Die Münchner Softwareschmiede Algoriddim veröffentlicht eine neue Version der Auflegesoftware djay Pro für das Macintosh-Betriebssystem und hievt diese auf die Versionsnummer 2. Der Hersteller verspricht zahlreiche neue Features und eine Software, die nicht nur Scratch- oder Performance-DJs ansprechen möchte. Kann das Programm mit den etablierten Lösungen von Native Instruments oder Serato mithalten und lohnt sich ein kostenpflichtiges Upgrade?
DJ-Software
Algoriddim hat die Software djay (Pro) in den ersten Jahren ausschließlich für die Mac-Plattform geschrieben und später auf Windows, iOS und Android portiert, sodass eine recht große Nutzercommunity entstanden ist. Wie zu erwarten, wurde die Pro-Version dieses Programms zuerst für Mac-Rechner aufpoliert und wird als Version 2 über den Mac-Appstore und die Webseite des Herstellers vertrieben. Schauen wir also nach, was das Produkt „Made in Bavaria“ zu bieten hat.
Songspeicher
Algoriddim hat bei der Überarbeitung von djay Pro an zahlreichen Stellschrauben der Software gedreht und neben Detailverbesserungen auch komplett neue Features implementiert. Um die digitale Songsammlung besser organisieren zu können, gibt es jetzt Playlisten, die sich mit Musiktiteln aus unterschiedlichen Quellen füllen lassen. Neben den auf der Festplatte gespeicherten Songs, lassen sich auch Tracks aus iTunes oder Spotify in einer gemeinsamen Liste einsortieren. Um auf Spotify zugreifen zu können, benötigt man allerdings ein kostenpflichtiges Abonnement. Diese Funktionserweiterung erleichtert die Songauswahl während eines DJ-Sets und durch die Ergänzung der „Split“-Funktion, die Quellen und Ziele gleichzeitig einblendet, wird auch das Füllen der Wiedergabelisten via Drag&Drop zu einem Kinderspiel. Sehr praktisch sind auch die „intelligenten Playlists“, die sich per ausgewählter Filterregeln automatisch füllen lassen. Gerade bei großen Songsammlungen können hiermit längst vergessene Schätze gehoben werden.
GUI
Wer bereits mit djay Pro gearbeitet hat, wird beim ersten Starten der Version 2 bemerken, dass der Hersteller die Gestaltung der Bedienoberfläche leicht modifiziert hat. Diese ist jetzt etwas dunkler, was der Lesbarkeit der Parameter zugutekommt. Praktisch ist zudem, dass man die Bedienoberfläche bedarfsgerecht gestalten kann, da sie modular aufgebaut ist. Benötigt man kreative Funktionen wie Hotcue-Punkte, Loops oder den Sampler nicht, so blendet man diese einfach aus und erhält somit eine aufgeräumte Arbeitsumgebung, die eine treffsichere Funktionsauswahl erleichtert. Ergänzt wurde zudem eine Singledeckeinblendung mit einer großen Wellenform zur Vorbereitung von Songs. In dieser fokussierten Großdarstellung lassen sich Beatgrids bei Bedarf nachbearbeiten, Hotcue-Punkte und Loops platzieren und Track-Arrangements studieren. Der kreative Bereich der Software wurde ebenfalls erweitert, djay Pro 2 bietet im Vergleich zum Vorgänger zusätzliche Hotcue- und Loop-Speicherslots. Insgesamt acht Speicherplätze stehen parat und können zur leichteren Identifikation mit Bezeichnungen versehen werden. Hiermit lassen sich beispielweise verschiedene Songpositionen markieren, um den Mixvorgang zu erleichtern.
Fotos im Beat
Djay Pro 2 ist mit einer neuen Funktion ausgestattet, die den Namen PhotoBeat trägt. Diese ist recht speziell und wird sicherlich eher DJs ansprechen, die auf Geburtstagspartys oder Hochzeiten auflegen und auf visuelle Zusatzinhalte zurückgreifen möchten. Die Funktion PhotoBeat befindet sich in der Video-Sektion des Programms und erlaubt eine einfache Befüllung durch das „Ziehen und Ablegen“ eines Fotostapels. Das passgenaue Umschalten der Foto-Einblendungen erfolgt durch eine Quantisierungsfunktion, die einen Wertebereich von ¼ Beat bis 4 Beats bietet. Zudem lassen sich die Fotos auch per Crossfader mixen. Letzteres kann gemeinsam mit den Tracks, aber auch separat erfolgen. Wer möchte, kann die Fotos mit Texteinblendungen versehen und mit Videos oder Visuals gemeinsam präsentieren.
Automatischer Mixbetrieb
Viele DJ-Programme sind mit einer Automixfunktion ausgestattet, die Playlisten stupide abspielen und Songs mehr oder weniger elegant überblenden. Djay Pro 2 wurde mit einer Automixfunktion ausgestattet, die auf künstlicher Intelligenz basiert. Dieser etwas abgehoben klingende Algorithmus soll die Songauswahl „menschlicher“ machen. Im Praxistest funktionierte die automatische Songselektion sehr gut, zumal Songs aus allen Quellen gewählt wurden. Nutzen lässt sich Automix beim Einsatz der Software in einem Bar- oder Loungebetrieb oder zur Inspiration bei der Vorbereitung eines Livemixes. Parameter wie Übergangsart und Dauer sind wählbar, aber auch die Tempoanpassung und maximale Spieldauer der Songs lassen sich festlegen.
Fernbedienung
Djay Pro 2 kann per Computermaus oder Tastatur gesteuert werden. Diese Art der Kontrolle eignet sich zum Vorbereiten von DJ-Sets zu Hause, aber auch auf Reisen oder bei einem Einsatz der Software zur Hintergrundbeschallung. Algoriddim hat diese Steuerungsart mit einem Editor ausgerüstet, der die Anpassung oder Neuvergabe von Tasturkommandos erlaubt. Die Tastaturkontrolle lässt sich damit recht einfach auf die eigenen Bedürfnisse abstimmen. Zum Spielen von DJ-Sets empfiehlt sich die Nutzung eines MIDI-Controllers. Die Münchner Software unterstützt über 50 verschiedene Geräte „out of the box“, darunter Einsteiger-Controller wie das Beatpad von Reloop, den DDJ-WeGO4 von Pioneer DJ und Pocket-Controller wie den Numark DJ2GO2. Des Weiteren lassen sich auch professionelle Geräte nutzen, wie der Numark NS6, der Denon DJ MCX8000 sowie der Pioneer DJ DDJ-RX, sodass ein breites Nutzerspektrum abgedeckt wird. Interessant ist auch die Kombinationsmöglichkeit der Software mit den Mediaplayern CDJ-2000NXS2 von Pioneer DJ, denn diese bieten einen besonders hohen Bedienkomfort, da Songbibliotheken, Wellenformen, Cue-Punkte und viele andere Parameter in den Displays angezeigt werden und bis zu vier CDJs parallel zur Steuerung von djay Pro 2 nutzbar sind. Sollte der bevorzuge MIDI-Controller nicht ab Werk unterstützt werden, können die gewünschten Steuerungen per MIDI-Learn-Funktion schnell zugewiesen werden.
Mixpraxis
Djay Pro 2 bietet bis zu vier Decks und neben einer manuellen Beatmatch-Option auch eine Sync-Funktion, die auf der internen Songanalyse basiert. Die getestete Version 2.0.4 hatte wenige Probleme, Songs mit geraden 4/4 Beats mit einem passgenauen Beatgrid zu überziehen, bei Drum&Bass-Tracks oder anderen Titeln mit komplexeren Beats waren ab und zu kleinere Korrekturen nötig. Dank der neuen Singledeck-Anzeige lassen sich diese Arbeiten schnell erledigen. Zum Formen der Mixe gibt es gut klingende Dreiband-EQs und kräftig zupackende Dualmode-Filter mit Resonanz. Ab Werk verfügt die Software leider nur über die vier Effekte Echo, Flanger, Bitcrusher und Gate. Wer weiteren Bedarf hat, kann ein Effektpaket mit 34 Effekten von Sugar Bytes für 10,99 Euro erwerben. Der Sampler bietet die Möglichkeit, punktuelle Einsteuerungen mit fertigen oder eigenen Samples vorzunehmen. Die hier gebotenen Funktionen sind aber überschaubar, Sync- und Loop-Optionen fehlen ganz. Wie eingangs angesprochen, stehen Loops und Hotcue-Punkte parat, um DJ-Sets kreativ auszuschmücken. Loops lassen sich per Quantisierungsfunktion passgenau setzen, für die Hotcue-Punkte gibt es diese Funktion nicht, hier ist Maßarbeit beim Setzen und Triggern der Markierungspunkte gefragt. Die musikalische Darbietung lässt sich mit visuellen Inhalten untermalen. Musikvideos oder reine Bewegtbilder ohne Ton können in die Videodecks gezogen werden, ihre Einblendung erfolgt synchron zur Musik auf einem externen Monitor oder Beamer. Die Videofunktionen lassen sich intuitiv nutzen, ersetzen aber sicherlich keine professionelle VJ-Software.
Fazit
djay Pro 2 für Mac bietet eine Vielzahl an Neuerungen, die sich in der praktischen Anwendung bewährt haben. Die neue modulare Bedienoberfläche lässt sich auf die Arbeitsweise abstimmen, sodass nicht benötige Funktionen ausgeblendet werden können und die quellenübergreifenden Playlisten sorgen für einen besseren Überblick und eine vereinfachte Songauswahl. Die zusätzlichen Funktionen im kreativen Bereich und die erweiterten Programmieroptionen zur Fernbedienung der Software sind ein Plus für eine große Anwendergruppe. Etwas spezieller und nicht für jeden interessant sind die neuen Foto- und Automixfeatures, diese unterstreichen aber die vom Hersteller adressierte, breitere Nutzergruppe, die nicht nur die Performance- und Club-DJs ins Auge fasst, sondern auch Barbetreiber, Hochzeits-DJs und private Beschaller. Das Update überzeugt und kann allen Anwendern empfohlen werden, zumal man für einen moderaten Preis eine potente Auflegesoftware erhält, deren Funktionsumfang sich nicht wesentlich von den Lösungen der etablierten Hersteller Native Instruments, Serato oder Pioneer DJ unterscheidet.
Pro
Anpassbare Bedienoberfläche
Playlisten mit verschiedenen Quellen
„Intelligente“ Playlisten zur Inspiration
Unterstützung für viele Controller
Visuelle Untermalungen nutzbar (Videos, Fotos)
Gut funktionierender Automix für Standalone-Betrieb
Kontra
Etwas magere Effektausstattung, lässt sich aber nachrüsten
Preis:
54,99 EUR
Weitere Informationen gibt es auf der Website von Algoriddim.
2 Kommentare zu "Test: Algoriddim djay Pro 2 für Mac"
Hallo Rainer,
die Lösung für dein Problem ist hier beschrieben:
https://help.algoriddim.com/hc/en-us/articles/360011452140-How-can-I-access-my-songs-that-are-stored-in-cloud-services-e-g-OneDrive-Google-Drive-Dropbox-etc-on-djay-for-iOS-
Viele Grüße
Boris
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guten Tag,
die App ist ja ganz schick- aber wieso gibt es keine Einführung, geschweige denn eine Bedienungsanleitung???
Auch Kontakt aufzunehmen ist kompliziert.
Ich hätte gern gewusst wie man Titel in oder aus der I cloud lädt und wo man ein sinniges Tutorial findet.
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