Test: Algoriddim djay 3.0 für iOS

Test: Algoriddim djay 3.0 für iOS

Tests. 2. Juni 2019 | / 5,0

Geschrieben von:
Boris Alexander

Softwarehersteller Algoriddim veröffentlicht die dritte Version der iOS-App djay, die kostenlose Basisfunktionen und per Abo freischaltbare Pro-Features beinhaltet. Neben einem überarbeiteten GUI gibt es noch einige andere Neuheiten, die die kreativen Möglichkeiten der App erweitern. Die App wird für iPhone, iPad und Apple Watch angeboten. Getestet habe ich die iPad-Version 3.0.6 auf einem 9,7 Zoll iPad 2018.

djay

djay ist mit einer zentralen Navigationsleiste ausgestattet, die zum Wechseln zwischen verschiedenen Funktionsbereichen dient. Die meisten sind mit dem Zusatz „Pro“ versehen und verbergen sich hinter einer Bezahlschranke, die sich durch monatliche Abbuchungen von 4,99 Euro oder einen jährlichen Geldtransfer von 39,99 Euro öffnet. Die kostenlose Version bietet:

Classic Mode mit zwei virtuellen Plattenspielern
Wellenform-Darstellungen, Loops, EQ, Filter und fünf Effekte
einfache Automix-Funktion
iTunes Integration
Ableton Link Sync
Unterstützung für 18 Controller von Reloop, Numark und Pioneer
Zugriff auf Spotify (Premium-Account wird benötigt)

Abonniert man djay, so bleiben die Basisfunktionen erhalten und werden ergänzt durch:

2/4-Deck Modus
Vorbereitungsmodus (Single-Deck)
Video-Mixfunktionen
Unterstützung für über 50 MIDI-Controller verschiedener Hersteller
MIDI-Lernfunktion und MIDI via Bluetooth
Audio-Ausgabe über Multikanal-Audiointerfaces
Looper (Sample-Player) mit 48 Slots
über 30 Effekte von Sugar Bytes
1 GB Audio-Loops, Audio Samples und Video-Loops

Navigationsleiste.
Die zentrale Navigationsleiste erlaubt den Zugriff auf die verschiedenen Bereiche der App

Classic Mode

Der kostenlos nutzbare Classic Mode blendet zwei Plattenspieler ein und lässt sich mit lokal gespeicherten Songs oder Tracks aus Spotify nutzen. djay analysiert die Tracks recht zuverlässig, erlaubt aber auch eine Bearbeitung des Beatgrids, falls dieses fehlerhaft sein sollte. Das Beatmatching erfolgt bequem automatisch, lässt sich aber mit etwas Übung auch manuell ausführen. Direkt und zentral erreichbar sind die Funktionen zum Setzen und Modifizieren von Loops sowie des Cue-Points. Zum Abstimmen der Mixe gibt es Dreiband-EQs und Dualmode-Filter, Effekte mit verschiedenen Steuerungsmöglichkeiten sowie acht speicherbare HotCue-Punkte.

Gemeinsam mit einem einfach gehaltenen Sample-Player, der jeweils acht Speicherplätze für Loop- oder One-Shot-Samples bietet, lassen sich kreative DJ-Sets kreieren. Der Classic Mode eignet sich Einsteiger oder Gelegenheitsnutzer. Wer eine umfangreichere Ausstattung vor allem im kreativen Bereich vermisst, sollte sich die Pro-Features genauer anschauen. Dies ist durch ein einwöchiges, kostenloses Probeabo unverbindlich möglich.

Classic Mode.
Der Classic Mode bietet die Basisfunktionen zum Mixen mit zwei Decks

Pro Features

Aktiviert man die „Pro“-Features, so bietet sich ein Zugriff auf die neugestalteten 2- und 4-Deck-Modi. Diese sind an die Bedienoberfläche der Mac-Software djay Pro 2 angelehnt. Zwischen beiden Modi kann nahtlos umgeschaltet werden, ohne dass die Wiedergabe unterbrochen wird.

Im 2-Deck-Modus werden die Songinformationen und Wellenformen im oberen Teil eingeblendet. Die Wellenformen lassen sich horizontal oder vertikal darstellen und bei Bedarf der Slip-Mode und die Slicer-Funktion aktivieren. Der untere Teil des Fensters beherbergt den Songbrowser oder alternativ den Mixer inklusive der Effekte, Loops, HotCue-Punkte und EQs oder den großen Sampler-Player (Looper), auf den ich später noch zu sprechen komme.

2-Deck-Mode.
Im professionellen 2-Deck-Modus stehen eine Vielzahl an kreativen Funktionen zur Verfügung.

Nach dem Laden der Songs werden diese, genau wie im Classic Mode treffsicher analysiert und mit einem Beatgrid überzogen. Zum Mixen stehen Kanalfader und ein Crossfader mit einem anpassbaren Kurvenverlauf bereit, zudem gibt es gut klingende Dualmode-Filter mit Resonanz. Die App bietet eine ausgewachsene Loop-Funktion, die vorgegeben Loop-Größen, per XY-Pad steuerbare Loops in Kombination mit einem Dualmode-Filter und speicherbare Loops in frei wählbaren Größen bietet. Hier kann man sich kreativ austoben und Songteile für Mixtricks einfangen. Acht HotCue-Punkte erlauben die Markierung und das direkte Anfahren von Songstellen, die zur leichteren Identifikation individuell gefärbt sind.

Eine riesige Spielwiese bieten die 30 Effekte des Herstellers Sugar Bytes. Hier findet man „gewöhnliche“ Vertreter wie Reverb und verschiedene Delays, aber auch viele Tonverbieger, Modulationseffekte, Slicer und kombinierte Effekte wie UFO oder Uhnk Uhnk, die sich nicht so recht kategorisieren lassen. Die Effekte haben mir klanglich sehr gut gefallen und auch die Auswahl ist gelungen.

Im 4-Deck-Modus werden vier horizontale oder vertikale Wellenformen zur Songsteuerung eingeblendet. Die Angleichung erfolgt in diesem Modus am einfachsten per automatischer Sync-Funktion. Diese erlaubt auch weniger versierten Anwendern das passgenaue Vierdeck-Mixing. Aufgrund des knappen Platzangebots sind die einblendbaren Steuerungen für die kreativen Funktionen recht klein bemessen, lassen sich aber trotzdem recht gut bedienen.

Zum Mixen stehen ein frei zuweisbarer Crossfader bereit sowie die gleichen kreativen Features wie im 2-Deck-Modus. Verzichten muss man auf die Großdarstellung der Songsammlung und die Einblendoption für den Sampler-Player.

4-Deck Mode.
Vierdeck-Mixe gelingen bequem und treffsicher mit der automatischen Sync-Funktion.

Sample-Player

djay ist mit einem Sample-Player (in der App als Looper bezeichnet) ausgestattet, der Loop- und One-Shot-Samples wiedergeben kann. Eigene Samples lassen sich zwar nicht verwenden, dafür werden aber über 1240 sehr gut klingende und praxisgerecht kombinierte Loop-Samples und über 300 Audiosamples von Anbietern wie Loopmasters und Future Loops mitgeliefert. Mit den One-Shot-Samples lassen sich perkussive aber auch tonale Elemente ergänzen. Die Loop-Samples sind in einer Matrix mit 6 x 8 Speicherslots angeordnet, die an die App Remixlive erinnert. Acht verschiedene Soundkategorien stehen zur Auswahl, die für jedes Sample Pack unterschiedlich zusammengesetzt sind und Kicks, Snare, Hihats sowie Basslines und andere tonale Elemente umfassen.

Die Samples lassen sich zu interessanten Collagen kombinieren, wobei immer nur ein Sample pro Spalte selektierbar ist, damit es inhaltlich stimmig bleibt. Der in Echtzeit generierte Loop wird automatisch zu einem spielenden Song synchronisiert, sodass ein passgenauer Einsatz gelingt. Der Sample-Player kann in einem eigenen Fenster ausgeführt aber auch im unteren Bereich des 2-Deck-Modus eingeblendet und so parallel mit den Songs kontrolliert werden.

Loop Player.
Der Loop-Player beherbergt bis zu 48 Samples und erlaubt kreative Untermalungen.

Video-Jockey

Im VJ-Bereich der App lassen sich visuelle Animationen sowie Musikvideos wiedergeben und mixen. Die Ausgabe der bewegten Bilder kann über einen externen Monitor erfolgen – hierzu benötigt man allerdings ein iPad Pro mit einem USB-C-Port. Zum Lieferumfang der App gehören über 20 Video-Loops, die sich mit den Songs und den Loop-Samples kombinieren lassen und mit wenig Aufwand zu einer Multimedia-Show verschmelzen. Zur Individualisierung stehen Text- und Logo-Einblendungen zur Verfügung, und Überblendeffekte wie Luma, Cube oder Grid sorgen für zusätzliche Abwechslung. Sicherlich ersetzt der VJ-Bereich keine komplexe VJ-App, für einfache optische Ergänzungen reicht das Gebotene aber aus.

VJ-Bereich.
Mit den VJ-Funktionen der App können visuelle Präsentationen generiert werden.

Single Deck & intelligente Playlists

Zur Vorbereitung von Songs hat Algoriddim einen Single-Deck-Modus spendiert, der eine Übersichtswellenform und eine detaillierte Wellenform einblendet. In dieser Ansicht können bequem Beatgrids und HotCue-Punkte bearbeitet werden. Zudem bietet sich ein recht groß bemessener Platz zum Anlegen von Playlisten. Gut gefallen hat mit hier die Möglichkeit, sogenannte „intelligente“ Playlisten erzeugen zu können. Diese füllen sich nach der Auswahl von Attributen wie Tempo, Genre, Tonart etc. von alleine.

Single-Deck-Modus.
Im Single-Deck-Modus lassen sich Songs vorbereiten und Playlisten anlegen.

Externe Synchronisation

Zur Synchronisation mit anderen Apps oder Programmen auf einem Computer ist djay mit einer Ableton Link Unterstützung ausgestattet. Diese Synchronisationsfunktion nimmt nach ihrer Aktivierung im Einstellungsfenster selbständig Kontakt zu anderen Apps und Computerprogrammen auf, in denen Ableton Link ebenfalls gestartet wurde. In meinem Test habe ich über diesen Weg erfolgreich Tracks auf meinem Mac in Traktor Pro 3 mit Tracks in djay kombinieren können.

MIDI

djay unterstützt eine Vielzahl an MIDI-Controllern ab Werk. Diese werden von der App erkannt und die entsprechenden Steuerungen automatisch geladen. Für individuelle Anpassungswünsche können die vorhandenen Steuerungen in der App modifiziert werden. Sollte der Controller nicht zu den unterstützten gehören, kann man diesen per MIDI-Learn-Funktion jetzt selbst programmieren. Das ganze dauert natürlich ein bisschen, funktioniert aber recht gut, selbst Doppelbelegungen sind möglich und fehlerhafte Zuweisung lassen sich löschen.

MIDI.
Nicht direkt unterstützte MIDI-Controller können selbst programmiert werden.

Automix

Die automatische Mixfunktion kann zur Hintergrundbeschallung genutzt werden und bietet viele Anpassungsmöglichkeiten. Die Übergangsart und -länge sind wählbar sowie die Start- und Endpunkte. Die Songauswahl erfolgt chronologisch über einen Algorithmus, der passende Titel findet oder zufallsgesteuert. Die Automix-Funktion kann während des Mixvorgangs bequem aktiviert und deaktiviert werden und funktionierte in meinem Test zuverlässig.

Automix.
Die Automix-Funktion bietet umfassende Anpassungsoptionen.

Fazit

Die App djay bietet in der kostenlosen Basisausstattung einen soliden Funktionsumfang sowie eine Unterstützung für ausgewählte Controller und einen Zugriff auf Spotify. Ambitionierte Nutzer können zusätzliche Funktionen freischalten, die den Aktionsradius der App deutlich vergrößern und neben einem Auflegen mit bis zu vier Decks auch VJ-Präsentationen ermöglichen. Um die „Pro“-Funktionen der App nutzen zu können, muss man ein Abo abschließen, das monatlich 4,99 Euro oder 39,99 Euro jährlich kostet. Im Vergleich zur Version 2, die 20 Euro gekostet hat, ist das natürlich ein ordentlicher Aufschlag, aber der Hersteller verspricht im Gegenzug eine kontinuierliche Funktionserweiterung und einen wachsenden kreativen Content. Nun, hier muss man abwarten, wie sich das ganze entwickelt, ein großer Fan von Software-Abomodellen bin ich zugegebenermaßen nicht. Keinerlei Fragezeichen muss man hinter die gebotene Qualität und die Möglichkeiten der App machen. Das Auflegen mit djay gelingt überzeugend, ermöglicht ein Mehrdeck-Mixing ergänzt um Samples und einer Steuerung per Controller. Die App kann somit Standalone genutzt werden oder als Backup-System zum Einsatz kommen.

Pro

Mixen mit bis zu vier Decks
Viele, sehr gute Effekte
Einfache Synchronisation via Ableton Link
Großer Controller-Support
Controller-Programmierung möglich
Kreativer Sample-Player

Kontra

Teurer als zuvor durch Abomodell
Keine eigenen Samples nutzbar

Preis:

4,99 EUR/Monat oder 39,99 EUR/Jahr

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Algoriddim.

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