Vorwort:
Der Soundkartenmarkt ist, wenn man sich nicht länger damit beschäftigt, ein recht unübersichtliches Feld auf dem es in allen nur denkbaren Varianten und Preisstufen Modelle gibt. Durch die Digitalisierung im DJ-Bereich und auch dem ständigen Näherrücken von Auflegen, Live-Act und Produzieren, kann die Suche nach der richtigen Soundkarte schonmal zu einem Geduldspiel werden, wenn man nicht gerade einen erfahrenen Berater vom Fach zur Seite hat. Die alleinige Recherche im WWW bringt da lediglich den Spec-Vergleich und vielleicht diverse Meinungen aus Foren oder Kaufbewertungen. Aber ob das letztendlich Aufschlussreich ist, bleibt fragwürdig. Am einfachsten ist es eigentlich noch, wenn man eine Referenz zum Vergleichen hat.
Die ebox44 ist eine preiswerte 4-Kanal 16Bit USB-Soundkarte von Electrix. Electrix ist ein Name, der in der Vintage Producing Ecke wohl eher bekannt ist für exklusive Externe Effektgeräte, Filter, Vocoder etc. Die Betreiber sind die ehemaligen Gründer der Firma Stanton und haben unter Anderem mit der Einführung von Final Scratch, dem SK-2 und SA-12 DJ Craze Battlemixer, schon Geschichte geschrieben. Ich habe die ebox44 mal ausgepackt und wollten wissen, was man für einen anvisierten Preis von 99.- Euro geboten bekommt.
Features:
- 4 Cinch In mit Phono / Line switch
- Mic Klinke In mit Lautstärkenregler
- 4 Cinch Out
- 1 Klinke Stereo Kopfhörer Out mit Lautstärkeregler
- LED Anzeige für Ein-und Ausgänge
- Erdungsschraube
- USB Anschluss (Stromversorgung)
- Mac & PC Treiber
Specs laut Hersteller:
- Sample rates supported: 44.1 & 48kHz
- Resolution: 16 bit
- Line Output: 2V +/-2dB
- Headphone Output: 1V +/- 2dB
- S/N Ratio: > -85dB
- Power Source: USB 5V, 500mA
- Dimensions: 4” x 5” x 2” / 100 x 125 x 46.5 mm
Als Vergleich habe ich dazu die Audio 8 DJ von Native Instruments genommen, da ich die Karte selbst schon seit einigen Jahren nutze und sie und ihre kleineren Familienmitglieder zu den meist verkauften DJ-Soundkarten Deutschlands gehört. Klar könnte man jetzt sagen, dass man von der Feature-Seite her, hier nicht vergleichen kann, aber es ist ein Trugschluss, wenn man glaubt, dass Features und Specs alleine eine gute Soundkarte ausmachen. Letztendlich spielen die meisten Digital-DJs Tracks im MP3-Format ab und ich behaupte mal, sie würden den Unterschied zwischen einer 24Bit und 16Bit Soundkarte nicht raushören. Schon garnicht auf einer mittelmäßigen Club-PA, denn 16 Bit ist immerhin noch CD-Qualität und das Format gibt ohnehin nicht mehr her. Im wesentlichen habe ich mir folgende Fragen gestellt, die meine persönliche Kaufentscheidung beeinflussen würden, sofern ich eine Soundkarte fürs DJing benötigen würde (Ob man diese Meinung teilt, bleibt jedem selbst überlassen):
1. Schafft die Soundkarte und der Treiber eine akzeptable Latenz ?
2. Kommt mein Sound so rüber, dass ich ihn als gut empfinde ?
3. Ist der Kopfhörerausgang laut genug ?
4. Wie komfortabel ist die Handhabung von Treiber und Hardware ?
Getestet wurde auf:
1. Dell Latitude E6520 15“, Intelcore i5 2,5 GHz, Windows 7 64Bit, 4GB RAM, Traktor Pro 2, Sennheiser HD-25, Vestax VCI-100, KRK VXT6
2. Macbook Pro 13“, Intel Core 2 Duo 2,26 GHz, OSX 10.6.8, 4GB RAM, Traktor Pro 2, Sennheiser HD-25, Vestax VCI-100, KRK VXT6
Wie wurde getestet:
Beide Soundkarten wurden gleichzeitig mit voll aufgedrehter Kopfhörer Lautstärke an den Rechner angeschlossen. Beim Vergleich wurde lediglich in Traktor die jeweilige Soundkarte ausgewählt und der Kopfhörer umgesteckt.
Traktor Pro Einstellungen:
- Einstellung: 44,1 KHz, Latenz auf kleinste Stufe, Keylock aktiviert auf "HiQ"
- Dack A und B im Playmodus mit 2 gut gemasterte Tracks die ich gut kenne (MP3)
- Temporäres Einschalten von 2 Effektboards,
- Kopfhörer Volume in der Software auf eine akzeptable Lautstärke reguliert
- Vestax VCI-100 zum kontrollieren von diversen Manövern.
(Die Keylock und Effektspielerein dienten nur dazu, um die CPU-Auslastung zu erhöhen und um die alltagstauglichkeit dieser Konfiguration zu testen.)
Ergebnis:
1. Schafft die Soundkarte und der Treiber eine akzeptable Latenz ?
Mit der ebox44 kam man bei beiden Rechnern mit der geringsten Latenzstufe auf eine Durchschnittslatenz von ca. 5ms. Die Audio 8 DJ lag laut Traktor Anzeige um eine Kommastelle leicht vorne (Meiner Meinung nach ist aber alles unter 10ms für Controller DJs völlig ausreichend. Bei DVS-DJs, die gerne Scratchen sieht das anders aus).
2. Kommt mein Sound so rüber, dass ich ihn als gut empfinde ?
Ja. Im Vergleich zur Audio 8 DJ würde ich sogar behaupten, dass der Sound unverfälschter rüber kommt. Die Audio 8 DJ klingt einen ticken satter. Das mag aber eher an der auf DJs ausgelegte Klangcharakteristik liegen, bei der Bässe und Höhen leicht angehoben sind, statt an der Qualität des Wandlers. Ansonsten gab es keine Knackster, Drop Outs oder andere Beschwerden.
3. Ist der Kopfhörerausgang laut genug ?
Ja. Beide Soundkarten sind in etwa gleich laut und bieten genug Saft, um in einer Clubatmosphäre ohne Verzerrungen zu arbeiten.
4. Wie komfortabel ist die Handhabung von Treiber und Hardware ?
Sowohl für Windows, als auch auf der Mac Plattform sind die Systemanforderungen relativ niedrig angesetzt. Somit ist die ebox44 auch mit etwas älteren Rechnern nutzbar. Die Installation ist unkompliziert und läßt sich auch ohne Bedienungsanleitung durchführen. Mit der Treiberinstallation bekommt man auf einem Windowsrechner ein zusätzliches Controle Panel für die Lautstärkenregulierung der einzelnen Kanäle. Auf dem Mac ist die Karte mit Traktor auch ohne Treiberinstallation nutzbar. Trotzdem bietet Electrix einen Treiber an, der ledigich dazu dient, im Betriebssystem die Kanäle separat auswählen zu können. Die Hardware ist komfortabel zu transportieren, da die Soundkarte sehr leicht und relativ klein ist. Die Potis und Anschlüsse wackeln nicht. Das Gehäuse ist aus hartem Plastik im Electrix Retrostyle und die Anschlusspanels sind aus Metall.
Fazit
Die ebox44 macht für den angepeilten Preis von 99.- Euro eine sehr gute Figur. Sie ist für das digitale DJing gedacht und könnte sogar für den Einstieg ins Produzieren genutzt werden, sofern man das nur mit Rechner macht und auf eine symmetrische Verkabelung verzichten kann. Für professionelle Ansprüche wird aber die Auflösung und Abtastrate nicht ausreichen. Die Verarbeitung und die Anschlussmöglichkeiten der ebox44 sind in dieser Preisklasse nicht selbstverständlich und somit hat diese Soundkarte auf jeden Fall auf dem bereits überfüllten Markt eine Daseinsberechtigung.
Preis: voraussichtlich 99.- Euro
Lieferzeit: Laut Hersteller soll die ebox44 diesen Sommer ausgeliefert werden. Wann sie dann in Deutschland erhältlich sein wird ist noch unklar, da Electrix noch keinen deutschen Vertrieb hat.
0 Kommentare zu "Review/Test Electrix ebox44: 4-Kanal Soundkarte"