vinyl. Darauf gepresst ist jeweils auf einer Seite der Serato Control Tone (welcher aus rechtlichen Gründen nicht Timecode genannt wird), auf der anderen Seite Bob Marleys  "Punky Reggae Party" im Z-Trip Remix.

Die Hardware

DENON DS1

Ein DJ-Arbeitsplatz ist oft bis Anschlag mit Equipment belegt. Da gilt die Formel, je kompakter, umso besser. Die DS1-Box setzt das vorbildlich um. 11,5cm breit, 9cm (vorstehende Anschlüsse inklusive) tief und 2 cm hoch ... etwas größer als eine Packung Zigaretten und wesentlich kleiner, als die vergleichbare SL2-Box. Das Gehäuse ist aus Metall. Mit 250 Gramm ein Leichtgewicht, trotzdem macht es einen sehr soliden Eindruck. Im Lieferumfang finden sich vier kleine Klebefüßchen für einen rutschfesten Stand.

 

Rane SL2 Alternative - Anschluesse

Front- und Rückseite sind ins Gehäuse geschraubt. Wir finden 2x2 Cinchbuchsen zum Anschluss von Zuspielern, das selbe gilt für den Ausgang. Für Plattenspieler bringt die DS1-Box eine Erdungsschraube mit. Die erfüllt ihren Zweck, allerdings habe ich da schon wesentlich elegantere Lösungen gesehen. Ein kleiner Schalter ermöglicht das Umschalten des Eingangs zwischen Line- und Phonosignal. Auf der Seite mit den Ausgangsbuchsen ist noch der USB-Anschluss sowie eine kleine LED untergebracht. Diese leuchtet blau, sobald die Box korrekt mit dem Rechner verbunden wurde.

 

Rane SL2 Alternative - Anschluesse

Die Spannungsversorgung erfolgt ausschließlich über USB. Das hat bei einer DVS-Nutzung keinen negativen Einfluß. Ein Einsatz ohne Rechner (Thru-Funktion) funktioniert nicht. Sobald man die Software oder den Rechner runterfährt, ist die Musik aus. Die RANE SL-Boxen schalten hingegen in einen Modus, in dem man in so einem Fall z.B. weiterhin "analoges Vinyl" abspielen kann. Der Sound wird "durch das Interface" geschliffen. Ein Versuch, bei der DS1-Box von DENON mit einem aktiven USB-Hub einen Workaround zu basteln, schlug bei mir fehl.

Die Software

https://www.youtube.com/watch?v=vK6MMRP37Ug

DS1 läuft mit SERATO DJ ab Version 1.7.6. Bekanntlich wird Scratch Live nicht mehr weiter entwickelt, es wird also nicht unterstützt. Zeit auf SERATO DJ zu wechseln. In der Software können zwei virtuelle Decks gesteuert werden. SERATO DJ gehört zum Lieferumfang. Die allgemeinen Funktionen stehen komplett zur Verfügung. Der Sampler SP6 hat natürlich keinen eigenen Ausgang, er müsste auf die Decks oder das Mastersignal geroutet werden. So man angebotene Erweiterungen von Serato einsetzen möchte - was Video, Flip oder Pitch`n Time sind - muss man die jeweilige Lizenz kaufen. Anschließend können auch diese Features voll umfänglich genutzt werden.

Anschließen und fertig?

Denon DS1 - Switch Phono Line

Als SERATO-User bin ich im Vorteil, mit einem Macbook doppelt. In den Fall ist das DS1-System sofort nach dem Anschluß spielbereit. So man noch kein SERATO auf dem Rechner hat, folgt man einfach den beiliegenden Instruktionen zum Download. Für Rechner mit Windows wird ein eigener Treiber für die DS1-Box bereitgestellt, für Mac-Nutzer gibt es einen Update der Firmware auf 1.0.1. .

Beim Verkabeln fällt auf, dass die Beschriftung der Line/Phono-Umschaltung nicht ganz klar ist. Intuitiv würde ich die Positionen von Phono (Down) und CD (Up) genau andersrum erwarten. Die Aussage stimmt jedoch mit der Schalterposition überein - für Plattenspieler muss der Schalter runter.

RANE SL2 Alternative-Vergleich-Kalibrierung

In der Software stehen sofort zwei Decks bereit. Es gibt keinen Unterschied zur GUI unter einer SL2-Box. SERATO DJ läuft wie gewohnt und das mit einer (testweisen) Latenz von 1ms. Ein kurzer Vergleich der Kalibrierungsanzeige zeigt keine markanten Differenzen.

 

DENON DS1 vs RANE SL2

 

Rane SL2
Vergleichbar mit dem DENON DS1: RANE SL2

Klingt die DS1-Box ähnlich wie eine SL-Box? Bei der Beantwortung dieser berechtigten Frage tue ich mich schwer. Abhörsituationen sind verschieden, die Wahrnehmung ebenfalls. Mit einer Auflösung von 96kHz liegt der theoretische Vorteil bei DENON. Das sagt aber nichts über die Qualität der verbauten Wandler. Und es spielt bei den verbreiteten Audiofiles (MP3, Flac, Wav - Red Book Standard) keine Rolle. Hier könnte ein Einwand folgen, der irgendwas mit "Studio",  "eigene Produktionen" und "nur die beste Soundqualität" zu tun hat. Auch in diesem Fall spricht nichts gegen die DS1-Box. Außer, es ist bereits eine Soundkarte vorhanden, die - besonders bei den Anschlüssen - mehr auf das Einsatzgebiet Studio optimiert ist.

Test mit Ohren

Ich wähle "Sweet Thing" von Dreadsquad & Tenor Fly im Supa John Refix. Super Reggaenummer mit Bass, Drums, bissl Gitarre und Gesang. Format: Wav-File 16bit / 44,1kHz. Den A/B-Vergleich entscheidet die SL-Box für sich. Der Klang ist kräftiger (vulgo: lauter & fetter), was sich auch in der Pegelanzeige meines Mixers spiegelt.

Test mit Augen

Rane SL2 vergleich mit Denon DS1
Rane links, Denon rechts

Ich bin DJ, kein Messtechniker. Aber etwas aufnehmen kann ich. Meine Idee ist den wiedergegeben Song mitzuschneiden und die Waveformen zu vergleichen. Um wenigstens etwas neutral zu sein, nutze ich eine dritte Soundkarte und Amadeus als Programm zur Aufzeichnung. Ich könnte auch die Record-Funktion in SERATO nutzen (mehr dazu später), hätte dann aber auch die Inputs der DS1 bzw. SL2 als beeinflussenden Faktor. Mein kleiner Test bestätigt den akustischen Eindruck. Bereits während der Aufnahme war zu sehen, dass das DS1-Signal etwas schwächer rein kam.

Direkter Vergleich

Denon DS1 Vergleich mit Rane SL2

Stichwort Record

Bei einem DVS ist die Aufzeichnung von einem Mix gar nicht so einfach zu realisieren, da extern gemischt wird. Man muss also das Signal vom Mixer abgreifen. Sowohl bei der SL2, als bei der DS1-Box ist das nicht direkt möglich. Mit einem gesonderten dritten Input hätte DENON ein Alleinstellungsmerkmal zur SL2 rausarbeiten können. Weitergedacht dürfte man sich allerdings auch einen dritten Ausgang für den Sampler wünschen und irgendwann ein viertes Deck.

Ein simpler Weg einen Mix aufzuzeichnen geht so: Signal vom Mixer an die interne Soundkarte des Laptops bringen und dort mit einem Audioeditor (Freeware: Audacity) aufnehmen.

DENON DS1 vs SL1-Box

Rane SL-Box
Jahrelang der Standard, nun aus dem Rennen: RANE SL1

Es gibt ja noch diese alte SERATO-Box: SL1. Billig bei Ebay zu haben. Für deren Anschaffung sehe ich nur einen Grund, nämlich ein minimales Budget. Dafür sind Abstriche beim Klang in Kauf zu nehmen und man ist von der weiteren Entwicklung bei der Software ausgeschlossen. Die SL1-Box läuft nur mit dem eingestellten Serato Scratch Live.

DS1 als DVS am iPad

 

Eindeutige Angaben, eine Unterstützung von iOS betreffend, fehlen. Aber es gibt ein Video, welches das DS1 in Verbindung mit der App DJ Player Pro zeigt. Gesteuert wird über Serato-Vinyl. Dazu muss man die DS1-Box mit dem iPad verbinden und mit Spannung versorgen. Am besten wäre also ein aktiver Lightning-USB-Hub, sofern es sowas gibt. Etwas umständlicher ist das Camera-Connection Kit plus zwischengeschalteten Standard-Hub (aktiv). Interessantes Bonusfeature, welches ich leider aktuell nicht testen kann. Kommt auf die To-Do-Liste.

DS1 und andere Software

Denon DS1 in Ableton Live

Die DENON DJ DS1 wird als 4In / 4Out Soundkarte erkannt. So zum Beispiel in Ableton Live. Auch eine Kombination mit Traktor Pro (ohne Scratch!) oder Virtual DJ wäre denkbar.

Fazit

Denon DS1
Viele Kabel, keine Wirkung: Der Versuch per Hub Strom zum DS1 zu bringen

Es gibt jede Menge DJ-Equipment und bei manchem fragt man sich wo der Existenzgrund liegt. In diesem Fall ist es eindeutig: Es wird ein Monopol aufgebrochen. Dazu ist der Preis niedriger als bei den etablierten Produkten von RANE. Begrüßenswert! Zusätzliche Pluspunke bekommt das DS1-Set für den Lieferumfang und die Box für ihre kompakte Größe. Beim Sound sind im Vergleich zur SL2-Box Abstriche zu machen. Das fehlende Netzteil benötigt man zwar nur in speziellen Fällen, in denen eine Option zu haben, ist immer besser.  Fairerweise muss ich sagen, dass ich bei meiner SL-Box höchstens einmal im Jahr diesen Joker ziehe. Insgesamt ist das DENON DJ DS1 eine gute Alternative zu RANEs SL2. Besonders zu empfehlen für Einsteiger oder Umsteiger (von SL1).

Alternativen

Preislich nach oben wären die RANE-Boxen zu nennen. Ein weitere Alternative zu SL2 ist der AKAI AMX. Das ist ein kleiner Mixer mit eingebauter Soundkarte. An den lassen sich Plattenspieler hängen. Kauft man das DVS-Kit von SERATO, kann man SERATO DJ mit Vinyl steuern. Ein ähnliches Prinzip verfolgen auch  andere Mixerhersteller, wie etwa MIXARS oder PIONEER mit dem S9.

DENON DS1 Preisupdate (Dez.16) 323 Euro

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