Test: Adam Audio A77H / Aktiver 3-Wege-Monitor

Adam Audio hat seine AX-Serie nach vielen Jahren überarbeitet und wir testen heute einen besonderen Lautsprecher dieser neuen A-Serie: den A77H. Besonders ist er, weil es sich bei diesem Speaker um den einzigen Midfield-Monitor der A-Serie handelt. Damit ist der A77H eher für ein mittelgroßes bis großes Studio gedacht, aber natürlich ist es auch möglich, diesen Lautsprecher in seinem Heimstudio einzusetzen. Vorhang auf für den Adam Audio A77H.

Der neue Adam Audio A77H

Jedes Modell der neuen A-Serie wurde einigen grundlegenden Veränderungen unterworfen, so auch der A77H. So sind die beiden Tieftöner sowie der zusätzliche Mitteltöner aus einem Multi-Layer-Mineral, kurz MLM. Dabei handelt es sich um einen mehrschichtigen Mineralfaser-Werkstoff, den nicht nur ausschlaggebend für den Look der neuen A-Serie ist, er bietet auch akustische Vorteile. Die hohe Steifigkeit des mehrschichtigen Materials verspricht hohe Impulstreue bei den beiden Woofern und dem Mitteltöner, bei dem es sich um einen Dome Cone Hybrid handelt.

Und natürlich darf der bekannte X-Art-Hochtöner der Marke Adam Audio nicht fehlen. Der drehbare HPS-Waveguide sorgt übrigens dafür, dass alle Modelle der neuen A-Serie sowohl horizontal als auch vertikal betrieben werden können. Und das Bassreflex-System mit seinen deutlich vergrößerten Öffnungen verspricht zudem reduzierte Strömungsgeräusche durch weniger Luftbewegungen.

Der Steckbrief des neuen Adam Audio A77H

Der Adam Audio A77H misst 23,6 x 53,1 x 35 cm (HxBxT) und bringt 17,1 kg auf die Waage. Der 3-Wege-Midfield-Monitor verfügt über zwei 7-Zoll-Tieftöner, einen 3,5-Zoll-Mitteltöner und ein X-Art-Hochtöner. Dabei liegt die Verstärkerleistung RMS bei 340 W und der Frequenzgang bewegt sich zwischen 34 Hz und 45 kHz (-6 dB). Die Übergangsfrequenzen liegen bei 400 Hz und 3,0 kHz und der maximale Schalldruck wird mit 105 dB SPL (1 m) angegeben.
Der verbaute AD-Wandler arbeitet mit 24 Bit und 96 kHz.

Die Anschlüsse und Funktionen des A77H

Die Rückseite des Adam Audio A77H bietet die Anschlüsse und einige Funktionen des 3-Wege-Monitors. Audioseitig besteht die Möglichkeit, den Ausgang des Audio-Interfaces auf zwei unterschiedliche Wege an den Lautsprecher anzuschließen. Zum einen wurde dafür ein Cinch-Port für das RCA unbalanced Signal verbaut, zum anderen ein XLR-Port für das symmetrische Ausgangssignal. Außerdem muss über den Switch Input Select eine Wahl je nach Anschlusswahl getroffen werden. Über den Ethernet-Port auf der rechten Seite kann der Adam Audio A77H an einen Computer angeschlossen werden, das führt uns zum DSP und der Software-Steuerung.

Denn mit den Lautsprechern der neuen A-Serie ist es möglich, auf deren Klangverhalten einzuwirken. Zum einen gelingt das über die Voicing-Funktion. Hierbei handelt es sich um Presets, die für ein bestimmtes Klangverhalten stehen. Pure ist der lineare Modus, darüber klingt der Adam Audio A77H genau so, wie er eben klingt. Die hohe Wiedergabetreue ist vor allem beim Mixing und Mastering von Vorteil. Das andere Klangprofil nennt sich UNR, Uniform Natural Response, und liefert einen minimal gefärbten, dabei aber sehr natürlich klingenden Frequenzgang.

Zum anderen gelingt die Anpassung des Lautsprechers an den Aufstellungsort über die sogenannte Room Adaption. Es handelt es dabei um eine Art EQ-System, mit dessen Hilfe bestimmte Bereiche des Frequenzspektrums angehoben oder abgesenkt werden können. Diese vier Bereiche sind: Bass, Desk (bezieht sich auf den Aufstellungsort Schreibtisch), Presence und Treble.

Die Software-Integration

Darüber hinaus ist es möglich, die Steuerung der Lautsprecherfunktionen und weiterer Features per Software vorzunehmen. Dazu muss der Adam Audio A77H erstens per Ethernet-Port an einen Computer angeschlossen werden, zweitens muss eine der beiden Software-Optionen installiert werden.

A Control ist eine kostenlose Steuerungssoftware direkt aus dem Hause Adam Audio und ist nach der Registrierung der Speaker verfügbar. Funktionen, die über die Rückseite des Lautsprechers genutzt werden können, sind auch über A Control steuerbar, in Echtzeit über das Interface der Software. Dazu gehört natürlich auch die Raumanpassung, die verändert werden kann, ohne dass die Rückseite der A77H erreicht werden muss. Darüber hinaus findet man im Advanced Modus weitere Funktionen, wie einen 6-Band-EQ für feinere Anpassungen und Optionen gegen Phasenprobleme.

Außerdem hat sich Adam Audio mit Sonarworks zusammengetan und die Korrektur-Software SoundID Reference integriert. Leider beschränkt sich diese Integration auf die Möglichkeit, Messdaten der Software an die Lautsprecher zu senden und dort zu nutzen. Die Software selbst und das passende Messmikrofon sind nicht im Lieferumfang enthalten und müssen zusätzlich erworben werden. Interessant an der Hardware-Software-Connection ist, dass die Messdaten nach dem Import vom Speaker selbst berücksichtigt und über die interne DSP verarbeitet werden, ohne dass sich der Rechner in Form eines entsprechenden Plugins aus dem Master-Channel darum kümmern muss.

Der Sound der Adam Audio A77H in der Praxis

Die Midfield-Monitore Adam Audio A77H liefern ein tolles, ausgeglichenes und ziemlich lineares Klangbild, bei allen Lautstärken und auch schon beim leisesten Abhören. Die 3-Wege-Technologie bietet einen extrem präzisen und aufgeräumten Sound, der deutlich unaufgeregter als bei den A8H daherkommt und mehr Übersicht bietet. Dort war das Klangbild zwar etwas lebendiger, bei den A77H fällt beim Mixen und Hören von Musik das Einschätzen und Bewerten aller Parameter dafür deutlich leichter.

Noch größer ist der Unterschied der A77H allerdings zum oft schwammigen Sound von 2-Wege-Lautsprechern, besonders in den Mitten. Zudem gibt es keine scharfen Höhen oder ähnliche Störfaktoren im Klangbild und die Basswiedergabe ist gut, hat aber natürlich ihre physikalischen Grenzen. Im direkten Vergleich hatten die A8H mit ihren 8-Zoll-Tieftönern hier leicht die Nase vorn.

Auch die Auflösung ist erwartungsgemäß hervorragend und wie bei den anderen Modellen der neuen A-Serie zahlt sich auch bei den A77H das neue MLM-Material der Membran aus, das für eine hohe Impulstreue und ordentlich Punch, gerade bei Drums, sorgt.

Der Sweet Spot ist aufgrund der Bauweise richtig groß und eröffnet Hörer:innen sehr große Räume, sowohl in der Breite als auch in der Tiefe. Gut aufgenommene akustische Instrumente oder Orchesteraufnahmen klingen super lebendig, genau wie jede andere Produktion, die ich im Test ausprobiert habe. Und trotzdem erhält man als Hörer:in dabei immer einen unaufgeregten und präzisen Eindruck aller Signale. Gut gemischte Vocals moderner Tracks loten den Raum der A77H nach vorne aus und klingen oft so, als würden sie gleich nach vorne aus den Lautsprechern herausfallen.

Wie beim kleineren Bruder, dem A44H, gefällt mir der Pure-Modus bei den Adam Audio A77H mit Abstand am besten, eine Raumkorrektur und damit einhergehende EQ-Anpassung jeglicher Art sind in meiner Abhörsituation absolut nicht nötig.

Alternativen

• IK Multimedia iLoud Precision 6
• Adam Audio A7V
• Adam Audio A8H