Ein ultrakompakter Mixer für zwei Quellen, dazu Mikrofon- und Instrumenteneingang, optimiert für iPAD und Co, preislich 75 Euro. Kann das was?
Stellen wir den Kandidaten mal kurz vor.
Name: iRig MIX von IK Multimedia, eine italienische Firma, welche sich auf Apps und iPad Zubehör spezialisiert hat.
Äußeres und innere Werte: Gehäuse aus weißem Kunststoff. Darin verbaut: zwei Linekanäle mit 70mm langen Fadern, ergänzt durch Gainregler und 2-Band-EQ pro Kanalzug. Zwischen beiden ein Crossfader. Frontseitig ein weiterer Kanal über den ein Signal, via separat regelbaren (6,3mm Klinken-) Eingang für Mikrofon und Instrumente, direkt auf den Master gemischt werden kann. Das Mastersignal wird rückseitig über Cinch ausgegeben. Pro Kanal gibt es je eine CUE-Taste, vorgehört wird dann am vorderseitigen (6,3mm Klinken-) Kopfhörerausgang.
Zusammengefasst: Gemischt werden können zwei Signalquellen plus Gesang oder Keyboard und dergleichen. Soweit, so verständlich. Was hat es nun mit dem appleesken, kleinem i, im Namen iRig MIX, auf sich?
Der kleine Plastikkasten von der Größe eines Falk Stadtplans ist für den Einsatz mit einem oder zwei iPADS (oder iPHONES bzw. iPOD TOUCH) konzipiert. Soweit das eben aktuell geht. Aber er kann auch mit jeder anderen Linesignal-Quelle (wie MP3 Player, Audio vom Laptop, Mixer, CD-Player etc.) verbunden werden. Per Eingangswahlschalter wird vorbestimmt, ob ein oder zwei Soundquellen an das Gerät gehen. Zwei Geräte an einem Mixer sollten der selbsterklärende Regelfall sein, eine Quelle wiederum macht nur mit einer passenden App auf dem iPAD Sinn. Zumindest wenn man mischen will. Der Audioausgang des iPADs wird in dem Fall über ein spezielles 3,5mm Klinkekabel mit dem Eingang des Mixers verbunden. Im Gegensatz zum normalen 3-poligen Stereokabel (Masse + zweimal Tonsignal) hat dieses eine vierte Leitung für Zusatzfunktionen. Somit erklärt sich wie von einem iPAD zwei unterschiedliche Signale an den Mixer kommen, um erst dort - und nicht schon in der DJ-Software auf dem iPAD - gemischt zu werden. Da iOS noch kein wirkliches Mehrkanalaudio zulässt, bedient man sich wieder einer Notlösung mit dem schönen Namen "Dual Mono". Klingt nach mehr, als "kastriertes Stereo", ist aber letztlich das selbe: die Summe aus linken und rechtem Kanal. Um es mal anschaulich zu beschreiben: ein Stereosignal - links eine Bassdrum, rechts eine Snare. Mit zwei Boxen hört man beides, mit einer nur die jeweilige Seite. Mit "Dual Mono" hört man beides auf einer Box, eine räumliche Verortung geht aber verloren. Man kennt das Prinzip auch von der Boothsektion vieler DJ-Mixer, als Option nur einen Monitor zu befeuern.
Im Lieferumfang des iRig MIX kommen zwei der beschriebenen 4-Pol Kabel, ein Cinch auf 3,5mm Klinkekabel und ein Netzteil mit. Letzteres ist zwingend nötig, um den iRig MIX zu betreiben. Das Netzteil endet am Gerät auf dem wenig verbreiteten MicroB-USB (sonst bei Handys üblich). Somit kann man theoretisch auch ein passendes USB-Kabel zur, dann von einem Rechner abgezweigten, Spannungsversorgung nutzen. Ein Praxistest fällt mangels einem solchen Kabel aus. Volle Punktzahl und ein zusätzliches Freudejauchzen hätte es für Batteriebetrieb gegeben.
Zur Praxis
Szenario 1: zwei Quellen, über zwei Kabeln verbunden mit dem iRig MIX. Nach Auswahl dieser Inputvariante mischt man wie bei einem DJ-Mixer gewohnt. Mikrofoneinspeisung ist möglich, vorhören auch. Ein mixen des vorgehörten Signals unter Kopfhörer (Cue-Mix) ist wiederum nicht machbar. Eingangs- und Ausgangssignale sind jeweils Stereo.
Szenario 2: ein iPAD mit kompatibler App (DJ RIG FREE im Lieferumfang) an einem Kabel am iRig MIX. Nach aktivieren des entsprechenden Input Modes kann man beide Decks der App miteinander verquirlen. Mikrofon und Monitoring sind wie bei Szenario 1, die Eingangs- und folglich die Ausgangssignale sind jedoch nur "Dual Mono". Wichtig ist, dass die App ein Signalsplitting unterstützt!
Szenario 3: ein iPAD trifft auf einen CD-Player oder ein ähnliches Audiosignal. Sofern auf dem iPAD die App DJ RIG läuft, können beide Quellen nicht nur gemixt, sondern auch synchronisiert werden. Diese Funktion nennt sich X-SYNC.
Szenario 4: "Real Time Audio Processing". Also Effekte auf einem Mikrofon oder einem Instrument oder Recording von diesen. Auch das geht. Die Tonquelle hängt am iRig MIX, ein Kabel führt zum iPAD, darauf läuft eine passende App (VocaLive, Groovemaker, AmpliTube jeweils als Freeversion im Lieferumfang). Aufzeichnung oder Klangbearbeitung erfolgen auf dem iPAD. Die Wiedergabe über den iRig MIX.
Fazit
Nochmal klar gesagt, um Enttäuschungen vorzubeugen: der iRig MIX ist kein Controller mit Audiointerface, sondern ein schnöder Audiomixer. Alles Signale vom und zum Mixer sind reine Audiosignale. Die gebotene Qualität ist dem Preis entsprechend. Vollplastik mit einer Pegelüberwachung, die auf vier LEDs reduziert ist. Insgesamt überzeugend, einzig die Kappe des Crossfaders wackelt für mein Empfinden etwas zu sehr. Anschlussmöglichkeiten sind gut, aber noch ausbaufähig. Batteriebetrieb wäre wünschenswert.
iRig MIX beim Musikhaus Thomann (75 Euro)
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