Der Hype um 4-Deck Controller ist bis heute kaum zu erklären. Viele nutzen die zusätzlichen Decks garnicht oder nur selten. Wahrscheinlich ist es eher eine Image-Sache mit einem "Größeren" zum Gig aufzutauchen. Dabei geht bei den meißten 4-Deck Controllern die Anzahl der Bedienelemente klar auf Kosten der Mobilität, denn Größe und Gewicht erweisen sich bei manchem Kandidaten aus der 4-Deck Klasse als ein Hindernis, dass man noch aus Plattencasezeiten kennt. Auch wenn der Markt der 2-Deck Controller recht unübersichtlich wirkt, so gibt es doch Unterschiede in den Details, die sich beim näheren Hinsehen und Ausprobieren erst herausstellen. Stanton erweitert das DJ-Controller Sortiment mit einem sehr kompakten Gerät namens DJC.4 und scheint einen Kompromiss zwischen einer Vielzahl von Bedienelementen und komfortablen Maßen gefunden zu haben. Obwohl mit Virtual DJ LE ausgeliefert erscheint der erste Eindruck der Oberfläche durchaus Traktor Pro freundlich. Wir haben uns den neuen 2-Deck DJ-Controller, der per Umschaltfunktion auch 4-Decks ansteuern kann, mal aus der Nähe angesehen und ihn nicht nur mit Virtual DJ getestet.
Lieferumfang & Installation
Der DJC.4 kommt in einer Box mit einem USB-Kabel, einer CD auf der sich die Treiber und die Software Virtual DJ LE befinden. Ein Netzteil ist für den Betrieb nicht nötig, denn der Controller kommt mit USB-Power vollkommen aus. Die Bedienungsanleitung ist in englisch, kann aber in deutscher Ausführung von der Herstellerseite geladen werden. Sowohl auf Mac als auch auf Windows Rechnern ist die Installation reibungslos. Wie bei den meisten Audiogeräten, muss lediglich der Asiotreiber bei Windows Rechnern zusätzlich installiert werden. Wer den DJC.4 gleich mit einer Vollversion nutzen möchte, der kann sich für Virtual DJ Pro den Mapper direkt von der VDJ-Seite laden. Auch Traktor Pro User ab Version 2.5 können sich das fertige Mapping von der Stanton Seite ziehen. Somit sind beide Softwarevollversionen direkt mit dem DJC.4 nutzbar. Für den Einsteiger sollte die mitgelieferte VDJ-LE Version ausreichen, um erste Schritte im Controller-DJing zu wagen und sogar darüber hinaus. Virtual DJ LE bieten im Gegensatz zu anderen LE-Versionen anderer Software Hersteller bereits eine Fülle von Features, wie z.B. einen Sampler mit Standardsounds oder Videomixing. Alle Funktionen in VDJ-LE sind bereits gemappt, d.h. man muss lediglich die Ausgänge der Soundkarte zuweisen und kann sofort loslegen.
Wer sich mit Virtual DJ Pro vertraut machen möchte, kann über das Setup Menü für 20 Tage die Vollversion testen oder direkt online diese erwerben. Für ca. 249.- Euro ist es dann nicht ganz günstig, weil man Traktor Pro z.B. schon ab ca. 169.- Euro bekommt. Man darf aber nicht vergessen, dass VDJ-Pro auch Videomixing beinhaltet und für die Software eine Vielzahl von Skins für diverse Controller bereitstehen.
Die Hardware
Der DJC.4 bietet eine Menge Features für einen Preis von ca. 370.- Euro. Das schwarze Gehäuse ist auf der Oberseite mit einem Alu-Faceplate versehen und macht einen robusten Eindruck. Die Unterseite ist aus Kunststoff, der das Gerät keinesfalls abwertet. Im Gegenteil, denn hier wurde sogar an eine seitliche Aussparung gedacht, die das seitliche Anheben des Controllers wesentlich erleichtert. Auf den ersten Blick scheint die Bedienoberfläche mit Controle-Möglichkeiten vollgestopft, aber auf den zweiten Blick trotzdem aufgeräumt zu sein. Man hat in der Tat genügend Knopfe und Regler, um mit mehreren Effekten gleichzeitig, mit manuellen und automatischen Loops, Hot Cues und Sampler, zu arbeiten. Keylock, Scratch/Vinyl Modus, Deck Select (AC/BD) und sogar fürs Pitchbending stehen Tasten zur Verfügung. Alle Tasten sind mit einer sehr hellen Hintergrundbeleuchtung ausgestatten. Der Druckpunkt von Hot-Cue und Samplertasten ist sehr direkt und erlaubt auch schnellere Manöver. Die Transportasten sind im Gegensatz zu den anderen Tasten nicht aus Kunststoff, sondern einem schwarzen Gummi, das wertig wirkt. Einige Regler wie z.B. EQ, Browser oder der Effekt Select sind Encoder und beim Draufdrücken eine weitere Funktion anbieten. Im Falle der EQ´s wird z.B. die Kill-Funktion aktiviert. Mit der Shift-Taste erweitert sich der Funktionsumfang des DJC.4 um ein Weiteres, da manche Tasten eine Doppelfunktion beherrbergen. Die Fader des DJC.4 machen einen akzeptablen Eindruck. Sie haben kaum Spiel und besitzen einen Staubschutz. Die Faderkappen liegen ordentlich in den Fingern und lösen sich nicht so einfach.
Der Crossfader ist wesentlich leichtgängiger als die Kanalfader, so wie man es erwartet. Alle Drehregler sind durch ihre geriffelte, gummierte Oberfläche sehr griffig. Die EQ- und Effektregler haben eine deutliche Narbe für haptisches Feedback über deren Position. Die Jogwheels sind mit einer glänzenden, berührungsempfindlichen Oberfläche versehen und lassen sich in ihrem Ansprechverhalten separat regeln. Dafür stehen extra zwei Regler auf der Vorderseite zur Verfügung. Vom Aussehen und der Handhabung erinnern sie an die des Pioneer CDJ-400. Der Drehwiderstand der Jogwheels läd zwar nicht gerade zum Scratchen ein, jedoch ist das reguläre Cueing und Backspins damit möglich ohne die Kontrolle zu verlieren. Scratch DJs sollten sich an dieser Stelle besser nach einem Controller mit höhere Jogwheel Auflösung umsehen. Der DJC.4 kann zwar eine Menge, aber in Anbetracht des Preises darf man hier ruhig Abstriche machen.
Soundkarte & Anschlüsse
Der DJC.4 verfügt über eine 16-Bit Soundkarte, die sowohl klanglich, als auch von der Ausgangslautstärke einen ordentlichen Job macht, wenn man dabei bedenkt, dass die Soundkarte sich den USB-Strom mit der Beleuchtung teilt. Der Kopfhörer Ausgang (Klinke und Miniklinke) liefert genug Saft, um damit auch im Club arbeiten zu können. Auch wenn High-End andere Specs hat, kann man hier kaum einen Unterschied zu anderen Soundkarten wahrnehmen, sofern man MP3s abspielt. Auf der Vorderseite findet man ebenfalls einen regelbaren Mikrofoneingang, der auch abgeschaltet werden kann. Die Rückseite des DJC.4 überrascht besonders durch die beiden zusätzlichen Stereo Eingänge (Cinch), die wahlweise Phono- oder Line-Signale akzeptieren. Zwar besitzt der DJC.4 keine analoge Mixer-Funktion, aber die Signale können direkt auf den Master oder durch die Software geroutet werden, was so viel bedeutet, dass z.B. auch Plattenspieler- oder CD-Player-Signale in der Software gemixt werden können (Funktioniert nicht in der LE-Version!). Oben drauf gibt es auch noch einen AUX-In als Miniklinke und der Master-Ausgang steht sowohl als Klinken- als auch als Cinch-Verbindung zur Verfügung (Symmetrisch/Unsymmetrisch).
In der Praxis
Um die zahlreichen Knöpfe des DJC.4 zum Einsatz zu bringen haben wir als Software Virtual DJ Pro und Traktor Pro benutzt. In beiden Fällen geht das problemlos und verspricht eine Menge Ansteuermöglichkeiten. Ob die direkte Bedienung von mind. 3 Effekten pro Deck, automatischen und manuellen Loops, Cue-Punkt Triggering oder die Nutzung des Samplers bzw. Sampleplayers, in beiden Fällen funktionierte alles präzise. Dadurch, dass alle Tasten beleuchtet sind, ist das Arbeiten in einer dunklen Umgebung ebenfalls kein Problem.
Die Faceplatebeschriftung ist auf Virtual DJ Pro ausgelegt, jedoch lassen sich die meisten Funktionen ebenfalls in Traktor Pro nutzen. Als einzige (positive) Abweichung läßt sich der flache Encoder unter dem Navigationsregler zur Steuerung des Looprecorders in Traktor Pro nutzen und die TAP-taste funktioniert als CUP. In VDJ Pro konnte ich dem vorher genannten Encoder keine Funktion zuweisen. Dafür kann man in VDJ Pro den Crossfader mit den Videofades verlinken. Was man in VDJ Pro jedoch vermisst, ist eine Umschaltfunktion zwischen Video- und Audiomischpult und der Scratch-Wellenformdarstellung. Der Pleutek Audiotreiber macht einen soliden Job und erlaubt es bei einem Windowsrechner mit aktuellem i5 Prozessor die Latenz bis auf 5ms runter zu schrauben. Trotz des Videofeatures scheint VDJ Pro hier weniger CPU Last zu verursachen, als Traktor Pro. Dafür scheint aber das Jogwheel Ansprechverhalten, meiner Meinung nach, in Traktor Pro etwas genauer zu sein. Das Arbeiten im Vierdeck Modus stellt sich ebenfalls als sehr einfach dar, denn die Deck-Select Anzeige verhindert Verwechslungen. In VDJ Pro wird zusätzlich das aktive Deck in den Focus gehoben. Als einzigen Minuspunkt stellten sich die Jogwheels beim Scratchen heraus. Die glatte Oberfläche und das Ansprechverhalten, sowie der Drehwiderstand sind zum Scratchen einfach untauglich. Für alle anderen Manöver wie Cueing, Backspins oder Pitchbending arbeiten diese völlig ausreichend. Die verbauten Fader sind Standardfader, die bei vielen anderen Controllern auch verwendet werden.
Fazit
Stanton liefert mit dem DJC.4 einen DJ-Controller ab, der unheimlich viele Steuermöglichkeiten in einer kompakten und komfortablen Form bietet. Die Verarbeitung und die Anschlussmöglichkeiten sind in dieser Preisklasse keine Selbstverständlichkeit. Wer einen günstigen Controller sucht, der etwas mehr bietet als die 2-Deck Standardfunktionen ist mit dem DJC.4 bestens beraten. Er eignet sich auch gut als günstiges Backup für Profigeräte. Lediglich Scratch DJs werden mit den Jogwheels und dem Crossfader keine Freude haben, da diese Bedienelemente eher für den Standard-Mix-DJ ausgelegt sind. Das Mapping für Traktor Pro läßt keine Lücke offen, so dass man auch ab Werk eine Traktor LE Version hätte beipacken können. Der Sound und die Ausgangsleistung der integrierten Audiokarte liegen irgendwo zwischen gut und zufriedenstellend. Angesichts eines Preises von ca. 370.- Euro bekommt man sehr viel geboten für sein Geld.
Plus
- Viele Bedienelemente
- Griffige Regler
- Alle Tasten sind beleuchtet
- Plug & Play mit Virtaul DJ LE
- 2 x Stereo Line- und Phono-Anschlüsse
- Gutes Preisleistungs-Verhältnis
Minus
- Jogwheelverhalten und Crossfader nicht zum Scratchen geeignet
- Kein analoger Mixer
Preis: ca. 370.- Euro
Herstellerseite: Stanton-DJ.DE
Hier geht es zum Test von AMAZONA.DE
Alternativen
Specs laut Hersteller:
- 4-Kanal Soundkarte
- 2- oder 4-Deck Modus
- Analoge Eingänge (Software Thru)
- Berührungsempfindliche Jogwheels
- 14-Bit Pitchfader
- Austauschbarer Long-Life Crossfader
- Robustes Metallgehäuse
- Bis zu 95 belegbare Parameter
- Volumen LED-Ketten
- EFX, Hot-Cue, Loop und Samplersektion pro Deck
- Inkl. Software Virtual DJ LE 4-Deck
Anschlüsse:
- Regelbarer Mikrofoneingang (Klinke)
- Regelbarer Kopfhörerausgang (Klinke&Miniklinke)
- 2 x Line/Phono Eingänge (Cinch)
- Master Ausgang ( Klinke/symmetrisch & Cinch/unsymmetrisch)
- Regelbarer AUX-Eingang (Miniklinke)
Abmessungen: B 410 x H 297 x T 65 mm
Gewicht: 2,9 Kg
Stromversorgung: DC 6 V, 1.5 A (läuft über USB)
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