Nach den ersten Leaks im Rahmen des MPC Software Updates 2.10, gefolgt von reichlich Spekulation im Netz, ist es jetzt offiziell: AKAI Professional bringen mit der MPC KEY 61 eine Standalone MPC mit integriertem Keyboard auf den Markt. Dem Namen entsprechend mit 61 Klaviertasten ausgestattet, haben AKAI dem jüngsten Spross der MPC-Familie noch einen verbesserten Arbeitsspeicher spendiert, um der stetig wachsenden Plugin-Auswahl der MPC-Software gerecht zu werden. Wie sich MPC Key 61 in der Praxis schlägt, zeigt dieser Test.
Quick Facts
- Standalone Production Environment mit integrierter MPC-Software
- 61 halbgewichtete, Velocity-empfindliche und Aftertouch-kompatible Klaviertasten
- 16 MPC-Style Drumpads, vier Q-Links, Touchstrip und physische Pitch- sowie Modwheels
- Super crispy 7″-Touchscreen für intuitive Bedienung und optimalen Überblick
Verarbeitung und Haptik
Mit Abmessungen von 985 x 310 x 100 mm und einem Gewicht von stolzen 10 kg ist MPC Key 61 die wahrscheinlich größte und schwerste MPC aller Zeiten. Umso überraschender ist, dass das Gehäuse aus Kunststoff gefertigt wurde. Wahrscheinlich verbirgt sich im Inneren der MPC Key 61 ähnlich zur MPC ONE noch ein Metallrahmen, so oder so ist Stabilität bei AKAIs MPC Key 61 kein Sorgenthema: Das Gehäuse wirkt absolut solide, ist spaltfrei verarbeitet und die Bedienelemente sitzen angenehm fest auf der Oberfläche.
Konzeptionell kommt die neue MPC als eine Fortführung der MPC One und MPC Live II Modelle daher, zumindest wirken Touchscreen, Q-Links und Triggerpads identisch. Das heißt im Klartext 16 RGB-Pads mit 4 cm Seitenlänge und MPC-typisch straffem Spielgefühl, vier Endlos-Encoder für haptische Parameterkontrolle und ein 17,5 x 11 cm Display mit obligatorischem Push Encoder. Der Bildschirm ist nicht nur erstaunlich groß, sondern punktet mit super scharfer, farblicher Darstellung. Dank der interaktiven Touch-Funktion können so ziemlich alle Einstellungen direkt am Display vorgenommen werden, beziehungsweise in Kombination mit dem Data Dial.
Ebenfalls mit von der Partie ist der 15 cm lange, seit MPC Sudio MK 2 neue Touchstrip, ein frei zuweisbares Performance-Element, das beim Studio-Controller die Q-Links ersetzte. Die 61 halbgewichteten, Velocity-empfindlichen und Aftertouch-kompatiblen Klaviertasten hat es so allerdings bei noch keiner MPC gegeben. Verarbeitung und Spielgefühl stimmen auch hier und in Kombination mit den physischen Pitch- und Modwheels kommt reichlich Synthesizer-Feeling auf.
Anschlüsse
Auf der Rückseite von AKAIs neuer MPC Key 61 befinden sich vier routbare Ausgänge als große Klinkenbuchse sowie ein Stereo-Phones-Out, ebenfalls im 6,35mm-Klinkenformat. Zwei XLR/Klinke Kombibuchsen mit jeweils eigenem Gain-Poti samt Mic/Line Wahlschalter dienen als Audioeingang, ein weiterer Kippschalter versorgt beide Inputs mit +48 V Phantomspeisung.
Die USB-Buchsen (zweimal USB-A, einmal USB-B) erlauben die Verbindung mit Class Compliant MIDI-Controllern und Audiointerfaces, QWERTZ-Tastaturen oder USB-Sticks als Storage-Erweiterung. Firmwareupdates bezieht MPC Key 61 entweder via Ethernet-Anschluss oder integriertem WLAN. Bluetooth ist sogar ebenfalls an Bord.
Zusätzlich zu den USB-Slots gibt es noch MIDI-IN, -OUT und -THRU nach fünfpoliger DIN-Norm sowie acht 3,5mm-Klinkenausgänge für Gate- und CV-Signale. Das Schlusslicht bilden die drei 6,35mm-Klinkenbuchsen für optionale Expression- und Sustain-Pedals sowie FS2-Fußschalter.
Lieferumfang und technische Daten
Abgesehen von einem Kaltgeräte- und USB-Kabel sind im Lieferumfang der MPC noch ein DIN A3 großer Infozettel, der die Bedienelemente und Anschlüsse des Instruments erklärt, sowie ein mehrsprachiger Quickstart Guide enthalten. Tiefergehende Anleitungen und Tutorials gibt es online auf der Homepage von AKAI Professional, wobei sich der Workflow weitestgehend mit MPC ONE und Live überschneidet. Auf Software-Seite gibt es hingegen eine vollwertige Lizenz für die DAW MPC2 (Link zum kommenden Test) dazu, um auch am Computer in den Genuss des MPC-Workflows zu kommen.
MPC Key 61 arbeitet intern mit der gleichen Software und ist 100 Prozent Standalone. Dabei muss die Kiste mit 4 GB Arbeitsspeicher auskommen und verfügt über einen Festplattenspeicher von 32 GB, wovon bereits 17 GB von der umfangreichen Werksbibliothek und dem Betriebssystem beansprucht werden. Der verfügbare Speicherplatz lässt sich mittels 2,5"-SATA-Festplatte oder, wie oben beschrieben, mit USB-Sticks erweitern. Für das Aufnehmen und Verarbeiten von Audiosignalen verfügt MPC Key 61 ein 24-bit Onboard Interface mit "high-end" Preamps und Wandlern.
Getting Started
Trotz der zwei GB Arbeitsspeicher Vorsprung zu MPC ONE und Co. benötigt MPC Key 61 satte 30 Sekunden zum Booten. Ist die Software einmal online, laden Plugins etc. jedoch deutlich schneller. Im Rahmen dieses Tests hat lediglich das Scrollen durch komplexere Synthesizer Presets für Verzögerung gesorgt, wovon die Audiowiedergabe jedoch unberührt blieb.
Ausgehend von einem leeren Projekt gilt es zunächst, via Samples oder Plugins Klangerzeuger auf bis zu 128 MIDI-Spuren zu verteilen. Das Browsen durch virtuelle Instrumente und Sample-Bänke ist jenseits von Maus und Tastatur zwar in der Regel ein Graus, dank des super interaktiven 7"-Touchdisplays der neuen MPCs jedoch ein Klacks: Wie am Tablet lässt sich swipen, scrollen und so ziemlich jedes dargestellte Element antippen. Das Berühren von Parametern und die virtuellen Potis ermöglichen die Justierung des zugehörigen Wertes via Data Dial – intuitiver geht es nicht.
Track Types und Realtime Recording
Historisch betrachtet ist Fingerdrumming mittels AKAIs preisgekrönter RGB-Pads das Haupteingabewerkzeug beim MPC-Workflow. Pro Drum Program lassen sich acht Bänke à 16 Pads mit Sounds bestücken, pro Pad können bis zu vier Samples gleichzeitig getriggert werden. Dank der dedizierten Transport-Sektion, extra Buttons für Quantize und Metronome sowie Tap Tempo lässt sich das Recording Setting ganz nach den eigenen Wünschen gestalten.
Im Gegensatz zu den samplebasierten Drum Programs, erlauben Key Group und Plugin Programs das melodische Spiel von virtuellen Instrumenten und Klangschnipseln. Bisher dienten auch hier die RGB-Pads als Eingabe-Tool, mit Scale- und Chord-Presets sowie Custom Settings. Die neue Klaviatur der MPC Key 61 bringt den Spielspaß melodischer Elemente aufs nächste Level und verfügt sogar über eine Split-Funktion.
MIDI- und CV-Tracks können mit entsprechenden Steuersignalen versehen werden, um externes Gear anzusteuern. Die relativ neuen Clip Programs beherbergen Loops, verfügen über hochwertige Pitch- und Timestretch-Algorithmen und laufen unabhängig vom Sequenzer.
Der Sequencer
Auch Echtzeitaufnahmen landen im Sequencer von AKAIs MPC Key 61 und können in den Grid- sowie Sequencer-Views des Displays betrachtet und via Touch-Funktion manipuliert werden. Ferner lassen sich hier auch alle Parameter des aktiven Programms automatisieren, wozu lediglich im Drop-down-Menü der gewünschte Wert ausgewählt werden muss.
Wenn wie bei MPC Key 61 alle Tracks letztendlich im gleichen Sequencer landen, gilt es für gewöhnlich vorauszuplanen, wie lang die Sequenz sein soll. Das Schöne bei AKAIs MPCs ist, dass bereits bestehende Sequenzen im Handumdrehen in ihrer Länge verdoppelt oder halbiert werden können, wobei sämtliche Inhalte der Sequenz übernommen werden. So lässt es sich ganz gediegen mit einer eintaktigen Sequenz anfangen, um etwa den Drum Groove zu erzeugen. Sollen dann beispielsweise Variationen oder eine mehrtaktige Chord Progression geoverdubt werden, ist die Sequenz in Windeseile auf die gewünschte Länge zu erweitern, ohne das Playback unterbrechen zu müssen.
Alternativ können auch die RGB-Pads genutzt werden, um den Sequenzer mit Trigs zu versehen, wobei die 16 Pads die 16 Steps des aktiven Takts repräsentieren. Die Velocity kann mittels Full-Level-, Half-Level- und 16-Level-Taster voreingestellt oder wie oben beschrieben nachträglich am Touchscreen justiert werden. Die Echtzeitaufnahme von Parameterautomationen ist dank des Automation Write Buttons ebenfalls möglich und lässt sich jederzeit ein- bzw. ausschalten.
Sampling
Ein weiterer Staple in MPCs mittlerweile dreißigjähriger Workflow-Historie ist die Implementierung von dedizierten Modi zur Aufnahme und Bearbeitung von Audio-Samples. Das Zuschneiden und Manipulieren von Samples via Touchscreen ist ein Kinderspiel, genau wie das Resamplen von effektiertem oder anderweitig bearbeitetem Audiomaterial. Auch hier gibt es hochwertige Timestretch, Warp und Pitch Features sowie klassische Loop- und Reverse-Funktionen.
Q-Links, Touchstrip und Co.
Abgesehen vom Touchscreen und dem Data Dial helfen die Q-Links der MPC Key 61 bei der Parameterkontrolle. Die vier Endlos-Encoder können so ziemlich alle Parameter der aktuellen Touchscreen-Oberfläche steuern. Die aktuelle Belegung wird mittels orangefarbenem Rahmen um die entsprechenden virtuellen Regler markiert, der Q-Link-Taster erlaubt das Wechseln der Belegung.
Für Klangfärbungseffekte auf globaler Ebene gibt es den frei zuweisbaren Touchstrip, der beispielsweise genutzt werden kann, um die gesamte Sequenz mit einem Multimode Filter zu versehen, solange der Strip berührt wird. Für noch mehr Performance Action gibt es die Pad FX, die jedes RGB-Pad mit einem eigenen Makroeffekt versehen – von Tape Stops über Lofi zu Modulation und Distortion ist alles dabei.
Der Workflow
Die MPC Software hat sich in den letzten Jahren zunehmend zu einer ernstzunehmenden DAW mit unzähligen virtuellen Instrumenten und Effekt-Plugins gemausert, was sich auch im Workflow widerspiegelt. Wer will, kann sämtliche Prozesse ganz unspielerisch via Touchscreen steuern, Sounds und Parameter bis ins letzte Detail durchorganisieren und sogar das Mastering direkt an der MPC vornehmen.
Egal ob Display, RGB-Pads, Q-Links, Touchstrip oder die neuen Keys – die Bedienelemente der MPC Key 61 sind durch die Bank hochwertig und sorgen für die ideale haptische Kontrolle der vielen Features von AKAIs Betriebssystem.
Einziger Nachteil ist, dass es für fast jeden Handgriff alternative Methoden gibt, beispielsweise Pad Mutes via RGB-Pads oder Touchscreen sowie Noteneingabe via Keys oder Pads. Das sorgt nicht nur für anfängliche Verwirrung, sondern verpasst auch die Gelegenheit, mehrere Features gleichzeitig zu bedienen.
Die neue Klaviatur schafft hier Abhilfe: So kann das aktive Programm (inklusive Drum Programs) beispielsweise immer noch über die Keys gespielt werden, auch wenn sich das Display gerade in einer anderen Ansicht befindet. Das Wechseln zwischen den Betriebsmodi ist dank der vielen dedizierten Funktionstaster jedoch schnell bewerkstelligt und auch die Shiftfunktionen sind sinnvoll verteilt. Aufgrund der Größe der MPC Key 61 sind einige Taster jedoch ziemlich weit voneinander entfernt, was AKAI mit der Implementierung mehrerer Shift Buttons ein Stück weit entschärfen konnte.
Als "sampling production synthesizer" ist AKAIs MPC Key 61 also etwas mehr für Produktion als Performance gedacht, was jedoch nicht heißt, dass das Performen keinen Spaß macht. Vielmehr ist der Umfang an Sounds mit all den Effekten und Einstellungsmöglichkeiten so groß, dass eine gewisse Vorbereitungszeit der Projekte notwendig ist, um das klangliche Potenzial der Key 61 zu entfalten.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Fazit
Weil alle aktuellen MPCs mit der gleichen Software arbeiten, kommt es bei der Bewertung von AKAIs MPC Key 61 besonders auf die Hardware und deren Implementierung in den Workflow an. Für knapp 1000 Euro Aufpreis im Vergleich zu MPC Live II gibt es ein fünf-oktaviges Keyboard mit Pitch- und Mod Wheels, erweitertem Arbeits- sowie Festplattenspeicher, XLR-Eingänge, vier extra CV/Gate-Ausgänge und den Touchstrip von MPC Studio MK2 dazu. In Sachen Funktionsumfang dürfte MPC Key 61 also die Nase vorn haben, dicht gefolgt von MPC X mit 10″-Touchscreen, 16 Q-Links und erweiterter Anschlusssektion. Letztere liegt preislich nur 300 Euro unter der Key 61 Variante und hat ebenfalls weniger Arbeitsspeicher. Wer also nicht unbedingt die extra Encoder benötigt und kein Problem damit hat, dass die MPC aussieht wie ein Stagepiano, hat mit MPC Key 61 die wahrscheinlich bestmögliche MPC gefunden. Besonders im Hinblick auf die stetig wachsende Plugin-Bibliothek der MPC Software ist die Klaviatur eine überaus sinnvolle Erweiterung, um den vielen virtuellen Instrumenten gerecht zu werden. Weniger zu empfehlen ist die MPC Key 61 hingegen für diejenigen, die weder ein Interesse an Keys, Touchscreen noch MPC-Workflow haben. Wer schon eine MPC ONE, Live II oder X besitzt und mit dem Arbeits- bzw. Festplattenspeicher auskommt, kann ebenfalls auf das Upgrade verzichten.
Pro
Inspirierender und effektiver Touchscreen-/MPC-Workflow
Hochwertige Klaviatur
Umfangreiches Software-Paket MPC 2.11
Preis:
1579,00 EUR
Weitere Informationen gibt es auf der Website von AKAI.
1 Kommentare zu "Test: Akai MPC KEY 61 / Standalone + Keyboard"
1000 euro für eine tastatur
Hinterlasse eine Antwort
Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.