Test: Behringer MonoPoly / Analoger Synthesizer
Der Behringer MonoPoly ist die Neuauflage des gleichnamigen 80er-Kultsynth von KORG. Bereits das Original galt als gut klingender Moog-Nachbau für den kleinen Geldbeutel, mit fettem Analogsound und paraphoner Funktionsweise, vier Oszillatoren sowie Pulswellen- Ring- und Kreuzmodulation. Über die Jahre erlangte der alte MonoPoly jedoch selbst Legendenstatus. Seit der Ankündigung im Mai 2020 hat der Behringer Klon daher das Interesse vieler Synthfans geweckt. Wir haben uns den MonoPoly mal genauer angeschaut. Die Details gibt’s im folgenden Test.
Anschlüsse und technische Daten
Wie so oft bei Behringers Klonen wurde auch diesmal besonderer Wert aufs originalgetreue Kopieren von Design und Layout gelegt. Lediglich das Gehäuse ist jetzt – abgesehen von den angeschraubten Holzkanten – aus Metall. 10,3 kg Gewicht und Abmaße von 648 x 361 x 90 mm sprechen für ein ordentliches Stück Musikinstrument und lassen zusammen mit der einwandfreien Verarbeitung schon beim Auspacken Vorfreude aufkommen. Besonders die Potis sind angenehm groß und besitzen ausreichend Widerstand, um detailgetreu schrauben zu können.
Die Kipp- und Key-Assign-Schalter sind zwar nicht die Schicksten, aber eben identisch zum KORG und erfüllen ihre Aufgabe gut. Auch die Klaviatur macht in puncto Verarbeitung einen wertigen Eindruck, ist aber weder anschlagsdynamisch noch aftertouch-kompatibel. Klon hin oder her – hier hätte Behringers Version gerne mehr mit der Zeit gehen können.
Auf der Rückseite des Synths gibt es insgesamt zehn 6,35mm-Klinkenbuchsen, darunter Eingänge für Arpeggio Sync, VCO, VCF und Portamento, Trig In und Out, CV In und Out, sowie Ausgänge für Phones und Master. 2021 sei Dank gibt es bei Behringers MonoPoly sogar MIDI In, Out und Thru im DIN-Format und einen MIDI-fähigen USB-B-Anschluss für Updates. Abgerundet wird die Rückseite vom Netzteileingang und einem Kippschalter, um die Trig Polarity einzustellen.
So weit, so originalgetreu, ein paar Überraschungen stecken aber dennoch unter der Haube: So lässt sich das Bedienungs-Panel des MonoPoly anschrägen, wodurch nicht nur ordentlich Moog Feeling entsteht, sondern auch Trim Pots für weitere Einstellungen zum Vorschein kommen. Von Offset- und Trim-Parametern für die VCOs über Cutoff und Resonance Adjustments bis hin zum Noise Level bleiben keine Wünsche offen. Der Behringer MonoPoly kommt mit Schnellstartanleitung, passendem Netzteil und Sticker.
Mono oder Poly?
Eigentlich ist der MonoPoly monophon, das heißt, pro Tastendruck erklingen alle vier Oszillatoren gleichzeitig. Über die Key-Assign-Taster können aber auch weniger Oszillatoren pro gespieltem Ton angeregt werden. Beispielsweise klingt im Poly-Modus nur ein Oszillator pro Taste, was maximal vierstimmiges Spiel erlaubt. Weil sich jedoch alle VCOs das Filter und die Hüllkurvengeneratoren teilen, fühlt sich der MonoPoly selten so richtig polyphon an – paraphon eben.
Gleichzeitig sorgt die Funktionsweise für herrlich unvorhersehbare Sound-Sprünge, wenn die VCOs ausreichend unterschiedlich eingestellt sind. Besonders bei komplexeren Hüllkurven-Settings lässt sich leicht der Überblick darüber verlieren, welcher Ton von welchem Oszillator gespielt wird. Via Chord Memory können bis zu vierstimmige Akkorde programmiert und per einfachem Tastendruck abgerufen werden – ideal für die housigere Gangart oder Quinten-Leads!
VCOs, VCF und Master
Die vier Oszillatoren des MonoPoly lassen sich gemäß der Parameter Fine Tune, Wellenform, Oktavlage und Lautstärke regulieren. Dafür gibt es pro VCO einen eigenen „Channelstrip“ in der Mitte des Bedienpanels, einziger Unterschied ist der Master-Tune-Regler bei VCO1. Die verfügbaren Wellenformen des MonoPoly sind Dreieck, Sägezahn und zwei Rechteckwellen, wobei die Pulsbreite der ersten mittels Modulation Generator variiert werden kann.
Bei der zweiten Rechteckwelle kann die Breite zwar justiert, aber nicht mittels LFO automatisiert werden. Beide Varianten teilen sich den Width-Regler, der Intensity Knob gilt nur für die modulierbare Pulswelle, wobei der benachbarte Kippschalter die Modulationsquelle bestimmt. Das Ganze klingt am Ende durch und durch analog und nach reichlich Vintage – Klasse!
Um mehr Reichweite aus der Klaviatur herauszukitzeln, gibt es noch einen Kippschalter für die Oktavlage, Potis für Portamento Time und Detune liegen ebenfalls an der VCO-Sektion des MonoPoly an. Die Filter- und Hüllkurvensektion befindet sich rechts am Instrument. Das 24db-Tiefpassfilter kennt natürlich die gängigen Parameter Cutoff und Resonance, hinzu kommen Keyboardtracking und EG Intensity. Letztere steuert die Intensität, mit der das Filter die Filterhüllkurve abarbeitet.
Der Envelope Generator selbst wird in der nächsten Reglerreihe via Attack, Decay, Sustain und Release justiert. Darunter befinden sich in identischer Anordnung vier weitere Potis zur Einstellung der Amp EG. Der Power-Schalter sowie Switches für Autodamp und Multitrigger sind ebenfalls auf der rechten Seite des MonoPoly verbaut.
MGs, FX und ARP
Der Arpeggiator, die Modulation Generators und die Effektsektion befinden sich links auf dem MonoPoly. Der Arpeggiator kennt die Laufrichtungen Up, Down sowie Up/Down, verfügt über eine maximale Reichweite von drei Oktaven und kann per Latch gespielte Töne halten. Das Tempo des Arpeggiators wird von der MG-2 Frequenz gesteuert. MG-1 kann wahlweise als Dreieck-, Sägezahn-, Ramp- oder Rechteckwelle schwingen und ist wie eingangs erwähnt hauptsächlich für die Modulation der Pulsbreite der VCOs zuständig. Weitere Patchmöglichkeiten ergeben sich über das Mod-Wheel und den passenden Auswahlschalter der Modulationsquelle.
So kann MG-1 per Mod-Wheel auch VCF, Pitch oder die Frequenz von VCO1 und den Slave VCOs steuern. Das benachbarte Pitch-Wheel kennt die gleichen Routing-Optionen. So richtig spannend wird’s in der kleinen aber feinen Effektsektion: Steht der Kippschalter auf X-Mod oder S & X Mode lässt sich mittels X-Mod-Poti das Maß an Kreuzmodulation bestimmen. Über die Single/Double-Schaltung kann außerdem die Verteilung der Master- und Slave VCOs eingestellt werden. Der Regler Freq Mod steuert dann die Intensität der Modulation, die am Slave VCO ankommt.
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Fazit
Insgesamt überzeugt Behringers MonoPoly mit sattem Analogsound und reichlich Vintage-Charakter. Der Klang des Originals wurde erstaunlich gut eingefangen, der Knob per Function Workflow macht einfach Spaß und die Verarbeitung stimmt sogar auch. Schade ist nur, dass Behringer (mal wieder) keinerlei Mühen unternommen haben, die Features auf den aktuellen Industriestandard zu bringen. Anschlagsdynamik, Aftertouch und synchronisierbare LFOs zählen wohl zu den am meisten vermissten Eigenschaften des Behringer MonoPoly. Eine weitere willkommene Verbesserung des alten Konzepts wäre ein Preset-Speicher. Der Effects-On/Off-Taster geht da bereits in die richtige Richtung, ist aber viel zu rudimentär. Apropos Effekte: Die Effektsektion des MonoPoly besteht nur aus Kreuz- und Ringmodulation. Delays, Reverbs, Distortion und Co. sind beim MonoPoly Fehlanzeige. IK Multimedias UNO Synth Pro (LINK) kostet nur etwas mehr als der MonoPoly, bringt aber oben genannte Features und weitere Funktionen mit. Wer aber nicht nur auf Vintage-Sound, sondern auch Vintage-Workflow steht, sollte den MonoPoly auschecken.
Pro
Satter Analog-Sound mit Vintage-Charakter
Hochwertige Verarbeitung
Preis-Leistungs-Verhältnis
Kontra
MG nicht synchronisierbar
Kein Aftertouch
Keine Presets/Sequenzer
Preis:
508,00 EUR
Weitere Informationen gibt es auf der Website von Behringer.
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