Review: Aside The Aeons – Panthera Krause [KANN]

Review: Aside The Aeons – Panthera Krause [KANN]

Features. 24. Mai 2024 | 4,7 / 5,0

Geschrieben von:
Nastassja von der Weiden

Fünf Jahre nach seinem ersten Album „It’s a business doing pleasure with you“ veröffentlicht Panthera Krause, der als DJ, Live Act und Co-Labelbetreiber von „Riotvan“ bald zwanzig Jahre Teil der elektronischen Musikszene ist, sein zweites Album. „Aside The Aeons“ ist ausgewiesen als „Listening Platte“, so werden die zehn Tracks angekündigt. Und das ist absolut wahr, die Tracks gehen perfekt ineinander über – subtil, einer zwingend-natürlichen Dramaturgie folgend – wie Wasser, das den Aggregatzustand wechselt. 

Als ich das Album von Panthera Krause höre, sitze ich auf meiner Couch, es ist halb neun Uhr abends und ich bin eigentlich schon viel zu müde. Aber weil ich diese Rezension noch schreiben will, zumindest anfangen will, sie zu schreiben, klicke ich auf den Link, den mir das Label KANN aus Leipzig geschickt hat und höre hin. Schon mit dem ersten Titel wird klar: Die Müdigkeit vergeht in Anbetracht dessen, wie gut, wie zärtlich, wie unaufgeregt und gleichermaßen – im besten Sinne – pathetisch dieses Album ist. Es ist über alle zehn Tracks hinweg fein nuanciert, schon auch teilweise weird, tief berührend und, ja, ich finde, dass das keine Übertreibung ist: echt großartig. 

„Six String Theorem“ ist der erste merkliche Wendepunkt der A-Seite, gefolgt von Montana Sacra, einem elegischen Ambient-Outro. „The Gates Of The Ivory Key” auf der B-Seite ist eine Art Signature-Track mit Sounds, die Fans von Panthera Krause so lieben: anschmiegsam, soft, healing, auftauchend; wie Sonne, die durch Blätter scheint und ein dynamisches, trotzdem prägnantes Schattenmuster zeichnet. „Aside The Aeons“ ist zwar ganz anders (und viel langsamer) als „It’s a business doing pleasure with you”, das Debütalbum, das damals auf dem Leipziger Label Riotvan erschien, aber man erkennt – of course, glücklicherweise – die musikalische Handschrift von Panthera Krause.

Produziert wurde das Album fast ausschließlich mit einer Korg M3R, einem Roland Aerophon und einem JX 03 Synthesizer und entstand am heimischen Küchentisch von Panthera Krause. Über ein Jahr arbeitete er so an seinem zweiten Album, ohne zu wissen, dass er die Titel überhaupt veröffentlichen wird: „Ich hatte ein paar der Stücke, die ich eigentlich immer als kurze Zwischentracks für ein Album angedacht hatte, in eine Playlist gehauen und fand das ganz entspannt zu hören. Ich habe dann genau das an einem Abend mit Freunden nebenbei laufen lassen und die fanden die Auswahl gut. Bis dahin hatte ich die Tracks gar nicht so richtig ernst genommen. Aber dadurch kam die Idee, dieses Album zu machen“, schreibt Robert alias Panthera Krause zur Entstehung. 

Auf dem Album sei die Musik zu hören, die er mache, wenn er keine Musik mache – es seien Stimmungen nur für ihn, „fast Selfcare-Musik“. Grafisch findet sich noch eine biographische Anspielung: „Während der Arbeit an den Tracks habe ich dann erfahren, dass ich Papa werde und das floss mit ein. Deswegen auch das Cover, auf dem vorne das Geborgene, der Neubeginn und hinten das Bedrohliche, die Welt dargestellt sind.“

Das Album in Gänze zu hören, das war, zumindest für mich,  wie wenn der Kontrast eines Bildes langsam rausgedreht wird, eine ganz, ganz, ganz softe Blende. Man kommt irgendwie an, sozusagen, aber man verschwindet auch, lässt los. „A Descendant“ und „Endymions Festival” sind zwei besondere Highlight-Tracks, wenn man aus diesem Gesamtwerk überhaupt einzelne Tracks herausheben kann und möchte. Das ganze Album ist zart, manchmal zurückgezogen-schüchtern, trotzdem sehr klar und „da“. Und eines der besten Releases aus der elektronischen Musikwelt dieses Jahres, mit Sicherheit. 

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