Test: Maschine Mikro MK3

Test: Maschine Mikro MK3

Tests. 9. März 2019 | / 5,0

Geschrieben von:
Kai Dombrowski

Die Maschine Mikro ist ein USB-Controller des Berliner Herstellers Native Instruments und existiert bereits seit 2011. Er vereint Sampler, Sequenzer, Drumcomputer, VST-Host und Plugin in einem Gerät, wobei sich sein Potenzial erst im Zusammenhang mit einer DAW oder der im Lieferumfang enthaltenen Maschine Software entfaltet. Während ihr großes Geschwisterchen – die Native Instruments Maschine – bereits 2017 in die dritte Neuauflage ging, ist die Maschine Mikro MK3 seit 2018 erhältlich. Bei ihrem Remake soll besonders auf einen effizienteren Workflow geachtet worden sein. Ob die Berliner einen guten Job gemacht haben und an welchen Ecken gespart wurde, klärt der folgende Test.

Anschlüsse, Verarbeitung und technische Daten

Die Maschine Mikro ist mit maßen von 320 x 177 x 45 mm und einem Gewicht von 1,12 kg natürlich deutlich kompakter als die "große" Maschine. Native Instruments haben es jedoch trotz der geringen Oberfläche geschafft, die Play-Sektion mit den 16 Pads in einem 1:1 Maßstab zu übernehmen. Davon profitiert das Spielgefühl und die Velocity-empfindlichen sowie After-Touch-kompatiblen Pads machen trotz Mikro Konzept einen vollwertigen Eindruck. Der Dual Touch Smart Strip ist seit der MK3 erstmals an Bord, mit ihm lassen sich diverse Parameter wie Pitch oder Modulation regeln. Neben den 19 weiteren Pads, die vornehmlich zum Wechsel der Modi dienen, befindet sich auf der Vorderseite der Mikro noch ein Multifunktions-Encoder und das Display. Der Encoder erlaubt die Eingabe mittels Drehbewegung oder Push Button. Als einziger Encoder der Mikro ist er hauptsächlich für das Sound Shaping und das Browsen durch die Menüs verantwortlich – wer gerne haptisch arbeitet, hätte sich sicher über ein paar Drehregler mehr gefreut.

Insgesamt machen die Bedienelemente der Maschine Mikro MK3 einen stabilen und modernen Eindruck. Sämtliche Pads sind beleuchtet und ermöglichen auch bei schlechtem Licht ein genaues Ablesen der aktuellen Funktion. Ein besonders auffälliger Unterschied zum Vorgänger findet sich beim Display des aktuellen Modells. Das ist mit Außenmaßen von ca. 24 x 6 mm nämlich wirklich mikro und schafft es nur knapp, zwei Zeilen Menütext gleichzeitig darzustellen. Immerhin ist die Displaydarstellung schön hell und aus allen Winkeln gut ablesbar. Aufatmen können Feinde des Kabelsalats, denn auf der Rückseite gibt es lediglich einen USB-Anschluss und die Kensington-Diebstahlsicherung. Das passende USB-Kabel liegt der Lieferung bei, separate Audio Ins und Outs braucht die Mikro nicht, da sie als USB-Controller für die Anwendung mit entsprechender Software konzipiert ist.

Das Software-Paket im Überblick

Alles beginnt mit Native Instruments Verwaltungsprogramm Native Access. Hier registriert man zunächst die Hardware Serial und bekommt dann alle zugehörigen Plugins, Libraries und sonstige Software zum Download angeboten. Die Ausstattung der Maschine Mikro MK3 umfasst Native Instruments Maschine 2 Essentials, die 1,6 GB starke Maschine 2 Factory Selection und die bekannten NI-Synths Massive, Monark und Reaktor Prism. Allerdings gab es beim Vorgänger Maschine Mikro MK2 noch 8 GB Factory Sounds sowie eine reduzierte Variante von Komplete Select dazu. Ein Defizit, welches leider nicht gegen die 50 Euro günstigere UVP der MK3 aufwiegt. Maschine 2 Essentials ist dem Namen entsprechend besonders wichtig, um Maschine Mikro MK3 effektiv nutzen zu können. Bei der Software handelt es sich um eine DAW, die explizit auf die Maschine Mikro als Controller zugeschnitten sein soll. Das zeigt sich bereits an der Datenstruktur der DAW: Jedes Projekt teilt sich auf die Ebenen Master, Group und Sound auf, wobei im Master wie gewohnt die Summe aller musikalischen Ereignisse zusammengeführt wird. Sound stellt hingegen die kleinste Bearbeitungsebene von Maschine 2 Essentials dar.

Egal ob als Sample der Maschine 2 Factory Selection oder auf Grundlage der Softsynths Massive, Monark und Prism – Audioquellen können beliebig auf die 16 Pads des Hardware Controllers geroutet, gespielt und in Maschine 2 Essentials editiert werden. Hat man einmal alle 16 Pads der Maschine Mikro MK3 mit Sounds versehen, ist die sogenannte Group voll und es können keine weiteren Sounds hinzugefügt werden, ohne bestehende zu überschreiben. Zum Glück kann ein Projekt beliebig viele Groups und entsprechend beliebig viele Sounds enthalten, man muss nur eine neue Group erstellen und diese wie gewohnt mit Sounds versehen. Groups eignen sich wie Subgruppen eines Hardware Mixers besonders gut, um verschiedene Instrumentengruppen zu verwalten. Andererseits macht es Sinn, Groups nicht nur nach Klangästhetik, sondern auch nach Arrangement zu sortieren. Weil die 16 Sound Slots der Groups von den 16 Pads des Controllers repräsentiert werden, erspart man sich so unnötige Gruppenwechsel, was dem Workflow zugute kommt.

Von der sonstigen Aufmachung her wirkt Maschine 2 Essentials wie eine gewöhnliche DAW: In der Kopfzeile der Software befinden sich der Transportbereich und andere wichtige Elemente wie Optionen und Hilfemenüs. Ganz unten sieht man den Pattern-Editor mit togglebarer Piano Roll, der das Aufnehmen sowie Arrangieren von MIDI-Triggern und Audiosamples ermöglicht. Darüber liegt der Control-Bereich für die Verwaltung und Steuerung der Plugins. Von Kompressoren über Distortions, Delays, Reverbs bis zu Modulationseffekten ist in Maschine 2 Essentials Effektpalette bereits alles in mehrfacher Ausführung dabei. Bei Bedarf kann das Arsenal aber auch mit weiteren Plugins ergänzt werden. Die linke Bildschirmseite wird vom Browser eingenommen, über den der Zugriff auf Projekte, Sounds, Instrumente und Co. vorgenommen wird. Der Browser ist gut sortiert und die Maschine 2 Factory Selection bietet eine Menge brauchbarer Sounds für viele Genres.

Unzählige Presets der Softsynths Massive, Monark und Prism sind hier ebenfalls zu finden, sodass man trotz Content-Kürzung seit MK2 erstmal eine solide Auswahl hat. Auf der oberen Bildschirmhälfte wird der sogenannte Arranger dargestellt. Der Arranger veranschaulicht den kreativen Prozess entweder im Ideas View oder im Song View, was im Prinzip die NI-Versionen von Abletons Session und Arrangement View sind. Zusätzlich gibt es noch einen Mixer View, der in der Kopfzeile ein- und ausgestellt wird und Plugins, Sounds und Groups in Gestalt eines Hardware-Mixers anzeigt. Jede der Views hat ihre Vor- und Nachteile, aber die große Auswahl an Darstellungsmöglichkeiten bietet nützliche Perspektiven auf das kreative Treiben.

Der Workflow

Um es direkt vorwegzunehmen: Beim Arbeiten mit der Maschine Mikro MK3 kommt man nicht um den Gebrauch von Tastatur und Maus herum. Native Instruments haben zwar nie etwas anderes behauptet, aber die Qualität von Hardware-Controllern scheint häufig daran bemessen zu werden, dass möglichst der gesamte kreative Prozess am Controller passiert. Allerdings lassen sich vor allem administrative Tätigkeiten hervorragend mit der Maus bewerkstelligen. Damit geht jedoch für viele ein unmusikalisches Spielgefühl einher, weshalb eine Differenzierung zwischen Performance und Production Device sinnvoll ist. So handelt es sich laut Native Instruments nur bei der großen Maschine um ein Tool für Produktion und Live Performance, die Maschine Mikro wird lediglich als Produktions-Tool promotet. Das heißt, der Workflow sollte auch primär im Hinblick auf Produktion untersucht werden:

Ein neues Projekt beinhaltet eine erste Group mit 16 freien Sound Slots. Im Browser sind unter Projects sieben Preset Songs aufgeführt, wechselt man vom Projects Reiter auf Groups, wird eine Liste aller Drumkits angezeigt. Das Navigieren durch den Browser ist übrigens eine dieser administrativen Arbeiten, die am besten mit der Maus funktionieren. Zwar gibt es auch am Hardware-Controller einen Browser Button, um in den Browse-Modus zu gelangen, der kann aber leider nicht mithalten. Der Encoder erlaubt im Browse-Modus das Blättern durch die Liste und die Auswahl von Sounds, man verfolgt das Ganze aber trotzdem besser am Computerbildschirm, weil das kleine Display der Maschine Mikro MK3 nur eine Zeile des Browsers anzeigen kann. Außerdem fehlt die Möglichkeit, zwischen den Untermenüs des Browsers zu wechseln, was die Auswahlmöglichkeiten ohne Maus ohnehin sehr einschränkt.

Klickt man also auf den Groups Reiter im oberen Bereich des Browsers, öffnet sich die Liste der verfügbaren Drumkits. Die Kits werden beim Blättern direkt angespielt, was die Auswahl enorm erleichtert. Per Doppelklick bzw. per Push auf den Encoder lädt man das ausgewählte Drumkit mit all seinen Sounds auf die 16 Sound Slots und hat seine erste Group gefüllt – herzlichen Glückwunsch! Denn jetzt beginnt der spannende Teil. Oberhalb der 16 Pads befinden sich die Menü-Buttons für die verschiedenen Spielmodi der Play-Sektion. Der Pad-Modus eignet sich besonders gut für Fingerdrumming, weil hier alle 16 Sounds über die Pads in Echtzeit spiel- und aufnehmbar sind. Für die Aufnahme genügt ein Druck auf die rote Aufnahmetaste aus dem Transportbereich der Maschine Mikro MK3. Die Pattern-Länge bestimmt man über den Encoder, nachdem man die Pattern-Taste gedrückt hat. Im Step-Modus lassen sich die Sounds auch einzeln programmieren, dafür muss man nur wissen, welcher Sound ausgewählt ist. Standardmäßig sollte das Sound 1, also das Pad ganz links in der untersten Reihe, sein.

Hält man den Select Button gedrückt, kann man einen anderen Sound für die Eingabe in den Stepsequencer bestimmen. Bei gedrückter Select-Taste leuchten alle Pads auf und repräsentieren nun wieder ihre zugewiesenen Sounds, statt der Steps des Sequenzers. Hat man einen neuen Sound gewählt, muss man nur den Select-Knopf loslassen und kann den nächsten Sound sequenzieren – superpraktisch! Für die übrigen Keyboard- und Chords-Modi empfiehlt es sich, das ausgewählte Drumkit mit ein paar melodiösen Klänge zu erweitern. Statt gleich eine neue Gruppe aufzumachen, kann man auch einfach unbenutzte Sounds des Drumkits austauschen, um die angenehm flache Menühierarchie innerhalb einer Group beizubehalten. Zurück im Browser hilft einem die gut sortierte und hilfreich getaggte Auswahl an Factory Content schnell auf die Sprünge, weil man auch nach Kompatibilität zu den diversen Pad-Modi filtern kann.

Hat man sich für einen Sound entschieden, kann dieser im Keyboard-Modus chromatisch auf den 16 Pads gespielt werden. Im Chords-Modus wird per Knopfdruck gleich ein ganzer Akkord erzeugt. Die Pfeiltasten und der Encoder sind in beiden Modi für weitere Einstellungen wie Grundton und Scale verantwortlich, sodass man die wichtigsten Änderungen direkt am Controller vornehmen kann. Die Pad-Modi der Maschine Mikro MK3 helfen zusammen mit dem gut sortierten Browser dabei, enorm schnell Ideen und Loops zusammenzustellen. Hat man alles Nötige beisammen, kann man in Maschine 2 Essentials Song-View einen Aufbau skizzieren, Übergänge mit Automationen verfeinern und im Handumdrehen Tracks produzieren.

Fazit

Die Maschine Mikro MK3 ist ein erschwinglicher Hardware-Controller, der für einen haptischen Workflow beim Produzieren gemacht ist und dieser Aufgabe weitestgehend gerecht wird. Trotz des im Vergleich zur MK2 kleineren Software-Pakets hat NI auch der MK3 eine runde Auswahl an Plugins und Samples beigefügt. Maschine 2 Essentials bietet einen idealen Start in die Welt der DAWs, ohne auf wichtige Aspekte zu verzichten. Auch die Softsynths Massive, Monark und Reaktor Prism sind alles andere als Gimmicks und bieten dermaßen detaillierte Klangfärbungsoptionen, dass man für sie eigene Testberichte schreiben könnte. Dennoch schafft es die Maschine Mikro MK3 nicht ganz, den Eindruck eines Einsteigergeräts loszuwerden. Das liegt vor allem daran, dass die große Maschine MK3 die kleine Mikro in so ziemlich allen Belangen überschattet.

Auch wenn die Play-Sektion und der Touch Strip 1:1 übernommen wurden, fehlt es der Mikro MK3 an abwechslungsreichen Eingabeoptionen. Klar, die Pad-Modi sind super und machen den Großteil des Workflows aus, ein paar zusätzliche Drehregler oder Fader wären aber ein schöner Bonus gewesen. Mit der Maschine Mikro MK3 ist gut beraten, wer gerne in die Welt der Musikproduktion eintauchen möchte. Für Performance ist die Maschine Mikro hingegen weniger geeignet, weil ihr Workflow auf die Zusammenarbeit mit Software, Tastatur und Maus ausgelegt ist. Es ist zwar trotzdem möglich, Songs in Echtzeit zu performen, aber man merkt einfach, dass die Maschine Mikro MK3 eher als Ergänzung zum doch eher administrativen Produktionsprozess gemacht ist. Alles andere gibt es bei der großen Maschine.

Pro

Preis-Leistungs-Verhältnis
Play-Sektion und Touch Strip
Pad-Modi

Kontra

Nur ein Encoder
Eindeutig einsteigerorientiert

Preis:

209,00 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Native Instruments.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit Drumcomputer , Maschine Mikro MK3 , Native Instruments , Plugin , Sampler , sequenzer , VST

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