Das Kürzel APC steht noch immer für Ableton Performance Controller. Doch wo liegt der Zugewinn der Mk2 gegenüber der bisherigen Version? Wir stellen den Nachfolger vor und vergleichen.
Was ist neu?
Mittlerweile ist es über fünf Jahre her, dass Akai in enger Zusammenarbeit mit Ableton einen Controller für Live rausbrachte. Die APC40 war die erste dedizierte Hardware für die Musiksoftware aus Berlin, genauer: Für deren Sessionansicht. Clips starten, Effekte regeln, Tracks faden - viele Funktionen im Dierktzugriff auf einer Oberfläche. Plug`n play, sogar "DJ-tauglich", dank Crossfader. Der Erfolg war garantiert, ähnliche Hardware einstweilen nicht in Sicht. Inzwischen gibt es nicht nur das Launchpad mit seinen Ablegern, es gibt mit Push sogar einen Controller direkt von Ableton, reichlich Auswahl lso. Akai ist weiterhin dabei und möchte den Erfolg seines Klassikers mit einem überarbeiteten Gerät fortsetzen.
Erwartet hätte ich als MK2 einen Controller mit integriertem Audiointerface. Gewünscht hätte ich mir einen mit Kanalzügen wie bei einem echten Mixer, also vier oder mehr Drehregler in einer Linie mit dem Fader und den Pads. Doch Akai bleibt dem Grundkonzept treu und verzichtet auf Änderungen dieser Art. Das Design erfuhr hingegen eine ordentliche Auffrischung. Die APC40 MK2 ist nicht mehr pultartig angeschrägt, sondern flach. Die 45mm-Kanalfader sind nun eingelassen, was sie bei ungeschützem Transport vorm Verbiegen schützen dürfte. Eine neue Form haben Pads und Buttons, da ist rechteckig das neue quadratisch. Bei den Clippads in der 8x5-Matrix hilft eine RGB-Beleuchtung bei der Orientierung. Die Pads haben die Farbe des entsprechenden Clips in der Software. Ein aktiver Clip gibt grünes Signal, bei der Aufnahme eines Clips steht es auf rot.
Die acht Encoder der Trackkontrolle (umschaltbar zwischen Panorama, Send und User) befinden sich jetzt oberhalb der Kanäle, nach wie vor endlos regelbar, verweist ein orangfarbener LED-Kranz auf die aktuelle Position des Reglers. Theoretisch stehen via Umschalten bis zu acht Send-Belegungen zur Verfügung. Der durch den Umzug in den oberen Bereich des rechten Drittels der Geräteoberfläche freigewordene Platz beherbergt jetzt Play, Record und Session, sowie einige Tempofunktionen (Tap, Nudge, Metronom) und einen neuen Temporegler. Dieser ist endlos, jedoch gerastert, wodurch er sich schön in BPM-Schritten hoch und runterschalten lässt.
Die acht Endlosencoder der Device Control befinden sich, wie der zuweisbare Crossfader, am angestammten Platz. Die Buttons dazu wurden leicht geändert. Weggefallen sind "MIDI-Overdub" und "Rec Quantinize". Neu sind "Bank-Taster", um über die Encoder mehr als acht Parameter einer Device anzusprechen und ein "Device Lock"-Button, der die APC, unabhängig vom Fokus in der Software, mit einer ausgewählten Device koppelt. Die kleine "Bank Select" Sektion, bisher über den Device Control Encodern zu finden, ist unter diese gewandert. Zu guter Letzt wurden auch die kanalbezogenen Buttons für Solo, Mute, Record und Crossfaderzuweisung neu arrangiert, was übersichtlicher wirkt. Modifizierungen zusammengefasst: Track Control am Kanal, achtfach nutzbar.
Neuer Temporegler. Stop und Start sind eins - buttontechnisch. Neuer Button für die Session-Aufnahme. Bei den "Track Selection"-Buttons am Kanal verweisen Aufdrucke auf eine Zweitfunktion: hier kann die globale Quantisierung umgeschalten werden. Grundlage für einen Blick auf die Details, zuvor aber noch kurz zur Rückseite. Versenkter Powerbutton, USB-Anschluss, Foot-Switch Buchse und Kensington Lock. Es fehlt der zweite Fußschalter, den es bisher gab und vor allem der Anschluss für das Netzteil. APC40 MK2 wird ausschließlich über USB mit Strom versorgt!
Details und Praxis
Selbstverständlich ist die APC40 MK2 mit jedem MIDI-fähigen Programm verwendbar. Mitgeliefert wird eine Serial für Ableton Live Lite, mit dieser Software klappt die Installation erwartungsgemäß unkompliziert. Anschließen, einschalten, Ableton starten, fix den Controller in den Voreinstellungen auswählen und schon zeigt sich das bekannte Bild: Ein rotgerahmter Kasten visuallisiert in der Sessionansicht den aktiven Matrixbereich. Verschiebbar ist dieser über die "Bank Select"-Tasten. Da sich das Layout der Hardware an der GUI der Software orientiert, erklären sich die meisten Funktionen intuitiv. Matrixcontroller, wie die APC40 Mk2, folgen gewissermaßen einem Standard, man darf sogar behaupten deren Vorgänger hat diesen Standard gesetzt. Folglich groovt man sich nach kurzer Orientierungsphase schnell auf der Mk2 ein.
Die Pads reagieren gut, sind aber (das nur als Hinweis) weiterhin nicht anschlagdynamisch. Fader und Encoder verfügen über exakt die Haptik, die ich erwarte: In unmittelbarer Bedienung eher fest als wacklig, mal abgesehen von den Faderkappen, Hard- und Software arbeiten akkurat und ohne spürbares Delay zusammen.
Eigentlich sind Mehrfachbelegungen lästig und umständlich, das Umschalten zwischen den acht möglichen Sends ist aber passabel gelöst. Einmal den "Sends"-Button gedrückt halten, anschließend den entsprechenden "Track Select"-Taster wählen. Da die APC keinerlei Display besitzt, muss man sich natürlich merken welche Aufgabe dem Send zugeordnet ist. Übersicht ist auch bei den Return-Kanälen gefragt. Die werden immer ganz rechts angefügt. Da in denen keine Clips laufen, hätte ich den Vorschlag, dass alle Matrixpads auf dem Kanal in einer Farbe meiner Wahl leuchten. Somit gäbe es eine Unterscheidung zu den regulären Kanälen. Nebenbei: achtfach belegbar ist nur die Send-Funktion, Panorama (logischerweise) und User (leider) nicht.
Die in der Farbe des Clip leuchtenden Pads sind definitiv ein Zugewinn, auch haptisch gefallen sie mir besser als die des Vorgängers. Was die schon erwähnten Buttons zur Steuerung (Solo, Mute, Record, Crossfader, Clip Stop etc.) angeht, habe ich keine Einwände. Das betrifft auch die Fader. Der "Cue Level"-Regler dient dem was der Aufdruck sagt: er steuert die Lautstärke des Monitorkanals, sofern die Soundkarte das hergibt. Ausgelegt als Endlossencoder ist er aber auch via MIDI-Mapping "zweckentfremdbar". Das gilt ebenso für den Crossfader. Um übermäßigen Erwartungen vorzubeugen: Crossfader bedeutet hier nicht High-End Turntablism. Für Überblendfunktionen zwischen Kanälen oder Kanal und Return reicht es allemal. Übrigens läßt sich in der Software sogar die "Crossfaderkurve" einstellen. Die Änderungen an der "Device Control"-Sektion im "Tempo-Bereich" wurden schon erwähnt. Kleine Ergänzung: auch der rastende Tempo-Encoder ist MIDI-belegbar. Neu ist der rote Session-Button, dessen Entsprechung es auch in der Software erst seit Live 9 gibt. Im Unterschied zur Arrangement-Aufnahme (Record), aktiviert dieser die Sessionaufnahme. Angebracht ist das, um einem MIDI-Clip neue Informationen - Noten oder Automationen - hinzuzufügen (z.B. Hi-Hats zu einem Drum) oder bei Audio-Clips die Automationen zu "overdubben".
Fazit
Die APC40 Mk2 hält die Fahne oben. Die Form wurde geändert - Geschmackssache -, Qualität und Inhalt sind weitgehend gleich. Im Vergleich zum Vorgänger bietet die neue Version einige Vorteile (transportabler, RGB-Pads), auch wenn Akai mit bahnbrechenden Features spart. Besonders mit Ableton spielt dieser durchdachte Controller seine Stärken aus, beim Einsatzgebiet schlägt die Bühne das Studio. Grundsätzlich universell einsetzbar, ist die APC ein Performance-Tool, so wie auch die Sessionansicht in Ableton. Passt also perfekt, die APC40 ist ein etablierter Klassiker, die MK2 hat das Zeug da anzuknüpfen.
APC40 Mk2 vs Push
Beide Controller sind ähnlich, trotzdem liegen die Schwerpunkte unterschiedlich. Push ist in Kombination mit Live (auch) ein Instrument. Anschlagdynamische Pads, die Möglichkeit Melodien und Akkorde zu spielen und die perfekte Softwareeinbindung machen aus Push ein Kreativ- und Studiotool. Vermutlich will Akai das bewusst nicht nachbilden. Mit der Kombination aus Fadern, Encodern und Pads ist die APC optimal für den Workflow bei Liveperformances und DJing gerüstet.
Preis: 365 EUR
Mehr Informationen auf der Website von Akai.
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