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Review: Irini – Lost In Dreams [Planet Uterus]

Review: Irini – Lost In Dreams [Planet Uterus]

Features. 3. Oktober 2021 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Christoph Benkeser

Ob Traumprinz, Healer oder Metatron, sobald die Push-Nachricht über einen neuen Release von planet uterus aufblinkt, eilt man nach Hause, verkriecht sich unter der Steppdecke und labt sich in Sound, der zwar eher aus drei Meter hohen Subwoofern als aus gefakten Airpods krachen sollte – aber egal! Der Prinz spricht. Man hört zu. Und dreht demütig die Lavalampe auf, schließt die Augen und veranstaltet eine Privat-Party in der Kopfgärtnerei, um sich im Stakkato des Strobos wieder zu spüren.

Pathos hin oder her. Nachdem DJ Metatron aka Prince of Denmark aka DJ Healer letztes Jahr in einem kurzen, acht Vinyl-Seiten umfassenden Liebesbrief umrissen hat, wie er beabsichtigt, mit Loops in die Unendlichkeit zu übertreten, kehrt er geläutert zurück. „i am irini“ steht auf der SoundCloud-Page von planet uterus. Darüber: ein Stream zu einer dreistündigen Aneinanderreihung von Tracks. Schließlich ist „lost in dreams“ kein Mix, folgt aber der emotionalen Achterbahn einer Sonntagsmesse bei Dettmann im Darkroom. Allein das Cover mit der holden Heiligen ist spiritueller aufgeladen als eine Selfcare-Influencerin auf TikTok und leitet sogar überzeugte Gar-nichts-Glauber dazu an, drei Rosenkränze überm Tabernakel auszuspucken – für all die armen Seelen, denen verwehrt bleibt das Licht zu empfangen, das ihnen irini schenkt.

Dabei muss man keinen Fortbildungskurs in tantrischer Philosophie belegen, sich Weihwasser auf die Stirn kreuzeln oder Räucherstäbchen inhalieren, um mit „lost in dreams“ zur Erleuchtung zu finden. Klar, erklären lässt sich der Hokuspokus nicht. Außerdem labert man rum wie ein 22-jähriger Jura-Studi, der zum ersten Mal von magic mushrooms genascht hat. Aber … so what? Die Friedensgöttin packt selbst in Peaktime-Banger mehr Groove als Hate. Und weil der Rave der 90er mit Hard Trance um die Ecke linst, braucht man sich für Fischerhüte aus Flanell auch nicht mehr zu schämen. Übrigens: Wer Sven Väth 2021 immer noch Babba nennt, darf an der Stelle weiterlauschen. Allen anderen sei folgende Triggerwarnung mitgegeben: „lost in dreams“ kann Spuren von DJ Taucher, Legend B oder Insigma enthalten.

Während die Hustensaft-Generation noch googelt, wühlen die Mayday-OGs vor Aufregung in ihren Future-Trance-CD-Sammlungen. Bloß: Sie finden nichts, was so klingt, weil irini die Spuren verwischt wie Ecstasytränen aus den Augen. Das ist die Essenz von planet uterus: Man hat das alles schon mal gehört. In irgendeinem Club, vor Jahren, im Closing-Set von … Und doch kommt man nicht drauf, weil alles Erinnerung bleibt. Das schürt Selbstzweifel: Wieso kann man sich an etwas erinnern, das man vielleicht nie erlebt hat? Schließlich glaubt man, die Kick zu spüren. Geht in den Melodien auf. Klatscht zu den Claps als stünde man, umringt von verschwitzten Menschen, im Trockeneisnebel, während der letzte Track der Nacht aus den Speakern prügelt. Man weiß, all das ist schon passiert. Aber nie so und auf diese Art, wie irini es zusammenbastelt und zum Rauschen bringt.

Das Schöne an „lost in dreams“ ist nicht nur, dass jemand drei Stunden Musik for free ins Netz stellt, sondern dass immer noch niemand weiß, wer dahintersteckt. irini ist Healer ist Metatron oder Traumprinz – aber eben auch eine Person, die irgendwo in Deutschland rumläuft und auf Business Techno scheißt. Man weiß nicht, was man mehr lieben soll. Also hört man einfach zu. „Lost in Space“ oder „Lost in Love“. Aber Hauptsache „Lost in Dreams“.

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