Test: Arturia V Collection 6

Test: Arturia V Collection 6

Tests. 21. Februar 2018 | / 5,0

Geschrieben von:
Bastian Erath

Die Arturia V Collection 6 ist für interessierte Neueinsteiger, wie aber auch für vertraute User des Flaggschiffs, die darüber nachdenken den neuen Versionssschritt mitzugehen, ein durchaus sehr lukratives Angebot. Die sechste und neuste Ausgabe der Synthesizer-Kollektion aus dem Hause Arturia ist nämlich nicht nur ein Update des bereits bestehenden Sortiments, sondern auch eine Ergänzung um vier weitere Ikonen.

Im Sortiment finden sich neben Emulationen hauptsächlich analoger Vorbilder, wie zum Beispiel dem Minimoog, Prophet-5 und Jupiter-8 jüngst auch digitale Vertreter, wie der DX7 von Yamaha wieder. Des Weiteren sind neuerdings auch Instrumente wie der sample-basierende Fairlight CMI, der exotische Easel von Don Buchla und Nachbildungen akustischer Instrumente mit an Bord.

Die V Collection 6 von Arturia hat sich in den vergangenen Jahren in der Welt der virtuellen Klangerzeuger zu einem Art Standard etabliert. Verantwortlich dafür ist eine authentische Nachbildung der Vorbilder bis ins kleinste Detail, sowie nützliche Erweiterungen die gänzlich über den Funktionsumfang der Originale hinzustreben. Außerdem regelmäßige Updates, ein stabiler Betrieb und ein ästhetisches Erscheinungsbild.

Installation

Die Installation der umfangreichen Kollektion über das Arturia Software Center ist selbsterklärend und funktioniert reibungslos, lästige Dongle oder iLoks werden nicht benötigt. Die einzelnen Instrumente der Software können auch Standalone, also unabhängig einer Workstation wie z.B. Ableton Live, betrieben werden. Des Weiteren lassen sich die Plugins in den Formaten AAX, AudioUnit, VST2 und VST3 einbinden. Außerdem besteht die Möglichkeit die GUI jeder Anwendung von 60 bis 200 Prozent zu skalieren - Ein Feature, welches man sich auch von Plugins andere Hersteller wünschen würde.

Verbesserungen

Neben sämtlichen Bugfixes der gesamten Produktpalette wurde vor allem das Piano V, welches seit der V Collection 5 erhältlich ist und in seiner ersten Version noch erhebliche Schwächen wie beispielsweise bei der Klangqualität aufwies, grundlegend überarbeitet. In Piano V2 wurde die gesamte Sound-Engine sowie die Reverb-Impulse verbessert. Des Weiteren wurden neue Effekte wie ein Kompressor und Stereo-Delay ergänzt. Zu guter Letzt wurde dem Plug-In noch drei neue Piano-Fabrikate spendiert, insgesamt weist die Software damit nun 12 verschiedene Modelle auf. Die umfangreichen Verbesserungen und Ergänzungen machen es nun zu einem vollwertigen Produkt, welches auch mit der Konkurrenz von beispielsweise Native Instruments mithalten kann.

Auch an Analog Lab wurde Hand angelegt. Mit der überarbeiteten GUI und Optimierungen des Browsers erscheint die vereinfachte Preset-Sammlung im neuen Glanz. Leider liegt uns kein hauseigener MIDI-Controller, beispielsweise aus Arturia’s Keylab Serie, vor. Jedoch soll dieser wie gewohnt einen haptischen Zugriff auf die einzelnen Instrumente und deren Marco-Parameter des Plugins ermöglichen.

Die neuen Mitglieder der V Collection 6
Besonders spannend sind natürlich die vier komplett neuen Emulationen, auf dir wir jetzt noch etwas näher eingehen möchten. Zum DX7 V, CMI V und Buchla Easel V gibt es darüber hinaus noch umfangreichere Einzeltests die sich über die entsprechenden Verlinkungen aufrufen lassen.

DX7 V

Mit dem DX7 V emuliert Arturia einen der beliebten Synthesizer der Achtziger, nämlich den legendären Yamaha DX7, der in vielen weltberühmten Musikstücken dieser Zeit eine prägende Rolle spielte.

Die authentische Nachbildung verfolgt dabei dem Prinzip der FM-Synthese. Leider war der DX7 auch für sein sperriges Bedienkonzept bekannt und so wurde eher auf die Presets-Sounds zurückgegriffen, anstatt an eigenen Sounds zu pfeilen, obwohl unter der Haube erhebliche Möglichkeit bestanden, Klänge entsprechend zu formen. Die Plugin-Emulation des französischen Herstellers verfolgt dabei mithilfe von verschiedenen Untermenüs ein viel zugänglicheres Bedienkonzept. Man könnte auch sagen, dass die Frequenzmodulationssynthese mit ihren vielen Reglern und Hüllkurven für ein visuelles Konzept mit Fadern und Potis prädestiniert ist. Die sehr klare Struktur der Software lädt dadurch mehr zum Schrauben ein und erweist sich so als sehr mächtig.

Mit zusätzlichen Ergänzungen wie einer umfangreichen Modulationsmatrix, hochwertigen Effekten und vieler kleiner Optimierungen bietet der DX7 V Möglichkeiten die weit über den Funktionsumfang des Originals hinausgehen. Wer mehr über diesen digitalen Klangerzeuger erfahren möchte, dem empfiehlt es sich, diesen umfangreicheren Testbericht zu lesen: LINK

CMI V

Die erste Version der Fairlight wurde schon gegen Ende der 70er Jahre entwickelt. Mit einem damaligen extrem hohen Anschaffungspreis konnten sich nur wenige potenzielle Nutzer dieses Instrument leisten. Vor allem in den Achtzigern verwendeten berühmte Musiker und Produzenten wie Stevie Wonder, Herbie Hancock und Peter Gabriel dieses Gerät und verschafften diesem dadurch zu einer gewissen Bekanntheit.

Die nostalgische Workstation umfasste nicht nur einen Sampler, sondern auch Möglichkeiten der digital-additiven Klangsynthese. Der Fairlight konnten Samples von bis zu vier Sekunden laden, in der Arturia-Emulation sind es sogar 30 Sekunden. Die ursprüngliche Sampling-Rate des Vorbilds wurde von 8 Bit auf 16 Bit erweitert, Liebhaber niedriger Sampleauflösungen steht aber eine Auswahlmöglichkeit zur Bit-Rate-Verringerung zur Verfügung. Die Möglichkeiten der additiven Klangsynthese und insbesondere das Nutzen von Samples als Ausgangssituation dieser Syntheseform offeriert wie sein Vorbild weitere Optionen bei der Entwicklung bin Sounds. Insgesamt kann der Fairlight von Arturia zehn Klangquellen unisono, einzeln verteilt über die Keyboard-Tastatur oder im internen Mehrspur-Sequenzer wiedergeben. Verwaltet werden die einzelne Kanäle über eine übersichtliche Mixer-Sektion in der sich auch sehr gut klingende Effekte einspeisen lassen.

Auch dieses Gerät musste sich einem umfangreichen Test unterziehen, den man hier findet: LINK

Buchla Easel V

Der für eigenständige Technologien, unübliche Namensgebungen der Module und bunter Farbgebung der Regler bekannte Don Buchla präsentierte 1973 einen der ersten semi-modularen Synthesizer mit integrierter Patchbay.

Mithilfe der sogenannten Timbre-Modulation ließen sich mit diesem völlig neue Wege der Klangsynthese auszukundschaften. Er ist vielleicht nicht der zugänglichste Synthesizer aber das ist auch nicht unbedingt seine Absicht, vielmehr möchte er zum Experimentieren einladen. Mit Sicherheit ist die kürzlich erschiene Emulation daher einer der exotischsten und komplexesten Kandidat im Sortiment von Arturia. Mit der eigenes entwickelten True Analog Emulation (kurz: TAE) bildet der französische Hersteller auch dieses Instrument authentisch nach. Alle Module wurden übernommen und sinnvoll ergänzt. So ermöglicht neuerdings die Quantisierung der Oszillatoren in der Software Emulation eine chromatische Spielweise. Auch ist der Easel von Arturia vierstimmig und verfügt nun über einen polyphonen Sequenzer. Alternative Steuerungen der berührungsempfindlichen Tastatur wurden entsprechend kompensiert und auch wurden hier hochwertige Effekte ergänzt.

Wer mehr über dieses außergewöhnliche Instrument erfahren will, dem sei dieser ausführliche Testbericht empfohlen. LINK

Clavinet V

Das Clavinet wurde vom deutschen Hersteller Hohner in den 60- bis 80iger Jahren gebaut. Der Sound dieses elektromechanischen Klangerzeugers erinnert an Funk, Soul, und Künstler wie beispielsweise Led Zeppelin, Pink Floyd oder Elvis Presley.

Zusätzlich ausgestattet wurde auch dieses einst sehr puristische Instrument mit Pre-Amps und brauchbaren Effekten als Bodentreter. Außerdem spendierte man der Emulation acht Parameter, mit denen sich der Klang zusätzlich variieren und verändern lässt. Individuelle Velocity-Kurven sind auch vorgesehen. Die ursprünglich 60 Tasten wurden auf insgesamt 88 erweitert. Des Weiteren beinhaltet das Plugin eine umfangreiche und interessant klingende Preset-Bibliothek. Wer auf der Suche nach knochigen und perkussiven Sounds ist, die an E-Piano und Gitarre erinnern, ist hier genau richtig.

 

Fazit

Die Arturia V Collection 6 richtet sich gleichermaßen an Einsteiger und Profis. Wer nach einer großen und etablierten Bandbreite an Synthesizer-Emulationen Ausschau hält, für den könnte die sehr umfangreiche Kollektion eine interessante Lösung sein. Für einen Anschaffungspreis von 499 Euro, erhält man zwanzig verschiedene authentische und mit sinnvollen Ergänzungen gespickte Software-Nachbildungen von legendären -Instrumenten. Wer bereits die Vorgänger-Version zu seinem Eigen zählt und über ein Update nachdenkt, erhält für einen fairen Preis von 249 Euro neben zahlreichen kleineren Optimierungen weitere volle 4 neue und charakterstarke Synthesizer-Ikonen. Mit sinnvollen Verbesserungen für Analog Lab und Piano V, sowie subtilen Bugfixes an der vorhandenen Produktpalette bekommt man ein mächtiges und professionelles Sortiment an Klangerzeugern.

Preis:

499 EUR / Update: 249 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Arturia-Website.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit arturia , V-Collection 6

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