Test: Behringer WASP Deluxe

Test: Behringer WASP Deluxe

Tests. 16. Mai 2020 | / 5,0

Geschrieben von:
Kai Dombrowski

Die Behringer-Synth-Invasion geht weiter und beschert dieses mal eine Neuauflage des psychedelischen 70er Synthesizers Electronic Dream Plant Wasp. Nicht nur der Name, auch das dazu passende, schwarz gelbe Design hat Behringer vom Original übernommen. Ebenfalls originalgetreu sind die zwei digitalen Oszillatoren sowie die Funktionen und das Layout der Potis. Wasp Deluxe heißt die Behringer Version und das Suffix lässt auf das ein oder andere Upgrade hoffen. Tatsächlich gibt’s im Vergleich zur 70er-Variante ein paar Regler mehr, typisch für die Klonarmee des deutschen Herstellers fehlt jedoch die Klaviatur und die neue Wasp kommt im Eurorackformat – ganz ähnlich zu Model-D, K-2 und Co. Ob die Wespe so extravagant klingt, wie sie aussieht, und sich neben den anderen Behringern behaupten kann, zeigt dieser Test.

Disclaimer: Über das Original

Während die meisten Vorlagen der Behringer Klone aufgrund ihres Bekanntheitsgrades keinerlei Vorstellung bedürfen, bietet sich beim eher nischenhaften Wasp Deluxe ein genauerer Blick aufs Vorbild an: Die „echte“ Wasp wurde von der englischen Synthesizer-Schmiede Electronic Dream Plant entwickelt und kam 1978 auf den Markt. Die britische Firma, die für ihre knallig designten, erschwinglichen Synths in Spielgzeugoptik und -qualität bekannt war, ging jedoch drei Jahre später bankrott.

Wie so oft machte die Unverfügbarkeit auch den Wasp zum Objekt der Begierde auf dem Gebrauchtmarkt, wenngleich sein Legendenstatus nicht mit Rolands TB-303 oder TR-808 zu vergleichen ist. Von den anderen – übrigens alle nach Krabbeltieren benannten – Synths von EDP ist die Wespe aber definitiv der ikonischste Vertreter. Die auffällige Optik des Wasp war zwar schon damals ein Blickfang, am Ende überzeugten aber der druckvolle, warme Sound sowie der geringe Preis.

© Wikipedia/R. Bartz

Anschlüsse und technische Daten

Wie bereits erwähnt verfügt die Wasp Deluxe mit Abmaßen von 95 x 424 x 136 mm über dasselbe Format wie andere Behringer und lässt sich in Eurorack-Setups integrieren. Zu diesem Zweck liegt auch dieses Mal das entsprechende Stromkabel bei, ansonsten finden sich in der OVP noch Manual und Netzteil. Auch die 1,8 kg Gewicht kennt man von anderen Vertretern der Invasion, genau wie die einwandfreie Verarbeitung des Synths. Das Metallgehäuse ist fest und spaltfrei verschlossen, lässt sich nirgends eindrücken und auch die Potis sitzen angenehm fest. Zusätzlich sorgen Größe und Abstand zwischen den Reglern für ein angenehmes Spielgefühl.

Auf der Rückseite des Synths gibt es zwei 6,35mm-Klinkenausgänge für High und Low Impedance, die üblichen Dip Switches für die Einstellung des MIDI-Channels, Power-Knopf und DC-In. Ein 3,5mm-Kopfhörerausgang mit eigenem Lautstärkeregler, ein zusätzlicher Main Out im selben Format sowie MIDI In und Out befinden sich an der Front. Diesmal hat Behringer auch den USB-Anschluss auf die Vorderseite verfrachtet, was, wie bereits die MIDI-Buchsen, sicher für Diskussionen sorgen wird. Zu guter Letzt verfügt der Wasp Deluxe über eine Mini-Patchbay bestehend aus zwei Ausgängen für die beiden Oszillatoren und einem externen Eingang – alle im Miniklinkenformat.

Oszillatoren und Hüllkurve

Der Behringer Wasp Deluxe ist ein digitaler, monophoner Synthesizer mit zwei Oszillatoren, die jeweils als Sägezahn- oder Rechteckwelle klingen können. Die Pulsbreite ist beim ersten Oszillator per Regler justierbar, aber nicht per LFO oder Ähnlichem zu automatisieren. Das war zwar schon bei dem alten Wasp so, hätte im Zuge der Neuauflage aber gerne als neues Feature implementiert werden können, besonders wenn Selbiges bereits beim K-2 für Kritik sorgte. Stattdessen gibt’s beim Wasp Deluxe die Enhanced Wellenform, eine Rechteckwelle mit automatischer Pulswellenmodulation, auf deren Frequenz oder Amplitude jedoch keinerlei Einfluss genommen werden kann.

Beide Oszillatoren besitzen eine Oktavbreite von 32' bis 2', einen eigenen Lautstärkeregler und werden gemeinsam gestimmt. Oszillator 2 verfügt über einen separaten Pitch-Regler, mit dem er sich in Relation zur Hauptstimmung detunen lässt. Bei Oszillator 1 befindet sich an derselben Stelle der Poti für die Pulsbreite, der bei der Sägezahn- und Enhanced-Wellenform leider keinen Effekt hat. Dafür kann man den Oszillatoren noch White Noise und ein externes Audiosignal beimischen.

Die Hüllkurve lässt sich primär mittels Attack und Decay einstellen. Der Sustain-Regler hat auf seinem gesamten Regelweg nur einen minimalen Einfluss auf den Klang, es sei denn, er steht auf Linksschlag und versetzt den Hüllkurvengenerator in Dauerschleife, wobei die Länge des Loops von der Decay-Zeit abhängt. Dieses Feature findet sich auch bei der Filterhüllkurve wieder und zählt zu den Charaktermerkmalen des Wasp. Neu beim Behringer ist der Kippschalter für den Hold-Modus, der aus der Wespe einen Drownsynth macht.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Filter, LFO und mehr

Wie beim englischen Ur-Wasp kann über einen Schalter zwischen Lowpass-, Bandpass- und Highpassfilter gewechselt werden. Neu im Team ist der Notchfilter des Behringer, der sich als gelungene Ergänzung entpuppt und besonders als Fill In in kurzen Passagen glänzt. Cutoff regelt wie gewohnt die Filterfrequenz, 'Q' bestimmt bei Highpass und Lowpass die Resonanz. In den Modi Bandpass und Notch lässt sich mit 'Q' die Breite des Filters einstellen. Die Hüllkurve für das Filterverhalten wird wie gesagt wieder über Attack Decay und Sustain justiert, aber diesmal ohne Hold-Schalter. Mit dem rechten Filter Control Knob lassen sich Phasenrichtung und Intensität der Hüllkurvenmodulation bestimmen, der linke macht das gleiche für den Einfluss des LFOs auf das Filter.

Der LFO kann als Sinus-, Ramp-, Sägezahn-, Rechteck-, Noise- oder Random- Wellenform schwingen und besitzt einen eigenen Regler für die Schwingungsfrequenz. Pitch Mod lässt den LFO auch die Tonhöhe des Wasp modulieren, was in höheren Einstellungen für extrem wabernde Sounds sorgt, aber auch zu dezentem Detune in der Lage ist.

Besonders wenn der LFO auf Noise gestellt ist, macht die Pitch Mod eine Menge her. Zu guter Letzt befinden sich ganz links auf der Oberfläche die Regler für den Glide und Bend Anteil, wobei letzterer auch manuell für schöne Pitchbends sorgt. Wie eingangs erwähnt ist der Wasp Deluxe streng genommen monophon, doch wie bereits K-2 und Co. können auch bei Behringers Wasp mehrere Exemplare gekoppelt werden, um entsprechend polyphones Spiel zu ermöglichen. Außerdem gibt’s wie immer einige Bonuseinstellungen und Firmware-Updates im Synth-Tool von Behringer.

Fazit

Die Frequenz, in der Behringer seine Neuauflagen auf den Markt bringt, sorgt zwar für viel Spannung und Vorfreude, lässt aber auch Skepsis aufkommen. Die Frage, ob die Qualität bei diesen Massen leidet, drängt sich auf und beunruhigt – schließlich kann ja nicht jeder Behringerklon in der Szene einschlagen wie RD-8 und TD-3, oder? Diese überzeugten im Vergleich zu ihren legendären Vorbildern mit einem marktumkrempelnd geringen Preis, doch es scheint, als hätte Behringer die begehrtesten Synths bereits geklont und Schwierigkeiten, diesen Effekt zu wiederholen. Der Wasp Deluxe ist kein schlechter Synthesizer und steht seinen Geschwistern verarbeitungstechnisch in nichts nach, doch fehlt ein bisschen der Hype. Außerdem macht es den Eindruck, als würde Behringer bei derartigem Output nicht genügend Zeit haben, die Resonanz der Szene zu berücksichtigen. Vergleicht man den Wasp Deluxe weniger mit den anderen Behringern und mehr mit seinem Vorbild, dem Electronic Dream Plant Wasp, fällt das Urteil aber deutlich positiver aus. Sound und Grundcharakter wurden erfolgreich rekonstruiert und man erhält einen vollwertigen Synthesizer, der trotz digitaler Oszillatoren irgendwie analog rüberkommt. Trotzdem sollte Behringer nicht zu lange aufs gleiche Pferd setzen und mehr Mut zu sinnvollen Abweichungen und Ergänzungen beim Klonen beweisen.

Pro

Druckvoller, lebendiger Sound
Hochwertige Verarbeitung
Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Kontra

Keine Pulswellenmodulation
Im Vergleich zu anderen Behringern charakterschwach

Preis:

155,00 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Behringer.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit Behringer , K-2 , Model D , Synthesizer , Test , Wasp Deluxe

Deine
Meinung:
Test: Behringer WASP Deluxe

Wie findest Du den Artikel?

ø: