Test: Behringer MS-5 – Monophoner Analogsynthesizer

Test: Behringer MS-5 – Monophoner Analogsynthesizer

Tests. 8. Januar 2025 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Kaya Schwarz

Der Behringer MS-5 dürfte nicht nur die Herzen von Musikliebhaber:innen höherschlagen lassen, sondern lässt mit dem Nachbau des legendären Roland SH-5 Synthesizers aus dem Jahr 1976 auch ein ikonisches Sammlerstück wiederauferstehen. Der Roland SH-5 galt in der Vergangenheit eher als Underdog und erfreute sich in den letzten Jahren neuer Beliebtheit unter Vintage-Synthesizer-Fans. Und so setzt Behringer mit dem MS-5 auf die Wünsche der Kund:innen – ganz im Sinne des markeneigenen Slogans "We Hear You". 

Der Nachbau basiert hierbei auf den Originalschaltungen des SH-5 und kommt dabei klanglich verdächtig nah an sein Vorbild heran. Preislich liegt der Behringer MS-5 bei 598 Euro und kostet damit nur einen Bruchteil des Originalgeräts.

Quick Facts

  • Originalgetreue Reproduktion des Roland SH-5
  • 2 LFOs und 2 VCOs wählbar zwischen Sägezahn, Dreieck, Rechteck und Pulse mit PWM
  • Multimodefilter (LPF, BPF, HPF mit Resonanz), Zusätzlicher BPF mit Resonanz zumischbar
  • 2 Hüllkurven (ADSR und AR) 
  • Ringmodulator mit LFO-Control und externem Eingang
  • Noise-Generator mit pink und white noise
  • S/H-Schaltung mit regelbarer Lag time
  • Mixereinheit mit konfigurierbarer Signalweiterleitung
  • Insgesamt 71 Bedienelemente
  • Vielfältige Modulationsmöglichkeiten

Behringer MS-5: Verarbeitung und Haptik

Der Behringer MS-5 ist hochwertig verarbeitet und hat ein robustes Gehäuse, das sich im Gesamtgewicht niederschlägt. Mit einer Abmessung von 648 x 361 x 90 mm und einem Gewicht von 10,3 kg zählt der Behringer MS-5 zu den Schwergewichten in Behringers Produktpalette. Das aufklappbare Panel lässt sich mit einem Stativ auf der Rückseite aufstellen, sodass die Bedienoberfläche individuell eingestellt und der Synthesizer praktisch in ein bestehendes Setup integriert werden kann.

Sowohl die Metallverkleidung als auch die Anschlussbuchsen und vor allem die metallischen Kippschalter lassen das Gerät grundsolide wirken. Die Potis und Faderbahnen weisen ein leichtes Spiel auf, was sich zwar durch ein minimales Wackeln bemerkbar macht, bei der Benutzung jedoch nicht stört. Das einzige Mank beim Behringer MS-5 ist das Pitchbend-Wheel, welches aus relativ dünnem Kunststoff besteht und daher nicht ganz der Qualität der anderen Bedienelemente entspricht.

Die Klaviatur besteht aus 37 halbgewichteten Tasten in Standardgröße, welche sich präzise und angenehm anspielen lassen und insgesamt einen adäquaten Eindruck machen. Hier sei bemerkt, dass die Tastatur des Behringer MS-5 zwar über Anschlagdynamik verfügt, jedoch – ebenso wie der Roland SH-5 – nicht über Aftertouch, womit Behringer sich wohl bewusst am Konzept des Originalgeräts orientiert. 

Alles in allem hinterlässt die Bedienoberfläche einen stimmigen Eindruck. Sämtliche Beschriftungen wirken langlebig und wurden quasi eins zu eins vom Original übernommen. Die mehrstufigen Schieberegler entsprechen der Norm, Poti- und Faderkappen sind abnehmbar, sitzen jedoch stabil. Selbst an die Signalleuchten, die vor allem bei den LFOs super hilfreich sind, hat Behringer gedacht. Im Gegensatz zu den optisch nahezu originalgetreuen Potikappen fallen die Faderkappen etwas einfacher aus, worüber man angesichts der Preisklasse des Behringer MS-5 aber hinwegsehen kann. 

Anschlüsse des Behringer MS-5

Für den MS-5 hat Behringer die Anschlussmöglichkeiten des Vorbilds überarbeitet und modernisiert. So befindet sich auf der Rückseite nun neben der 12V-DC-Buchse sowohl ein USB-Anschluss als auch die gängigen 5-poligen MIDI-DIN In-, Out- und Thru-Anschlüsse, um den Synthesizer in zeitgemäße Setups einzubinden oder mit DAWs und MIDI-Controllern steuern zu können. Außerdem dürfte es für Freundinnen und Freunde der modularen Klangsynthese erfreulich sein, dass der Behringer MS-5 mit 3,5-mm-Miniklinke-CV/Gate Ein- und Ausgängen bestückt ist. 

Behringer MS-5 Anschlüsse.

Daneben ist eine kleine Autotune-Drucktaste platziert, die bei Gedrückthalten bis die Power-LED blinkt, einen automatischen Stimmvorgang einleitet – praktisch zur Wartung der Klangstabilität der VCOs. Darüber hinaus bietet der Synthesizer einen externen Trigger-Eingang und einen Anschluss in Form einer 6,3-mm-Klinke zum Einspeisen eines externen Audiosignals, dessen Lautstärke ebenso wie die des Masters durch einen dreistufigen Schieberegler eingestellt werden kann.

Zuletzt finden sich die zwei 6,3-mm-Line-Ausgänge (Stereo L/R) und vier weitere Expression-Control 6,3-mm-Klinkenbuchsen für den Anschluss von Pedalen. Einzig der 6,3-mm-Stereo-Klinken-Kopfhörerausgang befindet sich auf der Vorderseite des MS-5 und ist im Gegensatz zum Original auf der rechten Seite des Panels positioniert.

Modulationseinheiten und Signalfluss

Der Behringer MS-5 ist mit einer Vielzahl an Synthesemodulen ausgestattet und bietet durch seine internen Routing-Optionen flexible und vielseitige Modulationsmöglichkeiten, die so in ihrer Architektur eine einzigartige Klangerzeugung ermöglichen.

Noise, LFOs und Sample & Hold

Am Anfang des Bedienfelds, oberhalb des Noise-Generators, bei dem über einen Kippschalter zwischen Pink und White Noise gewählt werden kann, sitzen die beiden LFO-Sektionen. LFO-1 kann hierbei entweder ein Sägezahn- oder ein umgekehrtes Sägezahnsignal erzeugen, wohingegen LFO-2 auf einem Signalweg Dreieck- und Sinusschwingungen und auf einem zweiten Signalweg Rechteckschwingungen liefert. Während die Frequenz beider LFOs über einen Fader von 0,2 Hz bis 20 Hz regelbar ist, verfügt LFO-2 zusätzlich über einen weiteren Fader, mit dem ausschließlich für das Sinussignal eine Verzögerungszeit von bis zu vier Sekunden eingestellt werden kann. 

Die LFOs können auf verschiedene Ziele im Signalweg des MS-5 geroutet werden. So lässt sich als Eingangssignal für die Sample- und Hold-Einheit, die direkt neben den LFOs platziert ist, entweder die Sägezahn- oder Dreieckschwingung auswählen oder aber ein zufällig generiertes Signal. Mit der regelbaren Sample- und Lagtime werden durch das S/H auch rhythmische und Tonhöhenmodulation ermöglicht. Eine wirkliche Alternative zu einem Arpeggiator ist das zwar nicht, eröffnet aber interessante Sounddesign-Möglichkeiten.

VCOs und Ringmodulator

Weiter im Signalverlauf trifft man auf die beiden VCOs, die abgesehen von den Modulationswegen der Pulsweite identisch aufgebaut sind. Diese kann bei beiden VCOs manuell über ein Poti eingestellt werden, wobei VCO-1 zusätzlich Pulsweitenmodulationen über den LFO-2, und VCO-2 über den Hüllkurvengenerator möglich macht. Neben dem Pitchregler lässt sich die Tonhöhe bei beiden VCOs auch über die LFOs und das S/H-Signal modulieren.

Außerdem findet sich in der Sektion von VCO-1 ein Kippschalter zur Synchronisation der Oszillatoren, während VCO-2 an dieser Stelle einen Schalter besitzt, mit dem man wählen kann, ob dieser auf die Tonhöhenänderung der Tastatur reagiert oder nicht. Dadurch können im Zusammenspiel beider VCOs komplexe tonale Klangfarben oder auch Disharmonien erzeugt werden. Als Wellenformen stehen den Nutzer:innen hierbei Dreieck, Sägezahn und wie erwähnt Puls mit PWM zur Verfügung. 

Wirklich spannend wird die Klangschöpfung aber mit dem Ringmodulator, der als Eingangssignale einerseits VCO-1 oder, falls angeschlossen, ein externes Audiosignal verwendet und andererseits VCO-2, die LFOs oder den Noise-Generator. Durch die verschiedenen Signalquellen ermöglicht der Ringmodulator eine Vielzahl an Klangtexturen, von subtilen Modulationen über metallische Bell-Sounds bis hin zu experimentellen Klängen. Nimmt man zur Einspeisung des Trägersignals zum Beispiel ein Mikrofon, können sogar vocoder-ähnliche, extraterrestrisch klingende Stimmerzeugnisse kreiert werden.

Behringer MS-5: Mixer und Filter

Das Herzstück des Behringer MS-5 besteht aus der Mixer-Sektion. Als Steuerzentrale des Synthesizers kann hier, neben dem Signalrouting, jeweils mit einem Fader der Pegel für das Noise-Signal, VCO-1, VCO-2, den Ringmodulator und das externe Eingangssignal abgemischt werden. 

Hier hebt sich der MS-5 von anderen klassischen Synthesizern ab: Für jede Quelle kann der weiterführende Signalfluss individuell eingestellt werden, was man meist nur von patchbaren semi- oder vollmodularen Systemen kennt. So kann praktischerweise für jedes Signal bestimmt werden, ob es entweder das Multimodefilter (VCF) durchläuft, beide Filter gleichzeitig, nur das Bandpassfilter oder direkt in den VCA geleitet wird. 

Mit zwei Filtern ausgestattet, bietet der MS-5 zusätzlich zu einer klassisch aufgebauten Bandpassfilter-Sektion auch ein parallel nutzbares Multimode-VCF, das als Filtertypen Lowpass, Bandpass und Highpass zur Verfügung stellt. Abgesehen von den gängigen Einstellungsmöglichkeiten für die Resonanz und Filterfrequenz, ist die Cutoff-Frequenz des VCF auch über die LFOs und das Ausgangssignal des S/H-Segments modulierbar. Die Modulationstiefe selbst kann hierbei natürlich auch abhängig von der gewählten Wellenform mithilfe eines Potis geregelt werden und die Filter-Hüllkurvenauswahl erfolgt über einen Kippschalter.

Nutzt man nun beide Filter gleichzeitig, zeigt sich der Synthesizer in seinem vollen Glanz. Stellt man den Filtertyp des Multimodefilters beispielsweise auf LPF und jagt den Sound sowohl durch das VCF als auch das BPF, so entpuppt sich der MS-5 als leistungsfähiger Bass-Synth und erzeugt druckvolle und charakterstarke Baselines. 

VCA und Hüllkurvengenerator

Als interne Endstation des Signalflusses im Behringer MS-5 dient der Voltage-Controlled-Amplifier (VCA) und regelt die Lautstärke des gesamten Klangbilds. Zum einen lässt sich der VCA über die LFOs modulieren, um rhythmische Pegeländerungen zu generieren und zum anderen kann die Lautstärke auch direkt von einer der Hüllkurven des Synthesizers beeinflusst werden. 

Neben einem Poti für das Panning steht hier zudem ein Hold-Regler zur Verfügung, mit dem sich langanhaltende Töne kreieren lassen. Dabei kommen vor allem Fans von Drone-Sounds auf ihre Kosten, weil dadurch nicht nur experimentelles Synthi-Geblubber generiert werden kann, sondern auch hypnotische und meditative Ambient-Klänge. 

Das letzte Segment der Bedienoberfläche des MS-5 besteht aus der Hüllkurvengenerator-Sektion. Den Nutzer:innen stehen dabei zunächst ein einfacher AR- und ein klassischer, vierphasiger ADSR-Generator zur Auswahl, dessen Triggerquelle wahlweise zwischen der Tastatur, dem S/H-Signal, LFO-2 oder einem externen Signal sein kann. Wie gewohnt lassen sich die einzelnen Phasen der Hüllkurve über Fader einstellen. Achtung: Bei minimaler Attack-Zeit wird manchmal ein hörbares Knacken deutlich.

Behringer MS-5 Alternativen

Fazit

Der Behringer MS-5 begeistert mit Vintage-Charme und bietet als monophoner Analogsynthesizer spannende Möglichkeiten zur Klangformung. Durch seine strukturierte Architektur und die verschaltbaren Sektionen gewährt die Klangmaschine viele Vorteile eines modularen Synthesizers ohne die sonst so aufwendige Verwendung von Patchkabeln. Die Stärken liegen durch die parallele Nutzung der beiden Filter vor allem in druckvollen, warmen Bässen und texturreichen Klangwelten. Als Einstiegsgerät ist der MS-5 jedoch nicht unbedingt zu empfehlen, da sich seine Bedienung an erfahrene Nutzer:innen richtet und die Klanggestaltung doch eher speziell ist. Experimentierfreudige Synthesizer-Veteran:innen, die auf der Suche nach einer erschwinglichen Alternative zu einem sonst teuren Vintage-Gerät sind, werden hier aber für einen vergleichsweise schmalen Taler garantiert nicht zu kurz kommen.

Gesamtwertung:
4,5 von 5,0
Qualität:  
4,0 von 5,0
Klang:  
4,0 von 5,0
Preis-Leistung:  
5,0 von 5,0

Pro

Authentischer Nachbau mit Originalschaltungen
Umfangreiche Modulationsmöglichkeiten
Mixersektion mit Routingoptionen
Kraftvolle Oszillatoren und Filter

Kontra

Tastatur ohne Aftertouch
Pitchbend-Wheel schwach verarbeitet

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit Behringer , MS-5 , Synthesizer

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