Test: Adam Audio A44H / Aktiver 2-Wege-Monitor

Adam Audio is back! Nach mehr als einem Jahrzehnt hat man sich in Berlin Adlershof daran gemacht, die Mittelklasse-Speaker der AX-Reihe zu überarbeiten. A-Serie heißt das Ergebnis: fünf nagelneue aktive Studiomonitore für Profis, Fortgeschrittene und Einsteiger:innen. Wir schauen uns den neu konzipierten A44H an, zu dem es in der AX-Serie noch kein Pendant gab.

Die neue Adam Audio A-Serie

Die Modelle der AX-Reihe wurden von Adam Audio nicht einfach nur überarbeitet und auf den neuesten Stand gebracht, auch die Lautsprechergrößen der neuen A-Serie wurden teilweise verändert. So sind die beiden Speaker A3X und A5X Geschichte und wurden durch A4V und unseren heutigen Testkandidaten A44H ersetzt.

Der kleinste Vertreter der A-Serie, A4V, wurde mit einem 4-Zoll-Tieftöner und dem bekannten X-ART-Hochtöner ausgestattet, die mit einer summierten Leistung von 130 W betrieben werden. Der zweite 2-Wege-Speaker der Reihe A7V nutzt dagegen einen 7-Zoll-Tieftöner, den X-ART-Hochtöner und ebenfalls 130W Verstärkerleistung.

Außerdem gibt es in der neuen A-Serie noch zwei 3-Wege-Lautsprecher. A77H wurde mit einem 3,5-Zoll-Mitteltöner, dem X-ART-Hochtöner und zwei 7-Zoll-Tieftönern bestückt und verbraucht 340W Leistung. Das Flaggschiff ist der A8H, dieses Modell weist folgende Werte auf: X-ART-Hochtöner, 3,5-Zoll-Mitteltöner und 8-Zoll-Tieftöner mit ebenfalls 340 W Leistung.

Die Neuerungen der A-Serie

Alle Modelle der neuen Adam Audio A-Serie haben bestimmte neue Features und Funktionen gemeinsam. Die verbauten Tieftöner sind aus einem neuen Material namens MLM (Multi Layer Mineral). Dieser mehrschichtige Mineralfaser-Werkstoff sieht nicht nur gut aus, die damit ausgestatteten Membranen versprechen auch besonders hohe Impulstreue.

Alle Modelle verfügen darüber hinaus nicht nur über die X-Art-Hochtöner, für die Adam Audio ja berühmt ist, die implementierten HPS-Waveguides lassen sich jetzt dazu alle drehen. Damit ist sichergestellt, dass jedes Modell in verschiedenen Positionen aufgestellt und betrieben werden kann.

Das neue Bassreflex-System bietet eine ganz neue Optik und größere Öffnungen, die die Luftbewegungen reduzieren und damit für weniger oder gar keine Strömungsgeräusche sorgen sollen. Übernommen wurden die abgeflachten Kanten der Lautsprechergehäuse, die schon in der AX-Reihe Gehäuseresonanzen entgegengewirkt haben.
Besonders interessant ist aber, dass die neue A-Serie von Adam Audio Software in ihre Modelle integriert.

Zum einen ermöglicht das hauseigene und kostenlose Tool A Control die Steuerung von Speaker-Parametern vom Rechner aus, zum anderen hat die Kooperation mit Sonarworks die Möglichkeit hervorgebracht, Messungen der Kalibrierungssoftware SoundID Reference in A Control zu laden. Im Anschluss übernimmt die speaker-eigene DSP-Power die Rechenleistung der Raumkorrektur.

Die wichtigsten Fakten zu Adam Audio A44H

Die Adam Audio A44H sind aktive 2-Wege-Monitore mit zwei 4-Zoll-Tieftönern, einem X-ART-Hochtöner mit drehbarem HPS-Waveguide und einer summierten Verstärkerleistung von 130 W. Der Frequenzgang bewegt sich zwischen 46 Hz und 45 kHz (-6 dB) und die Übergangsfrequenz liegt bei 3 kHz. Der maximale Schalldruck wurde mit 103 dB SPL (1 m) gemessen.
Die Breite des Lautsprechergehäuses liegt bei 19 Zoll, damit lässt sich der A44H in einem Rack oder unterhalb eines Monitors einbauen. Der Lautsprecher wiegt aufgrund seines recht großen Korpus satte 9,7 Kilo.

Anschlüsse und Funktionen des A44H

Platz ist auf der Rückseite der Adam Audio A44H ja genug, somit konnten alle Controls ohne Weiteres untergebracht werden. Input Select ermöglicht die Wahl eines Eingangs-Ports, dafür stehen RCA unbalanced und XLR balanced zur Verfügung. Hinter der Funktion Voicing verbergen sich Klang-Presets, mit denen sich das Verhalten der A44H schnell ändern lässt. Pure bietet den linearen Modus, während UNR den Klangcharakter der AX-Reihe simuliert, der nicht bei jedem User zu Begeisterung geführt hat, denn dafür werden die Höhen und Tiefen angehoben.

Room Adaption lässt das Anpassen der Lautsprecher auf verschiedene Räumlichkeiten und damit verbundenes Klangverhalten zu. Die Bereiche „Bass“, „Desk“ (bezieht sich auf den Aufstellungsort Schreibtisch), „Presence“ und „Treble“ können in unterschiedlichen Stufen angehoben oder abgesenkt werden. Die grafische Umsetzung dieser Funktion auf der Rückseite der Adam Audio A44H gefällt mir sehr gut und ist sehr anschaulich gelungen. Zum Schluss dient der vorhandene Ethernet-Port als Verbindung zur Software, die in Zusammenhang mit den Lautsprechern genutzt werden kann.

A Control und Sonarworks

Wie bereits erwähnt gibt es zwei Programme, mit denen der Klang der Adam Audio A44H beeinflusst werden kann. A Control ist eine Steuerungssoftware, die direkt von Adam Audio kommt, und deshalb auch für alle kostenlos ist, die ihre Lautsprecher beim Hersteller registrieren. Auf der einen Seite lassen sich alle eben beschrieben Funktionen, die man über die Rückseite der Speaker nutzen kann, auch bequem über A Control steuern. Das geschieht im Test wie vom Hersteller versprochen in Echtzeit und auch zuverlässig.

Will man also beispielsweise nach einem langen Tag im Studio zum Entspannen und zum Spaß noch ein paar Tracks anderer Künstler:innen hören, reicht ein Mausklick und schon ist das UNR-Preset ausgewählt. Oder man wählt einen anderen Input, auf dem theoretisch ein weiteres Signal liegen kann. Selbstverständlich unterliegt auch die Room Adaptation der Software-Steuerung. Zum anderen erhält man über den Advanced Modus von A Control aber auch noch Zugang zu einem 6-Band-EQ mit einer Verzögerungsoption, um Phasenproblemen entgegenzuwirken.

Durch die neue Kooperation mit Sonarworks kann man Messdaten der Raumkorrektur-Software SoundID Reference in A Control einbinden. Eine entsprechende Datei kann importiert werden, im Anschluss kümmert sich dann der Lautsprecher mit seiner eigenen DSP-Power um die EQ-Korrektur, somit spart man Rechnerleistung ein. SoundID Reference und das passende Messmikrofon sind aber leider nicht im Lieferumfang enthalten.

Wie klingen die Adam Audio A44H?

Die Adam Audio A44H klingen erstaunlich gut, schon im linearen Pure-Modus, der mir am besten gefällt, ganz ohne den Korrektur-EQ. Der Sound ist griffig und irgendwie lebendig und ich muss ehrlich sagen, dass sie mir damit besser gefallen als die ebenfalls im Sortiment des Herstellers neuen A7V. Das ist natürlich immer Geschmackssache, aber der Klang der A44H weist eine fantastische Präsenz auf, die jegliche Art von Musik voll und exakt darstellt. Dafür dürften die Mitten sorgen, die hier ganz anders klingen und ganz klar übersetzt werden, dadurch hören sich alle im Test gecheckten Songs, Tracks und Mixe kontrolliert und super kompakt an, und Mix-Entscheidungen fallen so ziemlich leicht.

Außerdem bieten die A44H einen interessanten Klangcharakter, der mir total gut gefällt und richtig Spaß macht, ohne dabei Dinge zu beschönigen. Die Wiedergabe ist ziemlich linear, dabei aber überhaupt nicht glatt oder langweilig. Auch die Tiefen sind definiert und für die Größe der Tieftöner absolut amtlich, das Gehäusekonzept und das neue Bass-Reflex-System gehen also auf. Der UNR-Modus gefällt mir bei diesen Lautsprechern dagegen weniger, bei dem guten Linear-Sound der A44H ist er aus meiner Sicht zumindest nicht wirklich nötig.

Durch die Bauart der Speaker und die waagerechte Treiberanordnung hat man natürlich auch einen recht großen Sweetspot, der sich ebenfalls positiv auswirkt und das Stereobild gefühlt noch vergrößert. Ein gut aufgenommenes Klavier mit entsprechendem Panorama-Effekt klingt über die Adam Audio A44H beispielsweise fantastisch. Aber damit nicht genug, Drums punchen heftig und die gute Tiefenstaffelung zeigt sich besonders bei modernen Pop-Vocals.

Es gab im Test allerdings auch einige wenige Situationen, in denen mir die Höhen ein bisschen zu viel wurden, weil sie in diesen Situationen recht scharf wirkten. Ich kann mir vorstellen, dass das im Produktionsalltag auf die Dauer too much werden könnte, wir dürfen aber natürlich dabei nicht vergessen, dass auch mein Raum seinen Beitrag dazu geleistet hat. Außerdem gibt es für solche Fälle ja auch noch die Raumkorrektur und SoundID Reference.