Die beiden neuen Controller-Modelle SC4 und PC4 läuten die vierte Faderfox-Generation ein. Ich habe mir die Neuzuwächse für euch einmal näher angeschaut und ausprobiert, wie sie sich am besten einsetzen lassen.
Da die Faderfox-Controller schon seit circa 10 Jahren zum digitalen Auflegen dazugehören, werden die meisten von euch sicherlich schon einmal eines der super kompakten Geräte in der Hand gehabt oder eingesetzt haben. Die beiden neuen Modelle SC4 und PC4 sind die ersten Vertreter der vierten Generation, die mir der Faderfox-Mastermind Mathias Fuchß zum Testen bereitgestellt hat.
Faderfox SC4
Der Faderfox SC4 gehört zur Micromodul-Linie des Herstellers und ist in einem kleinen Kunststoffgehäuse untergebracht, das knapp 10 cm breit und 18 cm tief ist. Auf seiner Unterseite ist der Controller mit Gummifüßen versehen, die für einen sicheren Stand sorgen. Der Controller ist als universelle Fernbedienung für Hardware und Software konzipiert und bietet dazu 8 Encoder mit Druckfunktion. 8 grüne Taster im unteren Bereich dienen zur Gruppenumschaltung und erlauben eine Achtfachbelegung der Bedienelemente. Zur Visualisierung der aktuellen Encoderwerte, ist der SC4 mit LED-Kränzen ausgestattet. Ein Display mit 4 Stellen dient zur Einblendung von Encoderwerten und Einstellungsparametern. Da es für den SC4 keine Konfigurationssoftware gibt, müssen alle Einstellungen auf dem Gerät selbst geändert werden. Der Gerätespeicher bietet hierzu 30 Setup-Speicherplätze, deren Inhalte per Sysex-Dump an einen Computer übertragen werden können.
Die Anschlüsse des Controllers befinden sich auf der Rückseite und setzen sich aus einer USB-Buchse und zwei MIDI-Buchsen im Miniklinkenformat zusammen. Die USB-Buchse dient neben der Kommunikation mit einem Rechner oder einem iOS-Gerät auch zur Spannungsversorgung des Controllers. Um die MIDI-Anschlüsse verwenden zu können, werden spezielle Adapter oder MIDI-Kabel benötig. Der SC4 kann mit diesen an Synthesizer oder Keyboards angeschlossen oder mit weiteren Faderfox-Controllern kombiniert werden.
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Sequenzer-Funktion
Der SC4 bietet neben seinen Controller-Funktionen einen Sequenzer mit einer nicht alltäglichen Ausstattung. Seine Funktionsweise ist an den Hardware-Sequenzer RYK M185 angelehnt, der zu Steuerung des Modularsystems Roland 100M entworfen wurde. Der Sequenzer verfügt über 8 Pattern, die sich aneinanderreihen lassen. Die Pattern sind mit 8 Stufen (Stages) ausgestattet, die jeweils bis zu 7 Parameter (Tracktypen) aussenden können. Die wählbaren Parameter sind Tonhöhe, Oktavlage, Anschlagsstärke, Dauer einer Stufe sowie Notenwiederholungen, Trigger-Wahrscheinlichkeiten und ein MIDI-Controllerwert. In Verbindung mit den beiden Shift-Tasten lassen sich die Parameterwerte für alle Stufen gemeinsam editieren oder auf den gleichen Wert setzen. Wer kreative Experimente mag, kann die Parameterwerte durch eine Zufallsfunktion ermitteln lassen.
Faderfox PC4
Der Faderfox PC4 ist in dem gleichen Gehäuse untergebracht, wie der SC4 und bietet 24 Potis zur Steuerung von Hard- und Software. Eine rote LED visualisiert ein- und ausgehende Controllerdaten und eine gelbe LED unterstützt die Programmierung des Geräts. Zwei Shift-Tasten dienen zur Konfiguration des PC4. Um die Potis des Controllers mit eigenen Control-Change-, Pitch-Bend- oder Programmchange-Kommandos ausstatten zu können, müssen die entsprechenden Befehle von einer Hard- oder Software an den PC4 gesendet werden. Eine autarke Programmieroption wie beim SC4 gibt es leider nicht.
Auf der Geräterückseite finden sich die gleichen Anschlüsse wie beim SC4, so dass auch hier eine Verbindung mit unterschiedlichen Hardware-Geräten oder einer Software möglich ist.
Einsatzbereiche
Die beiden neuen Faderfox-Controller lassen sich aufgrund ihrer Bedienelemente und Features für diverse Steuerungsaufgaben auf der Bühne oder im Studio einsetzen. Da keine Treiberinstallation erfolgen muss, könnt ihr beide Geräte unkompliziert und einfach in Aktion versetzen. Wird der Controller-Modus des SC4 aktiviert, kann das Gerät mit MIDI-steuerbaren Programmen wie Traktor Pro oder Serato DJ auf einem PC oder Mac kombiniert werden, aber auch mit Apps auf einem iOS-Gerät. Um den Einrichtungsaufwand überschaubar zu halten, solltet ihr möglichst auf eine Software zurückgreifen, deren Steuerung per MIDI-Lernfunktion angepasst werden kann. Grundsätzlich ist die Belegung des SC4 zwar auch veränderbar, da es aber keine Editorsoftware gibt, gestaltet sich diese Vorgehensweise als sehr zeitintensiv. Gleiches gilt für den PC4, wobei der Aufwand hier leider noch etwas größer ist. Die Bedienelemente beider Faderfox-Controller sind von guter Qualität und ermöglichen gezielte Fernsteuerungen. Die Encoder und Potis eignen sich am besten zur Kontrolle von EQs, Filtern sowie Pegelverhältnissen einer DJ- oder Sequenzer-Software oder eines Hardware-Synthesizers. Je nach dem, wie umfangreich eure Steuerungsanforderungen sind, könnt ihr mit einem passenden Kabel auch zwei oder mehrere Faderfox-Controller hintereinanderschalten und diese parallel nutzen.
Zu beachten gilt es hierbei, dass der Controller, der nicht direkt mit eurem Computer oder iOS-Gerät verbunden ist, eine eigene Spannungsversorgung erhält. Dieses kann mit einem aktiven USB-Hub oder dem Ladegerät eures Smartphones erfolgen, ein alternativer Batteriebetrieb ist hingegen nicht möglich, da ein Batteriefach nur bis zur zweiten Gerätegeneration verbaut wurde.
Um beide Geräte nutzen zu können, muss die entsprechende Routingoption für den durchschleifenden Controller so gewählt werden, dass die Daten via USB oder MIDI weitergegeben werden.
SC4 im Spezialeinsatz
Der SC4 kann dank seines integrierten Sequenzers auch zum Spielen eines Synthesizers genutzt werden. Eine Integration in euer Live- oder Studio-Setup ist recht einfach möglich, da der Sequenzer per MIDI-Clock synchronisierbar ist. Ein entsprechendes Signal lässt sich zum Beispiel aus Traktor Pro, Ableton Live oder der App DJ Player an den Controller senden. Ihr könnt hiermit eure Performance mit eigenen Synthiesounds untermalen und das ganze wie einen Live-Act aufziehen.
Anwendungsbeispiel
In meinem Praxistest habe ich einen Track, der mit der Software Traktor Pro wiedergegeben wird, durch eine Sequenz aus der iOS-App Finger Bassline ergänzt. Traktor Pro sendet dazu ein MIDI-Clock-Signal an den Faderfox SC4, der seinerseits eine Notensequenz an die App schickt. Damit das ganze funktioniert, muss in Traktor die MIDI-Clock-Send-Funktion eingeschaltet werden und der SC4-Controller die Daten empfangen. Zum Senden der Clock-Daten habe ich den MIDI-Ausgang meines DJ-Controllers mit dem MIDI-Eingang des SC4 verbunden. Das Audiosignal aus dem iOS-Gerät wird in einen freien Audioeingang des Controllers eingeschleift und landet danach in Traktor. Dort kann es dem Masterausgangssignal hinzugemischt und mit Effekten bearbeitet werden.
Sollte die Notensequenz nicht exakt synchron wiedergegeben werden, kann diese durch eine Nudge-Funktion wie bei einem DJ-CD-Player oder einer DJ-Software angeschoben oder abgebremst werden. Zugegebenermaßen ist die gezielte Programmierung des Sequenzers nicht ohne längere Einarbeitungszeit möglich, da man sich mit den Besonderheiten und Belegungen der Bedienelemente vertraut machen muss. Die erzielbaren Ergebnisse entschädigen meiner Meinung nach allerdings dafür.
Fazit
Ich finde die neuen Faderfox-Controller gut gelungen und praktisch, sehe ihren Einsatz aber eher als Add-on-Geräte für Spezialaufgaben und nicht als komplette Fernsteuerungslösung für DJ- oder Sequencer-Programme. Beide Geräte lassen sich einfach installieren und benötigen in einem DJ-Booth oder Studio nur sehr wenig Platz. Die Haptik der Controller ist ordentlich und die vom Hersteller aufgerufenen Preise gehen in Ordnung. Etwas mehr Bedienkomfort bei der Programmierung hätte sicherlich nicht schaden können, greift man aber auf anpassbare Steuerungsziele zurück, so relativiert sich dieser Nachteil.
Hersteller: Faderfox
Preis: SC4 249 Euro, PC4 199 Euro
Alternativen
250 Euro
99 Euro
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