Test: Hercules DJControl Starlight

Test: Hercules DJControl Starlight

Tests. 5. Januar 2020 | 4,3 / 5,0

Geschrieben von:
Boris Alexander

Der französische Hersteller Hercules bietet den kompakten DJControl Starlight für ein kleines Budget an, der vor allem preisbewusste Einsteiger ansprechen soll. Das Bundle aus Controller und der Software Serato DJ Lite wechselt für überschaubare 79 Euro den Besitzer. Mit dem Gerät und der Software soll der Start in das Mixing gelingen. Führt die Kombination in der Anwendung zum gewünschten Ergebnis und für wen eignet sich der Controller sonst noch

Überblick

Kompakte Controller gibt es von zahlreichen DJ-Ausrüstern wie Numark mit dem DJ2GO2, Behringer mit dem CMD-Studio-2A oder Native Instruments mit ihrem Traktor Kontrol X1MK2. Aufgrund der Gehäusegröße muss man bei diesen Geräten hinsichtlich des Bedienkomforts immer mit Einschränkungen leben, da die Bauteile sehr klein sind und kein Platz für eine komplette Palette an Bedienelementen ist. Ob Hercules es diesbezüglich besser macht und ob der DJControl Starlight alle Essenzen bietet, um „richtig“ mixen zu können, habe ich mir angeschaut.

Controller

Der DJControl Starlight ist ein Mini-Controller, den man bequem in einer Tasche oder einem Rucksack transportieren kann. Er misst lediglich 34 x 9,8 x 4 Zentimeter und wiegt federleichte 480 Gramm. Die Verarbeitung des komplett aus Kunststoff gefertigten Geräts ist ordentlich und die Materialqualität präsentiert sich als solide Einsteigerkost. Praktisch ist, dass der Controller ohne zusätzliches Netzteil auskommt und sich ohne Treiberinstallation nutzen lässt. Eine spontane Nutzung als Backup-Device ist somit ebenfalls möglich.

Decks

Das Hercules Gerät ist mit zwei Decks ausgestattet und verfügt über beleuchtete Transporttaster und Mini-Jogwheels mit einem Durchmesser von knapp fünf Zentimetern. Die Wheels sind drucksensitiv und erlauben das Ausführen von Pitchbends für Mixkorrekturen, aber auch das Scratchen von Songs. Zur Tempoveränderung stehen Pitchfader mit einem kurzen Regelweg von vier Zentimetern parat, die man allerdings mit sehr viel Feingefühl bedienen muss, um exakte Werte zu erhalten. Vier Taster pro Deck mit einem deutlich hör- und fühlbaren Druckpunkt erlauben die Steuerung von HotCue-Punkten, Loops, Effekten und Samples.

Controller Schrägansicht.
Der Controller verfügt über zwei Decks und drucksensitive Mini-Jogwheels.

Mixer

Die Mixersektion des DJControl Starlight bietet aus Platzgründen nur einen recht abgespeckten Funktionsumfang. Die beiden Kanalzüge sind mit Drehreglern zur Lautstärkemodifikation und einem Crossfader zum Mixen ausgestattet, dessen Kurvenverlauf und Regelungsrichtung in Serato DJ Lite anpassbar ist. Zudem gibt es kombinierte Bass-EQ-/Filter-Drehregler mit Mittenrasterung, die per Taster umgeschaltet werden. Regler für die Mitten- und Höhenbänder oder zur Kontrolle des Pegelhubs gibt es nicht.

Anschlüsse & Soundkarte

Hercules hat alle Anschlüsse des Controllers seitlich ausgeführt. Diese Positionierung ist recht vorteilhaft, da man so den Controller direkt vor einen Computer stellen kann, ohne dass Kabel stören. Auf der linken Seite befinden sich ein leicht erreichbarer Miniklinken-Ausgang, der das Mastersignal ausgibt, sowie eine USB-Buchse, die den Controller mit Strom versorgt und zum Datenaustausch mit einem Computer dient. Auf der rechten Seite befindet sich der Kopfhörerausgang. Der DJControl Starlight ist mit einer Soundkarte ausgestattet, die über zwei Stereoausgänge verfügt und Daten mit 24 Bit und 44,1 Kilohertz verarbeitet.

Controller rechts.
Die seitlich ausgeführten Anschlüsse erlauben den Anschluss eines Kopfhörers...
Controller links.
... und geben das Mastersignal aus.

Lightshow

Als Besonderheit hat Hercules den Controller mit einer LED-Beleuchtung auf der Unterseite ausgestattet. Diese beherrscht verschiedene Modi, die sich in Serato DJ Lite selektieren lassen. Die LEDs können als optische Mixhilfe genutzt werden und visualisieren den Taktstart und die Beats an oder den Pegel des Masterausgangs. Alternativ können diese auch die Farben der Wellenformen oder HotCue-Punkte darstellen. Für Einsteiger ist die Lightshow sicherlich ein kleine Hilfe, für alle anderen eher ein Gimmick.

Controller vorne.
Auf der Unterseite sind LEDs verbaut, die als optische Mixhilfe nutzbar sind.

Praxis

Der DJControl Starlight lässt sich sehr einfach installieren und schnell in Betrieb nehmen. Für die Audioverkabelung benötigt man die passenden Miniklinken-/Cinch-Kabel, um den Masterausgang mit einem Verstärker oder einem zwischengeschalteten Mischpult verbinden zu können. Wer den Controller während einer Zugfahrt oder in der Hotellobby zur Vorbereitung nutzt, kann auch lediglich seinen Kopfhörer anstöpseln. Eine Lizenz von Serato DJ Lite gehört zum Lieferumfang – die Software lässt sich für Mac oder Windows Computer herunterladen und mit wenigen Mausklicks installieren. Wer möchte, lädt zusätzliche ASIO-/AU-Soundkartentreiber von der Hercules-Webseite herunter, zwingend nötig sind diese für den Betrieb aber nicht.

Serato DJ Lite erkennt den Controller beim ersten Starten und aktiviert dessen Steuerungen und Audioausgänge automatisch. Leider bietet der Controller keine Bedienelemente zur Navigation in der Songsammlung oder zum Laden von Songs, sodass hierzu die Computermaus benötigt wird. Das Angleichen der Track-Tempi kann per Tastendruck erfolgen, nicht aber das Übereinanderlegen der Beats. In der Praxis ist es aber kein Problem, die entsprechenden Korrekturen, falls nötig, mit den Jogwheels vorzunehmen. Damit das Anschieben oder Abbremsen der Songs treffsicher gelingt und die Songs nicht versehentlich stoppen, sollte man für diese Aktion den Vinyl-Modus deaktivieren.

Das Songmixing lässt sich mit den kleinen Bedienelementen recht passabel ausführen, wobei man am besten auf den Crossfader zum Überblenden zurückgreifen sollte, da die Lautstärkesteuerungen mit den Drehreglern aufgrund des hohen Drehwiderstands nicht überzeugen. Zum Eingriff in das Klangbild können die Bass/Filter-Regler genutzt werden. Hier muss man allerdings mit Bedacht zu Werke gehen, wenn man beide Parameter eines Kanalzugs nacheinander kontrolliert, denn eine Abholfunktion, die Pegelsprünge verhindert, fehlt leider.

Für kreative Mixe lassen sich die Jogwheels zum Scratchen nutzen. Hier sollte man natürlich keine professionelle Bewertungsmaßstäbe ansetzen, es funktioniert aber dennoch erstaunlich gut und auf meinem Testsystem (Windows 10 Laptop) auch ohne merkbare Verzögerungen. Mit den Pads des Controllers lassen sich HotCue-Punkte setzen und triggern, und Loops in verschiedenen, vorgegebenen Größen aktivieren. Das Ausführen von Mixtricks mit diesen beiden Funktionen gelingt mit etwas Übung, Hilfestellungen (Quantisierung oder Slip-Mode) von der Software zum passgenauen Ausführen gibt es nicht. Alternativ können mit den Pads auch drei Effekte sowie der Beat-Multiplikator gesteuert werden. Eine detaillierte Modifikation der Effektparameter ist somit nicht vorgesehen, was sicherlich schade, aber im Einsteigerbereich akzeptabel ist. Folgende gut klingende Effekte stehen zur Auswahl:

LPF
HPF
Flanger
Echo
Reverb
Phaser

Zur Untermalung von DJ-Sets können zudem vier Samples mit den Pads abgefeuert werden. Am besten gelingt dieses, wenn man eigenes Sample-Material verwendet. Die Soundkarte des DJControl Starlight liefert ein recht ordentliches Ausgangssignal, das im privaten Umfeld zur Beschallung ausreichend ist und auch das Kopfhörersignal ist laut genug, um Tracks zur Vorbereitung vorhören zu können.

Upgrade & Alternativen

Die zum Lieferumfang gehörende Software Serato DJ Lite ist gut ausgestattet und intuitiv nutzbar und erleichtert Neulingen den Einstieg in das Mixing. Wer einen größeren Funktionsumfang sucht und fortgeschrittene Mixtechniken mit softwareseitiger Unterstützung (Quantisierungsfunktionen, Slip-Mode, Beatgrids) ausführen möchte, kann auf Serato DJ Pro upgraden. Leider ist dieses mit einem Preis von 154 US-Dollar recht kostspielig und viele Funktionen lassen sich mit dem Controller nicht kontrollieren, da dieser schlichtweg zu wenige Bedienelemente besitzt. Wer den DJControl Starlight allerdings als Vorbereitungs-Controller nutzen möchte und seine DJ-Sets mit Serato DJ Pro bestreitet, kann sich hier über eine einfache Kombinationsmöglichkeit freuen. Gleiches gilt zudem für Anwender, die Traktor Pro, VirtualDJ Pro oder DJay Pro zur Beschallung nutzen, denn für diese Programme bietet Hercules fertige Controller-Mappings auf der Webseite an.

Fazit

Der DJControl Starlight ist ein praktischer Kompakt-Controller, der inklusive der Software Serato DJ Lite für einsteigerfreundliche 79 Euro angeboten wird. Aufgrund seiner Größe und der treiberlosen Nutzung kann er flexibel zu Hause aber auch mobil zum Einsatz kommen. Der Controller steuert die Basisfunktionen und kreativen Features sowie den Mixer der Software und ist mit einer Soundkarte ausgestattet. Aufgrund des begrenzten Platzangebots musste der Hersteller an manchen Stellen Kompromisse eingehen und verzichtete auf Bedienelemente zum Laden von Songs. Ich denke, man kann mit diesen Restriktionen ganz gut leben, weniger nachvollziehbar finde ich die „vergessene“ Abholfunktion für die EQ/Bass-Regler, die man leider auch nicht selbst nachprogrammieren kann. Interessant ist das Gerät für Einsteiger, die wenig Geld investieren möchten, aber auch für Booking-DJs, die einen Reisebegleiter zum Vorbereiten von DJ-Sets suchen.

 

Pro

Günstiges Einsteigerbundle
Einfache Installation
Leicht zu transportieren
Soundkarte enthalten

Kontra

Keine Abholfunktion für EQ/Bass-Regler
Keine Bedienelemente zum Laden von Songs

 

Preis: 79 EUR
Weitere Informationen gibt es auf der Website von Hercules.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit controller , dj , DJControl Starlight , Hercules

Deine
Meinung:
Test: Hercules DJControl Starlight

Wie findest Du den Artikel?

ø: