Spotify: Große Kündigungswelle beim Streaming-Giganten
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Spotify: Große Kündigungswelle beim Streaming-Giganten

News. 24. Januar 2023 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Mathias Walter

Der exzessive Expansionswahn der Tech-Branche wird aktuell korrigiert, um Kosten einzusparen streichen die größten Tech-Unternehmen Jobs im großen Stil. Dem folgt auch der Marktführer im Musikstreaming-Bereich: Spotify hat die Entlassung von hunderten Stellen angekündigt.

Während in der Pandemie die meisten Branchen große Sorge vor der Zukunft hatten, ging es bei den Tech-Unternehmen nur in eine Richtung - nach oben. Beim Daheimsitzen sind digitale Dienste schließlich fast schon überlebenswichtig. Meetings wurden nur noch in Zoom oder Google Meet abgehalten, die Kinoabende wurden mit Netflix ersetzt und statt Live-Konzerte gab es Spotify-Playlists. Die Aktienkurse erreichten trotz eines Rückgangs der allgemeinen Wirtschaftsleistung neue Höhepunkte, da Geld durch billige Kredite schließlich irgendwo untergebracht werden musste. Die größten Player wie Microsoft, Amazon und Meta stellten tausende neue Beschäftigte ein, um die Wachstumsgedanken zu manifestieren. Früher als später wurde die Branche aber dann auch wieder von der Realität eingeholt: Hohe Energiekosten, stagnierende Umsätze und eine Rekordinflation sorgten für ein Umdenken.

Das gleiche Problem hat derzeit auch Spotify, das den den typischen Weg eines jedes Tech-Startups gegangen ist - Wachstum um jeden Preis. Dabei werden auch jährliche Verluste akzeptiert, solange der Umsatz und Marktanteil steigen. Falls dann die Position des Marktführers eingenommen wird, kann man sich ja immer noch um ein nachhaltiges Geschäftsmodell kümmern.

Daniel Ek wollte hoch hinaus

Der Musikstreaming-Marktführer hat nun angekündigt sechs Prozent der Mitarbeiter:innen zu entlassen. Das schwedische Unternehmen hat aktuell 9.800 Beschäftigte und soll laut CEO Daniel Ek 600 Vollzeitstellen abschaffen. Während der Pandemie habe Ek darauf gehofft, dass der Aufwärtstrend anhalten werde. "Rückblickend war ich zu ambitioniert bei Investitionen, die unser Umsatzwachstum überholten", schrieb der Geschäftsführer in einer Mail an die Mitarbeiter:innen. "Ich übernehme die volle Verantwortung für die Schritte, die uns hierher gebracht haben." Durch die guten Zahlen während der Pandemie wurde die Belegschaft stark ausgebaut. Von September 2021 bis September 2022 wurden 2.400 neue Mitarbeiter:innen eingestellt. Schließlich hatte Spotify ambitionierte Pläne.

Wachstum, Verluste, Wachstum, Verluste

Bei einem Investorentag des Unternehmens im Sommer 2022 fühlte sich der CEO noch sicherer. Damals erklärte Ek, dass Spotify den Umsatz in den nächsten zehn Jahren verzehnfachen möchte: Von 11,4 Milliarden Dollar 2021 auf über 100 Milliarden Dollar 2031. Der Trend stimmt jedenfalls, schließlich gibt es in jedem Jahr seit 2008 einen Anstieg der Umsätze. Gleichzeitig schrieb das Unternehmen in jedem einzelnen Geschäftsjahr rote Zahlen. Um die neuen Ziele zu erreichen, wurden die Geschäftsfelder erweitert. Spotify investierte Millionen in Hörbücher und Podcasts. Alleine für die Exklusivrechte an dem Podcast "The Joe Rogan Experience" wurden Summen von über 100 Millionen US-Dollar kolportiert. Dazu versucht sich der Streaming-Anbieter auch im Sportsponsoring. Mit dem FC Barcelona wurde ein 12-Jahres-Deal mit einem Volumen von 435 Millionen Euro vereinbart. Für Kritik sorgte hingegen die Investition von Ek in Militärtechnologie.

Laut Ek müsse Spotify nun also schlanker werden und Kosten einsparen. Das liegt auch an den niedrigeren Einnahmen durch Online-Werbung. Die Zahlungsbereitschaft ist aufgrund der hohen Inflation und einer schwächelnden Wirtschaft gesunken. Von den 456 Millionen Kund:innen insgesamt benutzen 261 Millionen den Streamingdienst in der kostenfreien und werbefinanzierten Version. Leer ausgehen werden die Mitarbeiter:innen allerdings nicht. Laut Spotify sind Kosten für Abfindungen in der Höhe von 35 bis 45 Millionen Euro geplant. Das sind immerhin 75.000 Euro/pro Kopf (im Falle der 45 Millionen).

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