Mit Ableton Move gibt es seit Oktober 2024 eine kompakte, batteriebetriebene Standalone-Groovebox aus dem Hause Ableton. Als kleiner Bruder des beliebten Ableton Push, ausgestattet mit einer Akkulaufzeit von bis zu vier Stunden, vier umfangreichen MIDI-Spuren, einem Step-Sequenzer, zahlreichen Bearbeitungsmöglichkeiten und Effekten verspricht der Ableton Move jede Menge kreativen Spielraum. Mit dem Ableton Push als großen Bruder ist die Erwartung an den Ableton Move also groß. Ob der Move diese Erwartungshaltung erfüllt und wie er im Vergleich zur Konkurrenz abschneidet, zeigt sich in diesem Test.
Quick Facts
- Portable Standalone-Groovebox
- Bis zu 4 Stunden Akku-Betrieb
- Integrierte Lautsprecher & Mikrofon
- 4 flexible MIDI-Spuren (Drum-Kit, Sampler, Instrument)
- Große Auswahl an abwechslungsreichen Sounds
- Integriert in den Ableton-Workflow
Verarbeitung und Haptik
Mit Abmessungen von 313,5 x 34 x 146,3 mm und einem Gewicht von nur knapp 1 kg ist der Ableton Move sehr kompakt und leicht gebaut – ideal, um auch mobil verwendet zu werden. Das Gehäuse ist dabei wie schon beim Push 3 wirklich sehr gut verarbeitet und fühlt sich sehr hochwertig an. Es besteht aus robustem Kunststoff mit einem matten Finish, was dem Ableton Move eine sehr schicke Optik verleiht. Insgesamt macht das Gerät damit einen sehr soliden Eindruck und sollte auch bei exzessiver Nutzung – egal ob unterwegs oder im Studio – keine Probleme bereiten.
Die 32 RGB-beleuchteten Pads fühlen sich ebenfalls gut verarbeitet an und erfüllen voll und ganz ihren Zweck, kommen vom Spielgefühl aber nicht ganz an die Pads eines Akai MPC oder einer Native Instruments Maschine heran. Sie sind anschlagsdynamisch und mit Aftertouch ausgestattet, wodurch sich beim Einspielen zwar Dynamik und Bewegung der Klänge umsetzen lassen, aber gerade die Dynamik hätte hier etwas mehr Spielraum vertragen. Die maximale Dynamik ist relativ schnell erreicht und die Sensitivität lässt sich leider nicht separat einstellen, weshalb sich hier die Anschlagsdynamik oft nicht ganz wie gewünscht umsetzen lässt.
Im Gegensatz zum Push 3 sind die Pads des Move nicht MPE-fähig (MIDI Polyphonic Expression), wodurch sie sich insgesamt leider auch weniger ausdrucksstark einsetzen lassen als die Pads des Push 3. Alles in allem bieten die Pads des Ableton Move mit etwas Übung aber genügend Freiraum für ausdrucksstarke und kreative Spielweisen.
Die Endlos-Encoder zum Tweaken der ausgewählten Sounds fühlen sich hochwertig verarbeitet an und lassen sich ebenfalls sehr angenehm bedienen. Lediglich die verschiedenen Buttons zur Navigation des Ableton Moves wirken manchmal etwas wackelig, besitzen dafür aber ein sehr befriedigendes Klick-Gefühl.
Das kleine OLED-Display mit einer Auflösung von 128 x 64 Pixel in der oberen linken Ecke des Geräts sieht nicht nur gut aus, es liefert auch jederzeit sinnvolle und klar verständliche Informationen. Dabei werden hier nicht nur Parameterwerte und Namen der ausgewählten Samples oder Presets, sondern auch grobe Wellenformen angezeigt. Damit erleichtert das Display den allgemeinen Workflow des Ableton Move, ohne die Aufmerksamkeit dabei vollkommen auf sich zu ziehen.
So bleibt der Fokus stets beim Kreieren, ohne dass langes Menü-Diving notwendig ist. Nur die Anzeige der Preset-Namen kann manchmal etwas verwirrend sein, da bei längeren Namen das Ende einfach abgeschnitten wird. Hier wäre es deutlich sinniger gewesen, lange Namen langsam durchscrollen zu lassen, anstatt das Ende einfach abzuschneiden. Ein zukünftiges Software-Update könnte hier aber bestimmt Abhilfe schaffen.
Der Ableton Move ist dank einer Akkulaufzeit von bis zu vier Stunden und dem integrierten Lautsprecher und Mikrofon wirklich vollkommen stand-alone-fähig, ohne dass weitere Geräte für die Verwendung notwendig sind. Die Qualität des Mikrofons ist dabei vollkommen ausreichend, um auch ohne weiteres Equipment musikalische Ideen schnell und einfach festhalten zu können.
Die internen Lautsprecher sind ebenfalls ein willkommener Zusatz, um das Gerät auch ohne externe Lautsprecher oder Kopfhörer mobil nutzen zu können. Wer aber wirklich intensiv und professionell an einer musikalischen Idee arbeiten möchte, sollte hier weiterhin zu Kopfhörern oder guten Lautsprechern greifen. Die Qualität der internen Lautsprecher ähnelt dabei typischen Smartphone-Lautsprechern, weshalb sie eher ungeeignet sind, um musikalische und kreative Entscheidungen abzuwägen, da einige Sounds oft deutlich verfälscht wiedergegeben werden.
Ableton Move: Anschlüsse und MIDI
Natürlich lassen sich für die Verwendung im Studio aber auch externe Mikrofone oder Lautsprecher an den Ableton Move anschließen. Dafür sind auf der Rückseite eine 3,5-mm-Stereo-Klinke als Audio-Ausgang und eine 3,5-mm-Klinke als Eingang für das Sampling verbaut. Zusätzlich befindet sich dort ein USB-C-Anschluss zum Aufladen des Geräts oder für die Verbindung mit einem Computer. Über die Move-Manager-Software lassen sich so erstellte Tracks als WAV oder MP3 exportieren.
Über den USB-C-Port lässt sich der Ableton Move aber auch einfach als Controller zur Steuerung von Ableton Live verwenden. Dank integriertem Wi-Fi können nicht nur kabellos Samples auf das Gerät geladen, sondern auch am Move erstellte Sets direkt über die Ableton-Cloud in Ableton Live importiert werden. So kann mandie am Ableton Move erstellten Ideen im Studio weiter ausarbeiten. Damit integriert sich der Ableton Move wirklich sehr gut in den Workflow jedes Ableton Live Nutzenden.
Für die Verbindung mit anderen MIDI-Geräten befindet sich zusätzlich noch ein USB-A-Port auf der Rückseite. Auf den ersten Blick eine gute Idee, zugunsten der Portabilität auf herkömmliche MIDI-Ports vollständig zu verzichten und diese durch MIDI via USB zu ersetzen. Doch die USB-MIDI-Schnittstelle bringt leider einige Limitierungen mit sich. Die offensichtlichste Limitierung ist hier der fehlende MIDI-Thru-Ausgang und die Einschränkung von nur einer USB-Schnittstelle, sodass bei Sets nur ein Ein- oder Ausgang, aber nicht beides zeitgleich verwendet werden kann. Dadurch lässt sich der Ableton Move lediglich am Anfang oder Ende einer MIDI-Kette verwenden.
Beim Test hat der Ableton Move aber nur als Anfangsglied der MIDI-Kette wie gewünscht funktioniert und ein MIDI-Clock-Signal an die angeschlossenen Geräte gesendet, er konnte jedoch kein Clock-Signal empfangen. Für weniger komplexe Anwendungen, wie dem einfachen Anschluss eines USB-MIDI-Keyboards oder ein USB-fähiger Synthesizer für Sampling-Zwecke, sollte die USB-MIDI-Schnittstelle aber vollkommen ausreichen.
Die Einstellungen zu den MIDI-Kanälen sind dabei ebenfalls sehr eingeschränkt und bieten wenig Freiraum. Die gesendeten MIDI-Daten sind stets einem der vier Spuren zugeordnet, können aber nicht deaktiviert werden, um beispielsweise nur ein MIDI-Clock-Signal zu senden. Damit ist der Ableton Move auch als Master-Device eines größeren Setups leider weniger zu gebrauchen. Nur beim Anschluss eines einfachen MIDI-Keyboards fallen hier keine negativen Aspekte auf, wodurch klar wird, worauf der USB-MIDI-Port wirklich ausgelegt ist.
Was ist Ableton Move?
Ableton Move ist eine vollkommen stand-alone-fähige Groovebox für die einfache und intuitive Erstellung von musikalischen Ideen und Beats. Der Fokus liegt dabei klar auf seiner schnellen Arbeitsweise und der nahtlosen Integration in Ableton Live. Da sich auf dem Move erstellte Sets sogar kabellos über Wi-Fi exportieren lassen und so in Ableton Live ausarbeitet werden können, eignet sich der Move vorrangig für die Anfänge einer Produktion, egal wann und wo. Dadurch lassen sich auch unterwegs schnell und einfach Inspirationen und Ideen festhalten, wie es bisher mit noch keiner vergleichbaren Groovebox möglich war.
Das Herzstück des Ableton Move sind die vier flexiblen MIDI-Tracks, welche als Drum-Kit, Sampler oder Software-Instrument verwendet werden können. Drum-Kits sind dabei, wie der Name schon sagt, auf das Erstellen von Drum-Patterns und Rhythmen ausgelegt. Ihre Funktionsweise ähnelt dabei stark den Drum-Racks aus Ableton Live. Sie fassen insgesamt 16 verschiedene Samples, welche sich jeweils einzeln bearbeiten und mit Effekten versehen lassen. Doch Drum-Kits können auch für mehr als nur für einfache Rhythmen verwendet werden, über die 16-Pitches-Option lassen sich beispielsweise auch einfache Melodien oder kreative Sequenzen erstellen.
Die Sample- und Instrument-Tracks sind hingegen für melodische Inhalte ausgelegt, in welchen sich Melodien und Akkorde über die Pads oder ein angeschlossenes MIDI-Keyboard einspielen oder über den Setpsequenzer programmieren lassen. Die Pads bieten dafür recht ausführliche Chord- und Scale-Optionen, wodurch sich noch einfacher Ideen umsetzen lassen oder der fehlende Funken an Inspiration zünden lässt.
Mit einer Auswahl aus Reverb, Delay, Saturator, Chorus, Phaser, Flanger, EQ und Compressor runden je zwei Effekte pro Kanal den Sound ideal ab und bieten genügen Abwechslung, um jedem Sound das gewisse Etwas zu verleihen. Die Effekte lassen sich dabei unabhängig pro Kanal einstellen und sogar auf den Master-Channel anwenden. Einziges Manko: Bei der Verwendung der Effekte auf einem Drum-Kit werden alle 16 Samples gleichermaßen von den Effekten betroffen, es ist also nicht möglich, lediglich die Kick mit Saturation zu versehen, während der Rest unverändert bleibt. Das interne Resample bietet hier aber ein Workaround, so kann beispielsweise die Kick wie gewünscht bearbeitet und per Resample neu aufgenommen werden, um anschließend als neues Sample geladen zu werden.
Dank des 16-Step-Sequencers lassen sich Rhythmen wirklich unglaublich schnell und simpel erstellen. Auch die Bearbeitung einzelner Steps ist dabei sehr intuitiv, da durch einfaches Gedrückthalten des gewünschten Steps sämtliche Bearbeitungen vorgenommen werden können. So kann beispielsweise das Microtiming eines Steps angepasst, oder gewünschte Parameter wie Filter-Cutoff oder Decay pro Step verändert werden. Aber nicht nur so lassen sich Automationen umsetzen, natürlich können Parameterbewegungen auch einfach direkt über die Encoder aufgenommen werden.
Ableton Move: Instrumente & Samples
Der Abletone Move bietet eine Vielzahl an Sounds, die man durch die flexiblen MIDI-Tracks unterschiedliche verwenden kann. Die Instrument-Tracks funktionieren dabei in ähnlicher Weise wie die Software-Instrumente in Ableton. Jedes Instrument fungiert dabei wie ein Synthesizer mit acht über die touchsensitiven Encoder steuerbaren Parameter. Je nach ausgewähltem Instrument lassen sich so Parameter wie Filter-Cutoff oder Oszillator Warp einstellen und an die eignen Wünsche anpassen. Das Herumprobieren macht so wirklich sehr viel Spaß und wenn auch kein komplexeres Sounddesign möglich ist, lassen sich so dennoch viele abwechslungsreiche Klänge erzeugen.
Die Vielfalt der über 1500 Samples und Instrument-Presets ist dabei mit einer recht großen Auswahl an satten Bässen, atmosphärischen Pads, ausdrucksstarken Leads und unterschiedlichen Pianos mehr als ausreichend, sodass hier wirklich jeder etwas Passendes für seine Produktion finden sollte. Über die acht touchsensitiven Encoder lässt sich anschließend jedes Preset schnell und zielorientiert an die eigenen Vorstellungen anpassen. Damit macht das Sounddesign, wenn auch nur begrenzt möglich, wirklich sehr viel Spaß und unterstützt ideal den wirklich schnellen Workflow. Die Soundauswahl bleibt dabei jedoch stets auf die Preset-Auswahl begrenzt, da sich Presets zwar durch Filter-Einstellungen, Oszillator Warp und Fold, Decay und Release und einer Auswahl an Effekten verändern, sich aber keine vollkommen neuen Sounds erstellen lassen.
Die Instrumente des Move basieren dabei auf den aus Ableton bekannten Instrumenten Drift, Wavetable, Drum-Sampler und Melodic-Sampler. Für eine noch größere Soundauswahl bietet Ableton die Möglichkeit, auch eigene Presets zu erstellen und auf den Move zu übertragen.
Dank des integrierten Mikrofons lassen sich direkt am Gerät schnell und einfach musikalische Ideen oder Foley-Aufnahmen festhalten. Damit eignet es sich wirklich sehr gut zum Sammeln von Ideen und Soundaufnahmen für unterwegs. Die Qualität ist dabei überraschend gut, sodass sich die Aufnahmen auch durchaus für professionelle Produktionen verwenden lassen. Natürlich bietet es keine Studioqualität, für hochwertigere Aufnahmen sollte daher immer noch ein externes Mikrofon angeschlossen werden. Um auf die Schnelle einige Sounds aufzunehmen, reicht es aber vollkommen aus.
Die aufgenommenen Samples lassen sich anschließend sowohl chromatisch als Instrument spielen und bearbeiten, können aber auch als One-Shots in einem Drum-Kit verwendet werden, wodurch sich hier wirklich umfangreiche Verwendungsmöglichkeiten ergeben. Dank der einfachen Sample-Bearbeitung und den zwei Effekt-Slots bietet der Ableton Move so viele Möglichkeiten für kreatives Sounddesign. So lassen sich Audio-Recordings von bis zu vier Minuten aufnehmen, in Kombination mit dem großen internen Speicher von 64 GB sind also jede Menge interessanter Aufnahmen direkt am Move möglich.
Leider ist die Verwendung von Samples aber auch ein wenig begrenzt, da Sample-Chopping nur bedingt möglich ist, da es kein dediziertes Sample-Chopping-Feature auf dem Ableton Move gibt. Samples lassen sich aber manuell im Start- und End-Punkt bearbeiten, oder es können Sample-Snippets direkt in ein Choke-Kit aufgenommen werden. Stichwort: Lazy-Chops. Damit ist Sample-Chopping zwar möglich, ein dediziertes Sample-Chop-Feature wäre hier aber dennoch wünschenswert gewesen. Für Sample-Chop-orientierte Workflows könnte dies daher durchaus ein Minuspunkt darstellen, für alles andere sollte diese Art der Sample-Bearbeitung aber durchaus ausreichen.
Mit einem massiven internen Speicher von 64 GB bietet der Ableton Move wirklich mehr als ausreichend Platz, um den Move mit eigenen Sample Packs zu erweitern, jede Menge Aufnahmen mit dem integrierten Mikrofon zu machen oder um bis zu 32 Sets zu speichern. Laut Datenblatt handelt es sich hier um einen 64 GB Speicher, nicht erwähnt wird allerdings, dass das speziell für den Move geschriebene Betriebssystem hier bereits 12 GB in Anspruch nimmt. Damit bleibt aber immer noch mehr als genug Speicher für eine derartige Groovebox übrig, gerade im Vergleich zur Konkurrenz.
Workflow mit Ableton Move
Die klare Stärke des Ableton Move finden wir in seinem intuitiven und schnellen Workflow. Denn mit kaum einer anderen stand-alone Grovebox lassen sich derartig einfach musikalische Ideen festhalten und ausbauen. Seinen einzigartigen Workflow erhält der Ableton Move dabei durch viele kleine, aber sehr mächtige Features und Gimmicks, wie beispielsweise dem Capture-Button.
Mit dem Capture-Button lassen sich zuvor eingespielte Melodien und Rhythmen auch nach dem Einspielen festhalten, ohne zuvor den Record gedrückt haben zu müssen. Damit lädt der Ableton Move enorm zum Herumprobieren ein. Sobald eine besonders gelungene Melodie improvisiert eingespielt wurde, kann sie direkt im Projekt aufgenommen werden, ohne erst manuell eine Aufnahme starten zu müssen. Mit der Capture-Funktion lassen sich aber nicht nur eingespielte Melodien oder Rhythmen, sondern auch Automationen im Nachhinein aufzeichnen. Dadurch gehen nicht nur nie wieder einzigartige Momente verloren, es beschleunigt zugleich auch noch den Workflow und unterstützt dabei die kreative Freiheit beim Produzieren auf sehr angenehme Wiese.
Neben der Capture-Funktion ist das wohl wichtigste Feature der Rückgängig-Button. Damit können auf die Schnelle die letzten Veränderungen einfach rückgängig gemacht werden, sodass eventuelle Fehler auch beim experimentellen Herumprobieren kein Problem mehr darstellen. Wenn auch ein recht rudimentäres Feature, bieten nur sehr wenige Groveboxes diese Funktion, wodurch sich Move hier ein weiteres Mal mit seiner Benutzerfreundlichkeit von der Masse abhebt.
Ein weiteres hilfreiches Feature finden wir unterhalb des Step-Sequenzers. Bei gedrückter Shift-Taste werden dort nämlich durch das Aufleuchten unterschiedlichster Symbole noch einmal zusätzliche Optionen, wie Metronom und Quantisierung, abseits des Displays sichtbar. Das ist ein wirklich cleverer Weg das Display zu entlasten und sinnvolle Informationen auf dem gesamten Gerät zu verteilen. Davon profitiert nicht nur die allgemeine Übersicht, sondern es macht ebenfalls den Workflow angenehmer. Anhand der einzelnen Symbole ist dabei zwar nicht unbedingt immer auf den ersten Blick erkennbar, wofür sie stehen, hat man die Bedeutungen nach kurzer Zeit aber einmal verinnerlicht, sind sie wirklich äußerst nützlich.
Aber auch die Encoder wurden mit einem sinnvollen Feature versehen, um die Aufmerksamkeit weniger auf das Display konzentrieren zu müssen. Damit trotz Endlos-Encoder jederzeit ersichtlich ist, wie der jeweilige zu steuernde Parameter gerade eingestellt ist, befindet sich unterhalb der acht Encoder eine kleine LED-Leuchte, deren Helligkeit stets die Stellung des Reglers verdeutlicht. Ist die Leuchte aus, ist der Regler, bzw. Parameterwert also auf seinem Minimum, hat die Leuchte ihre volle Helligkeit erreicht, steht der Regler auf Maximum. Davon profitiert die Übersicht tatsächlich sehr, da dadurch nicht für jeden Bearbeitungsschritt ein Blick auf das Display notwendig ist. Damit fühlt sich das Bearbeiten von Sounds deutlich intuitiver und weniger nach mühseligen Menü-Einstellungen an, was hervorragend den kreativen Flow unterstützt.
Der Ableton Move bietet verschiedene Quantisierungsoptionen, bei denen die aufgenommenen MIDI-Noten um einen Wert zwischen 0 und 100 Prozent quantisiert werden. Dadurch kann das menschliche Element einer Aufnahme bei der Quantisierung erhalten bleiben, wodurch trotz Timing-Korrektur sehr organisch klingende Aufnahmen möglich sind. Leider gibt es keine Quantisierung während der Aufnahme, es lassen sich also nur bereits aufgenommene Melodien und Rhythmen einer MIDI-Spur quantisieren. Im Falle einer Drum-Kit-MIDI-Spur bezieht sich die Quantisierung aber auch auf alle anderen im Drum-Kit aufgenommenen Elemente.
Soll ein einzelnes Element hier bewusst unquantisiert bleiben, aber nachträglich ein weiteres Element manuell eingespielt und anschließend quantisiert werden, kommt es zum Problem: Da immer nur alle Elemente eines Drum-Kits gemeinsam quantisiert werden können, wird das zuvor unquantisierte Element ebenfalls quantisiert. Daher müssen immer zuerst die quantisierten Elemente und erst danach die unquantisierten Elemente aufgenommen werden. Das ist ein recht massiver Einfluss auf die Arbeitsweise mit dem Move, wodurch je nach Genre kreative Entscheidungen teils stark eingeschränkt werden können. So müssen Aufnahmen teils geplant ablaufen und können nicht einfach frei im kreativen Flow durchgeführt werden. Natürlich ist das kein absoluter Dealbreaker und viele Nutzende werden vermutlich nie auf dieses Problem stoßen, aber dennoch kann es je nach Produktionstechnik und Arbeitsweise ein wichtiger Punkt sein.
Ein weiteres nettes Gimmick des Ableton Move ist die Preset-Randomization bei Erstellung eines neuen Sets. Dabei belegt der Ableton Move die einzelnen MIDI-Spuren automatisch mit zueinander passenden Sounds mit zufälligen Einstellungen, sodass kein lästiges Suchen nach Sounds notwendig ist und direkt mit der Produktion losgelegt werden kann. Für weitere Inspiration bietet der Move auch einen einfachen Arpeggiator womit sich Chords spielerisch leicht in Melodien umwandeln lassen.
Auch wenn die vier Spuren wirklich flexibel genutzt werden können und viele Workarounds bieten, ist die Begrenzung auf nur vier Spuren leider doch sehr deutlich spürbar. Gerade in Momenten, wo die Kreativität dank der vielen interessanten Tools gerade ihren Höhepunkt erreicht, stößt man hier oft an die Grenzen der Groovebox. Da der Ableton Move den kreativen Prozess so gelungen unterstützt, ist das wirklich sehr ärgerlich. Für das Erstellen und Festhalten von ersten Ideen reichen die vier Spuren aber in den meisten Fällen vollkommen aus, einige Nutzer:innen können diese Limitierung auch als befreiend und inspirierend empfinden.
Über die aus Ableton bekannten Session-View lassen sich pro Spur bis zu acht unterschiedliche Patterns speichern und abrufen. Damit bietet der Ableton Move nicht nur jede Menge Platz für Variationen von Ideen, sondern lässt sich auch sehr gut für einfache Performances nutzen. Einzelne Patterns lassen sich darin nacheinander abspielen, einen vollwertigen Song-Modus zum Erstellen ganzer Arrangements gibt es aber nicht.
Auch wenn die Auswahl der Effekte wirklich nicht zu wünschen übrig lässt, ist es wichtig anzumerken, dass der Compressor leider keinerlei Sidechain-Funktion besitzt. Der Move bietet daher also keine Möglichkeit einen typischen Ducking-Effekt durch die Bassdrum o. ä. zu erzielen. Für derartige Mixing-Techniken muss das Set also zunächst nach Ableton Live exportiert werden, wodurch einmal mehr klar wird, worauf der Ableton Move ausgelegt ist.
Doch der Ableton Move eignet sich neben der Produktion auch für Backing-Tracks bei Live-Performances. Hierbei fällt die geringe Spurenanzahl auch deutlich weniger ins Gewicht. Jedoch dürfen die Möglichkeiten auch hier keinesfalls überschätzt werden, denn ein Ableton Move wird keine Looping-Station o. ä. ersetzen können. Wie schon bei der Produktion, muss auch für die Live-Nutzung klar überlegt werden, ob der Move der richtige Kandidat für die eigene Arbeitsweise ist. Wer eine kompakte Groovebox zum Abspielen von Backing-Tracks und Drum-Loops sucht, die zusätzlich über steuerbare Instrumente und Sampling-Funktionen verfügt, kann mit dem Ableton Move aber nicht viel falsch machen.
Ein kleines Problem zum Stand-alone-Betrieb gibt es da aber leider noch: Der Move zeigt leider keinerlei Meldungen an, wenn die Batterie knapp wird und es an der Zeit wäre, das aktuelle Projekt zu speichern und den Move zu laden. Stattdessen wartet der Move bis zur allerletzten Sekunde und geht dann einfach ohne weitere Meldung aus. Gerade bei Live Performances wäre dies ein absoluter Albtraum, aber auch bei entspannten Produktions-Sessions könnte dies mehr als ärgerlich sein. Hoffen wir, dass ein zukünftiges Software-Update hier Abhilfe schafft und eine Warnmeldung bei geringem Akkustand hinzufügt.
Je nachdem, wie die eigenen Erwartungen an eine Groovebox sind, welche Arbeitsweisen präferiert werden und welche Genres mit dem Ableton Move produziert werden sollen, kann die Nutzererfahrung aufgrund des klar definierten Workflows stark variieren. Werden Ableton Move genau wie vorgesehen als Inspirations-Sammler und mobiles Notizbuch für musikalische Ideen nutzen möchte, wird hier wirklich voll auf seine Kosten kommen. Alle anderen könnten hingegen durchaus enttäuscht werden. Daher sollte man sich vor dem Kauf genau überlegen, ob der Workflow des Move und die eigene Arbeitsweise gut zusammenpassen. Sollte die Antwort ein klares Ja sein, ist der Ableton Move auf jeden Fall die richtige Wahl.
Move als Controller für Ableton Live
Mit seiner nahtlosen Integration in Ableton Live lässt sich der Ableton Move natürlich auch als MIDI-Controller in Live verwenden. Auf diese Weise lassen sich beispielsweise Clips über die Pads triggern oder Parameter über die Encoder steuern. Mit seinem klar auf Ableton ausgelegten Workflow und Aufbau eignet sich der Ableton Move daher ideal als zusätzlicher Controller beim Ausbau der zuvor erstellten Ideen in Ableton Live. Der Fokus bleibt dabei aber klar auf der stand-alone Produktion zur Erstellung erster Ideen. Wer den Move also lediglich als Controller für Ableton verwenden möchte, wird hier nicht voll auf seine Kosten kommen.
Der schnelle und intuitive Workflow macht sich aber durchaus auch bei Verwendung als Controller bemerkbar. Gerade der schnelle Austausch über die Live Cloud und die Möglichkeit, den Ableton Move auch ohne Kabelverbindung mit Live via Ableton Link zu synchronisieren, machen die Zusammenarbeit von Move und Live wirklich zu etwas Besonderem.
Ableton Move Alternativen
Fazit
Ableton Move richtet sich klar an Ableton Unser:innen, die auf der Suche nach einer mobilen stand-alone Lösung sind, um ihre kreativen Ideen schnell und unkompliziert festzuhalten und diese anschließend in Ableton Live finalisieren zu können. Die intuitive Bedienung in Kombination mit dem integrierten Lautsprecher und Mikrofon ist dabei ein klares Alleinstellungsmerkmal, was seinesgleichen sucht. Doch wer den Ableton Move als zentrales Steuerelement eines größeren Live-Setups verwenden möchte, könnte aufgrund der etwas eingeschränkten MIDI-Konnektivität schnell enttäuscht werden. Die klare Stärke des Move liegt nämlich darin, erste Track-Ideen einfach umsetzen zu können. Die Begrenzung auf maximal vier Tracks kann dabei erstmal abschrecken, es kann aber auch als positiv gewertet werden, da so der Fokus stärker auf die Umsetzung neuer einzigartiger Ideen gelegt wird. Erstellt man vollständige Tracks ausschließlich mit dem Ableton Move, ist diese Einschränkung jedoch klar zu spüren. Wer sich also darüber im Klaren ist, wo die Stärken des Ableton Move liegen und sich diese auch zunutze macht, wird hier keinesfalls enttäuscht.
Pro
Dank integriertem Lautsprecher, Mikrofon und Akku vollkommen standalone-fähig
Intuitiver und schneller Workflow
Nahtlose Integration in Ableton Live
Cleverer Features zur Optimierung des Workflows
Gute Soundauswahl & -qualität
Kontra
Vier MIDI-Spuren können sehr limitierend sein
Nur eingeschränkte MIDI-Konnektivität über USB
Preis:
449 EUR
Weitere Informationen gibt es auf der Website von Ableton.
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