Test: Dreadbox Hades DIY

Test: Dreadbox Hades DIY

Tests. 16. Juni 2018 | / 5,0

Geschrieben von:
Steffen Sennert

Der Hades ist ein monophoner Analogsynth mit Patchfeld, der vor allem für Leads oder Bass-Sounds à la TB303 geeignet ist. Durch das Patchfeld lassen sich jedoch auch sehr komplexe Klangstrukturen bis hin zu Noise-Texturen erstellen. Der griechische Hersteller hat den original Hades 2016 vorgestellt und als Standalone Desktop-Gerät mit edlen Holz-Panels und Metallgehäuse zum Preis von 299 EUR vertrieben. Diese Version ist nun nicht mehr erhältlich und wurde durch das neues Hades Eurorack-Modul ersetzt.

Hades Draufsicht der alten Version.
Die alte Version des Hades “Bass Synthesizer” mit stabilem Metallgehäuse und Holz-Panels

Der neue Hades beruht auf der gleichen, ursprünglichen Schaltung, jedoch gibt es ein paar Neuerungen wie einen zweiten LFO, der ein Rechteck-Signal generiert oder einen Wahlschalter für verschiedene Filtermodi (1x High-Pass und 3x Low-Pass unterschiedlicher Flankensteilheit). Die Anordnung der Bedienelemente wurde angepasst und die Frontplatte so gestaltet, dass das Gerät in ein Eurorack passt (auch wenn es dabei recht viel Platz wegnimmt). Außerdem gibt es vier weitere Patch Punkte.

Gespart wurde bei der neuen Version besonders am Case. Die Eurorack-Version enthält nur eine bedruckte Frontplatte aus einen Platinen-ähnlichen Material und ein Pappkarton, aus dem man sich ein Case falten kann. Der Karton ist allerdings keine dauerhafte Lösung, wenn man es als Standalone-Gerät betreiben möchte. Wer kein Eurorack hat, benötigt zusätzlich ein 15V-Netzteil, das separat erworben werden kann. Den neuen Hades gibt es in drei verschiedenen Ausführungen:

1. Fertig aufgebaut als Hades Desktop-Version inklusive Netzteil und MIDI-to-CV-Konverter für 250 EUR.

2. Das Hades Eurorack-Modul für 210 EUR ist ebenfalls vormontiert, enthält jedoch kein Netzteil oder MIDI-Konverter.

3. Wer Spaß am Löten hat, bekommt das Hades DIY-Kit mit (fast) allen benötigten Teilen für 130 EUR. Die Widerstände müssen noch separat erworben werden. Bei Reichelt Elektronik habe ich für alle benötigten Widerstände 11,15 EUR inklusive Versand bezahlt. Die Liste der benötigten Widerstände befindet sich hier auf der Dreadbox-Website. Im DIY-Kit ist die Power PCB mit MIDI-to-CV-Konverter enthalten, jedoch kein Netzteil.

Zugegeben: Als ich die erste Nachricht über das Selbstbau-Kit zu diesem Hammer Preis gesehen habe, schallte es in meinem Kopf laut: “Kaufen! Kaaaauuuufen! Haben will!!!!1!”. Der Preis und die Option auf ein paar Stunden löten waren schon Kaufargument genug, die Klangbeispiele des Herstellers hörte ich mir nur an, um diesen Impulskauf ein klein wenig zu rechtfertigen...

Da ich selbst gerne löte, eigene Controller baue und meine Synths repariere, freue ich mich immer sehr über DIY-Kits, bei denen ich auch gleichzeitig etwas Geld sparen kann. Ich habe mir also vorfreudig das Hades DIY-Kit bestellt, als es letztes Jahr vorgestellt wurde. Das Netzteil habe ich nicht mitgeordert, denn wie immer dachte ich, dass ich da schon eine eigene und günstigere Lösung finden werde. Leider war dem nicht so: Universaladapter gehen normalerweise nur bis 12V und die sonstigen 15V Netzteile kosteten meist etwas mehr als das vom Hersteller angeboten Netzteil für 15 EUR. Es wäre günstiger gewesen, das Netzteil direkt mit zu bestellen, da ich mir hier auch noch die zusätzlichen Versandkosten erspart hätte.

Aufbau

Das DIY-Kit kam ein paar Wochen später im Pappkarton an. Zunächst habe ich alle Einzelteile mithilfe der Aufbauanleitung überprüft und abgezählt. Die einzeln abgepackten Komponenten wurden per Hand beschriftet, um Verwechslungen auszuschließen. Alle Teile waren in richtiger Stückzahl vorhanden. Hier sei gesagt, dass nur Through-Hole Komponenten gelötet werden müssen (also Teile bei denen die Anschlussdrähte in ein Loch in der Platine gesteckt werden). Die Anleitung ist ausführlich genug, dass jeder, der schon mal ein paar Teile gelötet hat und ein wenig elektronisches Grundwissen besitzt, damit zurechtkommen sollte. Wer noch nie gelötet hat sollte nach ein paar Tutorials vielleicht erst einmal etwas einfacheres Löten um ein Gefühl dafür zu bekommen.

Für den gesamten Aufbau benötigte ich ungefähr vier Stunden. Die Anleitung war sehr hilfreich und ich hatte keine Probleme den Aufbau zu beenden. Ob das Gerät auch funktionierte, konnte ich allerdings erst eine Woche später herausfinden, als das nachbestellte Netzteil geliefert wurde (kleiner Tipp: Patchkabel direkt mitbestellen). Die Spannung stieg, der erste Test konnte beginnen. Ich war ziemlich erleichtert, dass der Synth vollständig funktionstüchtig war. Hier darf man sich schon mal einen Moment Stolz fühlen, selbst einen analogen Synthesizer gebaut zu haben!

 

Der fertige Synthesizer im Pappkarton. An der Seite befindet sich das Netzteil mit MIDI-Modul.

Test

Wer vom Hades einen schönen oder gar runden Sound erwartet, ist fehl am Platz. Der Klang des Synthesizers ist wie bei der Desktop-Version roh, dreckig und etwas kantig. Er eignet sich gut für knarzige Bässe, Texturen und Noise-Klänge. Rohe Leadsounds klingen mir ohne Nachbearbeitung allerdings zu klein. Auch die verbaute Verzerrer-Einheit reicht mir da persönlich nicht aus. In Kombination mit anderen Modulen entfaltet der Hades mit seinen 13 Patchmöglichkeiten (Glide, Width, Pitch, Sync, Osc Out, External Input, Gate, VCF, EG Out, VCA, Master Out, LFO Out (Dreieck und Rechteck) jedoch sein volles Potential und bietet weitaus mehr Klangvariationen.

Grafik des Bedienfelds.
Das Bedieninterface ist übersichtlich gestaltet, die kurzen Fader sind etwas fummelig.

Fazit

Sowohl beim Zusammenbauen als auch beim Spielen macht der Hades Spaß! Man sollte nicht erwarten “fertige” fette Klänge aus dem Gerät zu bekommen ohne weiteres Postprocessing zu betreiben. Allein ist der Hades im Mix nicht durchsetzungsfähig genug. Man benötigt noch Effekte wie Kompressoren, Verzerrer oder Chorus. Auch die Resonanz nimmt dem Klang schnell den Druck in den Tiefen. Der Aufdruck “Bass Synthesizer” der noch auf dem Original aufgedruckt war, wurde meiner Meinung nach zurecht entfernt. Man kann dem Hades zwar immer noch tiefe und knarzige Bässe entlocken, ich finde ihn aber viel interessanter für Effekt-Klänge oder Lead Sounds. Man patcht sich sehr schnell und spielerisch von einfachen Leadsounds zu brachialen Klangmauern.

Der Synthesizer ist ein guter Einstieg in die Welt der Eurorack-Module. Wer den Selbstbau nicht scheut, bekommt einen günstigen Synth mit allen grundlegenden Elementen. Der Aufbau war mit der Anleitung einfach zu bewältigen und auch das Löten sollte Jeder, der schon mal einen Lötkolben in der Hand hatte hinbekommen. Wer kein Eurorack besitzt und den Hades als Standalone-Gerät betreiben möchte, dem empfehle ich, das Geld in die Hand zu nehmen und die alte Version zu kaufen. Hier bekommt man nicht nur ein stabiles Case, sondern auch ein etwas angenehmeres Bedieninterface.

 

Pro

Günstiges Einsteigermodul
Eurorack-kompatibel
13 Patchbuchsen
External Audio Input
Kann auch extern mit MIDI betrieben werden

Kontra

Kein Case
Resonanz mindert Tiefen
Fühlt sich im Vergleich zur Originalversion etwas “billig” an

Preis:

130-250 EUR

Weitere Informationen auf der Dreadbox-Website.

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