Wer ist der wortgewaltigste Rapper, wer macht nur wenig Worte? Und wo steht der Rap-Wortschatz im Vergleich zu Klassikern und zu Helene Fischer?
Das "Oxford Dictionary of English" verzeichnet etwa 400.000 Einträge. Das deutsche Gegenstück, der Duden, bringt es auf 135.000 Wörter, die Hälfte davon fällt unter Standardwortschatz. Der aktive Gebrauch, was Worte meint, die man einmal pro Jahr nutzt, liegt (je nach Bildung) zwischen 12.000 und 16.000 Worten (30% davon sind Fremdwörter). Für den Alltag reichen wohl 400 - 800 Wörter, um klarzukommen. Helene Fischer gönnt sich in ihren Schlagern nur minmal mehr, Morlockk Dillemma bringt es auf knapp 3100 Worte und Aesop Rock gebraucht in seinen Texten nochmal doppelt soviele einmalige Begriffe.
Deutsche Rapper vs Goethe und Fischer
BR Plus hat mal nachgezählt, wer unter den deutschen Rappern die größte Wortvielfalt hat. Reine Statistik, die nichts zur Qualität oder über den kommerziellen Erfolg aussagt. Es wurden jeweils 16.000 Worte aus Texten des Künstlers genommen, anschließend wurden Doppelnennungen und Abwandlungen rausgestrichen. Unterm Strich blieben zwischen 1000 und 3000 Worte übrig. Letzte ist Helene Fischer, Dendemann, Money Boy oder Retrogott rangieren in der Mitte, in der Spitze zwängen - siehe da! - Kollegah und Hafti olle Goethe ein. Platz 1 geht an Morlockk Dillemma, der mit etwas über 3000 Worten die meisten Worte nutzt (oder braucht).
Kann man mit wenigen Worten viel erreichen?
Scheinbar, solange es um Likes geht. Auch die BILD verkauft - eventuell gerade deshalb - ganz gut, bei denen reichen im Schnitt 1500 einmalige Worte. Und so superschlaue SEO-Tools, die Texte für Suchroboter optimieren, empören sich auch darob, dass man "darob" schreibt. Auf Dauer scheinen sich jedoch viele Worte durchzusetzen. Shakespeare zählt zu den wortreichen Autoren. Er gilt als der bedeutenste Schriftsteller der Literaturgeschichte, laut Wiki nimmt er es, mit geschätzten 2-4 Milliarden verkauften Werken, mit der Bibel auf. Auf der Liste der meistverkauften Bücher aller Zeiten fehlt der Name hingegen. Das wirft die Fragen auf, wer eigentlich noch freiwillig Shakespeare liest und ob nicht vielmehr Rap ins Klassenzimmer gehört.
Englischer Rap vs Shakespeare
Im Original kommt die Idee der Wortskala von Polygraph. Matt Daniels hat US/UK-Rapper mit Shakespeare und Dickens ins Verhältnis gesetzt. Grundlage waren jeweils 35.000 Worte aus deren Werk. Mit 3214 Worten ordnet sich DMX ganz links auf der Skala ein, Shakespeare bringt es mit 5170 Worten ins gehobene Mittelfeld. Umringt wird er von MF Doom, Nas oder Redman. Ganz vorn liegen die Herren vom Wu-Tang Clan, die Krone geht an Aesop Rock. 7392 aus 35000 ... Tusch. Zur Feier wühle ich ein älteres Projekt hervor, welches Aesop Rocks Lyrics mit der Musik der Trip Hop Legende Portishead kreuzt.
https://youtu.be/E1xh5mr6jRA
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