Der Beschallungsspezialist Formula Sound aus Großbritannien veröffentlicht den neuen, sechskanaligen Installationsmixer NN-106 und bezeichnet diesen vollmundig als einen der weltweit besten Analogmixer. Das Mischpult möchte in Clubs oder auf Festivals einem großen Gerätepark flexible Anschlussoptionen bieten und ist dazu mit zahlreichen analogen Schnittstellen und einem USB-Anschluss versehen. Was sagt der Praxischeck?
Formula Sound NN-106
DJ-Mixer von Formula Sound sind an professionelle Anwender:innen, Verleihfirmen und Clubs adressiert, was sich durch die gehobenen Materialwahl, eine robuste Konstruktion, aber auch durch die ambitionierten Preise zeigt. Der sechskanalige Neuzugang NN-106 macht hiervon keine Ausnahme und bietet ein sehr großzügig dimensioniertes Chassis, das 342 x 110 x 355 Millimeter misst und mehr als acht Kilogramm wiegt. Die Verarbeitung des Mixers hat uns gut gefallen, ebenso die verbauten, soliden Bedienelemente. Der Lieferumfang des Fullmetal-Mixers beinhaltet das Gerät selbst und zwei Stromkabel, Hersteller Formula Sound verkauft den NN-106 für 2799 Euro.
Kanäle
Die Kanalzüge des Mixers sind mit Gain-Reglern, Dreiband-Equalizern und Kanalfadern ausgestattet und zudem mit illuminierten Tastern, die eine Effektschleife und einen AUX-Weg aktivieren sowie die Zuweisung zum Crossfader erlauben. Mit Quellenwahlreglern lassen sich bequem verschiedene Zuspieler auswählen. An allen sechs Kanälen stehen vier verschiedene Signalquellen zur Auswahl. Die beiden ersten Kanäle können mit Mikrofon-, symmetrischen und unsymmetrischen Line-Signalen sowie mit digitalen Signalen aus dem vierkanaligen USB-Port gespeist werden. Für die restlichen vier Kanäle sind Mikrofon- sowie Line- und Phono-Signale verfügbar oder ebenfalls die digitalen des USB-Anschlusses.
Die Mikrofonsignale lassen sich individuell in einen Mic-Bus routen – dazu drückt man die versehnkten Schalter im EQ-Bereich. Leider gibt es hier keine Kontrollanzeige, die über den gewählten Status informiert. Die Signale aus dem Mic-Bus können in den Booth- und Masterausgang oder exklusiv in den Masterausgang geleitet werden. Deaktiviert man den Boothausgang, so steht eine Voiceover-Funktion (auch Ducking oder Talkover genannt) zur Verfügung, die Durchsagen durch das Absenken der Musiksignale besser verständlich macht.
Master, Booth, AUX etc.
Auf der rechten Seite des Formula Sound NN-106 befinden sich die Bedienelemente zur Kontrolle der Master-, Booth- und Cue-Signale sowie jeweils zwölfstellige LED-Ketten, wodurch man alle drei Pegel optisch im Blick hat. Zusätzliche Drehregler erlauben die Steuerung des AUX-Wegs und eines weiteren Mikrofoneingangs, der mit einem Dreiband-EQ ausgestattet ist. Gut erreichbare Potis und beleuchtete Taster dienen zur Filtersteuerung, Aktivierung des Kompressors sowie zur Kontrolle der Voiceover-Funktion.
Anschlüsse
Auf der Rückseite des Formula-Mixers gibt es eine umfangreiche Anschlussausstattung sowie zahlreiche Anpassungsoptionen. Die ersten beiden Kanäle bieten Cinch-Buchsen für unsymmetrische Line-Signale, Klinkenbuchsen für symmetrische Line-Signale und XLR-Mikrofonbuchsen. Die restlichen vier Kanäle sind mit Phono- und Line-Cinchbuchsen sowie ebenfalls Mikrofonbuchsen versehen. Ein weiterer Mikrofoneingang mit der Bezeichnung „Console Microphone“ sorgt dafür, dass sich insgesamt sieben Mikrofone an das Mischpult anschließen lassen.
Für alle Eingänge sind individuelle Gainpegel mit einem kleinen Schraubendreher wählbar und zudem können die Phono-Eingänge durch die Auswahl der Eingangskapazität auf das verwendete Tonabnehmersystem abgestimmt werden. Per versenktem Druckschalter oberhalb der Bass-EQ-Regler in den Kanalzügen drei bis sechs kann eine Geräuschunterdrückung für Plattenspielersignale aktiviert werden. Diese summiert das Stereosignal im Bassbereich zu einem Monosignal, wodurch sich das Klangbild verbessern lässt, ohne das Stereobild der Songs insgesamt merklich zu beeinträchtigen. Kurioserweise ist diese Funktion nicht im Handbuch dokumentiert.
Über einen USB-Port kann man einen Computer anschließen. Die intern verbaute Soundkarte ist mit zwei Kanälen ausgestattet und kann mit DJ-Programmen oder anderer Audiosoftware genutzt werden.
Neben den vielfältigen Eingängen bietet der Mixer eine ebenfalls recht umfassende Ausgangsausstattung. Der NN 106 wartet mit XLR-Buchsen für die Master- und Booth-Signale auf sowie mit Klinkenbuchsen für den AUX-Weg. Zusätzlich gibt es einen Subbass- und Monoausgang und ein Cinchpärchen für Mitschnitte. Für den Masterausgang ist eine Insert-Option zum Einschleifen von Dynamikprozessoren o. Ä. vorhanden und Anschlussmöglichkeiten für ein externes Effektgerät gibt es ebenfalls.
Für aufwendigere Festinstallationen ist das Formula-Sound-Gerät mit zusätzlichen Schraubsockeln ausgestattet. Hierüber lassen sich verdrahtete Verbindungen zu weiteren Mixern herstellen und eine optional erhältliche Fernbedienung zur Signalsteuerung anschließen. Ein weiterer Sockel ermöglicht die Kopplung des Mixers mit einem Feueralarmmelder, der die Musiksignale stumm schaltet, aber die Nutzung von Mikrofonen weiterhin erlaubt.
Unterseite
Auf der Unterseite des Formula Sound NN-106 befinden sich verschiedene Einstelloptionen und Schalter, die man aufgrund dieser ungewöhnlichen Platzierung möglichst vor einem Gig oder einer Festinstallation des Mixers konfigurieren sollte. Hier gibt es für alle sechs Kanäle versenkte Schalter zur optionalen Aktivierung der Mikrofon-Phantomspeisung, eine Mono-Option für den Zone-Ausgang und die Parametereinstellungen Threshold und Ratio für den Kompressor. Des Weiteren lassen sich der Booth-Ausgang für den Mic-Bus und der Crossfader deaktivieren.
Praxis
Der Formula Sound NN-106 bietet ein übersichtliches Layout, weist aber auch einige Bedien- und Konfigurationsbesonderheiten auf, weshalb man nicht umhinkommt, sich mit dem englischsprachigen Handbuch auseinanderzusetzen. Im Anschluss sollte man die Komponentenverkabelung angehen und die entsprechenden Einrichtungsschritte am Mixer vornehmen. Dieses Vorgehen ist wichtig, da einige der optional aktivierbaren Funktionen wie die Phantomspeisung (auf der Unterseite) und das Routing der Mikrofone in den Mic-Bus nicht optisch angezeigt werden oder das Abstimmen der Gain-Pegel und Tonabnehmersysteme auf der Geräterückseite im laufenden Betrieb nicht wirklich praxisgerecht erfolgen kann. Wird der Mixer in einer Festinstallation in einem Club oder zur Festivalbeschallung verwendet, ist das alles aber auch nicht wirklich problematisch.
Das Mixen mit dem Formula Sound NN-106 hat uns großen Spaß gemacht. Die Fader gleiten leicht und die EQs greifen recht „musikalisch“ in die Frequenzen ein, wobei Anhebungen mit maximal sechs Dezibel erfolgen und bei Linksdrehung eine komplette Absenkung des gewählten Frequenzbandes erfolgt. Die Pegelfestigkeit des Mixers ist sehr hoch, sodass selbst bei sehr starken Gain-Anhebungen kein unangenehmes Clipping wahrnehmbar ist, sondern das Ganze nach angenehmer analoger Sättigung klingt.
Die Effektschleife kann immer nur von einem Kanal genutzt werden und wird daher deaktiviert, sobald man den FX-Taster in mehr als einem Kanal drückt. Neben dem Anschluss von externen Effekten stehen hier ein internes Hoch- und Tiefpassfilter sowie ein Kompressor parat. Die verbauten Filter müssen zwar ohne Resonanz auskommen, haben uns aber trotzdem klanglich überzeugt und unterstreichen den analogen Klangcharakter des Mixers.
Wer digitale Musiksignale in seinen Mix integrieren möchte, kann das mixerinterne Audiointerface nutzen, das mit maximal 32 Bit und 192 kHz arbeitet. Das Einschleifen der Soundkartenstreams in einen Kanalzug erfolgt durch Drehen des Quellenwahlencoders in die Stellung „U“ und die konkrete Selektion eines der beiden Stereopaare durch Drücken eines versenkten Mini-Schalters im Bereich des Kanalfaders.
Leider ist auch hier keine Illumination verbaut, sodass man sich das gewählte Routing merken muss. In unserem Test funktionierte die Kombination mit einem MacBook via Plug&Play problemlos. Nach der USB-Verkabelung meldet sich der Mixer im Rechner an und kann dort in einer DJ-Software selektiert werden. Wer einen Windows-Computer verwendet, muss vor der Verwendung die entsprechenden Treiber herunterladen und installieren.
Fazit
Der sechskanalige Formula Sound NN 106 hat sich in unserem Praxistest wacker geschlagen. Der Mixer ist solide gebaut, gut verarbeitet und bietet eine große Anschlussvielfalt. Das Gerät kann problemlos in einer Bar oder Diskothek fest installiert betrieben werden und bietet zahlreichen Geräten wie Plattenspielern, Mediaplayern und Mikrofonen eine Anschlussoption. Gleiches gilt für die Ausgangsseite, die neben Master- und Boothausgängen auch zusätzliche Signale für einen Subwoofer und Aufnahmen bereitstellt. Der Klang des Formula Sound NN 106 hat uns voll und ganz überzeugt, denn hier punktet das britische Gerät durch eine analoge Wärme, die durch Gain, EQs und Filter gezielt steuerbar ist. Die wenig komfortable Konfiguration sorgt für kleinere Abzüge in der „B-Note”, hier hätten uns zusätzliche Status LEDs für die Soundkartenzuweisung und aktivierte Phantomspeisungen recht gut gefallen sowie auf der Oberseite platzierte Einstelloptionen für die Kompressorparameter. Insgesamt können wir den Formula Sound NN 106 aber trotzdem empfehlen, der mit einem Preis von 2799 Euro sicherlich kein Schnäppchen ist, dafür aber ein breites Einsatzspektrum bietet.
Pro
Sehr gut verarbeitet
Massives Metallgehäuse
Viele Zuspieleranschlüsse
Sieben Mikrofonanschlüsse
Warmer Analogsound
Anpassungsoptionen für Tonabnehmersysteme
Kontra
Parameterkonfigurationen auf der Unterseite
Keine Status LEDs für Soundkarte und Mic-Bus-Routing
Preis:
2599,00 EUR
Weitere Informationen gibt es auf der Website von Formula Sound.
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