Vor Kurzem hat Behringer seine Modular-Serie System 55 für die Eurorack Reihe um zwei Module erweitert. Wir haben uns den mächtigen Behringer 960 Sequential Controller angeschaut. Mächtig ist an dieser Stelle nicht übertrieben, denn das Sequencer-Modul nimmt stolze 56 TE des Modular Racks in Anspruch. Mit dem ergänzenden Sequential- Switch 962 erhöht sich der Platzbedarf auf 64 TE. Schauen wir mal, was die Module so zu bieten haben.
Verarbeitung und Optik
Behringer verzichtet beim Nachbau komplett auf digitale Features. Der Sequential Controller 960 ist also ein rein analoger Stepsequencer und geht auf den Moog Modular Sequencer zurück, den Behringer optisch originalgetreu nachgebaut hat. Das Original bestand aus drei Bänken mit je acht Potentiometern. So konnten drei verschiedene VCOs angesteuert werden, um beispielsweise dreistimmige Akkorde zu spielen. Außerdem gab es die Möglichkeit, dass eine Reihe zum Beispiel die Tonhöhe steuerte, die nächste Reihe eine Filterfrequenz und die dritte die Filterfrequenz eines Rauschgenerators, um simple Drum-Sounds zu erzeugen.
Mit dem Zusatzmodul 962 konnte die Funktionalität des Moogs erweitert werden. Das waren für das Jahr 1968 bedeutende Features, die elektronische Musik bereicherten.
Sowohl die schwarz beschichtete Aluminium-Frontplatte als auch die merkwürdige Beschriftung von damals sind geblieben. Hochwertige Bakelit-Drehknöpfe in drei Achterreihen und die klassischen Chickenheads-Schalter: Hier wurde an nichts gespart. Die Regler, Schalter sowie CV-Ein- und -Ausgänge des Sequential Controllers sind auch bei vielen Patchkabeln noch gut zu erreichen. Auch die Abstände zwischen den Drehreglern sind groß genug, um ungehindert arbeiten zu können.
Alle stufenlosen Drehregler haben einen spürbaren Widerstand und wirken gut abgestimmt. Die gesamte Verarbeitung des Behringer Sequencer-Moduls ist solide und wertig. Für die sichere Montage im Modular Rack liefert der Hersteller acht Schrauben mit.
Anschlüsse und Features
Der Sequential Controller 960 von Behringer ist ein dreikanaliger 8-Step CV-Sequencer ohne moderne Features – Patterns abspeichern oder laden kann man nicht, dafür hat man hier Oldschool-Feeling pur. Wie schon angedeutet, wurde beim Behringer Sequencer die für die heutige Zeit unübliche Beschriftung des Originals übernommen. Das sorgt im ersten Moment für Verwirrung, ist aber halb so schlimm. Auf der linken Seite des 960er-Moduls gibt es beispielsweise eine sogenannte Oszillator-Sektion. Hierbei handelt es sich um die Temposektion.
Der erste Regler in dieser Sektion ist für die „Frequency Range“ zuständig und stellt das Tempo grob über sechs gerasterte Abstufungen ein. Über den darunter liegenden Regler „Frequency Vernier“ wird das Tempo feinjustiert. Unter den beiden Frequenzeglern befinden sich zwei Taster und zwei CV-Eingangsbuchsen. Die Taster OSC ON und OSC OFF stehen für PLAY und STOP. Über die dazugehörigen CV-Eingangsbuchsen kann der Sequenzer per CV-Signal gestartet und gestoppt werden.
Weiter unten besitzt der Behringer 960 Sequential Controller eine „Control Input“-Buchse und eine „Oscillator Output“-Buchse. Erstere ermöglicht die Steuerung über eine externe Clock, „Oscillator Output“ ist die Ausgangsbuchse für die eigenen Clock-Signale des Sequencers.
Rechts der Oszillatorsektion befinden sich die „Voltage Controls“ Sektion. Diese umfasst drei Reihen mit jeweils acht Drehreglern, über die CV- oder Notenwerte eingestellt werden. Aufleuchtende LEDs oberhalb der ersten Reglerreihe signalisieren die genaue Abspielposition des Sequencers.
Unter den drei Drehreglerreihen befindet sich eine Reihe an Schaltern für den Stage Mode. Für jeden dieser Schalter gibt es die drei Einstellmöglichkeiten Skip, Normal und Stop. Bei der Einstellung Skip wird ein Schritt übersprungen, bei Normal wird der Step abgespielt und bei Stop hält der Sequencer an diesem Step. Darüber hinaus gibt es am Ende dieser Reihe noch einen neunten Stagemode-Schalter. Dieser besitzt aber nur die Schaltzustände Skip und Stop. Die Einstellung Skip lässt den Sequenzer durchlaufen. Ist Stop aktiviert, hält der Sequencer auf dem virtuellen neunten Step ohne Output.
Unterhalb der Stage Mode Reihe gibt es für jeden Step einen roten Set-Taster sowie ein weiteres Paar an CV-Buchsen. Der Set-Taster dient zur manuellen Aktivierung des Steps. Über die dazugehörigen CV-Buchsen In und Out können für jeden Step Triggersignale in die Hardware gesendet oder aus dem Controller geschickt werden. Damit wird ein Step per CV-In aktiviert. CV-Out bietet die Möglichkeit, bei aktiviertem Step ein Triggersignal zu senden.
Jede der drei Control-Voltage-Reihen verfügt über zwei Ausgangsbuchsen, welche sich rechts im Anschluss der Reihen befinden. Hierüber werden die eingestellten CV-Werte bzw. Notenwerte des Sequenzers ausgegeben. Am Ende jeder Control-Voltage-Spur gibt es einen CV-Range-Schalter, mit dem der Output der Ausgangsbuchsen skaliert wird.
Des Weiteren verfügt der Behringer 960 Sequential Control über einen mit „3RD Row Control of Timing“ beschrifteten Kippschalter. Dieser befindet sich rechts unten. Ist der Kippschalter aktiviert, lässt sich mit den Voltage-Control-Reglern der dritten Reihe die Schrittlänge für jeden Step individuell einstellen.
Die letzte Sektion, „Shift“, die ebenfalls unten rechts angesiedelt ist, besteht aus einem roten Taster und einer CV-Eingangsbuchse. Über den roten Taster schaltet man das Shifting von Steps manuell, über die CV-Eingangsbuchse lässt sich das „Shifting“ dynamisch ansteuern, wodurch Sequenzen oft wesentlich lebendiger wirken.
Erweiterungsmodul: Behringer Sequential Switch 962
Wie oben beschrieben, hat Behringer nicht nur das 960 Sequential Control Modul hervorgebracht, sondern auch noch den Sequential Switch 962. Das 8TE breite Eurorack Modul gleicht dem Hauptmodul in Optik und Haptik. Es erweitert den Behringer Analog-Sequencer und schafft neue Modulationsmöglichkeiten. Durch den Sequential Switch kann das 960er Modul als 16- oder sogar 24 Step-Sequenzer genutzt werden.
Das Behringer 962 Sequential Switch sorgt spannungsgesteuert dafür, dass zwischen den drei Sequencer-Spuren nacheinander umgeschaltet wird. Somit werden die acht Step-Reihen hintereinander abgespielt und ergeben eine lange Sequenz mit bis zu 24 Steps. Die Anschaffung des Switch-Moduls ist eine lohnende Anschaffung, um alle Funktionen des Sequencers nutzen zu können. Insbesondere für all diejenigen, die mehr als nur acht Steps benötigen.
Fazit
Der Behringer 960 Sequential Controller ist ein sehr interessantes Eurorack Sequencer Modul. Durch einfache Bedienung und gute Haptik lassen sich schnell Ideen umsetzen, ohne vorher lästige Menüs durchklicken zu müssen. Das spart viel Zeit und schont vor allem die Nerven. Bei diesem Sequencer geht es um Funktionalität und die ist in vollem Umfang gegeben. Auch die Verarbeitung und Qualität des Behringer 960 Sequential Controllers ist überzeugend. Wer also auf der Suche nach einem praktischen Sequencer Moduls ist und über genügend Platz in seinem Eurorack Case verfügt, sollte den Behringer 960 definitiv ausprobieren. Bestenfalls in Verbindung mit dem Sequential Switch Modul, um den vollen Funktionsumfang nutzen zu können. Bei einem Preis von 149 Euro für den Sequential Controller und 50 Euro für das Switch-Modul gibt es viel Sequenzer für wenig Geld. Ganz klare Kaufempfehlung.
Pro
Intuitive Bedienung
Sehr gute Haptik
Hochwertige Verarbeitung
Tolles Design
Günstiger Preis
Preis:
136,00 EUR
Weitere Informationen gibt es auf der Website von Behringer.
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