Test: AIAIAI UNIT-4 Wireless+ – Kabelloserer Studiomonitor

Früher gab es Studiomonitore und es gab Bluetooth-Speaker. Die einen wurden über Kabel für Studioproduktionen genutzt, die anderen, wenn man flexibel sein wollte. Niemand wäre auf die Idee gekommen, die Abhöre aus dem Studio mit in den Park zu nehmen oder auf einem kabellosen und portablen System einen Track zu mischen, alleine wegen der üblichen Latenz. Aber Zeiten ändern sich. AIAIAI UNIT-4 Wireless+ bringt Dinge zusammen, die längst zusammen gehören, schließt dabei technische Lücken und sorgt so für ungeahnte Freiheiten. Falls das alles wie versprochen funktioniert, handelt es sich dabei um eine kleine Revolution. Und ob es tatsächlich so ist, finden wir jetzt heraus.

Technische Daten der AIAIAI UNIT-4 Wireless+

Die AIAIAI UNIT-4 Wireless+ sind kompakte 2-Wege-Lautsprecher, die trotz ihrer Größe als Studiomonitore konzipiert wurden. Die Speaker können Sound von 50 bis 20.000 Hz abbilden, wobei die Trennfrequenz bei 3 kHz liegt. Der 4-Zoll-Woofer ist bei tiefen Frequenzen in der Lage, besonders große Wege zurückzulegen und damit viel Luft zu bewegen. Zusätzlich wurde ein sogenannter Bass-Vent verbaut, der auf einen bestimmten Ton ausgerichtet ist und den vergleichsweise kleinen Woofer so beim Erzeugen tiefer Frequenzen unterstützt. Den Roll-Off-Punkt bei den Tiefen setzt der Hersteller sogar bei 40 Hz an.   

Hinzu kommt ein 1-Zoll-Hochtöner, der einen speziellen Waveguide nutzt. Hier war es AIAIAI zum einen wichtig, den Frequenzgang so linear wie möglich zu gestalten, was auch gelungen ist. Zum anderen konnte man mit diesem Waveguide den Sweetspot vergrößern, was der Mobilität der Speaker Rechnung trägt.

Die Leistung der Class-D-Verstärker liegt bei jeweils 30 W Dauerleistung, in den Spitzen sind bis zu 80 W möglich. Der maximale Schalldruckpegel (SPL) beträgt 105 dB.

Kabellose Freiheit

Die Mobilität der Lautsprecher äußert sich darin, dass man sie komplett kabellos betreiben kann. Dafür sorgen einerseits die zwei integrierten Audio-Übertragunsprotokolle Bluetooth und W+ Link und andererseits die Akkus, von denen jeder Speaker einen besitzt. Voll aufgeladen sind sie in zwei Stunden, außerdem  laufen sie laut Hersteller im Anschluss 20 Stunden.

Sicherheitshalber sollte man sich allerdings nicht darauf verlassen, schließlich können sich Faktoren wie die Wiedergabelautstärke oder Distanz zum Sender verkürzend auswirken. Im Test überzeugen die UNIT-4 Wireless+ im kabellosen Betrieb jedenfalls dauerhaft mit einer ausreichenden Leistung, auch wenn die Akkus zu Beginn nicht voll aufgeladen waren. Neue Energie haben sie in dieser Zeit ebenfalls nicht gebraucht. Mit seinem Innenleben kommt jeder Lautsprecher insgesamt auf ein Gewicht von 2,5 kg.

Das Übertragungskonzept der AIAIAI UNIT-4 Wireless+

Für die kabellose Übertragung der Audiosignale stehen bei den AIAIAI UNIT-4 Wireless+ zwei Protokolle zur Verfügung. Zum Musikhören kann man das integrierte Protokoll Bluetooth 5.2 nutzen, dabei stört die auftretende Latenz von bis zu 250 ms ja nicht.     

Beim Produzieren von Musik ist das allerdings zu viel Verzögerung, deshalb hat sich AIAIAI etwas Neues einfallen lassen. Der Hersteller bietet für solche Szenarien das W+ Link Protokoll, das auch schon im Kopfhörer TMA-2 Studio Wireless+ (hier im Test) zum Einsatz kam. Damit reduziert sich die Latenz auf rasante 16 ms, und das bei einer unkomprimierten Samplerate von 44,1 kHz. Diese Werte machen das Produzieren und Mischen über kabellose Systeme erst möglich.    

Zusätzlich gibt es bei den UNIT-4 Wireless+ aber auch noch die Möglichkeit der kabelgebundenen Audio-Übertragung. Dafür befinden sich auf der Gehäuserückseite jeweils zwei Anschlüsse für große (6,3 mm TRS symmetrisch) und kleine Klinken (3,5 mm Stereo).

Verarbeitung und Lieferumfang sind erstklassig

Verarbeitung und Haptik der UNIT-4 Wireless+ sind absolut hochwertig. Die Hauptkomponenten wurden aus Recycling-Plastik gefertigt und die Lautsprecher sind zudem nicht verklebt worden. Auf diese Weise ist es möglich, einzelne verschleißintensive Teile, wie beispielsweise die verbauten Akkus, problemlos auszutauschen.

Die Gehäuse der UNIT-4 Wireless+ wirken trotzdem extrem stabil und robust, natürlich trägt auch das Gewicht zu diesem Eindruck bei. An allen möglichen Auflageflächen der Gehäuse wurden dünne Gummistreifen angebracht, die die Lautsprecher und die jeweilige Auflage vor Verkratzen und zusätzlich vor ungewollter Bewegung der Speaker schützen. 

Ein Schutzgitter aus Metall kann bei Bedarf an der Vorderseite befestigt werden, wo es per Magnetismus an Ort und Stelle gehalten wird. Und natürlich ist auch dieses Gitter mit Gummistreifen versehen. Für noch mehr Schutz beim Transport sorgt ein Stoffsack.

Außerdem gehören zum üppigen Zubehör der W+ Link-Adapter, zwei Stromadapter, mehrere Kabelbinder und ein Quickstart-Guide.

EQ-App und Bedienung der AIAIAI UNIT-4 Wireless+

Ebenfalls in der Zukunft angekommen ist die Bedienung der UNIT-4 Wireless+, denn die erfolgt über eine eigens programmierte App. Damit kann man die Firmware updaten, die Helligkeit der Beleuchtungsringe einstellen und vor allem den integrierten 5-Band-EQ steuern. 

So kann man die Lautsprecher per Knopfdruck auf verschiedene Abhörsituationen wie Desktop, Outdoor oder Coffee Table einstellen oder individuelle Anpassungen vornehmen. Außerdem gibt es fürs Mixing auch Mono-Funktionalität.  

Die haptische Bedienung der Lautsprecher läuft über die drei Buttons auf der Oberseite, über die man die Speaker einschaltet und ihre Lautstärke einstellt. Auf der Rückseite befinden sich zusätzlich zwei Taster zum Auswählen des kabellosen Übertragungsprotokolls und der Mono-Stereo-Funktionalität.

Übertragungsstabilität und –geschwindigkeit des W+ Links

Die Herstellerangabe zur maximalen Reichweite des W+ Links von 12 Metern wird im Test erreicht, eigentlich sogar übertroffen. Denn selbst wenn sich zwischen Sender und Empfänger mehrere Mauern befinden, ist die Verbindung stabil und störungsfrei. Geht man noch weiter, bricht die Verbindung nicht etwa ab, sondern sie verändert sich klanglich und Artefakte entstehen. 

In unserem Test haben die UNIT-4 Wireless+ zudem mit extrem kurzen Reaktionszeiten überrascht. Ob es sich dabei wirklich nur um 16 ms handelt, kann ich nicht sagen, aber die UNIT-4 Wireless+ reagieren traumhaft schnell auf sämtliche Befehle meiner DAW oder anderer Programme. Nichts ist laggy und ich muss auch nie auf das Signal des Rechners warten. Musikproduktion und Mixing sind über die Speaker also absolut möglich! 

Der Klang im AIAIAI UNIT-4 Wireless+ Test

Erst nach einem Firmware-Update kann ich die Lautsprecher über die Smartphone-App ansteuern und somit den Sound der AIAIAI UNIT-4 Wireless+ bewerten. Und ich bin ziemlich überrascht. 

Die Speaker sind sensationell rauscharm, schon mit einem halben Meter Abstand hört man rein gar nichts mehr. Die Klangqualität ist außerdem hervorragend, hochauflösend und glasklar. Sprache ist gut zu verstehen, auch wenn sie schon ohne eine Anhebung der Tiefen über den EQ ein bisschen muffig wirkt. Vielleicht liegt das am verbauten Bass-Vent, der ja eigens für die Tiefenanhebung verbaut wurde. Piano Solo und Orchester klingen ohne Korrektur wundervoll klar und brillant.    

Der Sweetspot ist durch den Waveguide zudem erstaunlich groß, man muss beim Musikhören also nicht ständig direkt vor den UNIT-4 Wireless+ sitzen, um ein repräsentatives Klangbild zu bekommen. Beim Mixing empfiehlt sich das aber natürlich schon. Stellt man bei der Sportschau die Lautsprecher dann etwas weiter auseinander, hören sich Fußballfans und die Atmosphäre im Stadion ultrarealistisch an.

Kommen wir nun aber zur wichtigsten Frage: Was ist in den Tiefen los?   

Ohne EQ-Anpassung klingen die UNIT-4 genau so groß, wie sie tatsächlich sind. Natürlich kann ein 4-Zoll-Woofer keinen satten Bass liefern. Oder doch? Mit dem EQ ändert sich die klangliche Situation tatsächlich drastisch. Wirklich erstaunlich, was aus diesen kleinen Lautsprechern an Tiefen kommt. Selbst Techno, Hip-Hop und andere basslastige Musik klingt recht ausgewogen, auch bei hoher Lautstärke. Natürlich ersetzen die UNIT-4 keinen Subwoofer, doch machen sich deren Sound und Klangbild für ihre Größe erstaunlich gut und ausgeglichen.