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Test: Denon DJ Prime Go / Akkubetriebene DJ-Workstation

Test: Denon DJ Prime Go / Akkubetriebene DJ-Workstation

Tests. 18. Oktober 2020 | 4,0 / 5,0

Geschrieben von:
Boris Alexander

Die Denon DJ Prime-Serie umfasst Player, Mixer und Standalone-Geräte zur Installation in Clubs oder Bars und wird jetzt um den akkubetriebenen Prime GO ergänzt, dessen Aktionsradius nicht auf den stationären Einsatz limitiert ist. Auf der Habenseite verbucht die kompakte DJ-Workstation einen Touchscreen, Effekte sowie USB-Anschlüsse und Netzwerkschnittstellen. Für welche Aufgaben sich das digitale Standalone-Gerät empfiehlt, erfahrt ihr nachfolgend.

Portables DJ-Tool

Der Denon DJ Prime Go ist ein portables, zweikanaliges DJ-Werkzeug mit integrierter Stromversorgung. Seine bescheidenen Abmessungen von 411 x 274 x 53 und leichtgewichtigen 3,68 kg erlauben einen einfachen Transport, ich würde allerdings auf eine gepolsterte Tasche zurückgreifen, damit die Bedienelemente keinen Schaden nehmen. Die Verarbeitung der 24-Bit/44,1kHz-Workstation ist herstellertypisch, hier stören kein scharfen Kannten, nichts wackelt, das sollte man allerdings bei einem Straßenpreis von 1075 Euro auch erwarten dürfen.

Prime Go Draufsicht.
Prime Go ist mit einem Akku ausgestattet und unterstützt Streamingdienste.

Decks

Der Denon DJ Prime Go bietet zwei Decks, die aufgrund des begrenzten Platzangebots mit kleinen aber dennoch recht gut kontrollierbaren Bedienelementen ausgestattet sind. Erstaunlich exakt und verzögerungsfrei arbeiten hier vor allem die touch-kapazitiven Jogwheels, die einen Durchmesser von sieben Zentimetern haben. Beleuchtete Cue-/Play-/Pause-Taster erlauben die Steuerung der Songs und Pitchfader mit einem Regelweg von fünf Zentimetern übernehmen die Tempoanpassungen. Letzteres gelingt dank hoher Auflösung passgenau.

Zum „Anschieben“ der Songs gibt es Pitchbend-Taster, und Sync-Buttons gleichen Geschwindigkeiten, Beats und Tonarten an. Für kreative Ausschmückungen stehen pro Deck vier gummierte und illuminierte Pads parat, die Hotcue-Punkte, Loops und Roll kontrollieren und zweifach belegbar sind. Gut erreichbare Drehregler mit Druckfunktion sind für Autoloops, Loop-Verschiebung und Beatjumps nutzbar.

Mixer & Effekte

Das Layout der Mixersektion weicht ebenfalls vom gängigen Standard ab, denn hier trifft man auf Kanalfader, einen Crossfader sowie Cue-Taster und zwei fünfstufige LED-Ketten zur Überwachung des Mastersignals, aber nicht auf Equalizer. Oberhalb der Kanalfader sind Bedienelemente zur Aktivierung von Sweep FX (Filter und Echo) platziert. Die Dreiband-EQs inklusive Gain-Regler befinden sich ausgelagert auf beiden Seiten des Displays und sind horizontal ausgerichtet. Ob diese eigenwillige Anordnung gut funktioniert, werde ich im Praxisteil thematisieren.

Die Master- und Booth-Ausgangssignale lassen sich in der rechten oberen Ecke des Prime Go kontrollieren, in der linken befindet sich der Effektbus, der von beiden Decks aus nutzbar ist. Drei Drehregler dienen zur bequemen Dosierung und Kontrolle der Effekte, die sich aus Echo, Delay, Hall Echo, Ping Pong, Auto Gate, Flanger, LFO Filter, Phaser, Crush, Roll, Rev. Roll, Scratch und Reverb zusammensetzen.

Display

Das 7 Zoll große Farbdisplay ist flach im Gehäuse verbaut und bietet verschiedene Helligkeitsstufen, die sich individuell für die beiden Betriebsmodi (Akku/Netz) wählen lassen. Die Lesbarkeit ist sehr gut und auch die Touchsteuerung funktioniert ohne merkbare Latenz. Durch Befehlseingaben auf dem Display kann man Gerätekonfigurationen vornehmen, aber auch in der Songsammlung navigieren. Neben der Auswahl verschiedener Songquellen lassen sich Playlisten erstellen oder Volltextsuchen per Bildschirmtastatur anstoßen. Im Mixbetrieb werden Wellenformen (horizontal oder vertikal) sowie verschiedene Songparameter und der gewählte Effekt eingeblendet.

Schnittstellen

Der Prime Go ist mit zahlreichen professionellen Anschlüssen ausgestattet, die eine direkte Verkabelung an eine PA erlauben. Das Mastersignal wird per symmetrischer XLR- oder unsymmetrischer Cinch-Buchsen ausgegeben und der Anschluss eines Monitorsystems gelingt via Klinkenbuchsen. Zwei Mikrofone lassen sich an Combo-Buchsen anschließen und ein weiteres Cinch-Paar erlaubt die Integration eines Zuspielers.

Zur Zuführung digitaler Songs gibt es eine USB-Buchse auf der Rückseite und einen SD-Kartenslot auf der Vorderseite. Eine USB-B-Buchse zur Kommunikation mit einem Computer ist ebenfalls vorhanden, allerdings ist diese aktuell (Firmware 1.5.2) nur für Einspielungen von Firmwareupdates gedacht, eine spätere Erweiterung, die den Prime Go als Controller für eine DJ-Software nutzen lässt, ist hier natürlich denkbar.

Ein intern verbautes WLAN-Modul und ein Ethernet-Link-Port lassen sich mit einem Router kombinieren, um auf Streamingdienste zurückgreifen zu können. Die drahtgebundene Variante sendet zudem Zeit- und Geschwindigkeitsinfos an ein VJ-Programm.

Prime Go Rückseite.
Das kompakte Gerät ist mit symmetrischen XLR-Ausgängen ausgestattet und kann direkt an ein PA angeschlossen werden.

Engine Prime

Wie bei allen Geräten der Prime-Serie bietet Denon DJ auch für den Prime Go die kostenlose Software Engine Prime an. Die Software lässt sich zur Vorbereitung von Datenträgern und zur Songorganisation nutzen, hier hat sich seit meinem Prime 2 Test nichts verändert, allerdings schiebt Hersteller Denon DJ hier immer wieder Updates nach, sodass man durchaus mit Bugfixes und Funktionserweiterungen rechnen darf.

Wie die großen Geschwister kann Prime Go Datenträger verarbeiten, die mit Engine Prime, Rekordbox oder gar nicht vorbereitet wurden. Die für letztere notwendige Onboard-Trackanalyse dauert pro Song nur wenige Sekunden und ist recht treffsicher. Per Wischgesten landen Songs im Vorbereitungsordner (Prepare) oder in den Decks. Auch neue Playlisten und Ordner können auf den Datenträgern angelegt und befüllt werden.

Workstation Praxischeck

Der Denon DJ Prime Go nimmt aus verschiedenen Gesichtspunkten eine Sonderstellung in der Prime-Serie ein. Seine super-kompakte Abmessung und der integrierte Akku, der bis zu vier Stunden durchhält, erlauben einen „steckerlosen“ Einsatz, den man durch entsprechend ebenfalls akkubestückte PA-Boxen noch auf die Spitze treiben kann. Ihr könnt somit beispielsweise eine Beach- oder Gartenparty oder eine andere remote Location beschallen, wo es mit einer Stromversorgung oft schwierig ist und man auf kraftstoffbetriebene Stromaggregate verzichten möchte. Darüber hinaus kann Prime Go auch unterwegs auf Bahnfahrten, Flugreisen, aber auch in den heimischen vier Wänden zur Vorbereitung von DJ-Sets genutzt werden.

Da das Layout des Prime Go aus Platzgründen in einigen Bereichen etwas von der „Norm“ abweicht, sollte man etwas Zeit für die Einarbeitung einplanen und sich mit den Positionen der Bedienelemente vertraut machen. Songs lassen sich per USB-Datenträger oder SD-Karten komfortabel zuführen, eine fest verbaute interne Speicherlösung oder Einbauoption für Festplatten gibt es leider nicht. Der Zugriff auf die kostenpflichtigen Streamingdienste Tidal, Beatport LINK und Soundcloud gelingt bei einer aktiven Internetverbindung drahtlos oder per Kabel.

In meinem Praxischeck musste ich leider auch beim Prime Go sporadische WIFI-Verbindungsprobleme notieren, ähnlich wie beim großen Bruder Prime 2. Möglicherweise muss eine Aufstellung in unmittelbarer Nähe des Routers erfolgen, was den Aktionsradius natürlich etwas einschränkt. Und auch an dieser Stelle sei noch einmal erwähnt, dass die Streamingdienste zwar ein riesiges Angebot bereitstellen, auf das bequem zurückgegriffen werden kann, ihre Verwendung aber auf private Einsätze limitiert ist, wie es in den AGB der Anbieter nachzulesen ist.

Die zugeführten Songs werden analysiert, sofern dieser Vorgang nicht zuvor auf einem Computer erledigt wurde. Sollten hierbei Fehler auftreten, lassen sich diese durch ein Verschieben des Gitters, Halbieren oder Verdoppeln der BPM-Werte recht schnell beheben. Der anschließende Mixvorgang kann per Sync-Funktion automatisch erfolgen, mit klassischen DJ-Skills aber auch manuell. Letzteres funktioniert trotz der kleinen Jogwheels und kurzen Pitchfader-Regelwege sehr gut und auch an die horizontal ausgerichteten Equalizer-Drehregler gewöhnt man sich recht schnell.

Etwas bedauerlich ist allerdings, dass man die Kanalpegel nicht optisch im Blick behalten kann und bei der Wahl der Vorverstärkung somit alleine auf sein Gehör angewiesen ist. Gut gefallen haben mir die beiden Sweep Fx, mit denen sich Übergänge modellieren lassen und deren Tastendruckaktivierungen auch Mixtricks erlauben.

Die weiteren kreativen Funktionen wie Hot-Cue-Punkte, Loops, Rolls können passgenau eingestreut werden, klar hat man hier nicht die komplette, große Auswahl an Features wie bei den großen Geschwistern Prime 2 und 4, für interessante Darbietungen sollte es aber dennoch ausreichend sein.

Im Bereich der Effekte muss man mit einem zentralen Effektbus vorliebnehmen, der beide Decks bedient. Da man diesen aber mit den beiden Sweep Fx in den Kanalzügen kombinieren kann, ist der kleine Mixbolide meiner Meinung nach trotzdem hinlänglich mit Effekten bestückt.

Erweiterungen

Zur Setup-Ergänzung lassen sich zwei Mikros auf der Rückseite anschließen. Ihre Signale sind auf der Oberseite per Taster separat aktivierbar und werden per Drehregler gesteuert. LEDs dienen zur optischen Pegelüberwachung und eine Talkover-Funktion, deren Status im Display angezeigt wird, senkt die Musiksignale automatisch ab. EQs oder Effekte stehen für die Sprachsignale nicht zur Verfügung.

Musikzuspielungen von Tablets, Handys oder anderen Geräten lassen sich über den AUX-Eingang einbinden. Die Lautstärkeregelung findet auf der Vorderseite statt; da das Signal direkt an den Masterausgang gesendet wird, gibt es leider keine Vorhöroption.

Fazit

Denon DJs Prime Go ist ein zweikanaliges DJ-Tool, das im Bereich des „mobilen“ DJing neue Maßstäbe setzt. Das kompakte Standalone-Gerät kann zur Vorbereitung von DJ-Sets und dank integriertem Akku auch zur Beschallung von remote Locations in Kombination mit einer batteriegespeisten PA zum Einsatz kommen. Prime Go erlaubt das Mixen digitaler Tracks von Datenträgern und den Streamingdiensten Tidal, Soundcloud und Beatport und liefert einen druckvollen Sound. Das Gerät glänzt durch eine gute Verarbeitung, bietet Effekte sowie Loops und ist mit einem 7-Zoll-Touchdisplay ausgestattet. Eine Setup-Erweiterung kann durch zwei Mikrofone und eine weitere Line-Klangquelle erfolgen, eine Nutzung des Prime Go als Controller ist aktuell noch nicht möglich. Der kleinste Bolide der Prime-Serie nutzt das Betriebssystem „Engine Prime“ genau wie seine deutlich größeren Geschwistern Prime 2 und 4, bietet die gleiche flexible Songversorgung per Datenträger oder Streaming, empfiehlt sich aber für andere Einsatzbereiche. Während Prime 2 und 4 aufgrund ihrer Größe und Kreativausstattung semiprofessionelle bis professionelle Clubveranstaltungen im Visier haben, empfiehlt sich Prime Go eher für private und Mobile-DJ-Events. Der Straßenpreis von 1075 Euro ist sicherlich ambitioniert, geht aber aufgrund der gebotenen Qualität und dem Funktionsumfang in Ordnung, zumal mir auch keine echte Alternative bekannt ist.

Pro

Akkubetriebene mobile DJ-Workstation
Ordentliche Verarbeitung
Gut bedienbares Touchdisplay
Flexible Songzuspielung per USB und SD-Karten
Unterstützung für Streamingdienste via LAN und WIFI

Kontra

Keine Einbauoption für Festplatten

Preis:

1099,00 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Denon DJ.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit Akku , akkubetrieben , Denon DJ , DJ Workstation , DJ-Controller , Prime Go , Test

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