Controller gibt es viele und deren Features ähneln sich. Vier Decks? Serato DJ? Stand Alone Mixer-Funktion? Kann jeder. Mit eingebauter Drummaschine kommt nur der DJ-808 von Roland. Ein Testbericht.
Roland hat es traditionell mit Zahlen. Da gibt es die 303, die 606, 707 oder 909. Eine Konsequenz dieser Zahlenmystik führt zum neunten Tag des Monats September, der 9/09 Day, zu diesem Termin kündigt Roland oftmals neue Produkte an. Im letzten Jahr erfuhr so die Welt vom Plan einen DJ-Controller mit einer Drummaschine zur kreuzen, hier sollte also nicht der x-te gewöhnliche Controller kreiert werden. Die Japaner - spezialisiert auf Synthesizer und Grooveboxen - vertrauen bei dem 1499 Euro teuren DJ-808 auf ein ureigenes Alleinstellungsmerkmal und schlagen damit die Brücke zwischen kultiger Vergangenheit und ihrer aktuellen Aira-Serie. Später mehr dazu.
Mit seinen 66 x 41 cm zählt der DJ-808 zu den Großkalibern unter den Controllern für DJ-Software. Die üppige Oberfläche bedeutet einerseits eine gewisse Herausforderung bei Platz- und Transportfragen, anderseits hat sie einen entscheidenden Vorteil: Trotz zahlloser Pads, Buttons, Fader und Drehregler ist Bedienkomfort gegeben. Und wie wir noch sehen werden, ist die Bedienung - einschließlich Drumsequenzer - auch sehr intuitiv.
Bei der Oberfläche des Gerätes setzt der Hersteller auf Metall. Untenrum, also die "Bodenwanne“ sowie Vorder- und Rückseite sind aus Kunststoff, diese Materialkombination bringt knappe 7 Kilo auf die Waage. Fader und Potis machen einen robusten Eindruck, die gummierten Performancepads und die Jogwheels punkten beim ersten Anfassen mit angenehmer Haptik. In der inkludierten Vollversion von Serato DJ sind vier Decks steuerbar, folglich besitzt der DJ-808 ebensoviele Kanäle. Zuzüglich einem fünften, über welchen der Sampler bzw. der Drumsequenzer ausgespielt wird.
Mixing-Sektion
An dieser Stelle gibt es kaum Besonderheiten zu vermelden, es sei denn, man wertet die Stand-Alone Fähigkeit des DJ 808-Mixerparts als solche. Die vier Kanäle sind - von links nach rechts - laut Aufdruck den Decks 3-1-2-4 zugeteilt. Zu jedem Kanalzug gehören außerdem ein 45 mm Fader, ein 3-Band-EQ, ein Gain- sowie ein Effektregler. Hier ist der Regler für den Kanaleffekt gemeint, welcher zwischen Dub-Echo, Jet (Flanger), Noise und Filter umschaltbar ist.
Der Crossfader ist austauschbar, laut Hersteller ist er auch Innofader-kompatibel. Die Einstellmöglichkeiten für die Faderkurve des Crossfaders ist frontseitig möglich. Hier finden sich zudem kleine Schalter, welche die Arbeitsweise der Kanalfader, die Zuweisung des Crossfaders und die Wahl der Eingangsquelle betreffen. Jeder reguläre Kanal verfügt über eine eigene Anzeige, der Master-Output wird zusätzlich visualisiert, die grünen LEDs folgen konsequent Rolands Aira-Layout. Bleibt noch der fünfte, mittige Kanalfader, über den der Drumsequenzer bzw. der (Serato-) Sampler seinen Weg auf den Mixer findet. Außerdem sind im oberen Bereich des Mixers einige Buttons zur Zuweisung der Software-Effekte und zur Navigation in der Software verbaut. Und hier fallenzum ersten Mal die Doppelbelegungen ins Auge, denn alle "Shift-Funktionen“ sind deutlich gelabelt.
Die Decks des Roland DJ 808
Die Decks sind gespiegelt angelegt, die 100mm-Pitchfader (mit Takeover-Anzeige, die beim manuellen Mixen hilft) finden sich jeweils an der Außenseite. Kleiner Unterschied: auf dem rechten Deck hat sich der Boothregler verirrt. Sein großer Bruder, der Master-Regler ist da, wo er gewöhnlich zu finden ist, nämlich über der LED-Anzeige des Master-Signals. Die Jogwheels - laut Hersteller die mit der niedrigsten Latenz am Markt - sind zentral positioniert. Auf der Oberseite messen diese 130mm im Durchmesser. Wie man es von besseren Controllern kennt, werden je nach berührtem Bereich und gewählter Einstellung unterschiedliche Funktionen (Scratchen, Pitchen, Scrollen) ausgeführt. Der Widerstand der Jogwheels ist optimal, was günstig ist, denn es sind keine individuellen Einstellmöglichkeiten vorgesehen.
Jedes Joghweel steuert durch Umschalten zwei Decks in der Software (Dual Deck Modus), was durch eine Farbänderung am Wheel dargestellt wird. Im Innenbereich des Joghweels ist mit 36 LEDs eine Nadelposition nachgebildet. Das darf man sich als Entsprechung zu den Markierungen in den Decks von Serato vorstellen oder als die Marken, welche sich manche DJs auf die Platte kleben. In der Praxis läßt sich damit gut arbeiten. Eigentlich wäre das Zentrum der Jogwheels auch für Informationen zur verbleibenden Tracklänge prädestiniert, was leider nicht gegeben ist. Die Folge ist, zum Beispiel bei der verbleibenden Spielzeit, der zwingende Blick in die Decks der Software.
Unter den Jogwheels haben wir je acht Performance Pads. Diese sind vielseitig nutzbar. Je nachdem ob Cue, Slicer, Loop Roll, Sampler, Pitch Mode oder ein anderer Modus gewählt ist, ändert sich die Hintergrundbeleuchtung der Pads. Auch der Drumsequenzer, der ja eigentlich per Lauflicht-Buttons programmiert wird, kann über die Pads an- und eingespielt werden. Gut erreichbar sind links und rechts der Pads die Transportsektionen.
TR-808 bis Aira
Anfang der 1980er Jahre brachte Roland die TR-808 auf den Markt. TR stand für „Transistor Rythm“, es handelte sich um eine Drummaschine mit analoger Klangerzeugung und einem Stepsequenzer zur Programmierung. Wobei es „Drum“ nur teilweise trifft, die sechszehn Sounds sollten wohl eher Percussions imitieren. Im Gegensatz zu den Mitbewerbern war die 808 - übrigens angeblich dafür gedacht, dass Musiker Demos einspielen können - mit etwas über 1000 Dollar erschwinglich. In der Folge fand das Gerät und vor allem seine Sounds eine riesige Verbreitung, die 808 ist heutzutage einer der wichtigsten Eckpfeiler in der Entwicklung elektronischer Musik. Charakteristisch sind alle Sounds, besonders aber die Bassdrum sowie der typische Clap, was man bei frühen House, Hip Hop oder Electro (gemeint ist der „Planet Rock Electro“, nicht die EBM / EDM Version) nachhören kann. 1984 wurde die Produktion eingestellt, heute erzielen Gebrauchtgeräte Höchstpreise.
Vor einigen Jahren, zwischenzeitlich regierten Computer und Softwareprogramme, fand Roland den Weg zurück zur Hardware mit Kultfaktor. Mit der Aira-Serie kam auch eine TR-8 auf den Markt, die mehr ist, als eine Nachbildung der legendären TR-808. Vielmehr wurde der Sound der Vergangenheit mit den technischen Möglichkeiten der Gegenwart verknüpft. Die Klangerzeugung ist jetzt DSP-basiert und neben den Sounds der 808 stehen auch die des Nachfolgers 909 zur Verfügung. Natürlich ist nun auch eine Einbindung in ein rechnerbasiertes Umfeld (DAW) vorgesehen. Teile jener Aira TR-8 finden sich als TR-Sektion im DJ-808. Und damit zurück zum Thema.
Der Drumsequenzer
Im Vergleich zum Paten stehenden TR-8(08) präsentiert sich der Stand-Alone einsetzbare Drumsequenzer des DJ808 deutlich abgespeckt. Diese Reduzierung ist logisch und nachvollziehbar, handelt es sich bei dem hier rezensierten Gerät trotz allem um einen DJ-Controller. Nur eben einer mit Bonus. Mit Kick, Snare/Clap, Open- und Closed Hi-Hat stehen grundsätzlich vier Instrumentgruppen zur Auswahl. Über den Value-Regler kann jeweils eine Variation (606, 707, 808, 909) gewählt und somit ein individuelles Kit kombiniert werden. Alternativ dazu kann auch Seratos Sampler als Soundquelle dienen, was die Möglichkeiten wesentlich erweitert.
Über vier gemeinsame Drehregler läßt sich ein ausgewähltes Instrument in der Lautstärke (Trim), im Anstieg (Attack) und im Ausklang (Decay) sowie in der Tonhöhe (Pitch) "feinstimmen“. Die Programmierung eines Patterns erfolgt entweder via Einzeleingabe an den sechzehn Tastern des Sequenzers oder in Echtzeit über die Performance Pads. Hat man ein Pattern erstellt, kann dieses kopiert und variiert werden. Insgesamt sind wiederum sechszehn Pattern - inklusiver Speicherung - möglich. Merkt sich: maximal 16 Patterns a maximal 16 Steps. Das klingt nicht viel, ist aber gelebtes Retro und zudem die Grundlage unzähliger bekannter Songs.
Um etwas mehr Groove ins Arrangement zu bringen, stehen diverse Funktionen wie Shuffle, Scale, Akzent oder auch verstellbare Velocity-Werte zur Verfügung. Über vier kleine Fader wird die Lautstärke der einzelnen Drum-Instrumente gemischt. Ein Pluspunkt in der Praxis, lassen sich doch so "Spuren" ein- und ausblenden. Bleibt noch das Tempo, dieses wird über den Value-Regler voreingestellt und/oder über Sync mit dem Tempo der Decks in Serato DJ synchronisiert. In Gegenrichtung sind, wie bereits erwähnt, die Effekte der Software auf den Drumsequenzer anwendbar. Alles in allem genug Werkzeug, um einen Musikmix kreativ anzureichern. Wem das nicht genügt, der kann noch externes Equipment mit dem Roland DJ 808 zusammenbringen.
Der Voicetransformer
Ebenfalls aus der Aira-Serie stammt die Grundlage des Voicetransformers. VT-3 nennt sich ein Gerät zur Stimmbearbeitung in Echtzeit. Ähnlich wie bei diesem wird beim VT-Part des DJ-808 die Stimme manipuliert, soweit, so gewöhnlich, diese Effekte sind wohl bekannt. Auch ein Hall auf der Stimme oder ein Ducking (Talkover) ist nichts Ungewöhnliches. Spannend wird die Sache mit „Auto Pitch“, ein Feature, bei dem das Mikrofonsignal in der Tonhöhe einem ausgewählten Kanal angepasst wird, was für Autotune-mäßige Effekte sorgt.
Soundkarte, Anschlüsse und Software
Das Audio-Interface des DJ-808 arbeitet mit 24-bit und bis zu 96 kHz, wobei über die Optionen auch eine Samplerate von 44,1 oder 48 kHz gewählt werden kann. 14 (USB-) Eingängen stehen 12 (USB-) Ausgänge gegenüber. Die Signalwandlung erfolgt mit 24-bit A/D und 32-bit D/A. Im Test klingt die Soundkarte klar und druckvoll, zumindest über meine heimischen 6“ KRK habe ich keinen Grund zur Klage.
Die Anschlüsse auf der Geräterückseite fallen vielfältig aus. Von links nach rechts folgt auf Netzteil und Powerschalter eine Kombibuchse (XLR/Klinke) für das Mikrofon. Dieser ist ein Gain-Regler für das Mikro mitgegeben. Beides finde ich ungünstig platziert, hier würde ich die Vorderseite oder die Oberfläche vorziehen. Da der eigentliche Regler für das Volume des Mikrofons sich ebenda - bei der VT-Sektion - findet, fällt diese Kritik in die Abteilung Kleinigkeiten. Weiter geht es mit dem Master-Out, symmetrisch ausgelegt als XLR und unsymmetrisch als Cinch. Der Booth-Ausgang kommt wiederum als symmetrisches Klinkenpaar. Das darf man als Indiz für den Einsatz in professionellem Umfeld werten. Für die Zuspieler stehen zwei explizite Line- und zwei umschaltbare Line/Phonoeingänge zur Verfügung.
Über den 5-Pol MIDI-Ausgang wird ausschließlich eine MIDI-Clock gesendet. Zwei USB-A-Host-Anschlüsse dienen der MIDI- und Audio-Verbindung mit externen Geräten, z.B. der Aira Serie. In der Praxis würde der DJ-808 den Master geben, eingebundene Klangerzeuger folgen, die Ausspielung erfolgt über die Kanäle drei und vier des Mixers. Wird der TR-Part des DJ-808 im Stand-Alone-Modus genutzt, folgt er bei aktivem Sync auch einer eingehenden MIDI-Clock. Der verbleibende USB-B-Port stellt die Verbindung zum Rechner her, auf dem Serato DJ läuft.
Weiter oben wurden schon die Einstellmöglichkeiten zum Crossfader und den Kanalfadern erwähnt, die sich an der Frontseite befinden. Die Wahlschalter für die Zuordnung der Eingangsquellen sind ebenfalls hier zu finden. Bei Kanal 1 und 2 sind dies Serato DJ, Line und Phono. Bei den äußeren Kanälen 3 und 4 PC, Line und USB, was die extern eingebundenen Hardware meint. Schließlich ist da noch der Kopfhörerausgang - ausgelegt als kleine und große Klinke - sowie mit Volume, Mix und Mono-Split/Stereo Option.
Der Roland DJ 808 in der Praxis
Wie im Manual empfohlen, ist neben dem Download der Serato Software auch die Installation eines Treibers erforderlich. Das betrifft Mac OS sowie Windows. Anschließend wird die Hardware von Serato DJ erkannt und es stehen bis zu 4 Decks bereit. Diese können im Dual Deck Modus über die Jogwheels des DJ 808 angesteuert werden. Denkbar ist es ebenso zwei Decks über den Controller zu steuern und zwei über DVS (also mit Timecode über Plattenspieler oder CD-Player). Dafür ist allerdings der Erwerb des DVS-Erweiterungspacks Voraussetzung.
In der grundsätzlichen Bedienung unterscheidet sich der DJ-808 nicht von sonstigen Controllern, was ein Lob ist. Stichwort: intuitiv. Ich verzichte daher auf Details beim Zusammenspiel von 808 und Serato. Es läuft wie es soll und das hervorragend. Erwähnenswert sind folgende Punkte:
Pitchplay
Seit einiger Zeit ist Toneplay Bestandteil ambitionierter DJ-Mixe. Dabei werden Töne als Cue-Punkte angetriggert und zu neuen Melodien arrangiert. Pitchplay ist ähnlich, hier wird jedoch von einem Cue-Punkt ausgehend, dessen Tonhöhe geändert. Somit kann man auf den Pads wie auf einer Klaviatur spielen. Nötig dafür ist das Plug In „Pitch`n Time“. Das arbeitet ähnlich wie der Basis Time-Stretch-Algorithmus von Serato, qualitativ aber weit besser. Der Kaufpreis beträgt 29 Dollar, die man dank beiliegendem Gutschein jedoch spart. Nebenbei erwähnt: Pitch’n Time ist die eigentliche Wurzel von Serato. Bevor die Neuseeländer ihre DJ-Software an den Start brachten, entwickelten sie dieses Plugin für Pro Tools.
Key Sync
Ein guter Mix besteht nicht nur aus tempomäßig passenden Songs. Besonders beim harmonischen Mixen soll auch die Tonhöhe ähnlich sein. Key Sync fungiert hier vergleichbar zu Tempo Sync. Wird die Funktion an einem Deck aktiviert, ändert sich die Tonart in Annäherung zum Bezugsdeck. Bedeutet: Die exakt gleiche Tonart ist nicht immer möglich, hier schlägt Serato die naheliegenste Variante vor. Alternativ kann auch manuell eine Tonart gewählt werden. Wer sein Know-how vertiefen möchte, dem sei das Stichwort Camelot System mitgegeben.
Flip
Serato Flip ist ein Erweiterungspack (Kosten 29 Dollar), mit dem sich Hot-Cue-Handlungen aufzeichnen und wieder abrufen lassen. Dadurch können Edits erstellt werden, ohne die eigentliche Datei zu bearbeiten. Ebenso kann man zum Beispiel Toneplay-Sequenzen vorbereiten. Beim Roland DJ-808 sind die Pads in Kombination mit den Parameter-Tasten für die Bedienvorgänge verwendbar, auch wenn es sich nicht explizit in den Labels der Pads widerspiegelt.
Pads bei TR-Nutzung
Im TR-Modus dienen die Pads dem Einspielen von Drumsequenzen in Echtzeit. Dabei bilden die oberen vier Pads das in der TR-Sektion ausgewählte Drumkit (Kick, Snare / Clap, Open HiHat, Closed HiHat) ab. Die vier unteren Pads enthalten zugehörige Roll-Effekte. Die Stärke des Effekts wird durch den Anschlag des Pads bestimmt. Nutzt man diesen Modus mit Shift können gespeicherte Patterns des Drumsequenzer über die Pads getriggert werden. Beides finde ich persönlich bereichernd, besonders Freunde des Live-Fingerdrummings bietet sich hier zusätzliches Potential, welches über das des Lauflichtsequenzers der TR-Sektion hinausgeht.
Beats bauen in der Praxis
Zum einen lassen sich Pattern in Echtzeit über die Performance-Pads aufnehmen. Der Ablauf ist simpel: Drumsounds auswählen, Pattern für die Aufnahme und Notenwert (Scale) auswählen, Aufnahme aktivieren, einspielen. Anschließend kann ein Pattern kopiert und variiert sowie (auch auf dem Rechner) gespeichert oder geladen werden. Und wie bereits erwähnt, lassen sich auch Sounds aus dem Sampler von Serato DJ als Grundlage für ein Pattern nutzen.
Der zweite Weg zum Beat ist der klassische, via Lauflichtsequenzer. Sechszehn kleine Buttons symbolisieren Steps in einem Takt. Je nach ausgewähltem Notenwert ist die Anzahl unterschiedlich. Im Fall einer 1/16-Einstellung entsprechen die 16 Buttons 16 Noten eines 4/4 Taktes. Es gibt ganze Seiten, die sich dem Thema 808-Programmierung verschrieben haben, mit dieser Basis läßt sich trefflich experimentieren. Egal, ob weitere Elemente oder individueller Klang eines Drums, ob Effekt oder das Tempo, der Sequenzer des DJ-808 ist auch für Anfänger einfach zu handhaben.
Sync zwischen TR und Serato DJ
Wie bekommt man nun aber einen eigenen Drumbeat mit einem Track in Serato DJ koordiniert? Dafür gibt es auch an der TR-Sektion einen Sync-Button. Mitunter musste ich diesen mehrfach betätigen, bis Deck und Drumbeat synchron liefen. War das der Fall, folgte der Sequenzer der Vorgabe aus dem Deck, auch bei Betätigung des Pitchs. Andersrum folgte das Tempo des Decks ebenfalls einem - via Value-Regler - geänderten BPM-Wert am Drumsequenzer. Sehr gut! Wichtig ist natürlich das Beatgrid des Tracks in Serato. Je besser die Vorarbeit war, um so tighter das Ergebnis.
Effekte
Zu unterscheiden ist zwischen zwei Effektarten. Die vier gut klingenden Kanaleffekte wirken sich postfader und - wie der Name nahe legt - ausschließlich auf die Kanäle aus. Das ist etwas schade, wären Mikrofon oder Drumsequenzer weitere dankbare Adressen von Effekten. Dafür stehen die Kanaleffekte auch im Stand-Alone-Modus des Mixers zur Verfügung und können auf alle Eingangssignale er Kanäle angewendet werden.
Die zweite Art sind die wohlbekannten iZoztope-Effekte aus Serato DJ. Diese kann man auf den Drumsequenzer und die vier Kanäle schicken. Da die Software zwei Effektsektionen besitzt, findet sich am DJ-808 zweimal die zugehörige Hardware. Je vier Drehregler und vier Buttons ermöglichen die Effektbedienung. Abhängig vom gewählten FX-Mode sind die Einzelparameter eines Effekts steuerbar oder Effektverkettungen mit nur einem Regler. Die Anzahl der Effekte wird dadurch bestimmt, ob man nur den Standard nutzt oder Erweiterungspacks zugekauft hat.
DVS & MIDI
Zur ganz großen Bedienzentrale wird der DJ-808 mit seiner DVS-Option. Das eingebaute Interface unterstützt also den „Timecode“ von Serato. Nach Zukauf des DVS-Expansion-Kits (99 Dollar) und des notwendigen Tracking-Vinyls (ab 36 Euro/Paar), kann Serato DJ per Turntable gesteuert werden. Alternativ ist auch ein CD-Player als Steuereinheit denkbar. Die Kombination von Turntable und CD-Player - als DVS-Steuerung - ist aber nur dann möglich, wenn der Turntable ein Line-Ausgangssignal liefert.
Mein DVS-Versuchsaufbau bestand aus vier Decks. Zweimal Steuerung über Jogwheels, zweimal über Vinyl und Plattenspieler. Die Eingänge der Plattenspieler liegen beim Roland DJ-808 auf den Innenkanälen des Mixers (1/2). Folglich sind das die Decks, die ich mit Vinyl bediene. Die anderen Decks laufen auf den äußeren Kanälen (3/4), was meine Liebe zur Symmetrie stört. Ich hätte es, da die Plattenspieler links und rechts den DJ 808 flankieren, lieber, wenn mein Setup das spiegeln würde. Also linker Plattenspieler (Kanal 3), linkes Jogwheel (Kanal 1), rechtes Jogwheel (Kanal 2), rechter Plattenspieler (Kanal 4). Laut Manual ist unter den Hardwareeinstellungen des DJ-808 eine Option vorhanden, welche die Ausgangskanäle tauscht. Deren einzige Auswirkung war es jedoch, dass kein Eingangssignal vom Plattenspieler mehr anliegt. Seltsam.
Via MIDI-Clock ist eine Verbindung mit externen Geräten möglich. Über den 5-Pol MIDI-Ausgang sendet der Roland DJ-808 Sync-Informationen, über die USB-Ports laufen weitere Daten-Informationen. Bei der Verwendung ohne Serato DJ (Mixer/Drumsequenzer Stand-Alone) werden die Eingänge bei mehreren abgeschlossenen Quellen in einer Prioritätsreihenfolge behandelt: 1) USB PC, 2) USB Host 3, 3) USB Host 4. Wie bereits geschildert wird das Audiosignal von via USB-Port angeschlossener, externer Hardware direkt auf dem DJ-808 ausgespielt. Leider gibt es keinen Auto-BPM. Mit einem solchen könnten sich externe Klangerzeuger nach dem Tempo von z.B. einer zugespielten Schallplatte richten. Konjunktiv II. Im Regelfall wird jedoch Serato DJ aktiv sein und somit das Tempo vorgeben.
Fazit
Rolands DJ-808 darf man getrost als Kreativtool bezeichnen. Als Controller für Serato DJ hervorragend umgesetzt, legt der Drumsequenzer eine weitere Schippe drauf. Ideal für Liveremixe oder Performanceelemente wie Fingerdrumming. Besonders empfohlen sei das Gerät denen, die mehr machen wollen, als nur zwei Tracks ineinander zu mixen. In Umkehrung bedeutet das natürlich die Pflicht zur notwendigen Beschäftigung mit den vielen Möglichkeiten. Aber keine Scheu, der 808 ist ein williger Partner, Funktionen erschließen sich sehr einfach, was zu schnellen Erfolgserlebnissen führt.
Wirkliche Abstriche habe ich nicht zu machen, bei meinem Test manifestierten sich aber einige Wünsche. So vermisste ich - neben eigenen Effekten beim Drumsequenzer - eine Möglichkeit diesen "Anzuschieben oder Abzubremsen". Mir würde es auch gefallen, wenn mehr Informationen aus den Decks der Software an der Hardware ablesbar wären. Die Empfindlichkeit der Pads oder die Reihenfolge der Kanäle ist eine individuelle Sicht der Dinge. Unter den derzeit vorhandenen Optionen habe ich nicht die zu mir passende gefunden, was sich aber mit zukünftigen Updates ändern kann. Für den häufigen Transport ist unbedingt zu einem Case zu raten. Drittanbieter haben so etwas bereits im Angebot, Roland will demnächst nachziehen. Insgesamt hinterläßt der Roland DJ 808 einen sehr guten Eindruck, mit Tendenz zur Begeisterung. Das kommt bei mir nicht so häufig vor.
Preis: 1499 EUR
Mehr Informationen auf der Roland-Website.
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