Mediaplayer erobern nach und nach die DJ-Kanzeln. Neben teuren Profigeräten gibt es jetzt vom DJ-Ausrüster Gemini mit dem MDJ-900 eine kostengünstige Alternative. Wie gut die Umsetzung gelungen ist, erfahrt ihr in diesem Test.
Gemini hat zur NAMM-Show in diesem Jahr die neue MDJ-Playerreihe vorgestellt. Ich habe mir das Topmodell MDJ-900 organisiert und durch meinen Testparcours gejagt.
Mediaplayer
Der Gemini MDJ-900 misst circa 333 x 304 x 114 Millimeter und verfügt über ein leicht angewinkeltes 4,3 Zoll Farbdisplay. Zur Songsteuerung steht euch ein 8 Zoll großes Jogwheel zur Verfügung, das kapazitiv ist und einen anpassbaren Drehwiderstand hat. Tempoänderungen könnt ihr mit dem 100 Millimeter Pitchfader vornehmen und dabei auf eine Keylock-Funktion zurückgreifen, die die Tonart konstant hält. Die Songs lassen sich mit großen, illuminierten Transporttastern starten und stoppen und mit den vier HotCue-Tastern könnt Ihr HotCues positionieren und triggern.
Zum Ausschmücken und Formen von DJs-Sets stehen ein Dualmode-Filter mit Resonanz zur Verfügung und eine Loop-Funktion mit fixen und frei wählbaren Größen. Per Knopfdruck könnt ihr die Musikwiedergabe umkehren und durch das Aktivieren der Slip-Funktion gelingen auch weniger versierten Anwendern Mixtricks. Die Anschlüsse des Players befinden sich auf der Rückseite. Hier gibt es einen analogen und einen digitalen Stereoausgang und eine Link-Buchse, die das Vernetzen von bis zu vier MDJ-900 ermöglicht.
Zur Kommunikation mit einem Computer gibt es eine USB-Buchse. Auf diese Weise könnt ihr den MDJ-900 als Controller inklusive Soundkarte nutzen. Die digitalen Songs gelangen mittels einer weiteren USB-Buchse auf der Oberseite in den Speicher des Players.
Musikwiedergabe
Dank der recht übersichtlich gestalteten Bedienoberfläche, findet man sich sehr schnell mit dem Gemini-Gerät zurecht. Wenn ihr mehrere MDJ-900-Player nutzt, solltet ihr diese mit den beiliegenden Ethernetkabeln verbinden – kommen dabei mehr als zwei Geräte zum Einsatz, muss auf einen Ethernet-Switch zurückgegriffen werden. Die Netzwerkverkabelung bietet mehrere Vorteile. Ihr könnt hierdurch auf einen zentralen Datenträger zugreifen und Songs automatisch synchronisieren. USB-Medien lassen sich ohne vorbereitende Schritte an den MDJ-900 anschließen und nutzen.
Da die im Player integrierte Songanalyse allerdings nicht besonders treffsicher ist, rate ich zum Einsatz der kostenlosen Vorbereitungs-Software V-Case. V-Case arbeitet ähnlich wie Rekordbox von Pioneer DJ oder Engine Prime von Denon DJ, ist aber leider etwas langsam, so dass ihr bei einem großen Datenbestand Zeit einplanen solltet. Das Programm analysiert Songs bei passend gewählten BPM-Bereichen recht zuverlässig und erlaubt das Anlegen von Playlisten.
Letzteres sollte ihr auf jeden Fall machen, um den Überblick auf eurem Datenträger nicht zu verlieren. Auf Nachfrage beim deutschen Vertrieb war zu erfahren, dass an einem Update gearbeitet wird, welches das Speichern von HotCue-Punkten und Loops erlauben soll - wünschenswert wäre aber auch eine optische Nachbearbeitungsmöglichkeit für das Beatgrid. Das Display des MDJ-900 versorgt euch mit zahlreichen mixrelevanten Informationen und blendet zudem eine Trackübersicht und eine zoombare Wellenformen eines Songs ein. Wenn ihr kreativ Auflegen möchtet, könnt ihr Songs mit dem Jogwheel scrachten, Loops aktivieren oder Songs mit der Filterschaltung formen. Zum passgenauen Setzen von Loops und HotCue-Punkten bietet das Gerät eine optionale Quantisierungsfunktion. Der MDJ-900 verfügt über ein Einstellungsmenü mit zahlreichen Konfigurationsmöglichkeiten. Ihr könnt hier unter anderem verschiedene Darstellungsoptionen wählen, die Analysefunktion des Players ein- und ausschalten oder bestimmte Funktionen wie den Vinyl-Modus beim Hochfahren des Player aktivieren.
Computerkontakt
Wenn ihr den MDJ-900 mit einem Computer kombiniert, könnt ihr diesen als Controller und Soundkarte nutzen. Ab Werk arbeitet die Software Virtual DJ mit dem Gerät zusammen, so dass Steuerungen und Displayeinblendungen ohne zusätzliche Programmierarbeiten verfügbar sind.
Richtig komfortabel wird das ganze, wenn ihr zwei MDJ-900 verwendet, da ihr dann zwei Decks individuell kontrollieren und beide Soundkarten zur Ausgabe nutzen könnt. Das leider nicht zum Lieferumfang gehörende Programm bietet zahlreiche Funktionen wie Loops, Effekte, HotCue-Punkte sowie eine Songverwaltung.
Da das Gemini-Gerät gewöhnliche MIDI-Kommandos aussendet, könnt ihr es natürlich auch mit entsprechend steuerbaren Programmen wie Traktor Pro, Cross DJ oder Deckadance kombinieren. In diesen Fällen ist allerdings Handarbeit gefragt, da es im Moment noch keine fertigen Controller-Konfigurationen gibt.
Fazit
Geminis Mediaplayer MDJ-900 bietet viel für kleines Geld. Das Gerät verfügt über einen ordentlichen Funktionsumfang und kann als Musikspieler oder Controller genutzt werden. Sicherlich darf man nicht die Haptik und Klangqualität eines Profiplayers erwarten, aber diese sind auch nicht in allen Anwendungsfällen gefragt. Für die Software V-Case hat der Hersteller, wie erwähnt, bereits ein Update in Aussicht gestellt und auch die Firmware des Players wird noch weitere Verbesserungen erhalten. Den MDJ-900 kann ich Einsteigern und Hobby-DJs empfehlen, die für ihr erstes Setup keine Unsummen investieren können oder wollen.
Preis:
349 EUR
Hersteller: Gemini
Web: www.geminidj.com
Alternativen
649 Euro
499 Euro
0 Kommentare zu "Test: Gemini – MDJ-900 – günstiger Alleskönner?"