Review: Mano Le Tough – At The Moment [Pampa]
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Review: Mano Le Tough – At The Moment [Pampa]

Features. 21. August 2021 | / 5,0

Geschrieben von:
Christoph Benkeser

Mano Le Tough, der irische Barde mit der schicksten Hemden-Kollektion der Szene, hat eine neue Platte produziert. ‘At The Moment’ heißt sie, erschienen ist das Ding auf DJ Kozes Pampa Records. Und klingt so, als hätten Tame Impala die falschen Pilze gefuttert, fünf Shirts von Audiolith gekauft und den Plan geschmiedet, bei der nächsten Super-Bowl-Halftime-Show Spiegelkabinett gegen Kaninchenbau zu tauschen. Das ist die Welt am Draht. Ein Trip für Leute, die sich nach einer 60-Stunden-Woche mit Longdrinks zuschütten, weil sich das Hamsterrad irgendwie lohnen muss. Und eine richtig gute Platte für alle anderen, die sich beim nächsten WG-Rave das AUX-Kabel schnappen, um mal was anderes als die uralte Bonobo-Scheibe zu ballern.

Damit wären wir direkt am Punkt: ‘At The Moment’ tut seinen Zweck, weil es nicht wehtut. Es glitzert, es kitzelt, man hat Balenciaga-tragende Typen vor Augen, die mit einer Money Gun von Supreme ein Bündel Fuffis verteilen, während im Hintergrund Schaum spritzt und den Club in ein hochalpines Winter-Wonderland verwandelt. Es ist die Art von Sound, die man erwartet, wenn man die eigene Club-Experience auf den Extension-Pack von Grand Theft Auto zurückführt. Eine Aneinanderreihung an belanglosen Songs, die nicht mal durch den Chupa Chups kauenden Kiefer im Autodrom-Abriss (‘Together’) gerettet werden kann. Schließlich kommt sonst auch niemand auf die Idee, Schlaftabletten mit Speed zu mischen.

‘At The Moment’ ist pure Oberfläche, so reflektierend wie ein verchromter Luftballon von Jeff Koons. Klar, die Synthies kreischen und sägen, was die analogen Schaltkreise im Zürcher Studio von Mano Le Tough hergeben. Gitarren lagerfeuern, als hätte der Rolling Stone gerade drei Artikel über Bob Dylans Stuhlgang in den Äther geschossen. Und mit ‘Aye Aye Mi Mi’ (Spitzentitel!) haucht sich der Ire auf direktem Weg in die Indie-Charts. Aber sonst? Hört man eine zum Anästhetikum gewordene Wandtapete, die immer das gleiche Bild zeigt. Untergehende Abendsonne, Strand und Postkarten-Palmen, die immer ein wenig zu perfekt aussehen, als sie eigentlich sollten.

Nichts gegen Gefühlsduselei. Anspeien dürfen sich schließlich immer noch alle auf ihre Art. Nur bei Rausreißer-Songs wie ‘New/cycles’ muss man schon zwei Mal checken, ob man noch die gleiche Platte hört. Eben weil die genialen Mano-Le-Tough-Momente dann doch ab und an durchblinzeln – sich aber gleich wieder nervös wegdrehen, wenn man sie anspricht. Irgendwie ist die Lockdown-Zeit an uns allen nicht spurlos vorübergegangen. Man lässt Nachsicht walten, hört die Platte ironisch oder lässt sie gleich liegen. Immerhin weiß man, dass dieser Moment auch irgendwann vorbeigehen wird.

'At The Moment' erschien am 20.08.2021 via Pampa.

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Veröffentlicht in Features und getaggt mit Album , At the Moment , DJ Koze , Mano le Tough , Pampa

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