Nach dem UNO Synth ergänzt IK Multimedia die Reihe portabler und bezahlbarer Klangerzeuger jetzt mit dem UNO Drum, einem Drum-Machine-Hybriden. Auf der Superbooth 2019 fiel die kleine Kiste positiv auf, weil der UNO Drum mit seinem Mix aus analogen und digitalen Sounds sowie zeitgemäßen Sequencing-Maßnahmen kaum Wünsche offen zu lassen schien. Ob der erste Eindruck auch einem genauerem Blick standhält, zeigt dieser Test.
Überblick
Der UNO Drum arbeitet mit insgesamt 60 Sounds, verteilt auf 12 Tracks. Während Kicks, Snare und Hihats über eine analoge Klangerzeugung verfügen, handelt es sich bei den restlichen 54 Klängen um PCM-Samples. Alle Sounds können über vier Encoder z. B. in puncto Level, Tuning oder Decay moduliert werden. FM- und Filter-Effekte für Kicks bzw. Snare sowie Drive und Compressor auf dem Master Out ergänzen die Soundshaping-Palette des UNO Drum. 100 Patterns kann sich der Italiener merken, wobei diese zwischen einem und 64 Steps lang sein können. Der Sequenzer kennt Stutter sowie Roll-Effekte und – ganz wichtig – Parameterlocks. Separate Ausgänge für die verschiedenen Tracks sind aufgrund des portablen Designs leider Fehlanzeige.
Anschlüsse und technische Daten
Die Maße des UNO Drum betragen 256 x 150 x 49 mm, das Leergewicht 0,4 kg – genau wie der UNO Synth. Auch mit dem sonstigen Design bleibt IK Multimedia dem UNO-Konzept treu, der augenscheinlichste Unterschied ist die weiße Farbe. Instrumente dieser Größe laden zum Mitnehmen ein, weshalb der UNO Drum auch mittels vier AA Batterien betrieben werden kann. Das bedeutet jedoch immer auch ein höheres Unfallrisiko, weshalb die Verarbeitung solcher Geräte eine besonders wichtige Rolle spielt. Auch wenn das Gehäuse des UNO Drum gefühlt luftdicht und völlig schlitzfrei verschlossen ist, wirkt das verarbeitete Plastik einfach nicht stabil.
Dafür haben die verbauten Encoder einen angenehmen Regelweg, nur über die Positionierung lässt sich streiten. So befindet sich der besonders leichtgängige Tempo-Regler neben dem DATA-Encoder – Fehlbedienung incoming. Das Touchfeld sieht super schick aus, jedoch reagieren die Pads nicht schnell genug, was besonders bei flinkeren Eingaben stört. Vier 3,5mm-Stereoklinkenbuchsen fungieren als Ins und Outs für MIDI und Audio, mehr Anschlüsse gibts beim UNO Drum nicht. Abgesehen vom Batteriebetrieb lässt sich der UNO Drum auch via USB betreiben. Im Lieferumfang enthalten sind ein USB-Kabel, vier AA Batterien sowie zwei Miniklinken auf DIN Adapter für MIDI.
Die Sounds (analog)
Wie bereits erwähnt kann der UNO Drum analoge und digitale Sounds generieren. Jede der 12 Stimmen bietet eine kleine Auswahl an Grund-Sounds, die über den DATA-Encoder eingestellt werden können. Bei den Spuren Kick 1 und 2, Snare, Clap sowie Open und Closed Hihats belegen die Analog-Presets den jeweils ersten Slot in der Library. Der UNO Drum hat den klassischen, warmen Analog-Vintage Sound und kann mittels FM und Filtermodulation noch mehr Leben ins Spiel bringen. Tune, Amount und Sweep Time des FM-Effekts können über die Sekundärfunktionen der vier Encoder oben links auf dem UNO Drum justiert werden. Das Lowpassfilter ist leider fix auf die Snare geroutet, andere Klänge lassen sich nicht filtern. Dafür klingt das LPF angenehm musikalisch, obwohl lediglich der Cutoff justierbar ist.
Kicks und Snare können entlang der Parameter Level, Tune, Snap und Decay geregelt werden und sind die einzigen Tracks, die von allen vier Encodern Gebrauch machen. Die anderen Spuren verzichten auf Snap, der Clap bildet das Schlusslicht und kann nur in Sachen Level und Decay verstellt werden. Hinzu kommen die erwähnten Bonuseffekte FM und Filter für die analogen Sounds und man erhält den Eindruck, die digitalen Facetten des UNO Drum wurden in Hinblick auf die Klangerzeugung vernachlässigt. Der Drive und Compressor auf dem Master sind okay, wobei der Drive von seicht bis brutal interessant klingt. Der Compressor hingegen funktioniert vornehmlich in moderateren Settings.
Die Sounds (digital)
60 Klänge in einer so kleinen Kiste wirken zunächst wie eine solide Auswahl. Jeder der 12 Tracks lädt zum Browsen via DATA-Encoder ein, doch schnell hat man die Library an Toms, Rims, Cymbals und Co durchgehört – oder festgestellt, dass nur ein Teil wirklich brauchbar bzw. originell ist. Tom 1 und 2 sind die ersten, rein digitalen Tracks des UNO Drum und befinden sich oben links bei den Trigger Pads. Die ordentliche Tuning Range erlaubt es, die Toms als Bass- oder Melodieersatz zu verwenden und hier gibt es tatsächlich eine Menge schöner Grundklänge zur Auswahl. Fünf Conga und Tom Sounds pro Track von vintage bis modern mit verschiedenen Obertonstrukturen im Attack laden dazu ein, nicht nur rhythmisch, sondern auch melodisch und harmonisch zu arbeiten. Auch die Rim- und Cowbell-Spuren haben sich als ergiebige Inspirationsquelle erwiesen, während die Ride- und Cymbal-Sounds deutlich schwerer zu integrieren sind.
Das liegt vor allem daran, dass kein Einfluss auf die Frequenzbreite genommen werden kann und einige der Beckenklänge einfach zu boomy wirken. Wer versucht, mittels Tune gegenzusteuern, bemerkt, dass dann der Decay schrumpft und auch der Maximalwert von 127 in höheren Stimmlagen Stakkato erscheint. Apropos Decay: Bei allen digitalen Sounds sind unschöne Artefakte in Form von Fiepen und Rauschen hörbar. Kürzt man die Sounds mittels Decay-Regler, treten die Störgeräusche noch weiter in den Vordergrund. Auch wenn das im Gesamtsound unterzugehen scheint, bringt der UNO Drum gezwungenermaßen reichlich Schmutz in den Sound, leider den von der schlechten Sorte.
Der Sequenzer
IK Multimedia hat dem UNO Drum auch in Sachen Sequencing einen Mix aus alt und neu spendiert. Neben Echtzeit- und Step-Recording, erlaubt er zusätzlich die Automation von bis zu acht Parametern pro Step. Das passiert bei laufender Echtzeitaufnahme automatisch, im Step-Recording-Modus muss in Elektron Manier der gewünschte Step gehalten werden. 64 Steps beträgt die Maximallänge, jeder ganzzahlige, kleinere Wert darunter ist aber ebenfalls möglich. Die Pattern-Länge gilt jedoch immer global, das heißt polyrhythmisches Layern der 12 Tracks ist ohne Weiteres nicht drin. Dafür lassen sich im Song-Modus bis zu 64 Patterns aneinanderkoppeln.
Standardmäßig repräsentieren die einzelnen Steps des UNO Drum 16tel Noten. Über den Division-Regler im SEQ-Bereich kann das Grid aber auch 32tel, 3/4tel oder 6/8tel Rhythmen darstellen. Swing und Humanize versetzen die Hüften in Bewegung, besonders Humanize erzeugt im Handumdrehen Tribal Grooves und Latin Vibes. Der Stutter-Effekt kann über ein separates Touchpad aktiviert werden und loopt die laufende Sequenz in einem von zehn Preset-Rhythmen. Der Amount Parameter bestimmt die Tiefe des Effekts, also wie viele der aktiven Spuren gestuttert werden. UNO Drum rechnet dabei von der ausgewählten Spur aus. Hält man den Roll Button gedrückt, wird die aktive Spur entweder in Achtel-, 3/4tel-, 16tel- oder 32tel-Frequenz wiederholt. Auch der Random Button unten links auf dem UNO Drum erlaubt die Manipulation des laufenden Patterns, ohne die programmierten Steps ändern zu müssen.
Dieses Maß an Reversibilität bei gleichzeitig angenehmer Vielfalt von Einstellungsmöglichkeiten, zählt zu den überzeugenden Live-Features des UNO Drum. Ein weiteres, gelungenes Gimmick ist die zweigeteilte Velocity-Ansprache der Trigger-Pads: Wurde sie einmal im Global-Menü aktiviert, erzeugt der Druck auf die untere Hälfte der Pads einen Trig mit geringerer Velocity – ideal für Ghost Notes!
Fazit
Der UNO Drum von IK Multimedia ist als portables Budget-Instrument zu betrachten. Die kleine Größe, das geringe Gewicht und der Batteriebetrieb machen die Welt zur Bühne des UNO Drum und laden zum Musizieren an allen möglichen Orten ein. Vor allem die analogen Sounds sind warm und fett, aber zum Großteil angelehnt an die großen Klassiker à la 808. Ob das als Kritikpunkt aufzufassen ist, sei dahingestellt, es mangelt dem UNO Drum jedoch an Profil. Die PCM-Sounds warten zwar mit der ein oder anderen auralen Überraschung auf, beim genaueren Testen stößt man jedoch immer wieder an die Grenzen des Italieners: Das ist entweder dem kleinen Gehäuse zu schulden, wie bei der Anzahl der Anschlussmöglichkeiten, oder eine Frage des Preis-Leistungs-Verhältnisses. So ist beim Einstiegspreis von 289 € natürlich kein vollwertiger Sequenzer im Elektron-Style zu erwarten.
Aber auch die Konkurrenz in derselben Gewichtsklasse – etwa Korg Volca Drum oder Elektron Model:Samples – wirkt ausgereifter. Besonders die unschönen Artefakte der digitalen Samples des UNO Drums erwecken den Eindruck eines halbfertigen Geräts. Auch die Ungleichverteilung der Klangfärbungsoptionen zugunsten der analogen Stimmen wirkt, als hätte IK Multimedia schlichtweg Zeit gefehlt. Kaum Regelmöglichkeiten der Frequenzbreite einzelner Sounds, keine Effekte außer Drive und Compressor und die fehlende Tiefe in Sachen Step Sequencing fallen im Vergleich negativ auf. Licht am Ende des Tunnels ist das Dreigespann aus Stutter, Roll und Random, weil sie intuitiven und relativ neuartigen Zugriff aufs Sequencing nehmen.
Pro
Amtlicher Analog-Sound
Parameter Record, Stutter, Random und Roll für lebendige Sequenzen
Kontra
Triggerpads zu langsam
Unschöne Artefakte bei den Digital-Sounds
Starke Ungleichverteilung der Klangfärbungsoptionen
Preis:
159,00 EUR
Weitere Informationen gibt es auf der Website von IK Multimedia.
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