Viele DJ-Apps sind optisch schön gestaltet und bieten aber oft nur die Grundfunktionen, die zum Auflegen benötigt werden. Ganz anders verhält es sich bei der iOS-App DJ Player, diese möchte mit einer reduzierten Optik und professionellen Funktionen den Anwender überzeugen. Ob das gelungen ist, erfahrt ihr in dem nachfolgenden Test.
In Apples App-Store gibt es mittlerweile eine recht große Vielzahl an DJ-Apps. Neben einigen unbekannten Softwareschmieden, finden sich auch einige Anbieter darunter, die seit vielen Jahren Lösungen für Computersysteme anbieten. So gibt es beispielsweise Traktor DJ, djay 2 oder Cross DJ wahlweise für das iPhone oder iPad. Die App DJ Player tritt das Erbe des Red Bull DJ Players an und ist bereits seit 2009 verfügbar.
Ausstattung
Die App DJ Player kann mit bis zu vier Decks genutzt werden und ist in unterschiedliche Arbeitsbereiche unterteilt. Diese bestehen aus einem Mixing-Bereich, einem Setup-Bereich und einem Songbrowser. Im Mixing-Bereich sind die Decks, Effekte und die Mixerfunktionen untergebracht. Zudem lassen sich hier Beatgrids bearbeiten, Cue-Punkte setzen und Loops aktivieren.
In der von mir getesteten Version 7.5 gibt es 11 Effekte, die sich unter anderem aus Filter, Bitcrusher, Flanger, Echo, Hall und Gate zusammensetzen und 8 Cue-Punkte, die in der Wellenform angezeigt werden. Wer nicht selbst beatmatchen möchte, kann von der Sync-Funktion Gebrauch machen und dabei zwischen Tempo- und Beatsync wählen. Für die Soundausgabe lässt sich im Heimanwenderbereich ein Audiospilt-Kabel nutzen, dass das Master- und Vorhörsignal separiert.
Ich persönlich empfehle die Verwendung eines USB-Audiointerfaces (link Griffin), da dieses in der Regel eine bessere Klangqualität liefert und zudem mit Stereosignalen arbeitet. DJ Player erlaubt die Verwendung jeder USB-Class-Compliant-Audiokarte, wobei es vereinzelt zu Problemen kommen kann, die allerdings auf das iOS-8-Betriebssystem zurückzuführen sind. Erkennen kann man USB-Class-Compliant-Geräte daran, dass sie ohne Treiber mit Computersystemen zusammenarbeiten.
Bezüglich der iOS-Kompatibilität bietet beispielsweise Native Instruments eine eigene Webseite mit aktuellen Informationen an. Zur Steuerung der App kann neben dem Touchscreen des iOS-Geräts auch ein MIDI-Controller eingesetzt werden. Zum Lieferumfang der App gehören zahlreiche MIDI-Mappings für populäre Controller von Numark, Pioneer, Vestax und Reloop etc.
Die MIDI-Mappings lassen sich bearbeiten und an persönliche Bedürfnisse anpassen. Sollte euer bevorzugter Controller nicht enthalten sein, so könnt ihr auf der Webseite von DJ TechTools (https://maps.djtechtools.com) nach einem Mapping suchen oder ein eigenes programmieren. Als bislang einzige iOS-DJ-App kann DJ-Player auch mit Timecode-Medien gesteuert werden. Laut Herstellerangaben können dazu fast alle aktuell verfügbaren Control-CDs oder Vinyls genutzt werden, die es auf dem Markt gibt.
Zur Interaktion mit anderen Programmen kann DJ Player MIDI-Clock-Daten versenden. Diese Funktion lässt sich in Verbindung mit Apps auf dem gleichen iOS-Gerät nutzen oder per USB/WIFI mit externen Geräten und Computern. Der Songbrowser erlaubt das Laden von Tracks, die lokal auf eurem iOS-Gerät oder in eurer Dropbox gespeichert sind, bietet aber auch einen Zugriff auf die Onlinestreaming-Plattform Deezer, für die man ein Premiumabo für 9,99 Euro im Monat benötigt.
Ausprobiert
Da die App DJ Player mit einem recht großen Funktionsumfang ausgestattet ist, solltet ihr für einen ersten Check ausreichend viel Zeit einplanen. Der Mixing-Bereich ist voller Funktionen, die mit großen Bedienelementen in Aktion versetzt werden können. Das ist zwar gut, um eine treffsichere Ausführung zur ermöglichen, bedeutet aber auch, das recht viele Funktionsbereiche in Untermenüs verborgen sind. Ein direkter Zugriff besteht auf das Starten und Stoppen von Songs sowie auf die Aktivierung von Effekten und Loops. Möchtet ihr hingehen mit Cue-Punkten und Effekten arbeiten, kommt ihr um ein Umschalten der Ansichten nicht herum
Eine Abhilfe für dieses Problem gelingt durch einen MIDI-Controller. Mit diesem könnt ihr die App wie eine Software auf einem Computersystem steuern und spart euch das häufig Wechseln der Ansichten. Die Kontrolle nahezu aller Funktionen der App lässt sich auf eine Hardware übertragen. Zugegebenermaßen ist man mit dieser Aufgabe eine Weile beschäftigt, aber ein MIDI-Monitor, der eingehende MIDI-Kommandos einblendet und eine MIDI-Lernfunktion unterstützen diesen Vorgang.
DJ Player kann zudem mit mehreren USB-Geräten gleichzeitig kommunizieren, so dass ihr zum Beispiel zwei MIDI-Controller oder ein Audiointerface und einen Controller anschließen könnt. Empfehlenswert ist hier der Einsatz eines Hubs, wenn möglich in aktiver Ausführung (mit einer Stromversorgung).
Losgemixt
Das Laden der Songs gelingt mittels des Songbrowsers. Hier gibt es neben zahlreichen Sortiermöglichkeiten und einer Suchfunktion auch, wie erwähnt, die Möglichkeit online auf Songs zuzugreifen. Dieses funktioniert natürlich nur bei einer aktiven Internetverbindung und eignet sich meiner Meinung nach eher für einen privaten Einsatz. Die Songs werden nach dem Laden in ein Deck analysiert und mit einem Beatraster überzogen. In meinem Test funktionierte dieser Analysevorgang bei geraden 4/4 Tracks recht ordentlich, stieß aber bei komplexeren Rhythmen des Öfteren an seine Grenzen. Um das Beatraster nachzubearbeiten gibt es im Mixing-Bereich eine Vielzahl an Funktionen, so dass die nötigen Schritte wie das Setzen neuer Gridmarker oder das Verschieben des Rasters recht fix ausgeführt werden können. Bei der Anpassung der Songgeschwindigkeit tritt in der App eine Tonhöhenkorrektur in Aktion, die eine brauchbare Klangqualität hat und sich optional deaktivieren lässt. Jedes Deck verfügt über drei beliebig befüllbare Effektbusse.
Die Qualität der Effekte ist durchweg gut und ihre Auswahl praxisgerecht. Durch Umschalten im Mixing-Bereich lassen sich die Effektparameter mit einem XY-Touchpad steuern. Für das Setzen und Triggern von Cue-Punkten gibt es den Menüpunkt Points. Hier lassen sich die entsprechenden Songstellen mit Cue-Punkten markieren und direkt erreichen. Aktiviert man zusätzlich die Funktion „Bounce“, kann man mit den Cue-Punkten kurze Drops in den laufenden Mix einstreuen.
DVS
Um die DVS-Funktion von DJ Player ausprobieren zu können, habe mit meinen Traktor-(MK1)-, Serato- und Cross-Timecode-CDs einen Testlauf gemacht. Die Steuerung funktioniert nach ein paar wenigen Anpassungen im Einstellungsmenü der App wirklich sehr gut und ähnlich direkt wie bei einem computerbasierten DVS-System.
Etwas schade ist allerdings, dass sich die aktuellen MK2-Timecode-Medien von Traktor nicht nutzen lassen. Auf dieses Problem wird in der App hingewiesen, aber ob es in absehbarer Zeit eine Lösung dafür geben wird, ist nicht bekannt.
Fazit
Die App DJ Player hinterlässt insgesamt einen sehr guten Eindruck und bietet einen beeindruckenden Funktionsumfang. Klar, kann man nicht erwarten, dass auf einem iPad- oder iPhone-Display die gleiche Menge an Informationen dargestellt werden können wie auf einem Computerbildschirm, schließt man aber einen Controller an das iOS-Gerät an, so lässt sich dieser Nachteil in vielen Bereichen kompensieren. Eine gute Nachricht habe ich noch für alle Interessierten, die nicht wissen, ob die App wirklich das richtig für sie ist: DJ Player kann kostenlos getestet werden!
Hersteller: iMect
Web: djplayerapp.com
Bezug: App Store
Preis: kostenlos, In-App: Vollversion 8,99 €
PLUS
+ umfassend ausgestattete DJ-App
+ kombinierbar mit MIDI-Controllern und Soundkarten
+ verschiedene Timecode-Medien verwendbar
+ praxistaugliche Effekte
MINUS
- manche Funktionen nur über Untermenüs erreichbar
- aktuelle Traktor-Timecode-Medien können nicht genutzt werden
Alternativen
Traktor DJ
8,99 Euro
Cross DJ
6,99 Euro
2 Kommentare zu "Test: DJ Player 7.5 - iOS-DJ App mit DVS-Steuerung"
Hi,
aktuell gibt es keine alternativen Themes.
Grüße
Boris
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Ich finde den Funktionsumfang vom DJ-Player ja schon cool, aber die Oberfläche ist sehr überarbeitungswürdig. Gibts da keine Themse?
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