Test: Dreadbox Nymphes / Analoger Synthesizer

Test: Dreadbox Nymphes / Analoger Synthesizer

Tests. 5. Februar 2023 | / 5,0

Geschrieben von:
Kai Dombrowski

Nach Erebus und Typhon bringt der griechische Hersteller Dreadbox nun einen weiteren, handgemachten Desktop-Synthesizer auf den Markt. Nymphes heißt der Neuzugang und besticht mit analogem Sound, sechsstimmiger Polyphonie, Preset-Speicher und integriertem Digital-Reverb. Die Idee zum Instrument will der Pandemie entsprungen sein und Dreadbox hoffen, mit Nymphes das ein oder andere Gemüt zu erhellen. Ob der Plan aufgeht und wie sich der Synth in der Praxis schlägt, zeigt dieser Test.

Verarbeitung, Anschlüsse und technische Daten

Mit Abmessungen von 240 x 124 x 37 mm und einem Gewicht von lediglich 0,75 kg ist Dreadbox' Nymphes definitiv einer der portableren Polysynths. Das Gehäuse ist komplett aus Metall gefertigt, äußerst stabil und super verarbeitet. Doch die Verarbeitung der Nymphe überzeugt nicht nur funktional, sondern auch optisch: Der 80er-Look mit der knalligen Kombi aus Blau und Rosa bringt Farbe ins Setup und ist einfach stylisch.

Die verbauten Fader verfügen über einen ordentlichen Widerstand beim Schieben, was detailgenaue Einstellungen erlaubt und versehentliches Verstellen der Fader erschwert. Ansonsten gibt es auf der Oberfläche des Nymphes noch einen Volume-Poti und einen Sieben-Weg-Menüschalter sowie drei hintergrundbeleuchtete Funktionstaster. Wie die Fader machen auch die restlichen Bedienelemente einen guten Eindruck in Sachen Spielgefühl und Build Quality.

Die Anschlusssektion des Dreadbox Nymphes fällt erstaunlich überschaubar aus: Ein Mono-Output für das Audiosignal als 6,35mm-Klinke, MIDI-In und Köpfhörerausgang im 3,5mm-Miniklinkenformat und ein USB-B-Anschluss sind offenbar alles, was Nymphes braucht. Die USB-Buchse dient übrigens nicht nur als alternative MIDI-Schnittstelle, sondern auch als Stromquelle, sodass Nymphes problemlos per Powerbank oder Ähnlichem betrieben werden kann. Im Lieferumfang des Synths befinden sich das passende USB-Kabel, ein MIDI-Adapter von 3,5 mm auf DIN-Norm, zwei Sticker, die Warranty Card sowie ein faltbares Manual.

Auf der Rückseite der Warranty Card ist außerdem eine Menu Map abgedruckt, um sich im Bedienkonzept des Nymphes zurechtzufinden. Aber auch die Verpackung verdient eine eigene Erwähnung. Nicht nur, weil sie im selben Farb-Design daher kommt wie Synth und Manual, sondern auch weil sich auf der Rückseite des Kartons eine Widmung befindet – "Smash the Patriarchy!"

Dreadbox Nymphes Anschlüsse.

Dreadbox Nymphes: Oszillatorsektion

Der Dreadbox Nymphes verfügt zwar über nur einen „richtigen“ Oszillator, dieser kann aber wahlweise als Dreieck-, Rechteck oder Sägezahnwelle erklingen und lässt sich via Fader in der Amplitude justieren. Weil die Auswahl der Wellenform ebenfalls per Schieberegler passiert, kann sogar von Wave zu Wave geblendet werden, bei gehaltener Shift-Taste steuert der Wellenform-Fader außerdem die Pulsbreite der Rechteckwelle.

Ein Sub-Oszillator sowie ein White-Noise-Generator mit jeweils eigenem Fader erweitern das Arsenal der Klangerzeugung, wobei der Sub als Squarewave immer eine Oktave unterhalb des Hauptsignals erklingt. Selbstverständlich sind auch diese Fader doppelt belegt und so steuern Lvl, Sub und Noise alternativ die Glide-, Detune- oder Chord-Funktionen. Der letzte Fader aus der Oszillatorsektion steuert die Intensität, mit der die Tonhöhe moduliert wird: Im Normalzustand per LFO und via Shift steuert die Filterhüllkurve den Pitchbend.

Filter und Hüllkurven

Nymphes besitzt ein resonanzfähiges, 24dB-Lowpassfilter, das in ein 6dB-Highpassfilter mit reduzierten Bedienungsmöglichkeiten gespeist wird. Das Lowpassfilter kennt Cutoff, Resonanz und EG-Intensität, das Highpassfilter leider nur Cutoff. Resonanz wäre natürlich noch schön gewesen, aber auch so können die seriellen Filter überzeugen und es bleibt Platz für Doppelbelegungen wie Filter Tracking oder LFO-Modulation via LFO1.

Apropos Doppelbelegungen: Normalerweise steuert der Cutoff-Fader das Lowpassfilter, erst zusammen mit Shift gibt es Zugriff auf den Cutoff des Highpassfilters. Tracking und LFO teilen sich die Schieberegler mit Resonanz und EG. Was Hüllkurven betrifft, besitzt Nymphes jeweils eine für Filtermodulation und eine für das An- und Abklingverhalten des Synths. Beide Hüllkurven sind mit Fadern für Attack, Decay, Sustain und Release voll ausgestattet. Standardmäßig steuern die Schieberegler die Filterhüllkurve, via Shift geht’s an den Amp.

Betriebsmodi und Workflow

Trotz der eigentlich polyphonen Funktionsweise des Synths gibt es diverse Betriebsarten mit variierender Zuordnung von Stimmenanzahl und Tastendruck: Poly (sechs Stimmen auf sechs Tasten), Uni A und Uni B (sechs Stimmen pro Taste oder vier Stimmen pro Taste), Duo (drei Stimmen auf zwei Tasten), Tri (zwei Stimmen auf drei Tasten) und mono (eine Stimme pro Taste). Der Chord-Modus dient lediglich zur Voreinstellung der Chord-Presets, die dann mittels Chord-Fader abgerufen werden können, aber auch so lässt Nymphes Arsenal in Sachen Mehrstimmigkeit keine Wünsche offen.

Um den Spielmodus zu ändern, muss einmal der Menü-Taster gedrückt und anschließend der Wahlschalter auf die erste Position gestellt werden. Dann gilt es, den Menüschalter erneut zu betätigen, um mit dem Wahlschalter den jeweiligen Modus auszuwählen – gar nicht mal so unkompliziert. Immerhin gibt die blinkende Hintergrundbeleuchtung des Tasters Aufschluss darüber, dass man sich in der Modusauswahl befindet, ansonsten leuchtet der Button bei Menüarbeit durchgängig.

Dreadbox Nymphes: Die LFOs

Während LFO 1 polyphon und mit Pitch und Cutoff-Frequenz vorverdrahtet ist, kann LFO 2 gemäß einer Auswahl von 24 Modulationszielen frei zugewiesen werden. Ähnlich wie die Abspielmodi ist auch LFO 2 mittels Wahlschalter zu erreichen und einmal im Menü angekommen, genügt das Bewegen eines Faders, um den LFO mit dem entsprechenden Parameter zu verknüpfen. Dabei sind auch Shift-Kombinationen möglich, um an die doppelbelegten Parameter zu gelangen. Ferner können mehrere Modulationsziele gleichzeitig und in unabhängiger Intensität angesteuert werden, je nachdem wie weit der zugehörige Fader hochgeschoben wird.

Beide LFOs können als Dreieck-, Sägezahn-, Ramp-, Rechteck- oder Random-Wellenform agieren, im Gegensatz zum Oszillator sind hier jedoch keine Zwischenformen möglich. Die Rate der LFOs wird wieder per Schieberegler justiert, allerdings haben Dreadbox noch ein paar Extras versteckt: So kann via Menü entschieden werden, ob die LFO-Rate eher schnell oder langsam sein soll, Key und BPM Sync sind sogar ebenfalls möglich. Zu guter Letzt gibt es noch Delay und Fade Parameter – natürlich per Doppelbelegung an den Rate- und Wave Fadern – um der LFO-Schwingung Würze zu verleihen.

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Reverb, Presets und Co.

Zu den eher ungewöhnlicheren Features des Nymphes zählt der eingebaute Digital-Reverb. Dieser ist wieder über das Menü samt Wahlschalter zu erreichen und transformiert die Hüllkurven-Fader zur Reverb-Parametersteuerung: Mix, Filter, Decay sowie Size sind justierbar, für ein Instrument dieser Größe eine beträchtliche Menge. Mit dem Filter-Slider lässt sich der Höhenanteil des Halls regulieren und durch die Kombination aus Decay und Size können kurze Slapbacks, aber auch sphärische Hallwolken erzeugt werden.

Obwohl der Reverb digital ist, klingt er fast wie ein analoger Federhall mit lebendigen und reaktiven Texturen, die praktisch jeden Synthpatch aufwerten. Apropos Synth Patch: Nymphes bietet Speicherplatz für 98 Patches. Ursprünglich waren davon 49 für die Factory Presets reserviert, seit einem Update können diese aber auch überschrieben werden. Abgesehen von LFO 2 können übrigens auch das Mod Wheel, Velocity und der polyphone Aftertouch als Modulationsquelle für die Parameter von Nymphes dienen. Wieder gilt es, per Wahlschalter die gewünschte Quelle auszuwählen, um im Anschluss über das Betätigen der Fader Modulationsziel und -Intensität einzustellen.

Fazit

Dreadbox‘ Nymphes ist bereits mit dem Unboxing ein einnehmendes Geschöpf. Karton und Manual im selben 80er-Look wie der Synth erinnern an Miami und erzeugen einen vibigen Eindruck, der auch vom Sound weitergetragen wird: Die zahlreichen Modulationsmöglichkeiten mittels der beiden LFOs, den Hüllkurven, Modwheel, Aftertouch und Velocity lassen der Kreativität jede Menge Freiraum und das bei einem so kleinen Instrument. Der Klang der Nymphe überzeugt aber auch bei geradlinigeren Patches und erinnert an Rolands Jupiter-6. Der eingebaute Hall ist wohl die Kirsche auf der Sahnetorte und alles andere als bloß ein Gimmick. Hinzu kommt die überaus solide Verarbeitung und es scheint, als gäbe es an Nymphes nichts zu meckern, doch die vielen Doppel- und Dreifachbelegungen der Fader sowie das ständige Menü-Gewechsel erfordern etwas Einarbeitungszeit. Knob-per-Function-Workflow ist schon anders und Platz für den ein oder anderen Extraregler wäre auf der Oberfläche des Instruments ja vorhanden. Ein wirklicher Dealbreaker ist das jedoch nicht und wer Workflow-technisch nicht so pingelig ist, findet mit Dreadbox Nymphes vielleicht DEN Polysynth – also unbedingt antesten!

Gesamtwertung:
4,0 von 5,0

Pro

Portabler Polysynth mit analogem Sound
Schöner Digitalreverb
Viele Modulationsmöglichkeiten via LFOs und Hüllkurven
Handgefertigt

Kontra

Menüführung etwas sperrig

Preis:

459 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Dreadbox.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit analog , Dre:adbox , Nymphes , Polyphon , Reverb , Synthesizer

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