Kurz vor Weihnachten 2023 überraschte die Münchner Softwareschmiede algoriddim mit einem großen Update ihrer DJ-Software djay Pro. Das Programm gibt’s mittlerweile in der fünften Version. Es bringt Neuerungen wie Neural Mixing 2.0 (Stems), Crossfader-Effekte und ein flexibles Beatgrid mit. Wir haben die neueste Auflage für euch unter die Lupe genommen.
- DJ-Software inklusive Video-Funktionen
- Controller- und DVS-Unterstüzung
- Neural Mixing (Stems)
- Verfügbar für Computersysteme, iOS und Android
- Software für alle Könnerstufen
Djay Pro 5.0
Djay Pro wurde ursprünglich für die Mac-Plattform entwickelt und später nahezu funktionsgleich für alle gängigen Computer- und Mobile-Devices-Plattformen veröffentlicht. Wir haben uns für einen Test der Mac-Version entschieden, da diese meist vom Hersteller als Innovationstreiber genutzt wird.
Djay Pro ist eine mächtig ausgestattete Vierdeck-DJ-Software, die mit EQs, Filtern und verschiedenen Deck- und Wellenformanordnungen alle Basics abdeckt. Darüber hinaus bietet das Programm zahlreiche kreative Features wie HotCues, Loops und Effekte sowie eine Video-Funktion, einen Looper und einen Sampler. Die Software lässt sich mit Timecode-Medien (DVS) und Controllern steuern und unterstützt Mehrkanal-Audiointerfaces. Die Musikversorgung gelingt über eine stationäre Sammlung oder Streaminganbieter wie Tidal, Soundcloud, Beatport und Beatsource.
Algoriddim vertreibt und aktualisiert das Programm über Apples Appstore und stellt dort auch eine kostenlose Testversion zur Verfügung, die sich zwar zum Ausprobieren anbietet, an vielen Stellen aber auf die kostenpflichtige Vollversion verweist. Die Vollversion bekommt man ausschließlich im Abonnement für 6,99 Euro pro Monat oder 49,99 Euro pro Jahr. Sie beinhaltet zudem die iOS-Versionen.
Neuerungen
Da wir djay Pro bereits mehrfach getestet haben, möchten wir in diesem Praxischeck vor allem auf die Neuerungen eingehen. Im Changelog finden sich dazu folgende Informationen:
- Detailverbesserungen im Bereich der Bedienoberfläche
- Flexible Beatgrids zum Mixen von Songs mit Temposchwankungen
- Crossfader-Effekte für Mixtricks
- Neural Mix 2.0, klanglich verbesserte Stems-Funktion
Praxis
Nach dem Herunterladen von djay Pro 5 aus Apples Appstore und der automatisch ablaufenden Installation kann man sich sieben Tage lang kostenlos von den Features der Vollversion überzeugen lassen. DJs, die noch nie mit djay Pro gearbeitet haben, können sich die Funktionen spielerisch erschließen, da die Bedienung der Software weitestgehend intuitiv und sehr ähnlich zu anderen Programmen verläuft. Wer zusätzliche Informationen benötigt, findet diese im Handbuch, das zum jetzigen Zeitpunkt leider noch nicht alle Neuerungen enthält.
Das im Detail verbesserte Oberflächendesign von djay Pro 5 hat uns gut gefallen, weil es insgesamt etwas schlüssiger und aufgeräumter als vorher wirkt. Individuelle Anpassungen der Oberfläche sind in vielen Bereichen möglich, sodass man kreative Funktionen ein- oder ausblenden und sich einen passenden Screen konfigurieren kann. Gleiches gilt für die Wellenformdarstellungen, auch hier zeigt sich die Software flexibel und bietet verschiedene horizontale wie vertikale Darstellungsoptionen.
Bevor es mit demersten Mix losgehen kann, muss die Songbibliothek gefüllt werden. Wer sich hier für einen Streaming-Anbieter entscheidet, sollte beachten, dass Tidal die Nutzung der Neural Mixfunktion (Stems) derzeit leider unterbindet. Diese Einschränkung betrifft allerdings alle DJ-Programme, nicht nur djay Pro. Zur Vorbereitung lassen sich Songs mit einem Beatraster überziehen, damit der anschließende Mixingvorgang und die Nutzung kreativer Funktionen passgenau erfolgen.
Wir haben hierbei vor allem das neue, flexible Beatgrid auf die Probe gestellt, das im Beatgrid-Editor selektierbar ist. Das Ergebnis hat uns in allen Fällen überzeugt, denn selbst die „wackeligsten“, von Bands eingespielten Tracks aus den 70er-Jahren wurden zielsicher analysiert und so für digitales DJing und Mixtricks nutzbar gemacht. Sollte das Programm dennoch einmal daneben liegen, kann man Korrekturen und gezielte Anpassungen manuell vornehmen.
Djay Pro 5 wartet mit einem großen Arsenal an kreativen Funktionen auf. Neben Standards wie HotCue-Punkten und Loops erstellt man durch die Auswahl und Kombination von Drums, Basslines, Vocals und anderen Sounds des leistungsstarken Loopers spielerisch Echtzeit-Remixe. Zahlreiche Pakete mit Sounds aus verschiedenen Genres stehen für den Looper zur Verfügung. Für das punktuelle Einwerfen gibt es zudem einen Sampler und auch visuelle Inhalte (Videos) inklusive spezieller Effekte kann man integrieren. Zur Modellierung von Spannungsbögen und Mixtricks steht eine große Auswahl "gewöhnlicher" Effekte wie Echo und Reverb zur Verfügung.
On Top gibt es über 30 sehr gut klingende Effekte von Sugar Bytes, die sehr viele Spezial- und Kombinationseffekte enthalten. Die Effekte lassen sich unterschiedlich bedienen (XY-Pad, Drehregler) und sie eröffnen verschiedene Einschleifoptionen (Decks, Stems). Als Ergänzung für interessante Bearbeitungen und Übergänge gibt es die neuen Crossfader-Effekte mit Vertretern wie EQ, Filter, Dissolve, Tremolo, Lunar Echo, Sweep, Riser und verschiedenen Neutral-Mix-Optionen. Die Aktivierung und Selektion der Crossfader-Effekte erfolgt direkt in der GUI.
Algoriddim hat sich bereits vor zwei Jahren mit dem Thema Stems-Mixing beschäftigt und es schließlich unter der Bezeichnung "Neural Mixing" in djay Pro eingeführt. Klanglich waren wir mit den ersten Gehversuchen zwar einverstanden, aber es war noch viel Luft nach oben. Die neuen Algorithmen zur Echtzeit-Zerlegung von Songs entstanden in Kooperation mit dem US-amerikanischen Soundspezialisten AudioShake.
Das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen und hat uns auch im Praxistest überzeugt. Ganz gleich, welche Parts (Drums, Bass, Melodie, Voice) isoliert werden, das klangliche Ergebnis ist deutlich besser als zuvor und viele der unschönen Artefakte und Flanging-Sounds, die bislang zu hören waren, haben sich deutlich reduziert oder sind sogar ganz verschwunden. Natürlich klingen die Extrakte immer noch nicht wie Einzelspuren im Studio, aber für Remixe und Mashups im DJ-Kontext sind sie sehr gut geeignet.
Ein großer Pluspunkt von djay Pro ist, dass sich die Neural Mixfunktion an vielen verschiedenen Stellen kontrollieren lässt. So kann man beispielsweise zwischen einem klassischen EQ und Neural Mix wählen oder eine spezielle horizontale Leiste einblenden, in der man dann bis zu vier Stems individuell separieren kann.
Alternativen
Fazit
Algoriddim ist mit der fünften Version von djay Pro ein sehr gutes Update mit vielen Detailverbesserungen gelungen. Die Software verfügt über einen sehr großen Funktionsumfang und eignet sich von den ersten Gehversuchen bis zum professionellen Einsatz. Djay pro lässt sich auf vielfältige Weise mit Songs bestücken und punktet mit einer sehr zuverlässigen Songanalyse, die jetzt sogar mit Tracks zurechtkommt, die Temposchwankungen aufweisen. Die grafische Bedienoberfläche ist gut strukturiert und anpassbar, sodass man sich recht schnell zurechtfindet und auch individuelle Anpassungen vornehmen kann. Djay Pro bietet zahlreiche kreative Features, eine Videounterstützung und kann per Controller oder DVS gesteuert werden. Die ohnehin schon gut ausgestattete Effektsektion wurde um praxistaugliche Crossfader-Effekte erweitert, während die Neural Mixfunktion (Stems) hat ein Klangupdate erhalten hat, das signifikante Verbesserungen mit sich bringt. Leider gibt es algoriddim djay pro ausschließlich als Abonnement, was unserer Meinung nach trotz kontinuierlicher Updateversorgung etwas unglücklich ist.
Pro
Übersichtliches Layout
Viele kreative Funktionen (Effekte, Looper)
Treffsicheres, flexibles Beatgrid
Unterstützung für Controller und DVS
Gut klingende Neural Mixfunktion (Stems)
Kontra
Ausschließlich als Abonnement erhältlich
Preis:
6,99 Euro monatlich, 49,99 Euro jährlich
Weitere Informationen gibt es auf der Website von algoriddim.
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