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Review: VA – Permanent Vacation 6 [Permanent Vacation]

Review: VA – Permanent Vacation 6 [Permanent Vacation]

Features. 16. Juni 2020 | / 5,0

Geschrieben von:
Tim Tschentscher

Wenn sich die Münchner Dauerurlauber um Tom Bioly und Benjamin Fröhlich in einer Sache verdient gemacht haben, dann dass Permanent Vacation in den letzten 14 Jahren zu einer veritablen Adresse für Balearica-, Nu-Disco- und vor allem Deep-House-Spezialitäten herangewachsen ist. Mit der nun sechsten Ausgabe der Sampler-Reihe manifestiert man diesen Anspruch allerdings nur lose. Für die Release-Nummer 200 wurden 17 Exclusives von vorwiegend Label-Neulingen herangezogen, die nicht zwingend dieser Vorstellung entsprechen wollen. Das sorgt vor allem dann für Varianz, wenn sich bei dieser Art der Eigenwerbung ein wenig Uninspiriertheit einschleichen will.

Während Bioly selbst noch im vergangenen Spätherbst nach einer kleineren Serie 12-Inches unter den Initialen TB mit 'A Call For Romance' auf sein debütierendes Werk hingeackert hatte, feierte Kollege Fröhlich ein knappes halbes Jahr zuvor ebenfalls sein – wenn man so möchte – Debüt. Beide Releases hatten dabei durchaus Substanz, fielen für die breitere Öffentlichkeit aber weitestgehend unter den Tisch. Das hatte weniger mit den Werken an sich als viel mehr mit der eher vorsichtigen Marketingstrategie zu tun.

Auch 'Permanent Vacation 6' ist jetzt wieder mehr oder weniger einfach so erschienen, hat aber durch die hohe Vielfalt an abgebildeten KünstlerInnen seine Multiplikatoreffekte. Mit Ausnahme von Daniela Caldellas alias Terr ('Have You Ever’ von 2018) befinden sich auf der Compilation ausschließlich Freunde des Labels, die bisher noch nicht auf Permanent Vacation veröffentlichen konnten: Jacques Bon, Alex Dixon, Cornelius Doctor & Tushen Raï (Betreiber von Hard Fist), Bawrut, Theo Kottis, Panthera Krause, Alinka, Leif Müller, Peter Bear & James Isaacs als Donald’s House, Eliott Litrowski, Rory Hamilton und James Shinra sowie der neuerdings unter Klarnamen veröffentlichende Project Pablo, Patrick Holland.

Das übrige Line-Up wird mit NewcomerInnen aufgelockert: Parla, DJ Küsse (üblicherweise als Hälfte der selbsternannten 'Emo-Supergroup’ Hi & Saberhägen unterwegs, konnte im Dunstkreis von Sensible Seelen vergangenes Jahr mit Kassetten-Releases auf sich aufmerksam machen), Paula Tape und Augsburgerin Sedef Adasi. Insbesondere die Beiträge Letzterer sind hier herauszustellen. Parlas 'Thump Talk' wildert ungestüm in klischeeeigen Italo-Sample-Packs, geht aber dann ab der 2-Minuten-Marke in plastischer Bubblegum-Pop-Ästhetik auf. Im Stück 'Tropicana Girl' antizipiert DJ Küsse den Sonnengruß, deutet etwaigen Steel-Drum-Kitsch dann aber nur an.

Hängen bleiben vor allem auch die eher clubtauglichen Tracks. Jacques Bon eröffnet mit dem luftigen 'Reverse Flight' das Aufgebot. Blütenartig quellen hintergründig einzelne Flächen auf, während Glockenspiele ein wenig akzentuiert Frühlingsvergleiche provozieren. Kleben bleibt man stets an Bawruts Abstraktum ’20’, ein Zusammenschnitt von diversen Spielarten: Techno, House, Dub, Acid und Industrial. Am Keyboard spielt der in Italien geborene Madrilene ein kurzes Impro-Solo, bevor dann mehrere Ideen durcheinander fliegen und von einer satt-trockenen Kick zusammengehalten werden.

Theo Kottis 'Power Cut' bleibt in seiner vollen Italo-Gänze nach dem Break leicht quietschig im Ohr. Panthera Krauses 'My Bell' startet recht ähnlich, wirkt durch den Arpeggiator gejagt aber dann deutlich hypnotischer und treibender. Vor allem die Stücke von Leif Müller, Eliot Litrowski und Alinka sind ungewöhnlich nah am Techno dran. Versöhnlich sind Patrick Hollands lange Synthesizer-Flächen auf 'Doomer'.

Dass sich das alles immer auch ein wenig bunt zusammengewürfelt anfühlt, ist an dieser Stelle geschenkt. Mit der sechsten Ausgabe von 'Permanent Vacation' verwalten selbige ihren Status hauptsächlich auch als Go-To für lässig-entspannten Feierabend-House. Alles spielt sich zwischen beschwingten 120 und 130 bpm ab und lässt sich genügsam vorne, hinten und mittig anspielen. Größere Überraschungen bleiben dabei zwar oft aus, das geht aber durchaus so in Ordnung. Ein wenig frei von Hypes und Hektik waren die Münchner ja schon immer.

’Permanent Vacation 6' erschien am 22. Mai auf Permanent Vacation.

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Veröffentlicht in Features und getaggt mit Alex Dixon , Alinka , Bawrut , Benjamin Fröhlich , Compilation , DJ Küsse , Donald’s House , Eliott Litrowski , Jacques Bon , Leif Müller , Panthera Krause , Parla , Patrick Holland , Paula Tape , Permanent Vacation , Peter Bear , Project Pablo , Rory Hamilton und James Shinra , Sedef Adasi , Terr , Theo Kottis , Tom Bioly

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