Der spanische Audiospezialist Ecler blickt auf eine lange Tradition im DJ-Mixerbau zurück, die legendäre Geräteserien wie SCLAT, MAC, HAK oder NUO hervorbrachte. Da das letzte Gerät (NOU 2.0) allerdings vor circa 14 (!) Jahren auf den Markt kam, staunten viele nicht schlecht, als Ecler im Dezember 2021 den Neuzugang WARM2 vorstellte. Der Ecler WARM2 ist ein 2+1-kanaliger Rotary-Mixer, den wir uns für euch angeschaut haben.
Ecler WARM2
Der komplett analoge Ecler WARM2, (die Bezeichnung steht für: Warehouse Analogue Rotary Mixer) möchte als Reminiszenz an die Anfangstage von House Music verstanden werden, die von Künstlern wie Frankie Knuckles im Warehouse Chicago Ende der Siebzigerjahre geprägt wurden. WARM2 ist ein optischer Hingucker mit einem Design, das an Synthesizerlegenden wie Minimoog, Moog Prodigy oder Prophet 5 erinnert und ein Metallgehäuse mit Echtholz-Seitenteilen kombiniert. Als Bedienelemente sind hochwertige „Alps Blue Velvet“-Potis mit schwarz-silbernen Alu-Kappen verbaut. Der Mixer misst platzsparende 400 x 185 x 100 mm und wiegt 3,6 Kilogramm. Hersteller Ecler verlangt für den schicken Retro-Boliden 645 Euro.
Kanäle
Der Ecler WARM2 hat zwei vollständig ausgestattete Kanalzüge für Plattenspieler oder Line-Zuspieler. Beide bieten Trim-Potis zum Pegelabgleich, Dreiband-EQs, die die Signale bei Linksdrehung komplett auslöschen und bei Rechtsdrehung mit zehn Dezibel anheben. Zum Mixen sind sehr große Potis verbaut und Send-Regler mit wählbarer Pre-/Post-Schaltung erlauben das Einspeisen in eine Effektschleife. Zwölfstufige LED-Ketten in Ampelfarben erleichtern den Pegelabgleich.
Ein dritter Kanalzug befindet sich in der Mitte des WARM2 und kann für ein Mikrofon oder weiteres Line-Pegel-Gerät verwendet werden. Dieser bietet einen Trim-Poti und Zweiband-EQ mit Bass- und Höhen-Bändern. Das Absenken und Anheben der Frequenzen erfolgt mit maximal 15 dB. Die Laustärkenregelung befindet sich im Kanalzug, eine Effekt-Einschleifoption gibt es für den dritten Kanalzug nicht.
Isolator
Zur kreativen Klangformung verfügt der Ecler WARM2 über einen 24-db/Oktave-Filter-Isolator. Drei große, gut erreichbare Potis dienen zur Kontrolle der Tiefen-, Mitten- und Höhen-Bänder, die Übergangsfrequenzen liegen bei 300 und 4000 Hz. Der Isolator bearbeitet stets alle Kanal- und Returnsignale.
Ausgangssignale
Der WARM2 ist mit zwei Reglern ausgestattet, die die Master- (House) und Booth-Signale steuern. Beide befinden sich im oberen Bereich des Mixers und sind leicht zu identifizieren. Auf zusätzliche Aussteuerungsanzeigen wurde aus Platzgründen verzichtet, hier kann man sich aber an den Mix-LEDs orientieren, wenn beide Drehregler komplett aufgedreht und die Werkseinstellungen des Mixers nicht verändert wurden. Hierzu später mehr.
Anschlüsse
Trotz seiner auffällig schmalen Bauweise, bietet der Ecler WARM2 eine recht potente Anschlussausstattung. Die Kanalzüge eins und zwei sind mit je einem Phono- und einem Line-Eingang ausgestattet, der dritte verfügt über einen Line- und einen Mikrofon-Eingang inklusive einer Phantomspeisung. Zur Integration eines Effektgeräts gibt es eine Send-/Return-Schleife und zum Aufnehmen von DJ-Sets einen Recording-Ausgang. Das Mastersignal wird per symmetrischer XLR- und unsymmetrischer Cinch-Buchsen ausgegeben und für den Anschluss eines Monitorsystems steht ein weiteres Cinch-Paar zur Verfügung.
An der Frontseite des kompakten Rotary-Mixers befinden sich zwei Kopfhörerbuchsen (3,5 und 6,3 Millimeter) sowie eine stufenlose Überblendregelung (PFL/Mix) und Lautstärkekontrolle. An die Kopfhörerbuchsen lassen sich gewöhnliche DJ-, aber auch hochohmige Studio-Kopfhörer anschließen. Auf „moderne“ Features wie eine interne Soundkarte oder Controllerfunktionen wurde aufgrund des durchgängig analogen Konzepts verzichtet.
Mixerkonfiguration
Der Ecler WARM2 bietet individuelle Anpassungsoptionen für die Master- und Booth-Pegel und die Phantomspeisung. Alle drei Einstellungen sind per Dippschalter im hinteren Teil des Geräts wählbar, hierzu muss allerdings das Gehäuse geöffnet werden. Die Ausgangspegel lassen sich um jeweils 12 dB anheben und die Phantomspeisung kann ein- oder ausgeschaltet werden.
Praxis
Der Ecler WARM2 bietet ein intuitives Design und verfügt über alle gängigen Anschlussmöglichkeiten, sodass eine Integration in ein DJ-Setup schnell und einfach erfolgen kann. Zuspieler wie Plattenspieler und Mediaplayer, aber auch die Soundkarte eines digitalen DJ-Systems lassen sich problemlos anschließen. Der dritte Kanal kann für ergänzende Zuspieler, Sampler oder Instrumente genutzt werden, sodass sich auch kreative Performer nicht einschränken müssen.
Wer Effekte vermisst, bindet diese auf einfache Weise per Send-/Return-Schleife ein. Möchte man von den Individualisierungsoptionen zur Anpassung der Ausgangspegel und Phantomspeisung Gebrauch machen, kommt man um einen Werkzeugeinsatz allerdings nicht herum. An dieser Stelle hätten uns optische Anzeigen für die gewählten Pegelanhebungen und aktivierte Phantomspeisung noch ganz gut gefallen.
Das Mixen von Songs ist bei Rotary-Mixern immer eine besondere Angelegenheit und macht mit dem Ecler WARM2 richtig Spaß. Die Bedienelemente sind allesamt sehr hochwertig und erlauben eine gezielte Parameterwahl. Songs sind mit den EQs formbar, die Eingriffe oder Anhebungen klingen hier stets harmonisch und lassen sich mit den Channel-Potis recht elegant ineinander überblenden. Mit dem groß dimensionierten Isolator sind zusätzliche Klangformungen möglich, hier können Vocals, Synthielines oder Perkussions gezielt aus Mixen herausgearbeitet werden, um Mixe einen Spannungsbogen zu verleihen.
Klang
Was oft in einem Mixertest mit einer einfachen Einordnung abgearbeitet wird, ist der Klang. Die meisten professionellen Modelle klingen solide, aufgeräumt, eben zweckmäßig, aber weniger charaktervoll. Beim Ecler WARM2 ist das aufgrund seiner Bauweise etwas anders, denn hier ist der doppeldeutige Name Programm. Der Mixer verleiht den eingehenden Signalen eine angenehme, analoge Wärme und kann somit durchaus auch als Produktionstool in einem Studio zum Einsatz kommen.
Fazit
Der Ecler WARM2 ist ein optisch und technisch gelungener Rotary-Mixer. Der 2+1-Kanäler ist zudem hervorragend verarbeitet und bietet trotz seiner sehr kompakten Abmessungen eine gute Bedienergonomie und ausreichend Anschlüsse für Plattenspieler, Line-Zuspieler, Mikrofone und Effekte. Das Mixing gelingt mit den großzügig dimensionierten Drehreglern sehr gut und zur moderaten Klangformung stehen EQs und ein Isolator parat. Insgesamt klingt der Ecler-Mixer angenehm warm und analog und hat uns sehr gut gefallen. Sicherlich ist er aufgrund seiner Beschaffenheit kein Allzweck-Gerät für alle DJs, wer aber House- und Techno-Tracks im Warehouse-Style miteinander verschmelzen lassen möchte, findet hiermit das passende Tool. Der vom Hersteller aufgerufene Preis von 645 Euro ist unserer Meinung nach angemessen, da es sich um ein besonderes und qualitativ hochwertiges Gerät handelt.
Pro
Hervorragend verarbeitet
Hochwertige Materialwahl
Intuitive Bedienung
Warmer, analoger Sound
Elegantes Retrodesign
Kontra
Parameterkonfiguration im Gehäuseinneren
Preis:
669,00 EUR
Weitere Informationen gibt es auf der Website von Ecler.
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