Test: MFB Tanzbär 2

Test: MFB Tanzbär 2

Tests. 7. April 2019 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Kai Dombrowski

Seit Oktober 2018 ist mit dem Tanzbären 2 der Nachfolger der wilden Drum Machine aus dem Hause MFB auf dem Markt. Im selben Jahr bereits auf der Superbooth angekündigt, zeichnet sich die Neuauflage des Bären durch seinen hybriden Aufbau aus: Neben analog erzeugten Klängen sind nun auch digitale Samples implementierbar. Der Sequenzer soll ebenfalls ein Makeover hinter sich haben, genau wie das optische Design. Ob und inwiefern diese und weitere Neuerungen den Tanzbären 2 von seinem Vorfahren abheben, zeigt folgender Test.

Die Features im Überblick

Während der erste Tanzbär vornehmlich auf analoge Klangerzeugung von Drum und Percussion Sounds spezialisiert ist, haben die Berliner der zweiten Auflage noch einen Synthesizer sowie eine Sample-Funktion spendiert. Acht analoge und acht digitale Instrumente sind somit im Gehäuse verborgen. Der Synthesizer funktioniert komplett analog, während beispielsweise die Sample Voices digital arbeiten und mittels kostenlosem Plugin verwaltet und ausgetauscht werden können. Trotz der digitalen Grundstruktur der Sample Voices haben MFB auch hier analoge Filter verbaut – sehr cool!

Über den Sequenzer können nicht nur Patterns in Echtzeit oder per Lauflichtprogrammierung eingegeben, sondern auch Parameter von Step zu Step programmiert werden. Ein Flam/Roll-Feature, unabhängig justierbare Patternlänge sowie ein LFO pro Instrument, Pattern Chain, vier Akzentstufen und zwei MIDI-Spuren, um den Sequenzer des Bären mit anderen Instrumenten zu verbinden, runden das Arsenal des Berliners ab. Insgesamt lockt der Tanzbär 2 mit einem monströsen Sound, der sich an dem Besten aus beiden Welten – analog und digital – bedienen soll.

Aussehen, Haptik und Verarbeitung

Mit Außenmaßen von 330 x 170 x 60 mm (BxLxH) ist der Tanzbär relativ kompakt. Das Gehäuse wirkt sehr solide und ist sauber verarbeitet. Keine scharfen Kanten oder Lücken, nichts ist zu fest oder zu locker. Die kräftige blaue Farbe lässt den Tanzbären 2 aus dem restlichen Sortiment des Berliner Herstellers hervorstechen und versprüht weniger Vintage-Flair. Die Holzkanten können da nur bedingt gegenhalten und wirken nicht so stimmig wie bei anderen Geräten aus dem Hause MFB. Die zahlreichen Buttons schließen beinahe bündig mit der Oberfläche des Tanzbären ab und müssen nur minimal gedrückt werden, um einen Effekt zu erzielen. Als haptisches Feedback gibt es bei jedem Druck einen Klick, sodass man spürt und hört, ob man einen Knopf wirklich gedrückt hat.

Trotzdem fühlen sich die Taster recht schwerfällig an und unterscheiden sich im Spielgefühl von herkömmlichen, weicheren Triggerpads. Damit geht eine gewisse Einarbeitungszeit einher, wenn man nicht bereits den "alten" Tanzbären gewohnt ist. Die vielen Potis machen hingegen einen super Eindruck: Angenehm fester Regelweg und griffige Potiknöpfe sorgen für optimale Performance-Bedingungen. Einzig die beiden Data Encoder hätten einen anderen Knopf vertragen können – bei Endlos-Encodern sind Markierungen, um die Position abzulesen, überflüssig.

Die Anschlüsse des Tanzbär 2 von MFB.

Neu ist das LCD-Display, welches vor allem Aufschluss über die digitalen Funktionen des Tanzbären gibt. Es ist gut lesbar und informativ, jedoch anfällig für Schmutz und Außeneinwirkungen; vermutlich, weil es aus Platzgründen nicht so tief ins Gehäuse eingelassen werden konnte. Auch die Fader lassen zwar einen Staubschutz vermissen, verfügen aber über einen einheitlichen und angenehm festen Regelweg. Farblich codiert sind die analogen und digitalen Sounds des Bären bereits an ihrem Fader zu erkennen – analoge Instrumente sind rot, digitale grün. Die Leuchtfunktion der Fader kommt nur zum Einsatz, falls das betroffene Instrument gemutet wird – irgendwie enttäuschend.

Als Audioausgang dient eine 6,3-mm-Stereoklinke für den Gesamtmix, zusätzlich sind 12 3,5-mm-Einzelausgänge vorhanden. Das heißt, vier von den acht analogen und acht digitalen Instrumenten des Tanzbär 2 besitzen keinen eigenen Ausgang. Weil die Einzelausgänge ihr Signal vom Stereoausgang abgreifen, ist das jedoch zu verschmerzen. Abgerundet wird die Kiste durch MIDI Ins und Outs, einem USB-Anschluss sowie einem Micro-USB-Stromanschluss. Eine Kensington Diebstahlsicherung gibt es nicht und der Micro-USB-Stecker macht leider einen sehr wackeligen Eindruck. Dafür können über den zweiten USB-Anschluss mit einem kostenlosen Plugin Samples auf den Tanzbären geladen werden. Der Tanzbär 2 kommt mit Adapternetzteil für verschiedene Steckdosentypen und Anleitung. Letztere ist – wie die Knöpfe des Bären – für MFB-Novizen gewöhnungsbedürftig gestaltet.

Analog Synth

Die erste Spur des Tanzbären 2 wird vom analogen Synthesizer belegt, der stark an Rolands TB-303 Acid Bass Machine erinnert. Der Synth des Bären ist chromatisch spielbar und der einzige Grund dafür, dass die Step Buttons wie eine Klaviatur angeordnet sind. Direkt auf der Oberfläche des Tanzbären befinden sich Regler für die Justierung von Decay, Cutoff, Resonance und Envelope des Synths. Über die Data Encoder und Buttons können noch weitere Einstellungen wie die Wellenform des Synthesizers eingestellt werden. Der Synth besitzt einen fetten Sound mit jeder Menge Druck, was besonders der analogen Klangerzeugung zu verdanken ist. Auch das verbaute SSI Filter macht eine Menge Spaß und kann nicht nur Obertöne bis in den Subbassbereich reduzieren, sondern auch mittels Resonance und Envelope ordentlich zwitschern.

Analog Drums

Die nächsten vier Spuren sind von je zwei Kick- und Snare-Instrumenten besetzt, wobei jeweils das erste über eine detailliertere Klangregelung verfügt. Dennoch sind die Kicks und Snares nicht identisch gehalten, sondern ergänzen sich, weshalb die abgespeckte Reglerzahl weniger negativ ins Gewicht fällt. Es folgen je drei Tom- und Congaspuren, die sich insgesamt die Datenstruktur teilen und deshalb von MFB als ein Instrument gezählt werden. Je eine Tom und eine Conga teilen sich die Klangregelung und verfügen über einen gemeinsamen Tune-Regler sowie weitere Einstellungsmöglichkeiten mittels der Data Encoder. Hier gibt es beispielsweise Feintuning oder Decay Parameter. Auch bei den Drum-Instrumenten überzeugt der analoge Sound und sorgt für mächtig Druck, ohne an Definition einzubüßen.

Der Tanzbär 2 von MFB in frontaler Ansicht.

Digital Sample Voices

Zu den bemerkenswertesten Neuerungen beim Tanzbären 2 zählen definitiv die digitalen Sample Voices. Auf drei Spuren können unterschiedliche Samples aus dem Factory Content des Berliner Herstellers ausgewählt und sogar über ein kostenloses Plugin durch eigene ersetzt werden. Die drei Voices besitzen Regler für Pitch, Cutoff und Decay. MFB hat auch hier analoge Filter verbaut und bereits mit den drei Potis lassen sich enorm viele brauchbare Sounds erzeugen. Wie immer gibts auch hier weitere Parameter, die über die Data Encoder und Buttons eingestellt werden können.

Hats, Rides, Percussion und Co.

Die letzten Spuren des MFB Tanzbär 2 sind für Open und Closed Hats, einem Ride, zwei Crashes, drei Percussion-Sounds, einem Clap und einem Rimshot reserviert. Diese Instrumente verfügen jeweils über nur einen Poti, für weitere Justierungen muss man erneut die Data Encoder bemühen. Schade ist, dass die Data Encoder nur für die ausgewählte Spur gelten, während die Potis auf der Oberfläche des Bären unabhängig von der aktiven Spur bedient werden können. Außerdem besitzen nur die Hihats aus dieser Gruppe einen eigenen Volume Fader, während die anderen Instrumente über das Data-Menü gepegelt werden. Trotzdem ist dieser Umstand zu verschmerzen, weil die einzelnen Sounds bereits für sich sehr gut klingen.

Sequenzer MFB-Style

Ab Werk befindet sich der Tanzbär im Manual Mode, wo per Druck auf die Step Buttons nicht der Sequenzer programmiert, sondern lediglich der jeweilige Sound des Buttons abgespielt wird. Betätigt man also den ersten Step-Knopf, ertönt der Synthesizer, beim zweiten die Kick 1 und immer so weiter, wie es die Beschriftung des Tanzbären vorgibt. Um in den Step-Recording-Modus zu gelangen, muss der Man Trg/Record Knopf zusammen mit dem Step Button des gewünschten Instruments betätigt werden. Nun können in gewohnter Manier Patterns einprogrammiert werden, indem man Trigs auf die 16 Zählzeiten verteilt. Hörbar wird die Eingabe erst beim Drücken der Play-Taste.

Bevor die gewünschten Trigs endgültig in den Sequenzer übertragen werden, befinden sie sich im Editiermodus, was an rot blinkenden LEDs am Step-Knopf erkennbar ist. In diesem Zustand sind die Trigs noch nicht wirklich einprogrammiert und können feinjustiert werden. Ist der gewünschte Sound eingestellt, genügt ein Druck auf den Instrument/Sel-Knopf, um den Programmierungsprozess abzuschließen. Um Live aufzunehmen, muss über das Tastenkürzel Shift + Step 10 die Echtzeitaufnahme aktiviert werden und der Tanzbär 2 im Manual Mode sein.

Der Tanzbär 2 von MFB im Close-Up.

Der Synthesizer im Sequenzer

Den Synthesizer in den Sequenzer einzugeben ist relativ kompliziert und unterscheidet sich vom Workflow der anderen Instrumente. So repräsentieren die Step Buttons hier nicht die einzelnen Zählzeiten, sondern eine chromatische Tonleiter. Programmiert wird Zählzeit für Zählzeit, wobei die gewünschte Tonhöhe über die Betätigung der entsprechenden Step-Taste eingestellt wird. Pausen oder gehaltene Noten werden mit Step 1 oder Shift realisiert, Glides von Ton zu Ton sind über den Glide Button justierbar. Schade ist, dass das chromatische Keyboard des Tanzbären 2 nicht in Echtzeit gespielt werden kann und melodische Verläufe grundsätzlich programmiert werden müssen.

Parameterlocks

Der Editiermodus spielt auch für die Parameterlocks eine wichtige Rolle. So können auch bereits eingegebene Trigs wieder in den Editiermodus versetzt werden, um Parametereinstellungen vorzunehmen. Diese werden dann ebenfalls vom Sequenzer für den ausgewählten Step berücksichtigt. Dazu muss lediglich der Instrument/Sel Button zusammen mit dem gewünschten Step betätigt werden. Sollen alle Trigs in den Editiermodus versetzt werden, muss Instrument/Sel zusammen mit Shift gedrückt werden.

Die verschiedenen Stadien und Tastenkombinationen des Tanzbären sind besonders zu Beginn schwer nachvollziehbar und führen immer wieder zu Verwirrung und Komplikationen im Workflow. Besonders irritierend ist, dass die Soundeinstellungen, die nach dem Programmieren des Sequenzers vorgenommen werden, schlagartig zurückgesetzt werden, sobald der Modus Operandi gewechselt wird. Behält man dieses Problem im Hinterkopf, lässt sich jedoch Schlimmeres verhindern.

Accents, Flams, LFOs und mehr

Die vierstufige Akzentfunktion des Bären wirkt vor dem Hintergrund, dass Lautstärkeschwankungen auch über Parameterlocks eingegeben werden können, etwas übertrieben. Praktischer sind da die Flams und Rolls, mit denen Fills und Abwechslung in die Patterns kommen. Ebenfalls spannend sind die LFOs, die für jedes Instrument des Tanzbären 2 separat justierbar sind. Wellenform, Rate und Depth sind die verfügbaren Parameter, die besonders gut als Modulator für Pitch funktionieren und die an sich guten Sounds noch komplexer werden lassen.

Hinzu kommt die Möglichkeit, jedem Instrument eine eigene Patternlänge zuzuweisen und so im Handumdrehen polyrhythmische Sequenzen zu erzeugen. Shuffle ist selbstverständlich ebenfalls mit von der Partie und entweder Global oder individuell regelbar. Über die vier Bar-Tasten kann außerdem per Knopfdruck zwischen vier unterschiedlichen Sequenzen gewechselt werden. Zusammen mit den Copy- und Paste-Funktionen können hier innerhalb kürzester Zeit abwechslungsreiche Arrangements realisiert werden.

Der Tanzbär 2 von MFB im Close-Up.

Fazit

Der Tanzbär 2 des Berliner Herstellers MFB überzeugt vor allem durch seinen fetten Sound. Es ist erstaunlich, wie viele brauchbare Kicks allein mit Decay und Pitch erzeugt werden können – die analogen Instrumente des Bären haben einfach jede Menge Druck und einen angenehm organischen Klang. Die digitalen Sounds hingegen überzeugen durch ihre Vielseitigkeit und bilden die perfekte Ergänzung zur Klangpalette. Die Möglichkeit, eigene Samples mit einer Maximallänge von 300 ms in die Kiste zu Laden ist großartig gelöst und lässt die Bezeichnung Drumcomputer zur Untertreibung werden. Der Sequenzer wartet mit einer Menge an nützlichen Features auf und ist trotz einiger Stolpersteine auch live-tauglich. Zu den größten Kritikpunkten zählen das wackelige Netzteil und die unfassbar schwammige Anleitung. Diese weist einige Lücken auf und wirkt durchweg unstrukturiert. Wer bereits mit MFB oder sogar dem Vorgängermodell gearbeitet hat, dürfte sich daran jedoch weniger stören. Alles in allem hat der Tanzbär 2 absolut das Zeug zum eigenständigen Instrument und bildet die konsequent weitergedachte, nächste Entwicklungsstufe der wilden Grooveboxen aus der Landeshauptstadt.

Pro

Druckvoller Sound
Jede Menge Features für Performance und Produktion
Sample-Verwaltung via kostenlosem Plugin

Kontra

Gewöhnungsbedürftiger Workflow
Wackeliges Netzteil
Verwirrende Anleitung

Preis:

969,00 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von MFB.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit Drum Machine , Hats , Kick , MFB , Percussion , Producing , Rides , Synthesizer , Tanzbär , Tanzbär 2

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