Die App DJ Player stammt aus der Feder von Gábor Szántó und befindet sich bereits seit 2009 in Apples Appstore. Die App wird seitdem kontinuierlich weiterentwickelt und hat schon mehrfach ein neues Design sowie Funktionszuwächse erhalten. Schon sehr früh konnte man DJ Player mit MIDI-Controllern und sogar DVS-Medien steuern. Aktuell findet man zwei Versionen, die sich an unterschiedliche Zielgruppen richten und die zu unterschiedlichen Preisen angeboten werden. Zum einen gibt es DJ Player Professional, das als Abo-Modell (ab 10,99 Euro für fünf Monate) verfügbar ist und das funktionsreduzierte Extrakt DJ Player EM, das für eine einmalige Zahlung von 10,99 Euro heruntergeladen werden kann. Letzteres habe ich mir in der Version 2.1.1 für diesen Test genauer angeschaut und auf einem iPad 2018 installiert.
DJ Player EM
DJ Player EM bietet zwei Decks mit einer wählbaren Wellenform- und Bedienelementen-Anordnung. Die App spielt Songs im MP3-, AAC-, WAV-, AIFF- sowie ALAC-Format und sogar vierspurige Stem-Dateien. Das Angleichen der Tracks erfolgt automatisch oder manuell und der Mixer verfügt über Dreiband-EQs, Multimode-Filter und Kanalfader sowie einen Crossfader. Zum kreativen Mixen stehen HotCue-Punkte, Loops, Slip-Mode und Effekte zur Verfügung. Zudem lassen sich Mixe mit einer Länge von bis zu 60 Minuten aufnehmen und USB-Audiointerfaces zur Ausgabe nutzen.
Die Vollversion DJ Player Professional bietet zusätzlich:
Vier Decks
Externen Mixermodus
MIDI-Steuerung
DVS-Steuerung
Zeitlich unbegrenzte Aufnahmen
Speicherung von Metadaten in der DJ Player Cloud
Deezer-, Dropbox- und WebDAV-Integration
Ableton-Link-Synchronisation
Layout
Bevor man den ersten Mix mit DJ Player EM angeht, sollte man sich mit dem Funktionsumfang und den Einstellungsmöglichkeiten der App vertraut machen. Die App bietet viele Funktionen, die sich leider nicht alle intuitiv erschließen lassen. Glücklicherweise gibt es eine umfassende, allerdings in englischer Sprache verfasste Dokumentation. Tippt man in der unteren Zeile des Hauptfensters auf ein rautenförmiges Symbol, so kann man zwischen verschiedenen Layouts wählen. Die Wellenformen und Decks lassen sich vertikal oder horizontal anordnen und bei Bedarf kann auch eine Zweihand-Bedienung aktiviert werden. Letztere empfiehlt sich für iPads mit größeren Displays, aber auch bei einem 9,7-Zoll-Bildschirm funktioniert das sehr gut, vor allem wenn man das Gerät im Landscape-Modus betreibt.
Songspeicher
DJ Player EM kann im Track Browser auf den internen Musik-Speicher des iPads und dessen Playlisten zugreifen. Die Befüllung erfolgt vom Computer aus per Synchronisation von Playlisten in iTunes. Alternativ gelingt die Übertragung auch per Dateifreigabe in iTunes, was vor allem dann wichtig ist, wenn Stem-Files zum Einsatz kommen, da bei der Playlistensynchronisation die Mehrspurfunktion der Stems eliminiert wird. Die Songs lassen sich im Track Browser nach unterschiedlichen Sortierkriterien einblenden und auch eine Vollbilddarstellung ist möglich. Zudem können Songvorschläge einblendet, Playlisten anlegt, Songs gesucht und analysiert werden. DJ Player EM bietet somit eine sehr potent ausgestattete Songbibliothek.
Mixing
Hat man den gewünschten Track gefunden und in ein Deck geladen, wird er mit einem Beatgrid überzogen. Dieses sollte man kontrollieren, da die Automatikfunktionen auf das Raster zurückgreifen. In meinem Test ermittelte die App die Geschwindigkeiten zuverlässig und platzierte die Beatgrids passgenau. Wenn es hier zu Abweichungen kommt, hilft eine Eingrenzung des Songtempos in den Analyseoptionen oder auch eine manuelle Korrektur, die mit wenigen Bedienschritten ausführbar ist. Für das Beatmatching der Songs bietet die Sync-Funktion eine „Vollautomatik“ oder passt nur das Tempo oder die Beatgrids an. Alternativ gelingen die Anpassungen auch manuell, wobei man hier etwas Übung benötigt, um die Songs per Pitchbend richtig zu positionieren.
Neben der Wiedergabe von Songs erlaubt DJ Player EM auch die Verwendung von mehrspurigen Stem-Files, die die meisten Traktor-User bereits kennen werden. Nach dem Laden erscheinen diese als vierspurige Wellenformen und bieten einen separaten Zugriff auf Drums, Basslines sowie Leads und Vocals. Die einzelnen Spuren lassen sich individuell mit Filtern und Effekten bearbeiten oder stummschalten. Stems sind für kreative Echtzeitremixe nutzbar, Producer können ihre Songs mit dem kostenlosen Tool Stem Creator umwandeln.
Gemixt wird per Kanalfader oder Crossfader, und per Zweifinger-Akrobatik kann man parallel dazu auch noch die Equalizer oder die gut klingenden Filter kontrollieren. Ein Vierpunkte-Quadrat im unteren Bereich aktiviert die Einblendung der acht HotCue-/Loop-Speicherplätze. HotCue-Punkte und Loops rasten bei eingeschalteter Sync-Funktion auf dem Beatgrid ein, sodass sich die kreativen Funktionen sehr einfach treffsicher nutzen lassen. Auf Wunsch kann man zudem den achten HotCue-Speicherplatz als „Loop-Trap“ nutzen, die sich selbsttätig aktiviert und das Mixen von sehr kurzen Tracks oder Radio-Edits vereinfacht.
Zum Ausschmücken der Mixe gibt es pro Deck drei Effektslots. Diese lassen sich mit Effekten wie Roll, White (Rauschen), Jet, Lo-Fi (Bitcrusher), Gate, Filter, Echo und Reverb bestücken, die mir klanglich gut gefallen. Die Steuerung erfolgt auf unterschiedliche Weise: Effekte können in Kombination mit der Shift-Taste kontrolliert werden oder durch bildschirmfüllende XY-Touchpads.
Audioausgabe
Die App DJ Player EM bietet zwei verschieden Möglichkeiten zur Audioausgabe. Zum einen kann man den analogen Ausgang des iPads nutzen, was sicherlich unterwegs oder zu Hause eine Option ist. Hierzu lässt sich optional der Split-Audio-Modus einschalten, der das Stereosignal in ein Master- und Cue-Signal aufteilt und ein spezielles Kabel benötigt. Zum anderen lassen sich die Master- und Cue-Signale über die Ausgänge eines Multikanal-USB-Audiointerfaces wiedergeben. Hierdurch erhält man nicht nur einen besseren Sound, sondern auch zwei separate Stereosignale. Wer es kompakt mag, nutzt hier zum Beispiel das Traktor Audio 2 Interface.
Einstellungen
Das Einstellungsmenü der App verfügt über zahlreiche Anpassungsoptionen. Im Mixer-Bereich lässt sich die Deckzuweisung zum Crossfader ändern sowie dessen Kurvenverlauf und die Verschaltung der Effekte (Pre/Post). Im Player-Bereich können die Quantisierung sowie die gewünschte Art der Synchronisation, das Zurücksetzen verschiedener Parameter beim Erreichen des Endes eines Songs und die Pitchbend-Funktionen konfiguriert werden. Die Output-Sektion erlaubt die Aktivierung der Split-Funktion und die Zuweisung der Ausgangskanäle der Soundkarte für die Master- und Cue-Signale. Alle weiteren Optionen wie „Input+DVS“ und „MIDI“ sind mit einem Schloss versehen und der Vollversion DJ Player Professional vorbehalten.
Fazit
Die iOS App DJ Player EM erlaubt das Auflegen mit zwei Decks und bietet eine solide Kreativausstattung. Neben dem Überblenden von Songs können auch mehrspurige Stem-Dateien genutzt werden, mit denen sich interessante DJ-Gigs bestreiten lassen. Das Mixen gelingt dank der treffsicheren Songanalyse mit den automatischen Hilfefunktionen zuverlässig und die enthaltenen Effekte lassen sich für Spannungsbögen nutzen. Aufgrund der vielen Funktionen und ihrer leider nicht immer intuitiven Bedienung kommt man eigentlich nicht umhin, sich mit dem Handbuch der App auseinanderzusetzen. Letzteres ist aber gut geschrieben und umfassend, sodass keine Fragen offen bleiben. Ich kann DJ Player EM Einsteigern, aber auch ambitionierten Hobby-DJs empfehlen, zumal eine Ausgabe über ein USB-Audiointerface möglich ist und sich somit auch eine Beschallung in einem größeren privaten Rahmen. Wer mehr möchte, und die App per MIDI-Controller oder sogar DVS-Medien kontrollieren will, sollte sich DJ Player Professional näher anschauen.
Pro
Großer Funktionsumfang
Unterstützung für mehrspurige Stem-Dateien
Praxisgerechte Effekte
Ausgabe per USB-Audiointerface
Viele Konfigurationsmöglichkeiten
Kontra
Handbuchstudium obligatorisch
Preis:
10,99 Euro
Weitere Informationen gibt es auf der Website von DJ Player.
1 Kommentare zu "Test: DJ Player EM für iOS"
thanks bro
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