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Test: DX7 V (Arturia V-Collection)

Test: DX7 V (Arturia V-Collection)

Tests. 29. September 2018 | / 5,0

Geschrieben von:
Bastian Erath

Arturia nimmt einen weiteren altbekannten Klassiker in sein umfangreiches Sortiment auf. Der „DX7 V“ emuliert, wie der Name es schon vermuten lässt, den Sound des legendären „Yamaha DX7“. Die sehr charismatischen und vor allem digitalen Klänge dieses Synthesizers aus den frühen Achtzigern beruhen auf der sogenannten FM-Synthese. Bei der Frequenzmodulation, wird ein Oszillator - auch Operator genannt - mithilfe der Wellenform von weiteren Oszillatoren frequenzabhängig moduliert, dies erzeugt stark obertonreiche Klänge. Dadurch ist dieses Instrument vor allem für seine metallischen, glockenartigen und perkussiven Synth-Sounds berühmt und berüchtigt. Außerdem für E-Pianos, Orgelsounds und experimentell klingende Klanglandschaften, aber auch charakteristische Bässe und aggressive Lead-Sounds.

Beim ersten Öffnen des Plugins fällt sofort das übersichtliche und nutzerfreundliche Layout der Main-GUI auf, die in Teilen zwar am Original inspiriert ist, sich jedoch im Detail voneinander unterscheidet, was jedoch einen klaren Vorteil mit sich bringt. Der Workflow des Kultgerätes war nämlich kompliziert. Veränderungen bei der Klanggestaltung mussten umständlich über ein numerisches System, sichtbar nur über ein kleines Display, eingeben werden. Arturia hat das Bedienkonzept jedoch mithilfe von Fadern, Potis und Visualisierungen auf verschiedenen Untermenüs übersetzt, weitergedacht und zusätzlich aufgebohrt. Unter der Haube des Plugins lässt sich so nun sehr nutzerfreundlich in die einzelnen Operatoren, Hüllkurven, Modulationen und Effekte einsteigen. Außerdem wurde das ursprüngliche 16-stimmige Instrument um dieselbe Anzahl Stimmen aufgestockt und bietet vier Unison-Voices.

Bedienkonzept

Auf der Bedienoberfläche der Startseite fallen gleich die vier sehr praktischen Fader ins Auge, die mithilfe der Modulationsmatrix frei und mehrfach zuweisbar sind und als smarte Macro-Controls dienen. Des Weiteren findet sich hier ein neu implementierter Arpeggiator mit Hold-Funktion und sechs verschiedenen Pattern-Modi. Außerdem ein nützliches Portamento und weitere vereinfachte und schnell zugreifbare Parameter für die globale Steuerung der Operatoren. Auch lässt sich hier einer der wie im Original vorhandenen 32 Algorithmen auswählen, dieser bestimmt die Anordnung die Operatoren, was sich wiederum prägend auf den Klang auswirkt.

Das Plugin der französischen Software-Schmiede wurde so detailreich nachempfunden, dass sogar die damalige Anschlagsstärke der Keyboard-Tastatur von 16 bis 100 Stufen übernommen wurde. Arturia’s Antwort offeriert jedoch auch die Möglichkeit auf eine gewohnte Bandbreite von 0 bis 127 Velocity-Stufen zu wechseln.

Um in die Tiefen dieses Instruments einzutauchen, müssen wie schon geschildert nun für bestimmte Parameteränderungen keine Zahlen mehr umständlich ins Display eingetippt werden, sondern das erweiterte Untermenü der Software nur mit einem Mausklick auf die entsprechende Symbolleiste des Plugins geöffnet werden. Innerhalb der Erweiterung weist die virtuelle Version des DX7 auf vier Unterseiten ein sehr umfangreiches, aber dennoch ein leicht zugängliches und vor allem visuelles Bedienkonzept auf. Wie es bei Arturia gang und gäbe ist, wurde die Emulation aber um weitere zahlreiche Features erweitert. So lassen sich auch Klänge gestalten, die vom ursprünglichen DX7 abweichen und, die Klangpalette ist somit noch einmal erweitert worden.

Operatoren

Schon der direkte und intuitive Zugriff auf die sechs Operatoren mit den jeweiligen Tuning-Parametern und 25 verschiedenen Wellenformen offenbart die Software-Version mehr Möglichkeiten, der originale DX7 verfügte nämlich nur über die Grundschwingsform Sinus. Für noch mehr Klangfärbungen lässt sich zusätzlich mit der Invert-Funktion eine beliebige Amplitude umkehren, außerdem findet man je Operator ein neues, eigenständiges und resonanzfähiges Multi-Mode-Filter. Mit der Kopier-Funktion lassen sich Einstellungen von einem Operator auf einen anderen einfach übertragen. Auch die Möglichkeit mehrere Operatoren gleichzeitig zu markieren und somit mit denselben Settings versehen zu können, ist besonders zeitgemäß und sehr userfreundlich.

Hüllkurven

Auf der nächsten Seite lassen sich vor allem im direkten und sehr großzügig visualisierten Bedienfeld die unterschiedlichen, farblich hinterlegten Lautstärken-Hüllkurven je Operator, die globalen Pitch- und die beiden Modulations-Hüllkurven entsprechend darstellen und formen. Ein weiteres Zusatzfeature, welches unterstreicht, dass man bei Arturia weitergedacht hat, ist die Möglichkeit zwischen drei unterschiedlichen Kurven-Charakteristika (DX7, DADSR und MSEG) zu separieren.

Modulationsmatrix

Des Weiteren eröffnet die Modulationsmatrix neue Horizonte um den Klang spanunngsvoller zu gestalten. In der sehr ausgeschmückten, aber dennoch leicht bedienbaren Matrix lässt sich mithilfe eines sehr einfachen Systems die Quelle und ein entsprechendes Modulationsziel definieren, insgesamt stehen einem so 24 Abhängigkeiten zur Verfügung. Auch wurde die Nachbildung um ein zweites und gleich aufgebautes LFO mit sechs Waveforms ergänzt. Zusätzlich gibt es noch einen sehr brauchbaren 32 Step-Sequenzer mit Randomize-Funktion.

Effekte

Außerdem findet sich zusätzlich eine sehr gut klingende Bandbreite an Effekt-Prozessoren wie z.B. Delay, Distortion und Reverb wieder. Die jeweils 11 verschiedenen Effektmodule lassen sich in vier Slots auswählen und können in Reihe geschaltet werden. Des Weiteren gibt es die Möglichkeit zwei parallele Signalwege mit jeweils zwei Effekt-Slots zu nutzen. Wünschenswert wäre die Möglichkeit, die Effekte allesamt eines globalen Bypass-Schalters ein- und ausschalten zu können.

Sound

Die typischen Klänge eines DX7 auf Basis der FM-Synthese wurden von Arturias Entwickler-Team authentisch nachempfunden. In der gut sortierten und leicht zugänglichen Preset-Library finden sich hervorragend klingende Sounds wieder, die ein umfassendes Spektrum aufweisen. Durch die unzähligen neuen Gestaltungsmöglichkeiten und auch durch die Effekt-Prozessoren lässt sich ein sehr lebendiger und texturreicher Sound formen. Zu guter Letzt gibt noch zwei Modi die den Klang beeinflussen: Läuft das Plugin im sogenannten Vintage-Betrieb, empfindet es den originalen 12-Bit-Charakter inklusive dem Rauchen der analogen Wandler nach. Im Modus „Modern“ dagegen agiert die Software mit einer modernen Auflösung von 16 Bit.

Fazit

Unter dem Strich macht das Plugin eine hervorragende Figur, die Schwächen der Hardware bzw. des ursprünglichen Bedienkonzeptes wurden allesamt mit dem Workflow der Software kompensiert. Durch die vielen und nun leicht zugänglichen Eingriffsmöglichkeiten erhält man eine große Brandbreite an Sounds. Insbesondere der Grundklang, die Presets und die große Bandbreite an sehr gut klingenden Onboard-Effekte machen einen hervorragenden Eindruck. Zu guter Letzt, gibt es noch ein weiteres sehr nützliches Feature, nämlich den Austausch von SysEx-Datein. Dieser ermöglicht einen Import und Export von Sounds zwischen dem originalen DX7 und Arturias Emulation, sowie den Zugriff auf individuelle Sounds anderer User.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit arturia , DX7

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