Die in Frankreich ansässige Firma Arturia ist schon längst nicht mehr nur für ihre Musiksoftware bekannt. In der letzten Dekade erschloss der Hersteller mit Geräten wie dem Origin Synth oder den Drum- und Minibrutes mehr und mehr den Hardware-Markt, doch jüngst tummeln sich die Franzosen auch im "Dazwischen": MIDI-Controller wie Beat- und KeyStep setzen auf vielseitige Konnektivität und wollen die Generation-Gap zwischen modernem und Vintage Gear schließen. Beim KeyStep gibt es noch einen Arpeggiator und einen Sequenzer on Top, was ihn laut Arturia zum besten Portable Keyboard Controller auf dem Markt macht. Dieser Test soll zeigen, ob der KeyStep diesem Versprechen gerecht wird.
Anschlüsse und technische Daten
Der KeyStep misst 482 x 152 x 38 mm und wiegt 1,4 kg. So findet das kleine Keyboard auch in kleineren Studios Platz und lässt sich problemlos im Rucksack oder Gigbag mitnehmen. Abgesehen vom Keyboard hat Arturia noch ein USB-Kabel spendiert, was gleichzeitig als MIDI-Verbindung und Stromversorgung fungiert. Die obere Schale des Instruments ist aus Kunststoff, die Unterseite aus robustem Metall. Das sieht nicht nur schick aus, sondern ist absolut roadtauglich – Spielzeug-Flair Fehlanzeige. Die Potis und Taster kennt man von anderen Arturias, und wie immer gibt es haptisch und funktional nichts zu meckern. Etwas beunruhigend kommt der Seq-/Arp-Schalter daher, weil er im Vergleich zum Rest sehr leichtgängig ist. Doch das Wichtigste hat Arturia geschafft: Die 32 Tasten sind zwar klein, wirken aber sehr wertig.
Rückseitig befinden sich die Ein- und Ausgänge für MIDI, Sync und CV. Die MIDI-Buchsen sind zum Glück wieder im DIN-Format, bei den meisten anderen Anschlüssen handelt es sich um 3,5mm-Miniklinken. MIDI und Sync verfügen über je einen Ein- bzw. Ausgang, via CV können Gate-Signale sowie Pitch- und Modwheel ausgegeben werden. Der Mod Out kann übrigens nicht nur das "Modwheel", sondern auch Velocity- oder Aftertouch-Daten ausgeben. Eine 6,35mm-Buchse fürs Sustain Pedal sowie der 9V-Anschluss fürs Netzteil und die Micro-USB-Schnittstelle runden das Anschlussarsenal des KeyStep ab. Um die Clock Source zu bestimmen, befinden sich noch zwei kleine Kippschalter am Heck des KeyStep. Wer noch tiefer ins Rabbit Hole will, kann sich Arturias kostenlose MIDI Control Center App downloaden und auf die unterschiedlichsten Konnektivitätseinstellungen zugreifen.
Die Basics
Im konzeptionellen Kern des KeyStep steckt die Idee, ein portables MIDI-Keyboard mit hochwertigem Spielgefühl zu entwickeln. Die 32 Slim Keys sollen das Ergebnis sorgfältiger Analyse relevanter Klaviaturen sein und kennen Velocity sowie Aftertouch. Lange Rede, kurzer Sinn: Das Resultat überzeugt. Die Tasten fühlen sich absolut hochwertig an, der Anschlagswiderstand ist angenehm spürbar und erlaubt feinstes Spiel. 32 Tasten entsprechen einem Spielraum von gut zwei Oktaven, der restliche Tonraum wird über die Tasten Oct- und Oct+ erreicht.
Das Signal lässt sich so bis zu zwei Oktaven rauf oder runter transponieren, wobei die Hintergrundbeleuchtung der Buttons stets den aktuellen Standort verrät. In derselben Ecke befinden sich wie gewohnt Pitch und Mod Wheel bzw. dessen Touch-Strip-Nachfahren. Diese machen zwar, was sie sollen und gerade der separate CV-Ausgang für den Mod Strip weiß zu punkten, doch allgemein bieten derartige Touch-Felder nur ein geringes haptisches Feedback.
Immerhin gibt es dafür den Chord Mode: Dieser wird bei gehaltener Tastenkombination aus Shift und Hold aktiviert und erlaubt dann die Eingabe eines maximal achtstimmigen Akkords. Anschließend ergänzt der Arturia KeyStep gespielte Töne um den zuvor programmierten Mehrklang und wird quasi zum Sampler.
Der Arpeggiator
Steht der Kippschalter oben links auf “Arp” und drückt man Play, spielt der KeyStep gleichzeitig gehaltene Töne nacheinander ab. Die Reihenfolge lässt sich über den Arp-Mode-Regler bestimmen, wo acht verschiedene Patterns zur Auswahl stehen. Unter anderem dabei sind ein bis zwei Oktaven rauf bzw. runter, Random und Order – in diesem Modus orientiert sich die ausgegebene Tonreihenfolge an der Eingabe. Das Tempo lässt sich per Rate Knob regeln oder eintappen, mittels Time Div Knob wird die Subdivision bestimmt:
Von Vierteln bis 32stel Triolen ist alles notwendige an Bord. Für noch mehr rhythmische Finesse können elf verschiedene Swing Presets den Arpeggio ins Grooven bringen, oder fünf verschiedene Decay-Längen für Abwechslung sorgen. Die entsprechende Kalibrierung erfolgt bei gehaltener Shift-Taste direkt über die Klaviatur, so lässt sich übrigens auch der MIDI-Kanal einstellen.
Ist der Chord Mode eingeschaltet, werden die Arpeggio Steps zu wiederum eigenen Akkorden, was bei langsameren Tempi und dem Random Pattern für spannende, zufällige Akkordreihenfolgen sorgt. Wer gerade keine Hand frei hat, kann im Hold Modus die Finger von den Tasten nehmen, ohne dass der Arpeggio stoppt, denn das hat er bei all den Features schlichtweg nicht nötig.
Der Sequenzer
Wo Arpeggio Patterns aufhören, fängt Sequencing an. Wenn der Kippschalter auf “Seq” steht und die Aufnahme aktiv ist, können bis zu 64 Schritte mit Noten, Pausen und Haltebögen versehen werden. Töne werden je nach Oktaveinstellung direkt über die Klaviatur programmiert, Pausen und Co. lassen sich mit dem Tap-Taster und Shift realisieren. Für Realtime Recording müssen erst so viele Schritte als Pausen einprogrammiert werden, wie für die Aufnahme benötigt werden.
Dann kann bei aktivierter Aufnahme der Play Button gedrückt werden und alle fortan gespielten Noten werden in die Sequenz eingegeben. Es handelt sich also eher um ein Überschreibungsfeature, als Echtzeitaufnahme, macht aber trotzdem Spaß. Ist Transpose aktiv, lässt sich die gesamte Sequenz per Tastendruck transponieren. Steht der KeyStep auf Keyboard Play, kann gemäß der achtstimmigen Polyphonie über die Sequenz soliert werden.
Wie beim Arpeggiator gibts die Möglichkeit, Groove- und Gate-Werte zu regeln und auch der Time Div Knob hat wieder Einfluss auf den Rhythmus. Der Arp-Mode-Regler fungiert beim Sequenzer als Preset-Datenbank und kann bis zu acht Sequenzen abspeichern. Auch hier hat Arturia nicht gegeizt und insgesamt eine Menge Musikalität im kleinen KeyStep unterbringen können.
Fazit
Die lange Liste an kreativen Funktionen macht den KeyStep so vielseitig wie die französische Küche. Auf dem Papier scheint das kleine Keyboard keine Wünsche offen zu lassen, was Arturias Marketinggeflexe zu rechtfertigen scheint. Der läppische Preis von 100 Euro unterstreicht diese selbstbewussten Statements und wirkt zu schön, um wahr zu sein. Doch der KeyStep strotzt nicht nur vor Features, diese sind auch angenehm erreichbar implementiert. Die Bedienoberfläche ist absolut übersichtlich, alles ist Keyboard-orientiert aufgebaut, kein überflüssiger Schnickschnack. Die Doppelfunktionen sind gut beschriftet und schnell verinnerlicht, die Verbindung mit anderen Geräten verläuft einwandfrei. Klar, es fehlen Drumpads oder zuweisbare Encoder und auch die Pitch und Mod Strips könnten einladender sein, aber der KeyStep ist primär eben ein Keyboard. Wer Arturias Slim Keys mal unter den Fingern hatte, versteht auch schnell, was das heißt, denn die Klaviatur ist wirklich gelungen und muss sich vor kaum einem Setup oder Musizierenden verstecken. Hinzu kommen noch die eingangs erwähnten zahlreichen Verbindungsmöglichkeiten und man braucht wirklich kein anderes Keyboard mehr.
Pro
Hochwertige Tastatur mit Aftertouch
Einwandfreie Verarbeitung
Unschlagbare Konnektivität
Preis-Leistungs-Verhältnis
Kontra
Kippschalter für Arp und Seq ist wackelig
Preis:
139,00 EUR
Weitere Informationen gibt es auf der Website von Arturia.
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