Die amerikanische Firma 1010music ist eigentlich im Eurorack-Bereich zu Hause. Seit 2016 produziert das Unternehmen mit Sitz in Los Angeles Sampler, Looper, Synths, FX und Co. Dabei wird leistungsstarke Digitaltechnik mit analogen Bedienelementen und Touchscreens gepaart, die Blackbox bildet da keine Ausnahme. Als kompaktes Sampling-Studio mit eingebautem Sequenzer und Effekten kommt die Blackbox wie der ideale Standalone-Begleiter für unterwegs daher. Durch die zahlreichen Anschlüsse will die Blackbox aber auch perfekt in bestehende MIDI- und Modular-Setups passen. Die Details gibt es hier im Test.
Verarbeitung, Anschlüsse und technische Daten
Mit Abmessungen von 140 x 130 x 30 mm und 907 g Gewicht ist die Blackbox wirklich überaus kompakt. Umso besser, dass das anthrazitfarbene Metallgehäuse trotzdem einen stabilen und wertigen Eindruck macht. Das eingangs erwähnte Touchdisplay nimmt den Großteil der Bedienoberfläche ein – das ist als zentrales Steuerungselement auch gut so. Flankiert wird der Screen von vier Parameter Knobs, die je nach Anwendungsbereich verschiedene Werte regeln. Hinzu kommen zwei Menü-Buttons – Info und Back – als weitere Navigationshilfe, hauptsächlich führen aber die acht Funktionstaster unterhalb des Displays durch den Workflow der Blackbox.
Diese sind hintergrundbeleuchtet und in ihrer Funktionsweise weitestgehend selbsterklärend. Auf Doppelbelegungen wurde gänzlich verzichtet, dafür haben einige Menübereiche mehrere Seiten, durch die man mittels der besagten Info und Back Buttons scrollen kann. Die drei Transporttaster für Record, Stop und Play erinnern optisch an Ableton Push oder NI Maschine und runden die vorderseitigen Bedienelemente der Blackbox ab.
Auf der Rückseite finden trotz der geringen Größe sage und schreibe neun Miniklinken- und zwei USB-Anschlüsse Platz: In und Out für Clock- und MIDI-Signale, eine Kopfhörerbuchse, drei frei zuweisbare Extra-Ausgänge sowie ein Audio-Eingang machen die Blackbox zur idealen Schaltzentrale für alle möglichen Setups – egal ob MIDI oder CV. Der USB-B-Port bildet die Stromversorgung, über die zweite, MIDI-fähige USB-Buchse kann noch mehr externes Gear verkabelt werden.
Softwareupdates lassen sich über den SD-Kartenslot auf der Vorderseite der Blackbox installieren und gesampelt wird in Stereo bei 24 Bit und 48 kHz bei einer Kapazität von 4 GB. Der Clou: Es können auch CV-Signale im Sampler verarbeitet werden. Trotz des portablen Designs ist die Blackbox von 1010music top verarbeitet.
Die gummierten Potis sind schön griffig und haben einen angenehmen Drehwiderstand, die Funktions- sowie Transporttaster sehen schick aus und arbeiten effizient. Der Touchscreen benötigt vielleicht etwas Einarbeitungszeit, ist mit seinen Smartphone-artigen Zooms und Swipes aber früher oder später nicht mehr vom Workflow der Blackbox wegzudenken.
Im Lieferumfang enthalten sind zwei Adapter von Miniklinke auf MIDI nach DIN-Norm, ein geflochtenes USB-Kabel samt Stromstecker, eine Micro-SD-Karte mit Firmware, etwa 60 Presets und 900 WAV-Dateien sowie eine Schnellstartanleitung.
Sound
Das Thema Sound ist bei einem Sampler natürlich so eine Sache. Bei der erwähnten Auflösung von 24 Bit und 48 kHz lassen sich keine Unterschiede zwischen Original und dem aufgenommenen Sample ausmachen, aber auch die gewollte Klangfärbung ist recht überschaubar gehalten: Abgesehen von den globalen Send Effekten Delay und Reverb gibt es pro Pad ein eigenes Multimodefilter, allerdings ohne regelbare Resonanz, eine Hüllkurve und diverse Abspiel-Modi, die im Workflow-Kapitel genauer thematisiert werden. Die Effekte klingen zwar sehr hochauflösend, besonders der Reverb hat einen sehr modernen und wertigen Sound, verfügen aber jeweils nur über drei steuerbare Parameter. Für den Reverb gibt es Decay, Damping und Pre-Delay, der Delay-Effekt kennt Mix, Feedback und synchronisierbares Tempo.
Fürs erste reichts, aber langfristig gerät die Blackbox mit ihren internen Klangfärbungsoptionen an ihre Grenzen. Die mitgelieferten Preset Sounds machen hingegen eine richtig gute Figur. Die Factory Samples sind gut sortiert, breit gefächert und einfach geschmackvoll. Von Drum Hits zu Synth Stabs aber auch Pads und längeren Atmo-Sounds bis hin zu Foley ist alles dabei. Allerdings sind einige der WAVs durch sichtbare Knackser praktisch unbenutzbar. Ähnliche Störgeräusche gibt es, wenn die CPU der Blackbox überlastet wird. 1010music wissen auch davon, wollen aber Nutzenden überlassen, wie viel zu viel des Guten ist. Das Problem mit den Störgeräuschen im Sample selbst scheint bisher jedenfalls einmalig zu sein und nur auf unser Testgerät zuzutreffen.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Workflow
Wie eingangs erwähnt wird der Workflow der Blackbox in mehrere Schritte unterteilt. Unter PADS können den 16 virtuellen Sample-Pads Sounds zugewiesen werden, die dann beim Drücken des Pads via Touchscreen erklingen und sich beispielsweise in Echtzeit aufnehmen lassen. Mittels Info-Button wird der Zugang zu den Klangfärbungsoptionen des ausgewählten Pads eröffnet, also Volume, Filter, ADSR oder Abspielmodus. Zur Auswahl stehen Samples für Oneshots, Clips für längere Sounds oder Loops, Slicer für rhythmische Schnipseleien und Granular für noch mehr klangliche Verfremdung.
Der Abspielmodus wirkt sich auch auf die Polyphonie des KEY-Modus aus, in welchem sich der Klang eines Pads mittels Klaviatur am Touchscreen spielen und aufnehmen lässt. Samples können vierstimmig, Clips und Slicer Sounds nur zweistimmig wiedergegeben werden. Unter SEQ können die Pads auf 16 in ihrer Länge und Schrittgröße unabhängige Sequenzen verteilt werden. Die Maximallänge einer Sequenz beträgt dabei acht Takte, direkt im selben Screen gibt es praktische Utility-Funktionen wie Cut, Copy, Paste und Clear, um aus einer Sequenz schnell weitere zu erstellen. Praktisch ist auch, dass über die virtuelle Pad-Matrix Sequenzen mit Vorlauf gemutet oder abgespielt werden können, um Patterns zu chainen und live zu performen.
Wer das Verketten von Patterns ungern live auf sich nimmt, kann im SONG View genau diesen Prozess automatisieren. Wieder stehen 16 Songs zur Auswahl, die von den jeweiligen Pads auf dem Touchdisplay repräsentiert werden. Der oben beschriebene Prozess des Pattern Chaining lässt sich hier via Record Button aufzeichnen und auf einem der Pads speichern. Songs können sogar benannt werden, der Name wird dann beim Betätigen des entsprechenden Pads angezeigt.
Nicht im Song enthaltende Sequenzen werden beim Abspielen übrigens trotzdem getriggert, solange sie im SEQ-Modus aktiviert sind. Das FX-Menü ist wohl die größte Enttäuschung der Blackbox, denn wo die anderen sieben Workflow-Stationen mit Features vollgepackt sind, gibt es hier ein ganzes Untermenü für umgerechnet sechs Parameter. Um Audio an die Effekte zu senden, muss in den MIX View gewechselt werden, wo die Pads auch in Sachen Volume und Pan geregelt werden können.
Via Info Button wird die MIX-Ansicht in den Mute-Modus versetzt. Das ist an sich nice to have, aber leider etwas zu verschachtelt, um auch in hitzigeren Live-Performances nützlich zu sein. Im PSET-Bereich können Presets gespeichert und geladen, aber auch gelöscht und verschoben werden. Weitere Utility-Funktionen wie Metronom- sowie MIDI-Einstellungen und sogar ein Compressor gibt es im letzten Menübereich mit dem Namen TOOLS.
Fazit
Die Blackbox von 1010music kommt wie ein Nischen-Instrument daher. Nicht ganz Groovebox aber viele Drumsounds und ein integrierter, überaus vielschichtiger Sequenzer, nicht wirklich auf Standalone ausgelegt, aber umfassendes Sampling-Studio für unterwegs. Die Problematik mit den Störgeräuschen unter zu hoher Auslastung ist im Rahmen dieses Tests nicht auffällig geworden, 1010music’s Statement zu dem Sachverhalt macht die Blackbox irgendwie zu einer Art Open-Source-Instrument mit viel Potenzial, das sich über den Gebrauch entfalten soll. Für Demos ist die Blackbox mit ihrer Portabilität tatsächlich ein sehr gelungenes Taschenstudio. Durch die breit gefächerten Konnektivitätsmöglichkeiten macht sich die Blackbox mit ihren Sequenzern aber auch hervorragend als Schaltzentrale in Modular- und anderen Hardware-Setups. Wer in diesen Richtungen also noch sucht und gerne mit Touchscreen arbeitet, sollte die Blackbox definitiv mal auschecken. Wer ein Brain fürs Modularsystem will, vergleicht vorher lieber mit dem KeyStep Pro von Arturia.
Pro
Intuitiver Workflow dank Touchscreen
Leistungsfähiges Sampling Studio in a Box
Viele Anschlüsse für MIDI, CV und Co.
Kontra
FX könnten vielseitiger sein
Sound kann durch Überlastung Störgeräusche entwickeln
Preis:
649,00 EUR
Weitere Informationen gibt es auf der Website von 1010music.
0 Kommentare zu "Test: 1010music Blackbox / kompaktes Sampling-Studio"